Mensch
I. Ménsch, m., –en [s. Anm.]; –en; –chen, lein, elchen; –en-:
„ein vernünftiges Erdwesen“ Anthr. 329); ein zu den Thieren, und zwar zu den Säugethieren gehöriges, eine eigne Gattung derselben (die zum aufrechten Gang bestimmten Zweihänder) bildendes, von allen übrigen Thieren aber nam. durch Vernunft und Sprache sich auszeichnendes Wesen: 1) mit sehr versch. Nüancen, jenachdem z. B. die Ahnlichkeit mit Gott oder mit den Thieren; die Beziehung auf Geist und Seele oder auf den Leib; die Hoheit, Würde, sittliche Größe, das Göttliche im M–en einerseits oder andrerseits die Kleinheit, Niedrigkeit, Unvollkommenheit, Schwäche, Gebrechlichkeit hervorgehoben wird etc., vgl. die Ggstze., darunter z. B. auch die Bezeichnungen für Das, was der M. im Leben nicht sowohl ist als scheint, darstellt etc.; seinen Stand, Rang, Würde etc., ferner Menschheit 1 und menschlich, z. B.: Gott schuf den M–en, ihm zum Bilde. 1. 1, 27; Ägypten ist M. und nicht Gott und seine Rosse sind Fleisch und nicht Geist. 31, 3; 28, 2; 9; 11, 9; Beide, M–en und Vieh. 1, 3; Weder M. noch Thier. 3, 7; Ich bin ein Wurm und kein M. 22, 7 etc.; Was ist der M.? Halb Thier, halb Engel. Er [der Gott] bequemt sich hier zu wohnen, | lässt sich Alles selbst geschehn, | soll er strafen od. schonen, | muß er M–en menschlich sehn. 1, 195 [als M., nicht als Gott]; Hans Adam war ein Erdenkloß, | den Gott zum M–en machte etc. 4, 8; Je mehr du fühlst ein M. zu sein, | desto ähnlicher bist du den Göttern. 3, 93; Edel sei der M., | hilfreich und gut! denn Das allein | unterscheidet ihn | von allen Wesen, | die wir kennen. | Heil den unbekannten | höhern Wesen, | die wir ahnen etc. 2, 67; Du so grausam? du nicht edel? | sei ein M. und gieb sie los! 8, 57; Ich sehe nur, wie sich die M–en plagen. | Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlage | und ist so wunderlich als wie am ersten Tag. | Ein wenig besser würd’ er leben, | hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben; | er nennt’s Vernunft und braucht’s allein, | nur thierischer als jedes Thier zu sein. 11, 14; Wenn sich der M., die kleine Narrenwelt, | gewöhnlich für ein Ganzes hält, | ich bin ein Theil etc. 56; Hier ist des Volkes wahrer Himmel, | zufrieden jauchzet Groß und Klein, | hier bin ich M., hier darf ich’s sein. 40; Es ist nicht der Doktor im langen Kleide, der uns vom Katheder herab belehrt, es ist der M., der umherwandelt, aufmerkt etc. 39, 112; Die Geistlichen als M–en, d. i. als physische Triebfedern, nicht als Un- oder Über-M–en betrachten. Ph. 13, 191; Der M. ist ein Gott, sobald er M. ist. H. 1, 141; O wunderschön ist Gottes Erde | und werth, darauf ein M. zu sein. Drum will ich, bis ich Engel werde, | mich dieser schönen Erde freun. Der M., das kluge Thier. Hochz. 3; Den Körper mit dem Stein, das Leben mit der Pflanze, | die Seele mit dem Thier theilst du, o. M., fürs Ganze; | vor Pflanze, Thier und Stein hast du voraus den Geist, | daß du ein Ganzes selbst, nicht nur fürs Ganze seist. W. 2, 45; Rousseau fällt durch Christen, | Rousseau, der aus Christen M–en wirbt. 7b; Den M–en hintansetzen, um der politische Held zu sein. 144b; Kunst ist die rechte Hand der Natur, diese hat nur Geschöpfe, jene hat M–en [gebildete Geschöpfe etc.] gemacht. 