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muff Muffel ~lig ~elig muffeln muffen Muffer muffig muffzen
Múff: 1) interj. zur Bez. eines dumpfen, kurz- abgebrochnen Hundegebells (Frisch) und ähnlicher Laute, z. B. von mürrischen, brummenden, maulenden, bissig tadelsüchtigen Personen, z. B.:
Sist Nichts mit den alten Weibern! . . | Miff, m., geht’s im Hause | den ganzen Tag ’rum. FNicolai Fein. Alman. 2) m., –(e)s; –e:
a) (s. 1) dumpfes Hundegebell.
b) (s. a und
1) ein großer, namentl. dumpf bellender, bissiger Hund und übertr. auch auf Pers., z. B. Maulhänger, mürrischer Tadler. Spate; Schm. 2, 554 (= „Muffer und weibl. Muffel“, schwzr.: Das Muffi etc. Stalder; So ein Muffig’sicht von Städter. Gotthelf Sch. 269 etc.), ferner nam. in der (holländ.) Bez.: Deutscher M. (s. LBüchner Leb. 2, 26 etc.), vgl.: deutscher Bär (s. d. 3), z. B.: Schwärmerei ist der Zustand, worin sich der Hanswurst von Franzose und der Bull von Engländer oft befindet und der deutsche M. fast immer, Altniederland aber niemals. Immermann M. 2, 182; Du bist ein ausländischer Hund, ein deutscher M. oder so Etwas dgl.; denn hättest du nur einen Tropfen niederländisch Blut in deinen Adern etc. HSmidt gH. 2, 96 U. v. von den Hollandgängern in Holland etc. Ahnlich auch: Der Muffmaff, eig. und übertr., z. B. von großsprecherischen Soldaten: Marterhansen, Hanshumm, Muffmaffen. Fischart Garg. 232a etc. c) Schimmel; dumpfer, modriger, anbrüchiger, müchelnder (s. d.) Geruch: Kein M. ist an deinem Kümmel. Rückert Mak. 2, 189 etc. d) M., M.-Knaster, der beste Varinas- und Marakaiboknaster, wohl nach c: muffige, d. h. hier in lobendem Sinne alte (s. d. III im Anfang), abgelagerte Waare. e) auch mit Mz.: Müffe und Verkl.: Müffchen, lein: ein meist v. Damen getragnes Kleidungsstück, gw. von Pelzwerk, eine hohle Röhre, um von beiden Seiten die Hände und Vorderarme hineinzustecken und warm zu halten: Der M. oder Muffel. Spate (und bei Steinbach 2, 79: der Muffer); Rauhes Schlackenwetter | trieb uns in M. und Pelz. Langbein 1, 194; In der Dachsröhre des M–es etc. JP. Fat. 1, 149; 145 etc.; Überschlag, M., Mantel [des Pastors]. JBMichaelis 93; 117, nach dem versch. Rauchwerk z. B.: Einen großen Bären-M. Brentano Fr. 1, 125; Einen Brief aus dem Nerz-M. hervorziehend. Willkomm Bank. 1, 338; Fuchs-, Hermelin-, Luchs-, Marder-, Zobel- M. etc., auch: Der Franzose brachte die Federmüffe wieder in Mode, nachdem er das Rauchwerk aus Kanada verloren hatte. Möser Ph. 1, 18, mit bunten Federn statt mit Pelzwerk besetzt; ferner: Hand-M., ein kleiner, worin bloß die Hände Platz haben; aber auch, nam. verkl., pelzgefütterte Fausthandschuhe, wie auch: (Hand-)Müffchen, Pulswärmer, aus Wolle gestrickte oder gewebte zuw. auch pelzgefütterte Röhren, die über die Hand hinüber auf den Vorderarm gezogen, diesen in der Gegend der Handwurzel eng anschließend bedecken, s. auch f. f) (s. e) nach der Ahnlichkeit vielfach (Technol.): eine kurze über Etwas gezogne Röhre oder Hülse: Die Röhren [zu Drains] werden gew. nur stumpf an einander gelegt ..; wünscht man, sie fester zu verbinden, so geschieht es durch kurze M–en etc. Karmarsch 1, 552; [Das Drahtsieb an der Cylinderpapiermaschine] ist an seinen Enden zusammengenäht und bildet also eine Art * Schlauch oder M., welchen man auf das beschriebene Gerippe bringt. 2, 815; Daß die Gurgelröhre der Feuerspritze einen Kuppel-M. bildet, dessen Verbindung [Verkupplung] durch Schrauben, Stoß- und Gegenscheiben bewirkt wird. 1, 767; M., eine Hülse, womit die Zapfen oder die Wellen zweier neben einander stehender Räder, Scheiben etc. vereinigt werden, so daß das eine Rad das andre mit herumdreht. 3, 29 etc.
