mehr
Mêhr, a.:
Kompar. zu sehr (1 und 2; veralt. sehrer. 146; SW. 60, 75; 61, 98 etc.) und zu viel (3 ff.), mit sich anschließenden Bedd.; vgl. als Ggstz.: minder, weniger etc. —
1) adv.: Kompar. zu sehr = in höhrem Grade: bei Wörtern, die einer Steigrung durch Flerion nicht fähig, z. B.
a) bei prädikativen Hw.: Ich bin doch m. Vogel als du. 1, 157; Er war m. (ein) Haudegen als (ein) Feldherr; Das war m. Spaß als Ernst. vgl. 2a. —
b) bei prädikativem „Es“ (s. d. 2): Die That war um so weniger schlimm, als es der Rausch m. gewesen. 1, 143; Ich bin elend, aber er ist es noch m. etc. —
c) bes. oft neben Zeitw.: Einen sehr, — m. als das Licht der Augen lieben; Etwas m. als die Sünde (den Tod) hassen; Die Mutter schon gefällt mir sehr, | doch ihre Tochter noch weit m.; Sein Anblick tröstete mich m. als ich sagen kann; Das Verlangen, | sich m. zu kennen, m. sich zu verstehen. 13, 166; Er spielte m. als daß er focht (vgl. 2a); Nur spielte m. mein Herr anstatt zu fechten. Cymb. 1, 2; Je (s. d.) m. er sie liebt, je — oder desto oder um so — m. kränkt ihn ihr Betragen; Doch lacht die Welt nur m., je m. die Dunse schrein. 12, 160; Je m. ich horchte, m. und m. | versank ich. 13, 124; M. und (s. d. †) m. verwöhnt sich das Gemüth. 131; Immer (s. d. 2a) m. verwöhnt es sich; Eine Richtung, die ihn je (s. d. 10) m. und m. von der Kunst des Ideals zu entfernen droht. 1151b; Eher (s. Je, Anm.) m. 3, 127 etc.; Ich hasse ihn, um so (s. d. †) m. als er Dies gethan; Ehrten ihn vielleicht um so m., als [gw. je] weniger sie ihn beurtheilen konnten. Ph. 13, 60; Ich hasst’ ihn sonst schon, (um) wie (s. d. †) viel m., da er Dies gethan?; Löst die Erinnerung des gleichen Schicksals | nicht ein verschloßnes Herz zum Mitleid auf? | wie m. denn meins? 13, 76 etc. So auch, wenn der Begriff eines Zeitw. erst durch damit verbundne Wörter vollständig wird, z. B.: Recht haben, im Recht sein etc., so: „Du hast nicht Recht.“ . .. Hab m. Recht als ich! 3, 66; Sie hielt Diese dadurch m. wach als heute in ihrem Charakter zu liegen schien. R. 4, 91; Einen m. angst, bange, ihm m. Angst, Bange, Furcht machen, vgl.: ihn m. ängstigen etc.; Du musst m. Acht(ung) geben; Du hast um so m. Ursache, auf deiner Hut zu sein etc.; Niemand ist m. zu verachten als ein Schmeichler; Er ist um so m. zu loben, als etc. (s. e). Man unterscheide den oft nahe angrenzenden Kompar. von viel (s. 3 und vgl.: Viel und — große Angst haben etc.), z. B.: Er hat m. Gründe (3a), aber du hast m. Grund zu klagen, seine Gründe sind zahlreicher, deine stichhaltiger etc. —
d) s. 3c. —
2) Kompar. zu ,,sehr“ bei Wörtern, die einer Steigrung durch Flerion fähig, bei Ew. und Adv.:
a) Werden einem Ggstd. zwei Eigenschaften in versch. Grad beigelegt, so gilt heute überwiegend Steigrung mit m., nicht durch Flexion, vgl.: Dies Zimmer ist länger (d) als jenes, und: es ist m. lang als breit; Ein m. warnender als kitzelnder Anblick. 6, 207; M. schlank als stark. 22, 50; Diese Aussicht ist hier m. anmuthig als groß. 3, 217; Er könnte mich leicht für m. eitel als tugendhaft halten. 2, 139; M. todt als lebendig (s. d. 1) etc., auch: Sind Sie m. pedantisch oder m. keck? Leb. 1, 114; Wie ein m. flach gewölbter, m. kugelig gewölbter, m. phramidaler oder m. chlindrisch kuppiger Umriß sich deutlich unterscheiden lassen. gB. 2, 201; Ein gewissenhafter aber noch m. eigennütziger Hutmacher. 4, 198 etc., s. Eher 5. Seltner die Steigrung durch Flexion: Länger als breit. 39, 257; 23, 293; Vielleicht hat er wahrer als klug und fromm gesprochen. 9, 151; 243; Zelt. 2, 248; Gefährlicher als angenehm. Lenz 31; F. 66; Die Reise werde Jhnen zuträglicher als nachtheilig sein. 12, 341; 396; 7, 27; Wich ängstlicher als listig aus. 2, 22; Tapfrer als zahlreich. 854b etc. —
