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Merker merkig merklich Merknis Merks merksam Merkung
Mérk~er, m., –s; uv.:
1) merkende Person (weibl. M–in): Der Ritter war ein schlauer M. W. 15, 113 etc., nam. bei den Meistersängern die auf dem „Gemerk“ (s. d.) sitzenden und die Fehler des Singenden anmerkenden Richter. Augsb. Zeit. (1844) 1970b; Hagen Nor. 220; IP. Fat. 2, 90; M. stehen in allen Buchladen, heißen aber Recensenten. 98 etc. Auch Zsstzg. (vgl. die von merken und Merkung) z. B.: An-M., Einer der Anmerkungen macht. CFBahrdt 3, 398; Hagedorn 1, XXXV etc.; Ein guter Beobachter und Auf- M. G. 39, 418 etc.; Gegen ihn, als Beobachter überhaupt, als Be-M. insbesondere . . ist gar viel einzuwenden. 31, 144; Zu Be- M–n ihrer Thaten geordnet. Geßner 1, 75; Ich will Be-M. und dein Warner sein. V. Sh. 3, 489 etc.
2) (vgl. Riecher) der Sinn oder die Gabe, Etwas zu merken, zu wittern etc.: Ihr habt den richtigen M. Scherr Nem. 2, 79; „Ich merkte dir gleich ’was Apartes an.“ So? da du einen so feinen M. hast, so etc. Gr. 1, 330.
3) Schiff: ein in der Mitte über der Offnung der Luke liegendes gebognes Querholz, worauf die Deckel der Luke ruhen.
~ig, a.:
(vralt., mundartl.): merksam, merkend: Man ist dann erst m., wenn man die Sache wohl kennt, welche mit Blick oder Wort angedeutet wird. Gotthelf 5, 168 etc., so auch: Auf-m. und klarer Erkenntnis. HSachs G. 1, 100.
~lich, a.:
1) leicht merkbar (s. d.), in die Sinne fallend, augenfällig etc.: Zu m–er Versäumnis kirchlicher Verrichtung. Fallmerayer Or. 2, 34; Auch ließ der Künstler .. eine Höhle m. werden. G. 18, 274; Sobald sich das Geschöpf zum Thier organisieret, wird an ihm, selbst ehe noch ein Haupt unterscheidbar ist, der Mund m. H. Ph. 3, 95; Eine Arbeit, in welcher auch die kleinsten Spuren der Zerstreuung so m. werden. L. 12, 515; Diese Querantwort verrückte den schönen Plan .. m. Musäus M. 5, 65; Ohne zu m–e Skansion recitieren. Schütze HambTh. 210; Danae hatte .. die Veränderung . . im ersten Augenblicke, da sie m. wurde, wahrgenommen. W. 5, 121; Pflegen .. unvermerkt (oft auch sehr m.) zuzunehmen. 8, 174; 16, 64 etc. und im Ggstz.: Wenn wir auch einige unerhebliche und un-m–e Franzen an seinem antiken Gewande einbüßen. B. 139a; Gebirge, an deren un-m–em [un-m., allmählich sich senkenden] Abhang etc. Forster Jt. 1, 14; Geh deinen un-m–en Schritt, ewige Vorsehung, nur laß mich dieser Un-M–keit wegen an dir nicht verzweifeln. L. 10, 328; Kant SW. 1, 422; Un-m. unterm Glanz der ausgestellten Güter | wird an den Mann gebracht auch mancher Ladenhüter. Rückert W. 2, 156 etc. Sonstige Zsstzg. z. B.: Alles wird im Menschen präsagieret, im einen auf-m–er dann im andern. Paracelsus 221a (vralt., wie auch akt. = aufmerksam, s. Wurm); Einem Etwas be-m. machen; Sich be-m. machen, sich auszeichnen, hervorthun. G. 22, 329, dafür seltner: In Ihrem Hause macht sich ein sonderbarer Geist bemerk- sam. Hackländer Hdl. 2, 123 etc. (s. 2); Mit unver-m–en wenigen Spuren von Blattern. Winckelmann M. 1, 35a etc. 2) (vralt.) bemerkenswerth etc.: Schrieb von diesem Handel ein m. Buch. Fischart B. 3b; Das ist ein nöthiger Zusatz und m–er Spruch. Luther 6, 203a etc., auch: Manches be-m–e Wort. Baggesen 1, 39 (s. 1) etc.
