Mensch
II. Mensch, n., –es; –er:
1) (veralt., mundartl.) allgem. = I, s. d. und Anm., z. B.: Des Höchsten Aug in seinem Himmel sieht, | wie hart ein sterblich M. um seinen Fall bemüht, | wie theuer es sein Angst, ja sein Verderben kauft etc. Fr. 297; War ein solcher Hunger in Teutschland, daß ein M. das andere fraß. RH. 299; 300; 297; Alle Welt liebt ein jung M., so es schamhaftig ist. SW. 64, 179 (Randgl. zu 32, 14); Auf einen Meuchelmörder: O du unmenschlichs M.! 1, 395; Was hat denn Jsmael bei uns zu thun? Das lose M.! Js. 124 etc., s.: Ein gut M. . ., ein böser M. 5, 2 etc., vgl. Beitr. 2, 9; 2, 601: Das M. (mit Abwandl. wie I); Das Ehe-M. [Gatte]; Das Schmied-M. [Hammerschmiedgeselle] u. 61b etc. —
2) ein Frauenzimmer:
a) (veralt., mundartl.) ohne den Nbnbegriff des niedrigen oder dienenden Stands und unverächtlich, s.: [M., n.] bed. eine Weibspers., itzt zwar eine von der niedrigsten und schlechtesten Gattung, bei unsern alten und guten Schriftst. aber ganz und gar nicht. Unser sagt (13, 11): „Dennoch hat das liebe M. ein vertrautes Freundschaftsband | auf die Meinen unverfälscht immer fort und fort erstrecket.“ So sagt auch .. Sie, das geliebte M., wird selbst aus ihr entrückt. . .. Unser Dichter . . Canus hat ein junges Menschlein voller Glut und genommen etc. 5, 332; ferner: Dieses schöne M. s. Bibl. 5, 24, geändert in „Weib“; Das elende M. 5, 264a; Die Jungfrau .. Wie es denn ein sehr schön M. war. SW. 60, 33; Des Vicekönigs Tochter, welche ein schön M. sein sollte. 49b; Wie manche Seelenqual hat mir dies M. [die Geliebte] versüßet. 2, 46; Gott hat Euch zugebracht | solch ein beliebtes M., die etc. Lustw. 164; Habe mich in ein jung M. vernarret, welche eine sehr liebliche Stimme hatte; ihr Angesicht etc. Ros. 67a; O du glückseliges M–e! [Anrede eines Alten an seine junge Frau]. 75a; Schöne M–er. 3, 1, 628 Z. 14); Sie fing dann zu heulen an: Ich bin ein unglückliches M. 4, 182; Ich bin ja leider ein armes M. [s. b]. 1, 54; 56 etc. —
b) Dagegen heute gew. nur (vgl. Dirne und als entsprech. masc. Kerl etc.): eine Frauenspers. aus niedrem Stande, nam. vom Lande (Bauermädchen) oder aus der dienenden Klasse (Dienstmädchen) oder, wenn von höhern Ständen, doch nur als derbe und unfeine Bez., z. B. der Burschenspr. (s. — ferner mit dem Nbnbegriff der Liederlichkeit, Gemeinheit etc. = Weibstück, Hure etc., weßhalb die Bez. in manchen Gegenden als anstößig überh. gemieden wird, z. B.: Wenn der Tausendsapperment | mir dann die M–er noch verbrennt. 2, 233; Seine Köchin, ein gemeines M. Br. 2, 453; Ein Abscheu vor diesen M–ern. R. 1, 163; Ich möchte wissen, ob du so ein schlechtes M. seiest, einen Andern zu nehmen, während du mir versprochen hast. U. 1, 283; Nimm ein M., welches sein Lebtag nur den Schweinen gekocht hat. 2, 86; Das sog. M–er-Zimmer (Mägdezimmer). 3, 334; Im ganzen Dorf ist kein Gesicht | der flinken Hanne gleich;| das M. gefällt auch ungeputzt. .. Die Edelfrau ist zart und fein, | mein M. ist wohl so schön. 