160a; Der alte Urstand der Natur kehrt wieder, wo M. dem M–en gegenüber steht [frei von allen gesellschaftlichen und staatlichen Satzungen etc.]. 530a; Da kam der Landvogt gegen mich daher, | er ganz allein mit mir, der auch allein war, | bloß M. zu M. [s. Anm.]. 533a; Erschien sie wie die M.-gewordene Göttin der Freiheit. Rep. 1, 318; Aber ein heiligeres, hochherziger denkendes Wesen | fehlte annoch, das beherrschen die anderen könnte mit Obmacht | und es erhub sich der M. Ov. 1, 7; Diese sehr ungleichartigen einzelnen Erdenbewohner, die ihr, weil sie auch zweibeinig und ohne Federn sind und den Kopf aufrecht tragen wie die eigentlichen M–en mit diesen zu vermengen und unter dem gemeinschaftlichen Namen M. zusammenzuwerfen beliebt, sind nun einmal größtentheils .. alles Andre, was ihr wollt, nur keine vernünftigen Wesen. 24, 222; Nur durch Ertödtung des thierischen M–en wird der geistige ins Leben geboren. 16, 181; Hat keine Vorstellung davon, was für Engel von M–en es sind. 17, 82; Die Versuchung ist zu groß .., als daß ein bloß menschlicher M. [der nicht ein Über-M. ist] auf halbem Wege stehen bleiben sollte. 9, 127; Mit einer Menge M–en, die alle vorhin schon an Köpfen und Herzen so beschaffen waren, daß sie mit uns andern menschlichen M–en [die wir uns vom Vieh unterscheiden] Nichts gemein hatten als die bloße Gestalt und ohne diese von einer Herde Schafe schwer zu unterscheiden gewesen wären. Luc. 3, 183; Er ist ein Teufel an Grausamkeit [ein Un-M.], kein M.; Ich habe auch mit dem Verbrecher Mitleid, er ist doch immer ein M. [meines Gleichen]; Er kann sich irren, er ist auch nur ein M.; So ein Knecht und so ne Magd, Das hat nicht Haus, nicht Hof, ist immerweg zusammen und M–en sind sie doch auch. W. 3, 123 etc. S. ferner Leute 3, und hier das Folgende. — 2) (s. 1) oft die Ez.: der M., prägn. zur Bez. des Geschlechts im Ggstz. zur Mz.: die [einzelnen] M–en, z. B.: Hamlet kennt die Menschheit (s. d.), die M–en sind ihm fremd; er ist zu sehr Philosoph, um zu lieben und zu hassen. Die M–en kann er nicht lieben, den M–en kann er nicht hassen etc. 1, 385; 9, Ihn interessierte nur der M., die M–en ließ er gewähren. Lit. 5, 393; Uns war nur darum zu thun, den M–en kennen zu lernen, die M–en überhaupt ließen wir gern gewähren. 22, 322; Der Schauspieldichter muß nicht sowohl die M–en als den M–en kennen. Ausgew. 7, 173; M–en werden freilich .. immer bezogen [betrogen] werden, aber der M. immer weniger und endlich niemals mehr. 4, 515 etc. Ferner ohne solchen Ggstz., z. B.: Der M. denkt [= die M–en denken], Gott lenkt. Sprichw.; Der M. wird zum Unglück geboren. 5, 7; Was ist der M., daß du sein gedenkest und des M–en Kind, daß du dich sein annimmst? 45, 3; Es irrt der M., solang er strebt. 11, 16; Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken, | verderblich ist des Tigers Zahn, | jedoch der schrecklichste der Schrecken, | Das ist der M. in seinem Wahn. 80a; Aus Gemeinem ist der M. gemacht | und die Gewohnheit nennt er seine Amme. 362b etc., vgl. ähnl. die Mz.: Der du die M–en lässest sterben. 90, 3; Der M–en Augen sind unersättlich. 27, 20 u. o., ferner mit unbest. Artikel: Was ist ein M., daß du ihn groß achtest? 7, 17; Daß ein M. nicht rechtfertig bestehen mag gegen Gott. 9, 2; 10, 4; Meinet ihr, daß ihr ihn täuschen werdet, wie man einen M–en täuschet. 