~nis, n., –ses; –se (vralt.) das Merken, Merksamkeit, nam. in Zsstzg.:
Ein Auf-M. haben. Berlichingen 121 etc.
~s, m., uv.; 0:
(mundartl.)
1) Grips (s. d. 1), Kopf: Wenn Einer einen rechten M. hat. OLudwig Thür. 1, 426 etc., s. Schm. 2, 619, und vgl.: Die Weikart ist pfiffig . ., sie ist aus Merkshausen. König Mar. 1, 36 etc.
2) ein Schlag, als Erinnerungszeichen, vgl. Denkzettel: Bald erhalten die beiden Vorderpferde durch einen künstlich angebrachten Hieb zu gleicher Zeit einen tüchtigen M. Hackländer Erl. 1, 111 etc., s. Schm.
~sam, a.:
1) (selten) merklich, bemerkenswerth: V. m–en Ehren berichtet. IKinkel Ib. 1, 35; Be-m., s. bemerklich. 2) aufmerkend und —: aufzumerken geneigt, fähig: Dem schlauen m–en Beobachtungsgeiste. Hamann Sib. 303; Auf Fehler m. werden. L. 1, 276 etc., häufiger: Āūf-m.: A. zuhören; A–e Zuhörer, Schüler; Auf Etwas a. sein, werden, Einen machen; Gegen Jemand a. sein, sich bezeigen etc., ihm gleichsam die Wünsche abmerkend, um sie zu erfüllen, von zuvorkommender Artigkeit etc.: Das ruhig a–e Kind verstand sich mit dem Haushofmeister durch Blick und Wink, daß Alles auf das trefflichste gerieth. G. 15, 87; Obgleich unser Vater uns auf Das, was man wirklich Mängel jedes Jdioms nennen kann, von Jugend an a. gemacht. 21, 43; Wohl stünd’s zu ändern, meint die Königin, wenn sie nur a–re Diener hätte. Sch. 415a; So a. auf meine leisesten Wünsche etc. W. 21, 58; Gegen alle Damen gleich a. etc. Selten mit abhäng. Kasus: Die geringen Leute sind dem [gegen den] Schmerz so a., dem Leid so hilfreich. Gutzkow R. 8, 324 etc.; A. des Augenblicks [ihn abpassend], trat Lothar zu ihm. König Fam. 1, 59 etc. Veralt.: A–lich besehen. Brockes 1, 425. Ggstz.: Un-a–e Hörer, Schüler, Diener etc. Dazu: Aufmerksamkeit, das A.-Sein (o. Mz.): Die Richtung unserer Jdeen auf einen Gegenstand, sowie die Fähigkeit, Dieses zu thun heißt A–keit. Mendelssohn 4, 1, 115; Angespannte, angestrengte, unverwandte, athemhaltende (Wackernagel 3, 2, 30. Z. 34) A–keit (auf Etwas); Seine oder Jemandes A–keit auf Etwas lenken, leiten, richten, ziehn (Sch. 793a); Die A–keit von Etwas ablenken, abziehn, abwenden etc.; Etwas zieht, lenkt, leitet die A–keit auf einen Gegenstand, auf sich; Etwas erregt, erweckt, fesselt die A–keit, bemächtigt, bemeistert sich unsrer A–keit etc.; Einem Gegenstand oder einer Person seine (ganze) A–keit schenken, leihen, widmen, geben (W. 2, 196); Wir nährten von jener Zeit an eine gewisse unruhige, ja neidische A–keit auf dergleichen Leute. G. 22, 140 etc. und (mit Mz.) eine Außerung des Aufmerksamseins: Einer Pers. A–keit oder A–keiten be- oder erweisen; Ihre A–keit gegen mich ist zu groß, beschämend, sehr schmeichelhaft; Ich weiß nicht, wie ich Ihnen solche A–keiten vergelten soll; Er ist die A–keit und Zuvorkommenheit selbst (s. d.) oder in Person; Es gehört unter die lobenswürdigen A–keiten, daß wir uns schnell bücken, wenn Jemand Etwas aus der Hand fallen lässt. G. 15, 55; 18, 22 etc.; Die Kaiserbilder waren eine Gegen-A–keit des Königs . ., dem die Kinder einen Wagen geschenkt hatten. LHerbert Nap. 2, 201, eine Erwiderung ihrer A–keit. und in beiden Bedd. als Ggstz.: Die Un-A–keit eines Zuhörers, Schülers auf den Vortrag des Lehrers etc. eines Kavaliers gegen eine Dame; Unbefangen und emsig fortgeführt geben solche Bemühungen [frauenzimmerliche Hand- arbeiten] einer Schönen das Ansehn völliger Un-A–keit auf die Umgebung. G. 18, 223; Um seine erste Un-A–keit vor unaufmerksamen Schülern zu verbergen. 59, 243 etc.
