Faksimile 0275 | Seite 273
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Mein
I. Mēīn: 1) Genit. des pers. Fw. „ich“ (s. d.) mit Nbnf.:
meiner, z. B.: Gedenk m. (Ps. 25, 7; 106, 4 etc.) und: meiner (1. Mos. 40, 14; Neh. 13, 31) etc. Wir erwähnen hier bes. die seltnere Nachstellung (subjekt. und objekt.) bei einem Hw. (vgl. 2) gw. meiner, z. B.: Die ganze Art der Behandlung meiner. Arndt Ber. 17; Aus der Vernichtung meiner selbst (s. d.). G. 9, 298 [aus meiner Selbstvernichtung]; Meine Abwesenheit .. durch ein frühzeitiges Ausgehen meiner zu beschönigen. 20, 237; Du fürchtest nur den Verlust (s. d.) meiner. EKleist 2, 94; Mit so gänzlicher Ausschließung meiner. Thümmel 2, 227; Ohne Wissen und ohne Willen meiner. Tieck 2, 255 etc., doch auch: Daß sie mich aus der tiefsten Verwirrung m. selbst herausreißt. G. Stein 1, 72, vgl. dein 3c etc. 2) besitzanz. Fw. der ersten Pers. der Ez., aus 1 entstanden, s. dein (1—5 und 7), auch die Bsp., zu denen wir hier nur wenige fügen, mit Hinweisen in [] auf die bezügl. Nummern dort:
a) [1] M. ist im Hause die Obmacht. V. Od. 1, 360; Du sollt kein Stück | von meinen Ziegen nehmen! | Sie sind mir m. G. 7, 242; Wenn nur die Ohrring m–e wären! 11, 119; Das Alles hielt ich fest und m. 12, 196 [als das Meinige]; Die Glücklichste von Allen sie | und m. [die Meinige] durch Seelenharmonie. Sch. 27a; Mein fühlend Herz macht ihr Vergnügen m. [zu dem meinigen]. W. 12, 226; Xenien 225 etc.
b) [2] Ihn, den allermeinsten Meinen. Arndt 418.
c) [3a] Er hat m–e Beleidigung [daß ich ihn oder: daß man mich beleidigt] tief empfunden etc. Nam. auch einigermaßen pleonastisch, z. B. = Der, von dem ich spreche oder erzähle, der aus dem Vorhergehnden schon Bekannte (vgl. ,,unser“ und den ethischen Dat. „mir“), z. B.: Jetzt kniet m. Postillon auf sie hin. Auerbach Gv. 287; M. Stier nahm frisch und froh | dies Tempo wahr. B. 23a; Der Köter .. zerrt bald an m–es Herrchens Rocke. 32b; Ich [Werther] besuchte m. gutes Weib unter der Linde. G. 14, 92; So misgebaut, | daß sich m. guter Mann | des Lachens nicht enthalten kann. Nicolai 1, 16; M. Bube lässt sich immer äffen. Ramler F. 1, 17; M. Bienchen kömmt. 82; M. Mann verspricht etc. W. 10, 60; M. Cephalus geht Alles .. ein. 70; M. Ritter etc. 11, 102; M. Junker. 229 etc.; ferner als Bez. des Lieben, Trauten, woran man Antheil nimmt etc.: Daran erkenn’ ich m–e Pappenheimer. Sch. 381b; Du kennst mein Wahlheim. G. 14, 31; Wenn ich m–en Homer lese; Nun habe ich zwar zu meiner Zeit auch m–en Vers gemacht wie ein Andrer. Sch, 637a, zur Hervorhebung der Theilnahme, die man dieser Beschäftigung gewidmet etc., auch |iron.: Und m–e Weibchen redeten davon, wie etc. G. 14, 102; Du weißt, wie .. m. Klaudinchen wegschleicht. 34, 262; All der Hagel, welche Sprünge | that m. Leutnant und Husar. V. 2, 55 etc.; ferner zur Bez. des dem Sprechenden Gewöhnlichen, woran er hängt etc.: Du kennst von Alters her m–e Art, mich anzubauen. G. 14, 14; Du kennst m–e alte Parade! So lag ich und so führt’ ich meine Klinge. Schlegel Sh. 6, 72; Ich mache nach Tisch gern m. Schläfchen; Ich spiele Abends m–e Partie; Ich habe denn einmal wieder so m. Gängelchen durch das Land gehalten. Immermann M. 1, 276 etc.
d) [3c]: M–e Gefühle, der ich Alles hörte etc. Hackländer Handel 2, 243 etc.
e) [3e] Nach vielem m–em o7 Bitten [gw.: meinerseits]. Gryphius Fr. 265; Daß ich einen m–en [gw.: meiner] Mitbürger entleibt. Schaidenreißer 64betc.
f) [4] Dein Herz ist immer m., m–s immer dein geblieben. G. etc.; Sind ihre Kräfte nicht die m–e? [m.; m–e Kraft]. 11, 74; Der Unvergleichliche, der nun wieder der M–e wird. 9, 294; Er drückte sein Herz an das meinige; ich vergaß, daß er nie der M–e werden könnte. 10, 41 etc.; Er selbst, der Meinigste [2]. V. Ant. 1, 96 etc.; „M. Herr“, sagen sie von ihrem Herrn, wenn sie bei ihres Gleichen sind; unter sich sagen sie [die Bedienten] bloß Meiner: M–er hat heute wieder gebrummt. Lichtenberg 4, 147 etc.; Du weißt, wie M–er [m. Mann] ist. Gotthelf U. 2, 20; Grade so hält es der Meine. V. Th. 15, 18 etc.; Mich selbst und Alles, | im Wahn das M–e [das ich m. wähnte, im Wahn für m. hielt], dir anheimzugeben. G. 12, 194 etc.
g) [5] Wenn Norberg zurückkehrt, bin ich wieder sein, bin ich dein, mach mit mir, was du willst; aber bis dahin will ich m. sein und .. dieses ganze M. will ich Dem geben, der mich liebt etc. G. 16, 2; Das schön errungne | M., Dein und Sein. 12, 213; Streit um das M. und Dein etc. 3) interj.: Ausruf der Verwundrung, nam. bei etwas Staunen Erregendem, wo man den eignen Sinnen nicht recht traut und zweifelnd fragt etc., wohl ellipt. zu 2 = m. Gott!, vgl.: Ei du m. himmlischer Vater! .. Ei du m.! wer hätte sich Das träumen lassen? Sch. 130b etc.; Es ist ein Schuß gefallen! | M.! sagt, wer schoß dadrauß? G. 2, 234; M.! sollte wohl der Wein noch fließen? 11, 98; M.! was ist Das? Grimm M. 131; Und m.! was ists für Art etc.? H. Ph. 13, 69 u. o. 4) mundartl. Fortbild.: Meinen, meinigen, tr.: sich Etwas als Eigenthum zueignen. Stalder.