Faksimile 0327 | Seite 325
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Molch
Mólch, m., –(e)s; –e, (–en, Lohenstein Ros. 111 etc.); -:
1) eine Zunft der Amphibien (oder Lurche), zu den Kleinaugen gehörig, nackt und geschwänzt, im Wasser oder doch im Feuchten lebend, s. Oken 6, 431 ff., wo sie eingetheilt werden in:
a) Walzen-M–e, und zwar zweifüßige (oder Arm-M–e) und vierfüßige (mit den Gattungen: Aal-M–e, Amphiuma, und Olme, Proteus) und
b) Keulen-M–e, und zwar solche, die immer Kiemen behalten, Kiemen-M–e (mit den Gattungen: Kolben-M–e, Axolotl; Furchen-M–e, Menobranchus und Hellbender, Protonopsis), und solche, die nur in der Jugend Kiemen haben oder die eigentlichen Molche (mit den Gattungen: Wasser- M–e oder Röhrlinge, Triton, und: Erd- oder Land-M–e, Salamander, Salamandra). Davon giebt es dann wieder besondre Arten, z. B.: Kamm-M., Triton cristatus; Teich-M., T. palmatus etc., s. Tschudi Th. 59; Riesen-M., T. giganteus etc., s. Wegnarr etc. Ohne Zusatz wird meist der an dunklen, feuchten Orten lebende Salamander (s. d.) auch wohl „Feuer- M.“ gemeint, der im Glauben des Volks für ein höchst giftiges Ungethüm gilt (s. 2, vgl. Kröte, Natter etc.): 3. Mos. 11, 30; Ihn umkrieche der sengende M.! Böttiger Sab. 250; Über Nattern hin und M–e, | mitten hin durch Pfeil und Dolche! B. 75a; Sind Das M–e durchs Gesträuche? | lange Beine, dicke Bäuche. G. 11, 171; Sah, wie einen M. | in Rosen, in der Brust dort sitzen seinen Dolch. Rückert Rost. 106b; Jgel, M–e fort von hier! Schle- gel Sh. 1, 207; Es soll ein gift’ger M. | in meine Brust die scharfen Zähne schlagen! W. 20, 110 etc.
2) (s. 1) übrtr., z. B.:
a) von einem schreckl. Ungethüm, Unthier: Wo dräut der M.? Freiligrath Garb. 84, das den Schatz bewachende Unthier (ein Löwe), s. b: W. 11, 177 etc.
b) eine giftige, boshafte, schändliche Person oder eine Person als Ggstd. des Abscheus und Hasses: Wunderhold [die Bescheidenheit] hält Alles fern, | was giftig beißt und sticht | und, stäch’ ein M. auch noch so gern. | so kann und kann er nicht. B. 84a; Mitzufluchen | der bauch’gen Spinne, dem geschwollnen M. [dem bösen Richard]. Schlegel Rich. III. 4, 4; Einem alten M., der sie bewacht, zur Seite. W. 11, 177; So zog der M. den Schlüssel | von Fräuleins Kammer ab. 213 (vgl. a: das den Schatz bewachende Ungethüm, s. Lindwurm etc.).
c) ein Bild lichtscheuer Finsterlinge: Keller-M. und Eule fühlen sich im Lichte des Tages unbehaglich. Demokr. Stud. 114.
d) wie Kröte (s. d. 4) = Knirps: Bist du der Rechte, kleiner M.? Cham. 3, 198; Ein dicker M. etc.
Anm. Ahd. mol, mhd. mol, molle, noch nhd.: Schlangen, Nattern, „Mollen“. Stumpf 607b; Darnach ging er Mollen fangen und reist zu seinem Meister [dem Teufel] auf die Fegfeuerkirben ins Seelfegerland. Fischart B. 240b, in die Hölle, s.: Ins Mollenreich oder ins Nobishaus. 232b, wohl insofern die Verdammten in der Hölle von giftigen Ungethümen geplagt werden, vgl.: Die Bergbewohner nennen den schwarzen Salamander „Mollere“. Tschudi Th. 288. Nach Benecke 2, 27a zu Mulm, Mull, Müll (s. d., vgl. Mullwurf, Moll 1a etc.) gehörig, also zum Stamm mahlen. Selten Fortbild.: Daß er aus Goethe’s Faust das in ihm gar nicht vorkommende gekrönte Kind meuchlings weggemolcht hatte. Gutzkow R. 8, 200 heimlich weggeschafft.