~ung, f.; –en:
gew. nur in Zsstzg., s. die von merken, z. B. (vralt.): Gemeine Regeln und Ab-M–en. Spate 2, 196 etc., nam. aber: Än-: das Anmerken und Das, was man anmerkt (s. d. 3) vgl. Glosse: A–en zu einem Schriftsteller, zu einem Text etc.; Die übrigen Landsleute erlaubten sich darüber manche lustige A. G. 20, 85; Unter der Bedingung, daß Bickert frei seine A–en drein werfen darf. .. Ich werde jede A., die schon auf die Zunge gekommen, mit Punsch herabspülen. ETAHofmann Ausgw. 7, 203; Dein sauersüßes Lächeln ist die schönste A. 207 etc.; Eine Rand-A. Schütze HambTh. 540 etc., ferner nahe an Be-M. grenzend: Ich habe oft Anlaß gehabt, die A. zu machen. Kl. 11, 241; Es ist eine allgemeine A. [Erfahrung], daß etc. L. 1, 131; Da hast du eine sehr gute A. gemacht. 527; Ich habe gewisse A–en von dem Lächerlichen oder Lasterhaften der Menschen gemacht; Diese A–en habe ich durch Briefe erläutert. Rabner 3, 9; Eine A., die ich erst lange hernach machte, war, daß etc. W. 16, 92; 7, 42 etc. u. vralt.: Die Polus-Höhe habe ich durch oft wiederholte A. [Beobachtung] allhier 38⁰ 5“ befunden. Olearius Reis. 243a etc. Aūf-: (vralt.) Diese meine Verzeichnis und A. Schweinichen 1, 12 etc. Be-: das Bemerken und: Das, was man bemerkt, vgl. An-M. und Beobachtung: Jch muß trachten, ihrer B. zu entgehen [von ihnen nicht bemerkt zu werden]. Geßner 1, 104; Ich will mit einer allgemeinen B. [Erfahrungssatz] anfangen. G. 15, 7; Es ist eine B. an Sterbenden, daß sie mit den Fingern an ihren Kleidern .. zu rupfen anfangen. L. 7, 62; Der Satz enthält eine B., die ich wahrscheinlich nicht zuerst gemacht. 8, 16; Meine B–en empfohlen sich durch kaltes Blut und Aufrichtigkeit. Lichtenberg 4, 283; Die Gabe, jeder B. durch ein einziges Wort Individualität zu geben, wodurch man sogleich erinnert wird, daß Sie die B. nicht bloß sprechen, sondern machen. Ders. (Forster Br. 2, 72); Schlagende, treffende B–en etc.; Eine bedauernde Ge- gen-B. Mügge. NLeb. 1, 55; JKinkel Ib. 1, 252 etc.; Erlauben Sie mir, nur noch diese einzige Neben-B. hinzuzufügen. W. 33, 308; Das Meiste that er mit bloßen Sprach-B–en ab. Ense Denkw. 6, 235; Zu Tages- B–en, Denkschriften. 6, 99.