Messe
Mésse, f.; –n; Meßchen, lein; Meß-:
1) in der kathol. Kirche der Hauptbestandtheil des Gottesdienstes in Bezug auf das Abendmahl: In die oder zur M. läuten; Der Priester hält, liest die M., singt an hohen Festtagen die M. (s. auch knappen 5); Hohe 164b) oder Hoch-, singende 199b) M.; Einem die letzte M. lesen, auch übrtr., z. B.: Sonst würde ich wohl der Freiheit meines Herzens hier die letzte M. lesen lassen müssen. 35, vgl.: zu Grabe läuten etc.; In die M. gehn, die M. hören (s. auch nehmen 9g); Des Morgens sprach der Prinz Ihre Tochter in der M. [beim Gottesdienst]. Gal. 4, 7; Wenn man die Predigt schwänzt und die Meß. 325a etc. Dazu: messen, M. lesen. 2, 631 (vgl. Messer 2) und: So Dies wahr wäre, so hätte die liebe Meß ausgemesset [es wäre damit zu Ende] und die Pfaffen müßten mit leeren Kröpfen ausfliegen. B. 80a; Diese alte Messanten. 82a; So messelich [in Weise der M.] vermummt. 97b etc. — 2) (s. 1) die Musik zu einer Hoch-M. und ähnliche Tonstücke, z. B. Moz. 3, 143, in ital. Form: Missa. — 3) (s. Markt 1) ein großer, längre Zeit dauernder Jahrmarkt, auf dem nam. Fabrikanten und Großhändler ihre Waaren an Kaufleute, Kleinhändler und Krämer absetzen: Die M. war dies Jahr gut, schlecht, sehr besucht; Auf, in, während der M.; Sich Waaren auf der M. und dem Jahrmarkt anschaffen. 17, 354; Der Hauptmarkt, den man gar wohl eine M. nennen konnte. 19, 386; Von dem großen Vortheil, welchen die Handwerker in großen Städten dadurch erlangen, daß sie gleichsam eine tägliche M. vor der Thür haben. Ph. 1, 189; Die Hanse hatte für England in London, für Norwegen zu Bergen .. ihre M. oder ihren Markt. . . Der Erfolg dieses allein auf die Marktstädte eingeschränkten Handels war für die Orte .. erstaunlich und beruhete auf eben den Gründen, worauf die spätern Zeit-M–n (denn Jenes waren beständige M–n) beruhen. 3, 167; Treten der Schnurren alle Meß zu viel ans Licht. Ph. 2, 96; Die silbernen Tressen | holten sie sich nicht auf der Leipziger M–n. 321a etc.; Madame D. hat gestern unsere M. gemacht [unsre Einkäufe besorgt]. 12, 544. Dazu, nach Analogie von ,,wöchentlich“ etc.: Messentlich, allmessentlich, jede M. (sich wiederholend) etc. — 4) (s. Jahrmarkt 3) Meßgeschenk.
Anm. In Bed. 1 ahd. mëssa, mhd. wësse, „bekanntlich von [lat.] missa est, sc. conscio, mit welchen Worten der Diakonus die Versammlung entließ“. 227; 2, 159b etc., von 6, 33b dagegen (irrig) aus dem Hebr. geleitet: Das Wörtlin M., so von den Aposteln hergenommen scheinet, heißt auf hebr. soviel als einen Zins oder Frohndienst [d]. Wie ein Bauer oder Lehenmann seinem Herrn seine Meß d. i. seinen gebührlichen Zins oder Dienst bringet . ., also haben sie auch geredt: Ich will zur M. gehen oder M. hören, als sollten sie sagen: Ich will Gott seinen Zins geben oder fröhnen und feinen Dienst reichen etc. Häufig: Mess (s. o. 1 und 3), z. B. 199b: B. 159a; 163a; 6, 33b etc., dagegen vralt.: Trau .. |keinem Pfaffen bei seinen Missen! 3, 11. — Dann verallgemeinert = Fest, s. 2, 630 und Kirch- und Licht-M. In Bed. 3 aus 1, insofern die Märkte sich an die Kirchenfeste anschlossen, vgl. Dult und Kirmes. Zstzg. vielfach, s. zu[3] die von Markt und zu [1] die von Amt, leicht zu verstehn und zu mehren nach den folgenden: Bāūren- [1]: Eine Pfaffenköchin fragte eine ehrliche Jungfrau, so aus der Meß kam, ob die Baurenmeß schier gethan wäre. Ja, sprach sie, die Huren-Meß geht schon an; wollt ihr drein, so eilet euch. 2, 54. — Brāūt- [2]: Kirchenmusik bei der Trauung und diese selbst. Eine B. oder Hochzeit. 2, 252. — Bǖcher- [3]: Die Leipziger B. Frzfr. 21, auch: Buchhändler-M., als die Zeit der Abrechnung für Verleger u. Sortimenter, s. Leder-M. etc. — Chríst-: Christmette (s. d.), Gottesdienst in der Christnacht (vgl. engl. christmas): Das ist die Nacht, wo man zur Christmeß geht . . Und wie die Zwölfe tönen feierlich | und wie durchs Land der Mette Stimmen gehen etc. Garb, 67. — Engel- [1]: Früh-M. in der Adventzeit. — Frǖh- [1]: des Morgens gelesen. B. 46b, vgl. Mette. Dazu: Dem Herrn Frühmesser (F–n-Leser). Sch. 2, 96; Wolk. 125 — vgl. Frühprediger — und daneben: Der Herr Frühmessner (s. d.). 