13, 9 etc. und oft = eine Person, man, Jemand, wie: Kein M. = Niemand, z. B.: Ich will Niemandes Person ansehn und will keinen M–en rühmen. 32, 21 u. 0., vgl. in prägn. Sinn: Wir sind hier ganz allein, auf dreißig, vierzig Meilen ist kein M. [Niemand, der diesen Namen verdient] zu finden. Goethe 140 etc. und mit best. Artikel: Der Sturm ist Meister, Wind und Wellen spielen | Ball mit dem M–en [mit Einem, — mit Dem im Schiff]. 539b etc. Ferner: Ein jeglicher M. 3, 13; 6, 7 etc., jeder M. etc. = Jeder und so mit Ew., wofür auch mit Wegfall von M. die Ew. substantivisch stehn können: Es giebt überall kluge und dumme, gute und schlechte M–en, vgl. Leute, Personen etc.; Ein loser M. 6, 12; Der gottlose M. 11, 7; Ein närrischer M. 15, 20; Ein kluger M. 19, 11; Ein guter M. 12, 35; 11, 17 u. o. (vgl. 3). — 3) wir erwähnen von den Verbind. mit Ew. (alphab.) bes.:
a) Der alte M., theolog.: die angeborne verderbte Natur, die Erbsünde (s.: der alte Adam). 6, 6; 4, 22; 3, 9; Den alten M. [s. Anm.] zu schwächen. 52 etc., s. f. —
b) Ob unser äußerlicher M. [der Leib] verweset, so wird doch der innerliche [der Geist] von Tag zu Tag erneuert. 2. 4, 16 (s. c u. 1: Der thierische und der geistige M. 16, 181). Seinen äußern M–en, der sehr derangiert aussah, wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen [seinen Anzug etc.]. KrFr. 1, 252; Im Vorbeigehn beim Spiegel würdigte ich auch noch meinen äußern M–en einer flüchtigen Untersuchung. 2, 92 etc. —
c) Mein ganzer M. [ich ganz und gar] war ergriffen. R. 4, 329; Ich befinde mich recht wohl, die Augen sind wieder klar, Appetit, Schlaf, alle Bewegungen in Ordnung und der ganze M. munter. 6, 386; Sein ganzer M. hatte in der Einsamkeit einen unwiderstehlichen, sanften Ernst angenommen. 1, 103 etc. —
d) Der Irrthum, Dasjenige außer sich zu suchen, was der innere M. selbst hervorbringen muß. G. 2, 118; Der innerliche M., s. b; Ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen M–en. 7, 22; 3, 16 etc. —
e) Der natürliche M. [der nicht wiedergeborne]. 1. 2, 14, s. a. —
f) Ziehet den neuen M–en an. 4, 24; 2, 15 etc., s. a; Einen neuen M–en hat er angezogen [er ist ein Andrer, Beßrer geworden]; | mit dem Helm und Wehrgehäng, | schließt er sich an eine würdige Meng. 323b. —
g) Der verborgene M. des Herzens. 1. 3, 4, vgl. d u. s. Gemüth-M. — 4) zuw., wie häufiger „Mann“ (s. d. 2d) mit abhäng. Genit.: Der M. der Sünde und das Kind (s. d. 2d) des Verderbens. 2. 2, 3, der der Sünde angehörige, ergebne, verfallne etc.; Ich bin nimmer ein M. [Freund etc.] des Schaugepränges und der Schaurednerei noch irgend einer Prangerei, Schauerei und Rednerei gewesen. E. 333 etc. — 5) speciell von männl. Individuen, nam. insofern man sie nicht durch „Mann“ bez. will, vgl.: Beide der M. [Adam] und sein Weib. 1. 22, 5. So versteht man z. B., wenn es heißt: Es ist ein M. draußen, der Sie sprechen will, ohne Weitres ein männl. Individuum, vgl.: ein Frauenzimmer, das etc. u. s. II; Ein junger M.; Ein angenehmer, netter M.: Er ist ein herzensguter, aber ein sehr beschränkter M. etc., oft auch, mit sich einmischen, dem Ton der Verachtung, des Verdrusses etc., z. B.: M., ich bin es nicht! 22, 58; 60; Dieser M. höret nicht auf, zu reden Lästerworte. 6, 13; Der dumme M., der Michaelis. G. 1, 266 etc., s. M–lein (Anm.).
