Meinung
Mēīnung, f.; –en; –s-:
das Meinen (s. d. in den versch. Bedd.) und nam. das Gemeinte, so nam:
1) (s. meinen 1) auf subjektiven Gründen beruhende Ansicht (vgl. Glauben): (Un-)gegründete, (un-)wahrscheinliche, (un-)richtige, falsche, vorgefaßte M–en; Eine (gewisse) M. haben, hegen; einer (gewissen) M. sein; ich habe die M., daß etc.; ich bin der M., daß etc.; Einer (und derselben) M., der gleichen M., andrer M. sein; Ich war früher derselben M., bin jetzt aber andrer M. geworden; Ich bin mit Jhnen einer, derselben M., ich bin ganz Ihrer M., ich bin der M. des Aristoteles etc., dagegen bei vorangestelltem abhäng. Genit., wo das Genit.-Verh. von M. formell nicht zu erkennen ist: In Ansehung des Silbenmaßes bin ich ebenfalls von (s. d. †) Aristoteles’ M. 13, 53; Es waren nicht Alle von Engelbert’s M. Nov. 3, 107 etc.; Ich stand in der M., daß etc.; Ich that es, in der M., daß etc.; In M., daß der Wolf im Ernst entschlafen sei. F. 2, 528 etc.; Auf, bei seiner M. bleiben, be- oder verharren, bestehen; über seine M. halten 1, 256); Von seiner M. nicht weichen, abgehn; Seine M. aufgeben, fahren lassen, verlassen, ändern; „Was ist Ihre M. darüber?“ Meine M. geht dahin, daß etc.; Nach meiner M. oder meiner M. nach haben Sie Unrecht; Man hat mich in dieser Sache nicht um meine M. gefragt; Wollen Sie mir nicht gefälligst Ihre M. sagen? (vgl. a); Sagen Sie mir Ihre aufrichtige, wahre M. darüber; Das kann nicht Ihre wahre, Ihre Herzens- M. sein; Nicht mit des Herzens | M. sprach ich das Wort. Il. 8, 40 etc.; Die M–en darüber sind sehr verschieden; getheilt; Ich kann Ihre M. nicht theilen, Ihrer M. nicht beistimmen, beitreten; Einem irrige M–en beibringen; Einen bei seiner M., ihm seine M. lassen; Ich wollte ihm die gute M. (s. b), die er von dir hat, nicht (be-)nehmen; Eine gute M. von Jemand, von sich selbst, eine zu große, übertriebne, zu geringe M. von sich selbst, von Jemandes oder den eignen Verdiensten haben; Die M. des Publikums, des Volks, die öffentliche 425a etc., s. nam. 32, 192), die allgemeine M. (s. c) spricht sich dafür, dagegen, (un)günstig dar- über aus; Die M. des Publikums aufklären, berichtigen etc.; Ein Jeglicher sei in seiner M. gewiß. 14, 5; Von den Jungfrauen habe ich kein Gebot des Herrn, ich sage aber meine M. 1. 7, 25; Haltet fest an einander in einem Sinn und in einerlei M. 1, 10; Niemals war, in allen Landen, | Aller eine M. | Aller Sinn hier trachtet Gutes. 4, 68 etc. Auch mit besondern Nüancen, nam.:
a) Einem seine M. sagen, derb sagen etc., die tadelnde M., die man von ihm in Bezug auf sein Thun etc. hegt, ohne Rückhalt gegen ihn aussprechen. —
b) M., die Schätzung, die man von dem Charakter und Werth einer Person etc. hegt (vgl. 3); Eine gute (s.o.), schlechte M. von Einem haben, hegen, fassen; Er ist dadurch in meiner M. sehr gestiegen, gesunken; Er steht hoch in der M. des Volkes (s. c); Die Revolution ist .. durch jene Fehler offenbar in der M. gestiegen. Rev. 55; Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, | der zu verwunden glaubt; die M. Andrer | befriedigt leicht das wohlgeführte Schwert. 13, 193 etc. —
c) M. = allgemeine, öffentliche M. (s. o.), z. B.: Der unermeßliche Beistand, welchen der Revolution die M. leistet. Rev. 12; Werkzeuge der M. uud Werkzeuge der Gewalt. 58; Wenn es die M. fordert, mag es sein. 13, 156; Die M. muß ich ehren, um das Lob | der Menge buhlen. 438a; Die M. hält es | mit dem Unglücklichen, es wird der Neid | stets den obsiegend Glücklichen verfolgen. Raphael schnitt alle Bande der Übereinkunft und der M. entzwei, ich fühlte mich ganz frei. 752b; Sein Silberhaar | wird eine gute M. uns erkaufen. Sh. 2, 45 etc. —
d) von Jemand, der zu bestimmen hat, was geschehen soll: die entscheidende Ansicht darüber, seine Willensäußerung, sein Wille, z. B. von einem König. 1. 2, 38; 5, 17; Vergönne mir [o Königin], in dieser großen Sache | dein blindes Werkzeug willenlos zu sein. | In klare Worte fasse deine M.: | Was soll mit diesem Blutbefehl geschehn? 438b etc., auch: Ich kann Ihnen die Kaufbedingungen nicht mittheilen, der Besitzer des Hauses hat mir seine M. noch nicht bestimmt erklärt etc., so auch: Wilens-M. —
e) ungw. und unklar: Hab ich menschlicher M. zu Epheso mit den wilden Thieren gefochten? 1. 15, 32. —
2) (s. meinen 2 u.