~el: 1) m., –s; uv.:
a) Schnauze, nam. der vordre Theil derselben (frz. mufle), s. muffeln 1, dann auch: ein Wesen mit dicken, hängenden Lippen, nam. ein solcher Hund.
b) Bauk.: ein zur Verzierung dienendes Thier-, nam. Löwengesicht, z. B. für ausströmendes Wasser an Fontänen, an Rinnleisten etc. (frz. mufle).
c) s. Muff 2e.
2) f.; –n:
a) s. Muff 2b.
b) Chem. etc.: ein gewölbtes Behältnis, darunter Glühungen bei Luftzutritt vorzunehmen und zu beobachten, schon bei Matthesius (s. Frisch): Die Flamme schlägt durch Löcher zwischen den M–n durch. Forster Ans. 2, 383; Wie er den Stein unter einer M. geprüft. G. 27, 196; M., ein gw. aus feuerfestem Thon nur in besondern Fällen, z. B. bei der Glasmalerei aus Eisen bestehnder Behälter in Gestalt eines liegenden, die Wölbung nach oben kehrenden halben Cylinders, der an der untern und hintern Seite durch flache Böden geschlossen ist etc. Karmarsch 2, 671 u. o.
~(e)lig~(e)lig, a.:
muffig (2): Der muffliche Geruch der Hemden. ABaudissin (Gartenl. 61) 138a.
~eln: 1) tr. und intr. (haben):
„mit vollen Backen oder mit wenigen oder ganz fehlenden Zähnen kauen [z. B. Rockenphil. 3, 27 etc.]; (verächtl.) kauen überh.“ Schm., auch müffeln. Spate 977; 1305; mümmeln, mümpfeln. ebd., mummeln (s. d.), mampfen (s. d.), schwzr. munzen. Stalder 2, 211 etc., zuw. auch nur von einem Thun mit m–dem Munde, z. B. unvernehmlich reden, und. —: Be-m., tr.: mit dem Muffel (1a) oder der Schnauze berühren etc.: Obwohl sie der Alte beküsst und mit seinem Munde bemuffelt. Wiedemann Jul. 76. 2) einmummen (s. d.), verhüllen. Campe, s. muffen 2.
3) ein wenig nach Muff (s. d. 2c) riechen, mücheln (s. d.), auch mit Umlaut: Müffelndes Schwarzwild lobte der Vorfahr. V. H. 2, 121; Stalder, s. muftig.
~en: 1) intr. (haben):
(s. Muff 1 und 2a) mit kurzabgebrochnem dumpfen Laut bellen: Der Hund mufft. Auch von Pers.: murren, brummen, maulen, schelten etc. Schm.; Brem. Wör- terb.; Stalder. Dazu wohl auch: Dann hebt sich auf der Gaß ein M. [scheltendes Lärmen], | ein Pöcken [s. böcken 6] und Herwieder-Puffen. HSachs G. 1, 157 etc., vgl. muffzen. 2) tr.: einmummen (s. d.), einhüllen, z. B. in einen Muff und Ahnliches, so auch Zsstzg., z. B.: Die gläubig verschränkten Hände in die Rockärmel zu ver- m. Heine Reis. 2, 224 (versch. 3). 3) intr. (haben): nach Muff oder muffig riechen, s. muffeln 3 und muffzen, auch mit Uml.: Das Wildbret, das Mehl, die Butter mufft oder müfft; Es mufft oder müfft in der Stube, in dem Schrank etc. Nach Campe so auch: „müffern und im Hennebergschen mückern.“ Auch Zsstzg., nam. (versch. 2): Ver-m., intr. (sein): durch und durch von Muff erfüllt sein, muffig riechen, z. B.: Auch roch es in den Zimmern so altmodisch und vermufft. Hackländer Tag. 1, 277 etc., ferner wie bair. „vermucken“ (s. mucken, Anm.) und niederd. „vermückern, vermickern“ (s. Mick, Anm.): zunächst durch Mangel an frischer, freier Luft dann überhaupt nicht zur frischen, vollen, gesunden Entwicklung gelangen, schmächtig und schwächlich werden und bleiben, wie auch tr. oder faktitiv = ver-m. machen, meist mit Uml.: Leute von Genie müßten klein und hager, kränklich und vermüfft aussehen. G. 25, 265; 266; Eine vermüffte Turteltaube, die schön fühlt und miserabel gurrt. Heine Reis. 4, 19; Nachdem so Viele an Leib und Seele vermüfft worden waren, daß sie nie erfahren hatten, sie besäßen Arme, Füße, Schenkel, Muskel, Sehnen. Immermann 12, 346 etc.
4) intr. (haben): Der Taback mufft, riecht nach Muff (s. d. 2d und vgl. knastern).
~er, m., –s; uv.:
1) Einer, der mufft (s. muffen 1 und Muff 2b).
2) s. Muff 2e.