Anm. Von Mann, goth. manna etc. ist das goth. Ew. mannisks, ahd. mennisc (vgl. männisch), und dazu unser Hw., ahd. mannisco, mennisco, mhd. mensch(e), m. und n. (s. II). — Der flexionslose Dat. und Accus. finden sich nam., wenn M. ohne Artikel steht, z. B.: Er ist ein Engel von M. — oder von einem M–en; Dem Ding von M. F. 200; Bloß M. zu M. 533a (s. † An, Anm. 2 u. † Ander I 4); Apoll sobald er M. [einen Menschen] sich fühlte. 12, 131 etc. s. Über-M., doch auch sonst vereinzelt: Wo Niemand meinte, daß ein Kleid | zum M. erhebe. Fab. 122; Den alten M. s. 3a; Auf demselben M. Fat. 1, 93 etc., s. Un-M. — Bsp. der Vrkl.: Die Menschlein, welche im Donner ihrer Unfehlbarkeit einherpoltern. 176); Wenn Gottes Donner rollen und niederschmettern das Gequicke der Menschlein da unten. 4, 325; Ich aber als ein niedriges und geringes M–lein. 29, 49; Dieses M–chen mit seinen Spinnemanieren und einer Mückenstimme. 15; Die M–lein unten. 97b; Wir sind .. nur arme schwache M–lein. 9, 21; 27, 291; 12, 131 etc., s. Menschling; Beid’, ihr M–elchen dort, die der Dämon plagt. Ar. 3, 327 etc. — Insofern M. weibl. wie männl. Individuen bez., findet sich auch: Ich bin die unglücklichste der M–en. Lat. Mag. 43, wo es aber wohl richtiger wäre, zu schreiben: die Unglücklichste etc.
Zsstzg. (vgl. auch II und die von Mann) vielfach, z.B.: Thier-M., der das Wesen eines Thiers an sich hat (s. u.: Gott-M.) und nach den versch. Thieren: Daß Jahrtausende nöthig waren, bis an jenen Tiger-M–en, Wolfs- und Luchs-M–en, Pferde-, Stier- und Esel-M–en u. s. w. .. das Menschliche so viel Übergewicht über die ungeschlachte Thierheit bekam, daß etc. W. 24, 223 u. ä. m., wovon die folg. als Bsp. genügen: Äfter-: im Ggstz. zu den wahren echten Menschen: Unter uns verkünstelten A–en. W. 9, 131. —
Ālltags-: alltäglicher, von gewöhnl. Schlage, s. Dutzend-M. und als Ggstz. Ausnahms-M.: Eines Hauptes höher | als zehntausend A–en. B. 87b; Redete wie der gesetzteste A. Immermann M. 1, 158; Der trockne A. Sch. 104b etc. —
Aūsnahms-: eine Ausnahme von den Alltags-M–en bildend: Huber und Therese sind A–en und wie ließe bei solchen sich mit elendem Pfahlwerk alltäglicher Worte der Bereich einer ungewöhnlichen Freundschaft abstecken? König Kl. 3, 321. —
Aūßen-: Fremder. Kl. Gel. 310, vgl.: O Er, Butenminsch (plattd.). Claudius 1, 82 etc.; auch: Einer, der nur nach der Außenseite ein Mensch ist. —
Begríffs-: der nur in Begriffen und Abstraktionen lebt: Eine Natur, wie sie Schiller allen B–en, Wissern und Spekulatoren entgegenhalten wollte. Gervinus Lit. 5, 474, vgl. Gefühls-M. —
Blūt-: blutgieriger. —
Bóck-: böckischer Mensch: Eine Art von Waldteufel oder B–en. W. 35, 50. —
Būch-: der seine Weisheit aus Büchern schöpft: B–en, die ihr Wesen aus geblümten Redensarten zusammensetzen. Tieck NKr. 4, 49. —
Būchstaben-: Buchstäbler, Buchstabenmann: Den feuchtigen B–en. Ha- mann Sib. 277; B–en nennt man die Gelehrten und Schriftsteller. Klinger 12, 170 etc. —
Búckel-: ein Buckliger. Heine Lut. 1, 50. —
Büffel-: ein büffelhafter: Ich sah viel Büffelochsen und B–en. Zschokke 8, 268. —
Búsch-: Wald-M. —