b) Werden zwei Ggstde in Bezug auf zwei Eigenschaften verglichen, von denen dem einen die eine, dem andern die andre in höherm Grad zukommt, so ist Steigrung mit m. oder durch Flexion etwa gleich gw.: Diese Musik ist m. gefällig (oder gefälliger), jene m. gediegen (oder gediegner) etc. —
c) Wird ein Ggstd. mit sich selbst in versch. Verhältnissen oder Lagen in Bezug auf eine Eigenschaft verglichen, die ihm in dem einen Vh. etc. in höherm Grad als im andern zukommt, so kann die Steigrung mit m. oder durch Flerion ausgedrückt werden, z. B.: Ich war früher m. bekannt und vertraut (oder: bekannter und vertrauter) mit ihm; Ich habe noch Manches zu eröffnen, damit meine Lage Ihnen noch m. wundersam erscheine. 19, 150 etc. und nam. oft von einem allmählichen Steigen und Wachsen, also in Verbind. mit werden, immer, vgl.: m. und (s. d. †) m. etc., z. B.: Er wurde dadurch m. aufmerksam (oder aufmerksamer) auf mein Betragen; Er wurde dadurch immer m. oder m. und m. verlegen oder immer verlegner; Da ich mit der Naturwissenschaft, wie sie sich von Tag zu Tag vorwärts bewegt, immer m. bekannt und verwandt werde. 3, 300; Des Mädchens immer m. annäherndes und zutrauliches Betragen. 22, 16; Die Welt durch und durch m. und m. sonnenhaft. W. 2, 15 etc. —
d) Werden zwei Ggstde in Bezug auf eine Eigenschaft verglichen, die dem einen in höherm Grad als dem andern zukommt, so gilt im Allgm. die Steigrung durch Flerion: Er ist älter, klüger, größer, reicher etc., spricht gewandter, schreibt besser als du etc., doch s. e—l. —
e) Partic. haben — ihrer Doppelnatur gemäß — als Ew. (s. d) die Steigrung durch Flerion, als zum Zeitw. gehörig die mit m., z. B.: Er wird oder ist m. geachtet, verachtet, geehrt, verehrt, gefürchtet, geliebt, gehasst als sein Vorgänger und: er ist geachteter etc.; Der Ggstd. ist fast noch beschränkter als jener und will im Einzelnen noch m. ausgearbeitet sein. 23, 216; Die schon durch Erfahrung aufgeklärt sich m. bewusst sind. 15, 10; In Kleidern reicher und m. ausgesucht erscheinen. 53; Besser erzogen, m. unterrichtet und aufgeklärter. Irl. 2, 292; Du hast ein weichres Herz, | ein m. besonnenes Gemüth. 3, 42 etc., ferner: Weniger elegant, aber meinem Zweck m. entsprechend oder entsprechender; Eine m. gefahrbringende oder gefahrbringendere Unternehmung; Es giebt kaum eine m. verlockende Gelegenheit; Daß es kein giftigeres Wesen, keinen ungesundern Mispickel und keinen m. zehrenden Bandwurm giebt als eine Hausfranzösin. 1, 36 etc., ferner: Es giebt keinen m. zu verachtenden [selten: keinen zu verachtenderen] Menschen als ihn etc. — Daran schließen sich Verbal-Ew., z.B. nicht bloß mit Partic.-Form: Er ist m. beliebt (s. d.), verhasst (s. d.) als je etc., sondern auch: Es giebt keinen m. verächtlichen oder m. verachtungswerthen (verächtlicheren etc.) Menschen als ihn; An die Stelle noch gröberer, noch m. verderblicher und gefährlicher [vgl.: noch m. verderben- und gefahrbringender] Lügen. Br. 1, 524 etc. —