1, 232. Nach Adelung Frühmesser auch in einigen evangel. Gemeinden: beim Frühgottesdienst singende Schüler. — Frǖhlings-: s. Herbst-M. — Gardīnen-: (vralt.) Gardinenpredigt (s. d.): Wann der Mann hadert und das Weib Umhangs- oder Gardinen-Meß hört oder dem Mann zu Morgen liest. 225 etc. — Hánd- [1]: die tägliche, wofür der deutsches Wörterb. II. Priester das Geld auf die Hand empfängt. — Hāūpt-: hauptsächliche, z. B. [3]: Die Leipziger Oster-M. ist die H. für die Buchbändler etc., s. auch Neben-M. — Hérbst- [3]: Fat. 2, 3 etc. Ahnlich nach der Zeit: Frühlings-, Jubilate- (oder Jubel-, Michaelis-, Neujahrs-, Oster-M. etc. — Hōch- [1]: s. Hochamt. — Hūren-: s. Bauren-M. — Jǟger- [1]: Lest mir eine Jägermeß, | die dauert nicht zu lang. 410. — Jūbel-, Jubilāte-: s. Herbst-M. — Kāūf-: [3], aber auch als verächtl. Bez. von [1], insofern damit ein Handel getrieben wird, s. Opfer-M. — Kírch- [Anm.]: s. Kirmes. — Lêder- [3]: Messe in Bezug auf’s Ledergeschäft, ähnl.: Tuch-, Waaren-M. etc. — Lícht- [Anm.]: das Fest der Licht- oder Kerzenweihe in der kathol. Kirche am Tag der Reinigung Mariä (2. Februar) und dann allgm. dieser Tag: L., Schneefresse. Sprchw.; Bis Lichtmeß. Leb. 1, 308; G. 260; Um L–n. Ph. 1, 229 etc. — Michaēlis-: s. Herbst-M. — Mönchs- [1]: s. Opfer-M. — Nêben-: im Ggstz. zur Haupt-M. (s. d.), z. B. [1]: Sie [Luther und die Seinigen] bekennen, daß die bischofliche Messe keinen Unterschied habe von der Voreltern Messe, aber die sonderbaren N–n haben sie bei ihnen abgethan etc. 6, 328a. — Nēūjahrs-: s. Herbst-M., auch [1] Hoch-M. am Neujahrsfest. — Opfer- [1]: die Messe als fortwährend sich erneuernde Opferung Christi, s. Meßopfer. 5, 285b; 296a etc.; Von der Privat-O.: So könne .. das heilige Sakrament, welches die Gläubigen nach Christi Befehl essen und trinken und seines Todes darbei gedenken sollen, nicht ein Opfer und Genugthuung sein für der Lebendigen Sünden, viel minder für die Todten im Fegfeuer und für die Jäger und Krämer, so ihr Kauf meß halber ein Münchsmeß und Opfer bestellen. Lthr. 32a. — Öster-: s. Neujahrs-M. — Pólter-, Púmper- [1]: am Mittwoch, Donnerstag und Freitag der Karwoche, s. Pumpermette. — Privāt- [1]: Sonder-, Still-M. thesius Lthr. 32a ff. — Schíffs- [1]: die sogenannte trockne Messe, die auf der See ohne den Kelch gelesen wird oder wurde, damit Nichts von dem konfekrierten Wein verschüttet werde. — Schlúß- [1]: Macht die Kirche den Osterfestivitäten ein Ende mit einer Sch. Pet. 2, 214. — Sēēl(en)- [1]: zur Erlösung der Seelen Verstorbner aus dem Fegefeuer, Todten- M. SW. 10, 334; 21, 337 etc. und [2]: Wo man in den Seelen-M–en den Serpent gebraucht, um den schrecklichen Choral des Dies irae zu verdoppeln. E. 226 etc. — Sónder- [1]: Beide, die gemeine und S. (sie wollen höflich reden von der Winkel-M. und heißen sie S–n). 5, 295a; SW. 25, 67. — Stíll- [1]: die stille Messe, die der Priester still liest, im Ggstz. des vom Chor Gesungnen. 5, 196b; Die St., die sie den Kanon nennen. SW. 28, 89; 29, 114 etc. — Trōdel-: Kauf-M., z. B. [1]: Wenn auf den T–n | das Volk dem bessern Gaukler jauchzt entgegen. Gd. 97. — Tūch-: s. Leder-M. — Umhangs-: s. Gardinen-M. — Wāāren-: s. Leder- M. — Wínkel- [1]: eine nicht der kirchl. Ordnung gemäße, nam. heimliche, nicht öffentliche Messe, z. B.: Von der W. und Pfaffenweihe. 6, 81b ff.; Christus’ Meinung ist, daß man bei dem Sakrament solle von ihm und seinem Tod predigen und öffentlich bekennen. .. Aber du, Winkelmesser, hast nie kein Wort gepredigt noch Christum bekannt in allen deinen W–n. 83au. o. — Zēīt- [3].
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