Chrísten-: Christ-: Kein Ch–e hört ihm zu. G. 2, 268 = Niemand. —
Dónner-: ein donnernder, z. B.: Ein Seelentriumphator oder ein D. wie Luther. IP., aber auch (s. Donner 2): ein verfluchter, verwetterter Mensch, vgl. Donnerkerl. —
Dóppel-: Das Märchen von den ursprünglichen D–en einerlei und beiderlei Geschlechts [in Plato’s Symposion]. W. 23, 271 etc., s. auch Doppelmann. —
Dórf-: s. Stadt-M. u. II. —
Dútzend-: Alltags-M., s. Dutzend. —
Ehren-: ein ehrenhafter. Keisersberg Post. 3, 91. —
Eīnzel-: Jndividuum: In der Bildung der Nationen, wie die E–en etc. Ense Denkw. 6, 405. —
Empfíndungs-: Gefühls-M.: Alle verschlossenen E–en. Klencke Swamm. 1, 147. —
Engel-: ein engelgleicher Mensch. Goltz 1, 188 etc. —
Erfāhrungs-: der Erfahrungen macht. H. 11, 245. —
Frósch-: s. o.: Da sie von Geburt und Natur Menschen gewesen waren und Alles, was wir von Natur und Geburt sind, uns einen unauslöschlichen Charakter giebt, so sind sie [die in Frösche verwandelten Bauern] nicht sowohl Frösche als F–en. W. 14, 165. —
Gáttungs-: z.B.: Die Liebe als Ergänzung des Geschlechts- M–en zum G–en. Vischer Ästh. 2, 200, insofern sie von der Geschlechts-Liebe sich auf die Liebe zur Familie etc. ausdehnt. —
Gefǖhls-: bei dem das Gefühl besonders rege ist, der davon geleitet wird, s. Empfindungs- M. und vgl. als Ggstz.: Begriffs-, Verstandes-M. —
Gemüths-: vgl. Gefühls-M., ein Mensch von tiefem Gemüth etc.: Der in sich gekehrte G., mit immer gleichem, sanftem und stillem Sinn. Eß (1. Petr. 3, 4). —
Genúß-: genußsüchtiger. Ense Denkw. 6, 271; Gutzkow R. 1, 222. —
Geschléchts-: s. Gattungs-M. —
Gewált-: der seinen Willen mit Gewalt durchzusetzen trachtet. Auerbach Gv. 343. —
Gótt-: ein Mensch von göttl. Natur oder insofern er zugleich Gott ist, s. als Bez. Christi, vgl. W. 18, 301; Den G. Kl. M. 5, 264; 735; 818 etc., ferner z. B.: Daß er ihn [Apollonius] für irgend einen Mensch gewordnen Gott oder Gott hielt. .. Der vermeinte G. W. 16, 38 etc., vgl.: Daß jetzt die Todten über der Erde gehn und die Lebendigen, die Göttermenschen drunten sind. Hölderlin H. 2, 70 etc., vgl. Menschgott. —
Hálb-: Einer, der auf den Namen eines ganzen Menschen im vollen Sinn des Worts nicht Anspruch machen kann, z. B.: Nun ist er zahm geworden, wie alle die H–en, wenn sie an die Auflösung denken. G. 16, 234; Ein so unfertiger H. [Kaliban]. Gutzkow R. 1, 391; Daß die Einwohner sich noch auf einer so niedern Stufe der Kultur befinden. . . Andere H–en. W. 32, 102; Sklaven . . Diese so tief herabgewürdigten H–en. 18, 297; 27, 340; 32, 210; Kaliban. So heißt in Shakspeare’s Sturm eine Art H. . ., ein unförmliches Mittelding zw. Mensch und Meerkalb. 15, 318 etc., auch z.B. v. Centauren od. Pferde-M–en (halb Mensch, halb Pferd). 12, 194; v. Eunuchen. Luc. 5, 194. —
Hélden-: ein Mensch, der ein Held ist: Die göttlichsten der H–en. B. 101b. —
Ich-: Egoist: Narciß, der Selbstliebhaber, der Eigensüchtige, der I. Brachvogel. Narc. 49. —
Jdeāl-: ein Mensch, der einem Jdeal entspricht: Der I. Fenelon’s, so voll Liebe und voll Stärke. JP. 36, 37 etc. —