f) Von Wörtern, die eig. keine Ew. sind, sondern nur einigermaßen adjekt. Natur angenommen, so daß sie als Attribut nicht gw., ist auch die Steigrung durch Flexion nicht gw., z. B.: Ich bin oder: Das macht mich m. angst [s. d. I und II] als sonst; Ich bin ihm m. gram als dir; Das ist oder thut mir m. leid als dir; Nichts ist mir m. zuwider etc., vgl. dagegen das ganz adjekt. gewordne zufrieden, z. B.: Ein zufriedeneres Gemüth, doch daneben auch als Prädikat: Er ist sogar mit der hiesigen Repräsentation m. zufrieden als ich. 1, 77 etc. —
g) Wenn zu dem Kompar. das Maß des Ubertreffens mit etwas oder viel, weit, um so etc. gefügt ist, so findet sich neben der Steigrung durch Flerion auch die mit m., z. B.: Von etwas m. dunkler Farbe. 30, 421; Begann sie das Gespräch um so m. offen und zuversichtlich, als sie empfand etc. 15, 125 etc. Ahnlich auch, wenn ein Viel oder Wenig des Maßes angegeben wird: Man ist hierin nach Beschaffenheit der Zeiten m. oder weniger streng gewesen. Gel. 14. —
h) Von Ew. auf „r“ wird aus Wohllautsrücksichten gern der Kompar., namentl. die starke Form des männl. Nomin., oder des Genit. im Femin. oder in der Mz. gemieden, also Formen wie: Ein heit(e)rerer Anblick, ein klarerer Verstand, ein wahrerer Freund, ein starrerer Blick, ein wirrerer Knäul etc., dafür lieber: Ein m. heiterer Anblick; Die weimarischen Phantasieen sind m. heiterer Art. Ens. 283; An einem m. sichern Platz. Volk. 1, 46 etc., vgl. — durch Fortfall eines „r“ Mißdeutungveranlassend: Es ist kein finsterer Tag. 5, 68a st.: kein finstrerer oder m. finsterer Tag etc. ferner: Kein sichereres Mittel. HB. 1, 10 = Kein m. sichres etc., welche Fügung freilich, nam. in Mz., zweideutig werden kann, vgl.: Wenn die Natur der stürmischen See m. sichere Landungen gegeben hätte. 1, 381 = eine größere Anzahl von sichern Landungen, s. 3a. —
i) von Ew. auf ,,isch“ findet sich zuw. die Steigrung mit m., z. B.: Bei den m. thierischen Affen etc. gB. 2, 117; Einen m. harmonischen Genuß. 23, 197; Eine m. harmonische Wendung. Nat. 43 etc., vgl.: Die zumeist malerische Tracht. E. 434 etc. — k) auch sonst findet sich zuw. Steigrung mit m., z. B. gw. von doppelt (s. d.), wovon in der eig. Bed. keine Steigrung möglich ist, — während dagegen für die übrtr. Bed. von einfach, ferner von den Stoff-Ew., wie: bleiern, golden, hölzern etc. die Steigrung mit Flexion das Gw. ist. Ferner wenn in gehobner Rede das Verglichne vorangestellt werden soll (vgl. 20, 72), z. B.: Und dir ist Vaterland m. als die Fremde fremd. 34, 157 etc., s. 1. — Im Allgem. entspricht die Steigrung mit m. als Kompar. dem Positiv mit sehr, wie der Kompar. durch Flerion dem bloßen Positiv. — l) zuw. ist nachdrucksvoll die Steigrung neben dem flektierten Kompar. durch beigefügtes m. doppelt bez, z. B.: M. als Moschus sind die Düfte | und als Rosenöl dir lieber. 4, 15; Als ein Riegel was ist schwärzer noch m.? Sal. 1, 249; Abstufung von der hohen göttlichen Natur zu der m. untergeordnetern der Menschheit näher stehender Wesen. 3, 370; Eine m. schicklichere Ursache. 11, 598, vgl. schwzr.: meh-besser. Sh. 114; 307 etc.; Noch m. verschönert. 27, 50 etc., und: Einen viel beschwerlicheren und weniger einträglicheren Dienst. 154 und 3b etc. —
3) flexionsloses m. als Kompar. zu viel (s. d.), z. B.:
