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Mitte
Mitte, f.; –n; -, Mitt-:
das von den äußersten Enden und Grenzpunkten gleichweit Entfernte, ver- allgemeinert das im Jnnern eines geschloßnen Ganzen, zwischen dem als Grenze Angesehnen, zwischen Anfang und Ende, zwischen zwei oder mehrern zusammengehörigen Ggstdn etc. Liegende (vgl. III. Mittel 1 u. 2 und mitten): Eine grade Linie halbieren oder ihre M. finden; Die M. [oder den Mittelpunkt, das Centrum] eines Kreises, einer Kugel; In oder auf der M. des Weges; Der Mittag ist die M. des Tages oder die Zeit, wenn die Sonne die M. ihrer Tagesbahn erreicht hat; Das Wahre liegt in der M. [zwischen den Extremen]; Kopf, Schwanz und M. des Fisches; Die Bürger wählten Einen aus ihrer M. [aus den zu ihnen Gehörigen, aus der Bürgerschaft] etc.; Die glückliche M. zwischen dem zu Viel und dem zu Wenig zu treffen. Garve Pfl. 1, 54; Was zwischen schlangenglatter Sitte | des Einen und dem Charonsbart | des Andern just steht in der M. Göckingk 2, 117; Das Erste und Letzte, Anfang und Ende, möchte es wohl sein und bleiben, aber in der M. dürfte dem Künstler Manches fehlen. G. 16, 139; Er taucht in Fluthen- M. | schon hervor, der starke Schwimmer. 10, 311; Das Thier . ., der Gott. . . Doch der Mensch in ihrer M. | soll sich an den Menschen reihn. Sch. 56b; Schwankt .. | zwischen Glück und Recht getheilt | und verliert die schöne M., | wo die Menschheit fröhlich weilt. 81b; Um endlich in der glücklichen M. zwischen beiden Äußersten auszuruhen. 1030b etc.
a) Ein M.-Funfziger. König Jer. 2, 240, in der M. der Funfziger etc.
b) Das Reich der M., chines. Bez. für China und danach auch: ein ihm ähnliches Reich. Heine NGd. 250 etc.
c) M. oft ohne Zusatz = Leibes-M., M. des menschl. Körpers, Taille (s. d.), z. B.: Das Fräulein schlingt | die Arme fest um ihres Freundes M. Alxinger D. 115; Ich legte den Arm um ihre M. Kühne Fr. 120; Sie gürteten sich fest die M. Rückert Rost. 100a etc.
d) zuw. noch in abhäng. Kasus schwachformig (vgl. Erde, Anm. 2), z. B.: [Wir empfangen in unsere Mitten [oder Mz.?] | Gattin, Schwester etc. G. 10, 262; Prophete rechts, Prophete links, | das Weltkind in der M–n. 22, 213; Er in Aller M–n. Rückert Morg. 1, 234. Dazu stellen wir (s. Benecke 2, 197b) das adverb.: Inmitten = in der M., mittenin, seltner (vgl. immittelst etc.): Immitten steigt ein Felsen auf. Streckfuß Rol. 4, 12 (und in ugw. Bed.: Wenn jenes Gesetz immitten wäre. Möser Ph. 2, 26 = in voller Wirksamkeit, in Kraft); oft wodurch es die Kraft einer Präpos. erhält mit abhäng. Genit.: Jch hätte ihn ausgelacht inmitten meiner Schmerzen. Börne Par. 1, 12; Ein fauler Fleck inmitten deiner Brust [s. u.]. Geibel Rod. 5 etc.; „Im Mitten“ [spätre Lesart: Mittel] eines Thals. Haller 46; Inmitten der Todten spannt’ er sein Gezelt. Uhland 404 etc., auch: Inmitten von Gewittern. Freiligrath 1, 150 etc.; Inmitten in dieser lebenstrotzenden Vegetation. Lewald W. 3, 262, und (vgl. außer-, innerhalb etc.) mit Dat.: Dem Gast, | der stolz erscheint inmitten eurem Rath. Cham. 3, 247; Inmitten dem Revier. 4, 25; 9; 93; 113; Inmitten dem Strudel dieser ungeheuren Stadt. 5, 253; Jnmitten | dem dämmernd dunkeln Fragenspiel. Roquette Waldm. 56 etc., und: [Es liegt] immitten mehreren dies Inselland. Streckfuß Rol. 9, 12 etc.
Anm. S. mit, Anm. Das dort erwähnte Ew. mitt (in der M. befindlich etc.) nur noch vereinzelt, in der Volksspr. etc., z. B.: In mittem Karneval. G. Kestn. 132, gw.: Mitten (s. d.) im Karneval; Es war in den Fasten und um den mitten Tag. Simrock Gudr. 1166, im Urtext: umb einen mitten tac, vgl. Mittag, Mit(ter)nacht, Mitfasten, Mittwoch etc.; Da Gott in Horeb mit euch redt’ aus „mit- tem“ Feuer. Zwingli 2, 25 etc., vgl.: Auf mittenem Meer. Schaidenreißer 53b etc. und den schweizer. Superl.: mitz (t), z’mitz(t). Stalder 2, 212; Z’mitz im Sayet [mitten in der Saatzeit]. Gotthelf Sch. 226. Inmitten (d), ahd. inmittemen, mhd. in mitten, enmitten.