Faksimile 0310 | Seite 308
Faksimile 0310 | Seite 308
Milde
II. Milde, f.; –n:
1) (o. Mz.) das Milde-Sein, (s. I, nam. 6), auch personif.: Das reizende Bild der M., welches Schidone gemalt. Forster It. 2, 139; O Ritter, Mildigkeit! den Waffenknechten M.! Freiligrath SW. 5, 43; Nirgends baut die M., die herab | in menschlicher Gestalt vom Himmel kommt, | ein Reich sich schneller. G. 13, 61; Es hielt | die M. nicht den Arm des Rechts zurück. 152; Erkennest du des Vaters M. nicht? ebd.; „Der Heil des Ganzen von der Strenge hofft.“ Des Königs M. sollte M. zeugen. 248; Herder’s mißwollender Widerspruchsgeist .. überdüsterte seine unschätzbare einzige Liebensfähigkeit und Liebenswürdigkeit; man kam nicht zu ihm, ohne sich seiner M. zu erfreuen, man ging nicht von ihm, ohne verletzt zu sein. 27, 141; Die M. des Klimas. 23, 268; Auch das schroff erscheinend Rauhe, Wilde | umkleidet lieblich sich mit sanfter M. WHumboldt 3, 390; Der der strengen Gerechtigkeit durch M. die Wage hielt. Klinger Giaf. 245; Daß Verschwendung aus | der weisen M. [s. mild 7] sonst nie leeren Scheuern | so lange borgt. L. Nath. 2, 9; IP. 43, 143; Zu Dumpfheit oder Sinn, zu Herbheit oder M. Rückert W. 2, 31; Der Weisen Weisestes, der Milden M., | der Starken Kraft, der Edeln Grazie | vermähltet ihr in einem Bilde. Sch. 24a; Der eignen M. folge du getrost, | nicht Strenge legte Gott ins weiche Herz | des Weibes. 418a; 464b; Leicht und erquicklich athmet sich die Luft | und ihre M. schmeichelt unsern Sinnen. 561 (s. mild 1); Was man gw. M. nennt, ist Schwäche. DViertelj. 1, 1, 351 (Prokesch- Osen) etc. Auch Zsstzg. z. B.: Frühlings-M. | und laues Westgeweh. Kosegarten Po. 1, 248; Mohnike Fr. 9 (s. mild 1); Diese herrlichen Gefilde . ., mächt’ge Quellen, süße Himmels-M. (s. mild 1). G. 1, 176; Durch eine zu frühe Hitze und Sonnen-M. in der schönsten Blüthe verdorrt. H. (Wackernagel 4, 442 Z. 24); Wann er mit Vater- M. | des Enkels weiße Locke krümmt. Tiedge Ep. 1, 114. Daneben: Des Schöpfers Mildheit. RRoberthin (in Wh. Müller’s Bibl. 5, 189 geändert in: M.); Mildheit, Leutseligkeit und gute Laune. W. Luc. 3, 236 etc. und häufig: Einen Beweis von unsrer landesväterlichen Liebe und Mil- digkeit. Erbvergl. § 304; Die belebende Mildigkeit (s. mild 1) und Wärme der Luft. Forster R. 1, 182; Nicht nur den Lebenden nützt ihre Mildigkeit. Gellert 1, 33 (s. mild 7); Du holde Mildigkeit! dich hat der Himmel lieb. Lichtwer 250; Mildigkeit, welches ist ein Werk, das von seinem Gut Jedermann willig ist zu helfen und dienen. Luther 1, 253b (s. mild 7); Ihre Mildigkeit (s. mild 7) ist beinah Verschwendung. Mendelssohn (L. 4, 223); Wohl ziemt die Gunst, die du mir heut gewährst, | der Mildigkeit, mit der du stets verfährst. Platen 3, 274; 277; Der Winter ist dort . . ein vollkommener Frühling .. Diese Mildigkeit der Luft [s. mild 1]. 7, 27; Wenn meines [geistl.] Standes Mildigkeit mir auch | der Schonung süße Pflicht nicht auf- erlegte. Sch. 273b; Verwandelt den angebornen Geiz in eine solche Miltigkeit (s. mild 7). Stumpf 403a; W. 12, 31 etc.
2) zuw. milde Gabe, z. B.: Und mein, kann mein sein Ewigkeit, | der von den Milden einer Stunde lebt? H. 16, 118, vgl.: Daß die Hunde vor dem Tisch aufrecht sitzen, die Miltigkeit ihres Herren zu erwarten. Ryff Th. 11; Mit Wohlthat und mit Mildigkeit (s. 1) | die Frommen sind begabet. Waldis Ps. 37, 7 etc.
3) Melde (s. d. I, Anm.).