~ig, a.:
1) (s. Muff 2b) maulend, mürrisch, brummisch, verdrießlich oder verdrossen: Die Schrecknisse eines Familientisches, wo jedes Glied .. m. schweigt. G. 18, 81; Machst du wieder ein Gesicht? .. Wart! ich will dir dein m. Wesen vertreiben. Ein Wirthsbursche muß immer munter, immer alert sein. 9, 309 etc., auch: muffisch. Schm. 2) nach Muff (s. d. 2c) riechend, müchelnd (s. d. und Anm.), unfrisch, anbrüchig, modrig, verschimmelt etc., eig. und übertr. (auch mit Uml.), z. B.: Sie badete auch täglich und so war ihr auch zugleich geistig jedes „Müffige“, wie sie’s nannte, verhasst. Gutzkow R. 1, 329; Ein solcher müffiger Dunst und Schwaden. Immermann M. 2, 244; Der müffigste, mystische Trödel. 342; M–es Stroh. Langbein 2, 4; Thaten, welche den Edelmann besser kleiden als ein bischen m–es Griechisch und Latein. Münchhausen 24; Müffger Samen. Schlegel Sh. 1, 150; Eine rohe, m–e [stinkende] Haut [des Gärbers]. Schwab 385; Das m–e Heu. V. 2, 88; Die leere Spreu, den m–en Auskehricht. Ant. 1, 99; Mein Vater hatt’ etwas Unfrisches, etwas Müffiges, eine Art Beigeschmack. Sh. 2, 31; Den Gebrauch muffichter Worte. Ländl. 1, 146; Gesperrt zu sein . . in dieses muff’ge Faß. W. 12, 21; Dem m–en Grab’ entkrochen. 15, 102; Wenn die Blätter etwas mufficht rochen und ein Ansehn von moderndem Alterthum hatten. 16, 39; In dieser alten und muffichten Burg. 32, 80; Solche m–e Brocken von der ersten besten Leichenpredigt. 34, 33; Es in ihren Kisten und Kasten mufficht werden zu lassen. Luc. 3, 27; 1, 163 etc., auch: So ein Sündenvater und m–er [alter, verstockter] Ketzer. 339 Sch. 325b.
3) von Taback: nach Muff (s. d. 2d) riechend.
~zen, intr. (haben):
1) muffen (1): Wer darf hiewider nur m.? Fischart B. 66a, vergl. mucksen (muchsen, zu „muh“). 2) muffen (3), auch mit Uml.: M–des, müfzendes Fleisch.
Anm. Die meisten der vorstehnden Wörter (s. auch Möff etc.) dürften auf Tonwörter zurückzuföhren sein. Dies ist ohne Bem. klar von Muff 1; 2a (und b), muffen 1 und muffzen 1. Zu Muff 2c (und d), muffeln (3), müffeln, muffen 3 (und 4), muffig 2 (und 3) und muffzen 2 vgl. mücheln, Anm. und gr. μύ, als Tonnachahmung des Schnüffelns und Schnaubens bei faulem, widrigem Geruch oder zu ital. muffa, Schimmel; frz. moufette, Moderdunst (s. Mofette) etc. Diez 234. Wie ferner an „mum!“ (s. d.) sich „mumme(l)n“ (s. d.) schließt, sowohl in der Bed. des Kauens mit geschloßnem Munde’ (s. auch mampfen), des Brummens und unvernehmlichen Sprechens als auch des Einhüllens etc., so dürfte auch zu „muff!“ (1) mit der Bed. des (warm) Einhüllenden zu stellen sein: Muff (1e) und Muffel (2b), vgl. engl. muffle, mummeln, d. h. sowohl: unvernehmlich sprechen, als auch einhüllen; muffler, eine Verhüllung fürs Gesicht, für die Augen etc. (z. B. I spy a great beard under her muffler. Shakespeare 50b; Fortuna is painted blind with a muffler before her eyes.393a etc.), ferner „it. muffare in camuffare, verkappen, für capo–muffare, den Kopf vermummen. . . . Desselben Stammes ist frz. moufle, Fausthandschuh“ etc. Diez 234. Schwerlich dagegen ist Muff (1e), wie Grimm will, mit mhd. mouwe, Ärmel (s. Magen, Anm.) und dies wieder mit goth. mavi (Mädchen) zusammenzubringen. Für Muffel 1 (a und b), vgl., insofern die Bed. des hängenden Mauls hervortritt Muff 2b, sonst aber auch Diez 234, z. B. frz. moufler, die Backen aufblasen etc. und 693 die Schnauze, wie überh. über die sich mehrfach berührenden Stämme Weinhold 63a und das dort Angeführte, ferner nam. auch: mupfen etc. (Frisch 1, 675b) = den Mupf, den Muff schlagen etc. (Zarncke Br. 315b), den Mund höhnisch, spottend verziehn etc. (vgl. Mops).