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mucken
Múcken: 1) intr. (haben):
s. mucksen:
a) einen Muck (s. d.), leisen Laut hören lassen: lEs soll nicht ein Hund m. 2. Mos. 11, 7; Nur sollte Keiner m., | der nicht so denkt wie wir. G. 3, 61; Und ich soll nicht m.? nicht heimlich? auch in die Gruft nur, | nirgend es einvergraben? O Buch, ich grab’ es in dich ein. H. 11, 147; So möcht’ ich doch Den sehen, der über des Schultheißen Nikola Frau zu m. [das geringste Nachtheilige zu sagen] wagte. Kinkel E. 256 etc. Nam. auch als Zeichen der Unzufriedenheit, gegenredend, widersprechend: Er muckt noch?! G. 34, 335; Das sage ich dir und mucke nicht! LSchefer Rom. 5, 71; Jhr mucktet nicht, und wenn euch der neue Bürgermeister befähle etc. Willkomm Pomm. 1, 54 etc., so oft mit abhäng. „wider“ (gegen): Und wäre Jemand so kühne gewest, der etwas hätte daran gezweifelt oder dawider gemuckt. Luther 8, 39a; 89b; 210a; 5, 148a; SW. 60, 252; 63, 276 etc.
b) (s. a) Das, was man äußern möchte, zurückdrängend oder unterdrückend, still sein, sich ducken etc.: Der Kirchen Macht ist todt; wer auf die Inful hält, | muckt, fleucht und ist vorlängst auf Laud’s sein Grab gefällt. Gryphius Fr. 382; Er muckt dann ein paar Wochen und dann tumultuiert er wieder vierzehn Tage. Spindler Stadt 4, 105, s. d.
c) (s. a und d) in dumpfem, mißmuthigem Schweigen befangen sein: „Gern singt .. das Volk am Süd, .. am Nord. . . Nur Scheidevölklein m. wohl, | vom Nebel dumpf und dumm.“ | Fehl’ uns auch Sonn’ und heitrer Pol, | doch m. wir nicht stumm. V. 4, 105.
d) (s. a und c) durch einsilbiges Wesen, Murren, Brummen, Maulen, Gebärden, seinen Mißmuth, üble Laune an den Tag legen (vgl. Mucke 7, nam. die Stelle aus V., u. muckig, muckisch): Es war einmal ein Grübelkopf, | der immer schalt und muckte. Langbein 2, 161; Wer nicht des offnen Himmelblaus | sich freut, Den lacht der Kuckuck aus. | Dem Mucker ruft er zu: | Was, Mucker, muckest du? | Mit uns und Nachtigallen | muß dein Gesang erschallen! | Verstummt man noch, dann macht er Spuk etc. V. 4, 47; Bis du lachst und der Gegner muckt. 54; Nimm an, sie mault: ich sag, ihr Blick sei klar. .. Nimm an, sie muckt und redet nicht ein Wort: | dann preis’ ich ihre Zungenfertigkeit. Sh. 3, 371; Nun, Tochter Katharina, so gemuckt? [so muckisch, Mißlaune zeigend]. 377 etc., auch von personif. Ggstdn.: Schnaubt sogar der Erbfeind Ost | mir am Fenster m–d [seine Mucke, böse Laune auslassend]. V. 4, 5 etc., s. e.
e) (s. a und d) Ein Übel etc. muckt, äußert sich, freilich nicht offen und in seiner ganzen Heftigkeit, aber doch leise und dumpf, z. B.: Ich habe zwar bisher ohne Schmerzen gelebt . ., allein die Gebrechen m. doch immer hier und dort. G. Br. 253b; Zwischen dem Zahnreißen .. nur leiseres M. V. Br. 1, 140, vgl. tucken.
f) (s. d und e) Eine Sache muckt, es muckt mit der Sache, sie hat Mucken, Übelstände, die an ihr haften und einen guten Fortgang hindern.
g) (s. a) eine geringe, wenig merkliche Bewegung machen, zucken, sich rücken, z. B.: M., wenn der Schütz beim Abdrücken mit dem Kopf zurückfährt. Laube Br. 275 (s. Schm.); Keiner mucke von der Stelle! Wer sich rührt, ist des Todes. G. 35, 47 etc. (s. 2). 2) ref. (s. 1a und g) sich auch nur den geringsten Laut, die geringste Bewegung erlauben, sich mucksen, sich mausig machen: Thun sie heimlich dir ein Wehe, | darfst du dennoch dich nicht m. Heine Rom. 158; Wer sich muckt. Höfer V. 124; Sie werden ihm schon die Peitsche zu kosten geben, wenn er sich muckt. Mügge Tell 119; Weil die Zöpfe bei Tage sich nicht m. dürfen, so gelobten sie . ., sie wollten wieder Nachtbuben machen und uns auflauern. Ruge Rev. 2, 5. 3) tr. (s. 1b) Einen m., ihn m. machen, ihn still machen, ducken, unterdrücken etc.; Wird geduckt und gemuckt von uns. Droysen A. 2, 33 etc.; aUch, nam. ab-m. = heimlich tödten: Den hat Einer abgemuckt, der in der Rebellionnacht vielleicht sein Feind geworden ist. Klencke Gsp. 3, 221; Einen beliebigen Tyrannen ab-m. Scherr Sch. 2, 17 etc., vgl. bair.: ab-, der-mücken. Schm. 2, 548 und abmurksen.
Anm. S. muck, doch auch für den (wie in Mücke 7 und Mucker) vielfach hervortretenden Begriff der Heimlichkeit, des Versteckten meucheln, s. mhd. mocken (Benecke 2, 216a vgl. 226a). Vgl. nam. Schm. 2, 549 „mocke(l)n, mucken, muck(e)zen: leise verstohlne Bewegungen machen oder Laute von sich geben“ etc. S. mucksen, Anm. Vielleicht gehört auch mücheln (s. d.) hierher, als das Versteckte, von der freien Luft Abgesperrte, Dumpfe für den Geruch, vgl. bair. der-, ver-mucken: (von Holz) verdumpfen, vermorschen; (von Thieren und Pflanzen) = vermickern (s. d., Mick, Anm. und vermüffen). Nbnf. und Fortbild. s. die Sanders, deutsches Wörterb. II. folg. Wörter, ferner nam. schwzr.: Hörte ich oft von den Bauern muckeln [leise äußern], man könne etc. Gotthelf 5, 4; 42; Jch muckelte meine Gedanken meinem Begleiter. 97 etc.; „Anna Marei!“ muckelte er dumpf [rief er mit halber, leiser Stimme]. Sch. 282; Der Knecht muckelte [brummte, äußerte seine Verdrießlichkeit] stark im Gemüthe. U. 2, 59 a Der Vater hatte darüber gemuckelt. G. 138; Wenn einmal sein Mann muggeln sollte, so hab ich’s in der Hand, ihn zu geschweigen. 319; Muggeln, Mucken haben. 343 etc.