3, 98 ff.; Wo ich die Jungfer Herzogin finde oder „eines von ihren M–ern“. ObB. 1, 24; Die aus der Weiblichkeit weg gelebten M–er nehmen sich Männer wie ein Umschlagetuch. V. 405; Was so einer Mädchenseele menschenmöglich! Oh — menschermöglich muß ich sagen. Jer. 1, 185; Er kenne kein Frauenzimmer und nennt uns ein halb Dutzend M–er. 1, 222; 6, 41; Das M. von einer Sängerin. 7, 323; „Wer ist das dicke M. von Stahl?“ | Die Göttin alles Kriegs, Bellona. 94; 146; Den Kerl und sein M. [seine Geliebte]. Siegw. 383; Das sind mir die rechten M–er. 488; Funfzig Pistolen verlangt das M. [meine schwangre Haushälterin] zur Reise und zum Wochenbette. Ph. 2, 58; Was, M.! du meinst, ich hätte deinen Kerl genommen! 3, 46 [die gnädige Frau zur Kammerjungfer]; Lisette, — ja wenn das M. nur nicht soviel Staat auf dem Leibe hätte! Es ist ein Unglück mit den Kammerjungfern. 47; Ei seht, wie dick die Amme thut! | Das M. trägt Puder auf dem Kopfe! Po. 3, 29; Die gnädige Frau hat noch ein M–e bei sich. Das Maulaffengesicht möchte auch gern Kammermädchen heißen. 3, 29; Grüße mir deine M–er! [Huren]. 38; Du führst ihn bei liederlichen M–ern ein. 118b; Das widerspenstige M. Stadt 1, 16; Ein liederliches M. 2, 198; Wenn nicht Alles Blendwerk ist, so mögen die M–er [Mädchen] hübsch sein. 405; Das M. ist Hausmagd. Sh. 3, 333; Nicht heirathen lasst mich | ein M. [eine Hure]. 2, 269; Der nicht nur dem Wilde, sondern auch den M–ern [Mädchen] aufpasst. Kom. Op. 3, 192; Ein Bauer begehrt die Aufkündigung . .: Ihr wollt mich und mein M–e von Ew. fürstl. Kanzel ausrufen. 293; Den Ruhm hat diese Stadt, | daß sie bei allem Zwang doch schöne M–er hat. 1, 14; 26 etc. Auch Zsstzg. z. B. s. 2, 602 von Dienstboten: „Das Ober-, das Ander-, das Kinds-M.; Ihr Dienstmägd und Frauenzimmer- M–er. Eine fürnehme Gräfin .. schickte ihr Kammer- M. etc.“; ferner z. B.: Alle Bauer-M–er im ganzen Lande stünden dir zu Gebot. Hohn. 109; Ein Bettel-M., das Nichts hat! Kannst du das deinem Sohn geben? 1, 11 etc.; Bor- dell-M–er. Lind. 2, 237; Das dicke Frauens- M. etc.; Ausgehunzt wie ein gemeines Gassen-M. [Hure]. Empf. 1, 74; Mit den Gassen-M–ern zank’ er sich. Ar. 1, 194 etc.; Von Gras-M–ern [Gräserinnen] und Bauerknechten. 2, 7; 1 etc.; Die polnische Magd, unter dem Namen Köchin, ist Nichts mehr als Küchen-M. Br. 1, 494; Die „Nymphe“ war ein Gras-M., gnädiger Herr, ein Küh-M. 1, 14; Ein gutes Land-M. in meine Stelle [als Amme] genommen. Ph. 3, 33; Ein verfluchtes Manns-M. [versch. I], ein mannsüchtiges, geiles Weibstück; Das dicke Sau-M., ein wahres Teufels-M.; Die Lukrecia, das dicke Tugend-M. [iron.] mit dem entblößten Busen. Reis. 2, 92; Sie konnten nicht begreifen, warum ein Weibs-M., das ebenso groß als ihrer eine war, nicht auch ebenso gut sollte arbeiten können. 1, 44; Adelsb. 13 u. ä. m.
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