3) Das was man bei seinem Thun im Auge hat, das dabei Gewollte, damit Beabsichtigte und die dem Thun zu Grunde liegende Gesinnung etc.: Aus guter 1, 15), herzlicher (2. 6, 12), aus keiner bösen 29, 10) M.; Nicht geschieht Das der M., daß die Andern Ruhe haben und ihr Trübsal. 2. 8, 13; Zu erfahren, ob sein Deuten diese oder eine andere M. [Bedeutung] gehabt. R. 1, 114, ob er Das damit hat sagen wollen; Will die Kraft meiner Jugend mich retten? Undankbare Mühe! Das ist meine M. nicht. 213a; Daß das wahre Genie auf die Fingerzeige nicht viel achtet, die man ihm, aus besserer M. als Befugnis, zu ertheilen sich sauer werden lässt. 1133a; Das ist der Wortlaut, aber nicht die M. des Gesetzes etc. — 3) (vralt., s. meinen 4) Zuneigung, Liebe: Zu denen ihr von Alter her besondre M. gehabt. 2, 5 etc., vgl. 1b.
Zsstzg. meist zu 1, z. B.: Die Alteweiber-M. L. 13, 538. — Wir vernehmen ihre M–en und Gegen- M–en. G. 39, 94, entgegengesetzte, die andern bekämpfende. — Um unsre Herzens- und Glaubens- M. auszusprechen, daß etc. 33, 107, die innre als Glauben feststehnde M. oder Überzeugung; Religionskriege und Kämpfe um Glaubens-M–en [religiöse, Glaubenssatzungen betreffende]. — Schon damals hatte sich bei mir eine Grund-M. festgesetzt. G. 22, 74. — Einer Haupt- M. viele andre unterzuordnen. Ense Denkw. 6, 227. — Beim Vortrag einer Lieblings-M. W. 34, 124. — Die wandelbare Partei-M. des Tages. Börne 5, 113. — Mitten im Strome der Tages-M–en [1c]. Gutzkow R. 1, 186, die öffentliche mit dem wechselnden Tage schwankende M.; Ense Denkw. 6, 593. — Wie weit er die politische Übel-M., die ihn fast allgemein traf, verdient. 215, s. Ggstz. Wohl-M. — Gegen Volks-M–en [1c] und öffentliche Irrthümer zu sprechen. Gentz Rev. XIII. — Vor-M., M., die man von Etwas vor genauerer Kenntnisnahme gefasst, vgl. vorgefaßte Meinung, Vor- urtheil; Es zeigt doch, welch eine Vor-M. herrscht über die Einschüchternden und über die Eingeschüchterten. Auerbach Tag. 66; Ich danke Ihnen, Herr Major, für die gute Vor- M. Gutzkow R. 3, 185; Der .. manche ungünstige Vor-M. gegen Bürger’s praktische Brauchbarkeit hegte. OMüller Bürg. 130 etc. — Einem seine Willens-M. [1d] kund thun. — Wohl-M. [2], das Wohlmeinen, wohlwollende Gesinnung. Ense Denkw. 6, 11; Hutten (Wackernagel 3, 211 Z. 10); Luther 5, 17a; SW. 56, 99 etc.; Das Laster nimmt die Gestalt . . der Wohl-M. mit dem Fürsten und dem Staate .. an. W. 7, IX; Warum der Ausdruck von Wohl- M. und Güte eine so große Wirkung in seinem Gesichte thut. 22, 39; Äußerung unserer Gutherzigkeit und Wohl-M. mit ihm. 24, 17 etc. — u. ä. m.
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