Faksimile 0331 | Seite 329
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Moos
Mōōs: 1) n. (m.), –es; –e; Möschen, lein; -:
Botan.: eine Klasse der Akotyledonen, „grüne Pflanzen ohne Spiralgefäße und Blüthen, aus echtem Zellgewebe bestehend“ (s. Oken 3, 177 ff.) und darunter nam. „die echten M–e (Frucht-M–e), dünne Stengel voll Blättchen, welche gestielte Kapseln tragen“ (260), auf der Oberfläche von Mooren, auf Steinen, Baumstämmen etc., oft ein sich verfilzendes, wolliges, weiches Gewebe bildend: M. zur Streu; Die Fugen mit M. verstopfen; Jch bett’ es .. | auf weiches M. B. 48a; Den größten Antheil an der Bildung der Torfmoore [s. 2] des Böhmerwalds haben M–e, und zwar Sphagnum-Arten. Grube 3, 143; Es bewächst | eure Male schon ernstes M. Kl. Od. 1, 213; Da dem Todten sein M. [sein Grab schon zu bemoosen] begann. 83; Um Schloß und Angeln grünt des M–es Sammt. Redwitz; Bleicher Primeln Knospen lüpfen | sanft das M., das sie umgab. Salis 101; Des Fischleins ., | das aus M–en hervor sonnige Fläche durchglitt. V. 3, 38; Mit M. umgrünete Felsen. H. 2, 254; In eine Grotte .., wo ihm das weiche M. | zum Bette wird. W. 10, 85 etc. Sprchw.: Ein Stein, der rollt [s. d.], setzt kein M. an. Auch: M. auf dem Kopfe alter Karpfen, s. M.-Karpfen und vgl.: Bemoostes Haupt, auch: Ein Urbursche mit M. auf dem Haupte. Gotthelf Sch. 78 etc. Viele Ordnungen, Zünfte, Gattungen und Arten, z. B.: Jsländisches M., Cetraria islandica, „eine nahrhafte Gallerte für Auszehrende“ liefernd. Oken 3, 259 und nam. viele Zsstzg., s. bei Oken (Reg. 266) etwa 80 in alphabetischer Ordnung, ferner z. B.: After-M., Alge; Baum-M., auf Bäumen wachsend, z. B. Eichen- M. etc., vgl. Berg-, Erd-, Stein-, Sumpf-M. etc.; Da raschelt es im Berges-M–e. Schwab 448; Blasen- M. (Splachnum). IP. Fat. 2, 52 = Schirm-M.; Blumen-M–e. Tiedge 2, 168; Erd-M., s. Baum-M.; Farb- oder Färber-M., nam. Roccella (vgl. Lackmus und Orseille); Feigen-M., Corallina opuntia; Mit ihren Flecht-M–en. IP. 21, 76 [Flechten]; Blü- 42 hend steht im Giebel-M–e | Hauswurz. Hungari 1, 429, auf dem Giebel wachsend; Der Psittichglanz des Gold- M–es [Orthotrichum]. Immrmann M. 3, 156; Heer- M., Schaftheu; Kelch-M., dessen Samen in einem Kelch liegt; Korallen-M., Muscus corallinus etc.; Lungen-M., gegen Lungenkrankheiten angewandt, Lichen pulmonarius etc.; Rennthier-M., Cenomyce rangiferina; Am Felsgestade voll See-M. V. Th. 11, 14; Stein-M. Langbein 2, 136, s. Baum-M.; Ein Teich, | den überkrochen rund und klein | Sumpf-M–e grün. Freiligrath SW. 4, 147 u. ä. m. Bes. auch kollektiv (s. Ge), übrtr.: Manches französische Gemoos oder Gepilz [wuchernd aufschießendes Produkt] in Scene gesetzt. Zelter 4, 253, vgl. Gemies. Schm. 2) (obrd.) n., –es; Möser; -: Moor (s. d.): In dem Pfütz und Moß. Brant Narr. 218; M.-Binsen, als in den Weihern und Mösern standen. Büchsenmeisterei 38; In den „mößeren“ und Rieten. Eppendorf 63; Es kam ein Möslein, kam wieder Wald. Gotthelf Oberamtm. 37; Sumpf- und Moorland, das sogenannte große M. Kohl A. 2, 404; Stumpf 395b; Möser. 741a etc. und kollektiv: Gemöß [Morast, Moder]. 390a; Querfeld durch Gemöß, Wasser, Wälder. Matthesius Lthr. 73b; Sar. 216; Gemose. Schm. etc. 3) Volkssprache und nam. bursch.: ohne Mz. und in der Ez. uv.: Geld. Volmann: M. haben; Einen Schmul [Handel], welcher M. abwirft. Kürnberger Nov. 1, 225.
Anm. In Bed. 1 (vgl. masc. und neutr. Döbel 3, 69 und 70) ahd., mhd. mos und (vgl. Schm. 2, 633; Stalder 2, 209) häufiger mies, n. und m. (bei Luther 6, 503a: der myess), eines Stamms mit lat. muscus. Plattd. Moss etc. In Bed. 2 ahd., mhd. nur mos (Mz. mose), doch viell. nach 1 als die moosbewachsne Gegend etc., s. Schm.; Stalder 2, 214 und Grube 3, 314, auch wegen der Fortbild., z. B.: Möseln, moseln, nach Moor riechen oder schmecken (vrsch.: Wie man vom Moselwein sagt, er moselt oder vom Knaster, er knastert. Möser Ph. 4, 108), vgl.: Ob die Fische auch „mossenzen (mosseinen)“ oder nach dem Morast schmecken. Zink Ök. 1, 870 etc.; Mösler, Moorbewohner; mös(er)ig, s. moosig 2 etc. Ferner als Bstw. in Zsstzg., z. B. auch schwzr. in Moßhaue (Stumpf 612a) = M.-Weihe. Schm. In Bed. 3 nach Adelung „aus dem jüd.-deutsch. Mesum (Geld) verderbt [?, vielmehr aus 79 maah, oder nach gw. jüd. Ausspr. mooh Steinchen und talmud.-chald.: Münze, Obolus, s. Burtorf Lex. chald. 1236], zuw. auch Moses gesprochen“, auch: Moses (Prutz Mus. 1, 135) oder Mosen (Hesekiel Jen. 1, 251) und (die) Propheten haben (s. Schütze Holst. 3, 114), nach Luk. 16, 29, wo Dies von den Brüdern des „reichen Mannes“ gesagt ist, woraus mir mit Fortlassung der Propheten M. entstanden scheint in Umdeutung auf 1, vgl. Wendungen für „reich sein“ wie: in der Wolle sitzen, engl. to be warm etc.