Jā-: der zu Allem „Ja“ sagt, Jabruder etc.: Die Beamten haben doch weit mehr Respekt vor Einem, der kein unterthäniger J. ist. Auerbach D. 4, 28. —
Jámmer-: jämmerlicher, elender Mensch: Der J., welcher diese Lust nie gekannt. BSternau. —
Kérn-: ein kerniger, tüchtiger Mensch: Cham. 5, 210; Diese Strenge bildet K–en, die sich in der Folge in alle Umstände schicken, keine Gefahr noch Schwierigkeit scheuen. Grube 1, 75 etc. —
Klūgheits-: vgl. Verstandes-M. Görres Ver. 34. —
Kompéndium-: wie ihn das Kompendium schildert: Jeder Menschenmaler .., wenn er anders eine Kopie der wirklichen Welt und keine idealischen Affektationen, keine K–en will geliefert haben. Sch. 102a. —
Kráft-: s. Kraftmann. Kultūr-, Kúnst-: z. B. im Ggstz. zu Natur-M. —
Lêbe-: s. Lebemann 1 und 2: Freie Weltbildung eines heiteren frischen L–en. Eckermann G. 2, 327; Da dem L–en eine abstruse Philosophie keineswegs annehmlich sein konnte. G. 4, 178, vergl.: Welt- und Lebens-M–en. 30, 36. —
Lícht-: dessen Element das Licht ist: Für Diese ist dann der Sonntag auch ein wahrer Sonnentag d. h. ein Fest für den innern L–en. JFalk G. 262. —
Mánns-: eine Mannsperson, Mannsbild: [Dort] angelt ein M. V. 2, 52; Eh ein M. uns gesehn. Ar. 3, 241 etc., s. auch II und Frauens-, Weibs-M. II. —
Māūl-: dessen Menschenthum im Maul, in den Worten beruht: Der Mensch wird, wie man sonst Maulchristen hatte, ein M. IP. 36, 18. —
Mít-: ein Mensch als Mitbruder, Neben- M., Nächster. —
Mōndschein-: der für den und im Mondschein schwärmt, sentimentaler Mensch: Butterseele, M. Tieck NKr. 4, 49. —
Múster-: der als Muster gelten kann: Regelmäßig schön gebildet stand er als M. der Menschheit gegenüber. G. 31, 76. —
Mútter-: ein einziger Mensch: Ob neben mir ein M. noch sei. Lohen- stein Ros. 139; Epich. 2 v. 332; Dich, Herr, kann ohne dich kein M. erkennen. Scultetus, s. L. 8, 272 und Anm., vgl. mutter(seelen)allein etc. —
Nácht-: vgl. Nachtvogel etc., nam. als Bez. für Kakerlak, s. d. —
Natūr-: ein natürlicher, d. h. ein von allen umbildenden Einwirkungen mehr oder minder unberührt gebliebner Mensch, s. Thier-, Ur-M.: Daß er, wie alle N–en, angetrunken, etwas händelsüchtig wurde. Gutzkow R. 5, 55; H. Ph. 4, 235; Stolze Selbstgenügsamkeit zieht das Herz des Weltmanns zusammen, das in dem rohen N–en noch oft sympathetisch schlägt. Sch. 1154b. —
Nêben-: Mit-M. Gentz Rev. 24; Thümmel 8, 81; W. 9, 137; 14, 95 etc. —
Pfêrde-: s. o., z. B. Centaur. W. Luc. 3, 424, vgl. Halb-M. —
Prácht-: ein Prachtstück von einem Menschen. —
Rēīse-: Tourist etc.: Zu Nutz und Frommen sehr neugieriger R–en. Brehm (Gartenl. 9, 89), vergl.: Für die gw. Reisemenschheit. ebd. —
Schátten-: der wie ein Schatten oder Schemen ist: Einen abgeblüheten und ausgemergelten Sch–en. Kosegarten Rh. 3, 261. —
Schēīn-: der nur ein Mensch scheint, es nicht eig. ist, — oder auch: der auf den Schein, im Ggstz. zum Wesen zu viel Gewicht legt. —
Schwánz-: ein geschwänzter Mensch. G. 24, 101. —
Sinnen-: den Sinneneindrücken gehorchend etc. JFalk G. 279. —
Stāār-: s. o., plappernd wie ein Staarmatz. Jahn V. 371. — Stáchelschwein- (s. d.): ein Mensch mit einem Stachelschweinaussatz, s. Bock Diagn. 587; Wie der St. in London seine Stacheln bloß im Winter abwarf. IP. Fat. 1, 167. —
