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müde
I. Mǖde, a.:
1) durch Mühe etc. erschöpft; Neigung und Bedürfnis in sich verspürend zum Ausruhn, zunächst zum Schlaf, allgemeiner zum Aufgeben von Etwas, zu dessen Fortsetzung es an Kraft oder an Lust oder an Beidem gebricht, eig. und übrtr.:
a) als O attrib. Ew.: Das m. Kind zur Ruhe bringen, ins Bett legen; Der m. Wandrer; |Das m. Pferd; Die m–n Glieder, Füße, Knie, Hände ausruhen, sinken lassen; Die m–n Augen reiben, kaum aufbehalten können; Der m. Leib; Der m. Geist; Die m. Seele; Stärket die m–n Hände und erquicket die strauchelnden Kniee. Jes. 35, 3; Richtet wieder auf die lässigen Hände und die m–n Kniee. Hebr. 12, 12; Ich will die m–n Seelen erquicken. Jer. 31, 25 etc. und substant.: So erquicket man die M–n. Jes. 28, 12; Er giebt den M–n Kraft. 40, 29 etc. Dichterisch auch nicht bloß: Die m–n Schritte schwanken sehr. Cham. 3, 84; Dorthin bewegten wir .. die m–n Schritte. G. 6, 88 = Füße, sondern auch, das Unbelebte mehr oder minder personificierend: Die m–nRuder ruhten. Michaelis 36; Lege | den m–n Nachen bei! Rückert 1, 265; Nun feire der Dank in Ergießungen ihn | nie m–n Gesangs. Platen 4, 99; Die m–n Abschiedsstrahlen. Sch. (Hoffmeister Nachl. 1, 9) etc., s. 2.
b) prädikativ, ohne abhäng. Verh.: M. und matt (5. Mos. 25, 18); hungrig, m. und durstig (2. Sam. 17, 29) sein; M. wie ein Hund (Heine Reis. 1, 101; Zelter 3, 53 etc.) od. hund(s)-m. sein; M. werden, zUW. auch: Jmmer m–er und m–er wurde ihr [zu Muthe etc.]. Gutzkow Zaubr. 1, 73 etc.; Einen m. machen; Ein Pferd m. reiten, m. jagen etc. und nam. oft refl. (s. Sich): Sich (an Etwas) m. arbeiten (Sir. 38, 29), schreien (Ps. 69, 4), seufzen (Jer. 45, 3), erzählen (Börne 4, 134), sehn (Frese G. 1, 50; W. 10, 39; 33, 327 etc.), pilgern (Gutzkow R. 9, 335), schreiben (H. Ph. 13, 241), kämpfen (Meißner Gd. 94), fressen (Möser Ph. 3, 198), rathen (Ramler F. 2, 358), lesen (Thümmel 2, 188) u. ä. m. Ferner mit abhäng. Verh., meist prädik.:
c) mit abhäng. Infin. zur Bez. Dessen, was man nicht mehr fortsetzen mag, woran man Uberdruß und Unlust empfindet (s. d und e): Mein Volk ist m., sich zu mir zu kehren. Hos. 11, 7; Ich bin es m. zu leiden. Jes. 1, 14; Weil die Parteien, m. sich zu kränken, | in unserm Bund auch ihren Frieden sehn. G. 35, 269; Sobald man m. wurde [aufhörte], sie zu verfolgen, sobald wurden die Christen m., tugendhaft zu sein. L. 11, 26; 8, 258; Wenn ihr zuzuhören nicht m. seid. W. 11, 235 etc. Versch.: Zu m. sein, Etwas zu thun, nicht die Kraft dazu haben, z. B. 1. Sam. 30, 10; 21 etc.
d) (s. c und vgl. f) mit Genit.: Er ward des Weges noch nie m. Jes. 41, 3; Ich bin des Erbarmens m. Jer. 15, 6; Ward ich ihrer auch überdrüssig [s. d.], wie ich ihrer Schwester auch war m. geworden. Hes. 23, 18; 22; Hos. 8, 10; Cham. 5, 105; Ich bin des Treibens m. G. 1, 28; Bis sie einst der Wallfahrt m., | eingehn in gesell’ge Ruh. 35, 404; H. 15, 103; Daß er uns dieses Lebens m. und satt macht. Luther 5, 533b; Wenn er ihrer m. ist. Möser Ph. 4, 124; Sie ist der Sonne müd’ und ihres Lebens. Sch. 609b; 580a; Der langen Anstrengung m. [s. f]. 705b; Da m. ward der zaubernde Greis der Verwandlung. V. Od. 4, 460; 24, 388 etc.
e) mit Acc. st. Genit., nicht bloß allgm.: Es [s. d. 9], z. B. W. 1, 13; 197; 11, 133; Luc. 1, 220 etc. oder: Das (Grimm M. 110 etc.) m. werden etc., sondern auch (vgl. überdrüssig): „Seid ihr mich schon m.?“ Euch nicht sowohl, als euren Umgang. G. 9, 59; 29, 253; Sie wurden diesen Unfug m. 28, 114; Grube 3, 9; Ach was bin ich manchmal meine Bücher m. König Kl. 2, 23; Keine Lobrede. .Ich bin sie müde. Leisewitz Jul. 70; OLudwig Th. 1, 165; Stilling 1, 68 etc.
f) mit Präpos. zur Angabe Dessen, was m. macht, die Müdigkeit bewirkt, nam. ,,von“, vrsch. der Genit. (d), der sich doch mit dieser Fügung zuw. nahe berührt: Wer von einer Arbeit oder Anstrengung m. ist, Den hat sie m. gemacht, so daß er des Ausruhns, der Erholung bedarf; wer ihrer m. (oder überdrüssig) ist, Der will und mag sie nicht fortsetzen (s. d: Sch. 705b); Da nun Jesus m. war von der Reise, setzte er sich. Joh. 4, 6; M. und abgehetzt von so vielen vergeblichen Anstrengungen. Prutz Mus. 3, 59; Die geben uns vom Streite M–n leicht den Tod. Simrock N. 2034; Wir wollen müd’ und matt vom Stubenhocken | auch einmal an des Herrgotts schöner Welt | uns erlustieren. Werner Lthr. 127 etc., vgl. (mehr dem Genit. sich nähernd): M. von außermenschlichen Gegenständen, kehre ich zurück und suche den Menschen. Knebel 3, 127; M. von der Welt. Oehlenschläger Corr. 167 etc. (vgl. Zsstzg.). Auch: Daran die Leute m. geworden sind. Hab. 2, 13 [vgl. b: Sich m. arbeiten etc. an.]; Du bist m. vor der Menge deiner Anschläge. Jes. 47, 13; Man 43 O