Stádt-: Stadtbewohner, Städter: Das weißt du nie, | o St., wie labend | im Dorfe der Abend. Hartmann Pet. 169, s. II. —
Thīēr-: s. o., auch: ein Mensch im thierischen Zustand, Natur-M., z. B. H. Ph. 13, 342. —
Tūgend-: ein tugendhafter etc., vgl. II. —
Úber-: ein Mensch von übermenschlichem (s. d.) Wesen etc.: Kaum bist du Herr vom ersten Kinderwillen, | so glaubst du schon dich Ü. [Anm.] genug, | versäumst, die Pflicht des Mannes zu erfüllen! G. 1, 3; Welch erbärmlich Grauen | fasst Ü–en dich! 11, 23; Die Geistlichen .. als Menschen, d. i. als physische Triebfedern, nicht als Un- oder Ü–en betrachten. H. Ph. 13, 191. —
Un-: ein Mensch ohne Menschlichkeit (s. d.), nam. ohne menschliches oder Mit-Gefühl (s. unmenschlich und entmenschen): Kommt, den U. [Anm.] zu erflehn. Cham. 3, 346; Weil aber hierin wirklich etwas Übermenschliches liegt, so werden solche Personen gw. für U–en gehalten, für gott- und weltlose. G. 22, 276; Schämt euch, ihr U–en! schämt euch, ihr Drachenseelen! Sch. 111a; 313b; 402b; 925a; Der kaltblütigen langsamen Rache eines U–en wie Tiberius aufgeopfert. W. 32, 336. —
Ūr-: der Mensch in seinem Urwesen, in seiner Ursprünglichkeit, in der Urzeit, in seinem Urzustande; das Urbild eines Menschen; ein Original etc.: Der U. Adam; Der rohe Ur- und Natur-M.; Ich, der Schwarze, bin U.; mich hat der Quell des Lebens, die Sonne, am stärksten getränkt. H. Ph. 4, 32; Das Gewissen ist des Menschen eigenstes Wesen in voller Verklärung, der himmlische U. Novalis 1, 169. —
Vāterlands-: z. B. dessen Wesen im Vaterlande wurzelt, der für dasselbe lebt etc.: Der Römer war V., wie der Grieche; er wußte nicht anders als im Ganzen leben. Vischer Ästh. 2, 242. —
Vernúnft-: s. Verstandes- M., vergl.: Wir Vernunftleute. H. 11, 342. —
Verstándes-: bei dem der Verstand überwiegend ist, vgl. Gefühls-M.: Kalte V–en. —
Wáld-:
1) im Walde lebend, nam. ein Wilder, im Urzustand: Mit der Rohigkeit ungebildeter W–en. Ländl. 1, 70; Zu alt, um W–en zahm zu machen. 9, 6 etc. —
2) (s. 1) Name einiger bes. menschenähnl. Affen (vgl.: Die wilden Männer Satyri, ein ganz schnell Thier auf vier oder zwei Beinen wie ein Mensch. 8; Durch eine sorgfältigere Nachricht von den Orang-Kubub [Affen] etc. .. werden sich auch die geschwänzten W–en verlieren. Ph. 4, 71 etc.): Der ungeschwänzte Maki heißt auf Madagaskar Indri oder W. 7, 1712; Den Orangutang [s. d.] oder W–en (Homo silvestris). 1828 etc., s. Schwanz-M., Buschmann 3. — Wélt-: Weltmann:
1) weltlich gesinnter Mensch: 16, 93; SW. 35, 44; Wodurch die Lustbarkeiten endlich selbst der verdienstlosesten Klasse der W–en ekelhaft werden. 5, 131. —
2) Mensch von Lebensart und Welt: Ein Liebhaber, den du verstießest, weil er nicht W. genug war. 29, 342, vgl. Lebens-M. — Zū-: zugehöriger Mensch (selten): Vater, Mutter, Geschwister und ein paar Z–n sind seine fortbildende Welt. 36, 28. — Zūg-: nach Analogie von Zugvogel (s. d.): Die Dichter, diese seltenen Z–en, die zuweilen durch unsere Wohnsitze wandeln. 1, 90 u. ä. m.
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