a) adjekt. neben Hw. oder (in gehobner Rede) mit abhäng. Genit., z. B.: Es waren viel Leute dort, — (weit) m. Leute als hundert, — m. (Leute) als du denkst, — der Leute (oder ihrer) m. als hundert; Viel Gold oder des Goldes, — m. Gold, m. des Golds, des Goldes m.; Warf .. immer des Metalles m. zu dem Metalle. 4, 249; Gieriger auf Gold, je m. er Goldes hat. 212; Je (s. d.) m. Gäste da sind, desto m. Geld verdient er; Mit [um] so m. Interesse, als etc. 18, 13 etc. Dabei grenzt viel (s. d.) oft in der Bed. nahe an „groß“: Das Gemälde ist mit viel [oder mit großer] Liebe und Lust, Sorgfalt, Kunst etc. gearbeitet, im Kompar.: mit m. Liebe etc. — Durch eine auch sonst übl. Inversion kann das Obj. an die Spitze des Satzes treten und so das Hw. von seinem zugehörigen Kompar. getrennt werden, z. B.: Er hat m. Glück oder Glück hat er m. als Verstand, Wunden hol’ ich mir freilich m. und weitere als das Aderlaßmännchen. 2, 94 = M. und weitre Wunden hol ich etc. —
b) alleinstehend (substantivisch, weßhalb auch der — doch nicht oft angewandte — große Anfangsbuchst. nicht unberechtigt): Das Gemälde hat viel oder Viel [vgl.: viel Geld etc.] — hat m. oder Mehr gekostet; ist m. werth, ist um hundert Thaler, ist ein ganz Theil (viel, etwas, ein wenig) m. werth; Du m. werth als Reliquienhand. 9, 14 etc., nicht zu verwechseln mit dem Kompar.: werther etc.; Er ist mein Feind, | ja was noch m., uns Allen feindgesinnt. Sh. 8, 12 etc.; Nun schien er schon ’was m. zu sein [als ein bloßer Klumpen]. 4, 8; Je (s. d.) m. er bekommt, desto m. verlangt er etc. Neben einem Partic. zuw. mit doppelt bezeichneter Steigrung: Auch ist die Aussicht dort etwas mehrsagender als unten. Südr. 1, 276, vgl. 2l. —
c) (s. b) So steht m. nam. oft, um das Ubersteigen von etwas als Maß Angesehenen zu bezeichnen (wie über als Bstw. in zsgstzten Ew.), auch adverbiell, vgl. als Ggstz. weniger, minder, z. B.: Das erfordert eine m. als gewöhnliche [über-, ungewöhnliche] Kraft; Das ist m. als [oder über-]genug; M. als [über] die Hälfte; M. als zwanzigmal; Das Salz ist m. als gut für dich, es ist bräveren Leuten als du bist gut genug. Sch. 216; Kündigen einen m. als gehässigen Charakter an. N. 1, 12; Sie zeigte sich m. als empfindlich, sie fühlte sich beleidiget. 4, 65; Ich möcht’s euch m. als borgen [schenken]. Febr. 109; Diese Wilden hatten - eine m. als [über-] menschliche Gestalt. 2, 164; O froher Tag! o m. als goldne Stunden! 12, 181; So auch: Nicht m. als = bloß das Angegebne, das Maß desselben nicht überschreitend: Das ist nicht m. als billig, als meine Schuldigkeit etc., dagegen in einer gewissen Jronie: Das thut er nicht m. als gern = Ungemein gern, nur zu gern, im Gegensinn also fast = m. als gern; ferner: Nicht m. und nicht weniger (minder) als, grade, genau das Angegebne, weder darüber hinausgehend noch darunter zurückbleibend, und so oft pleonastisch oder vielmehr eig., um die Aufmerksamkeit auf das Angegebne zu spannen und Dies also nachdrücklicher hervorzuheben: Das kostet nicht m. und nicht minder als 1000 Thaler; Das angebliche Gespenst war weder m. noch weniger als eine ausländische Hetäre. 16, 77. Ferner: M. als zu (s. d. †) etc., hyperbolische Bez. Dessen, was unzweifelhaft genug und übergenug ist, eig.: das Übermaß über das Genug noch übertreffend, z. B.: Ich habe schon m. als zu viel davon gehört; Sie fürchteten den Tag des Abschieds, doch der kam m. als zu früh. 2, 105. —
d) Nachstehndes m., adverbiell = über etwas Genanntes oder Bekanntes hinaus, noch dazu tretend, außer demselben etc., z. B.: Wenn du 5 Thaler m. giebst, über das bereits Gebotne; Diese Wörter und ähnliche m. [außer und zu diesen], und andre m., und dergleichen m.; Das weiß ich schon; was erzählt er denn noch m.?; Er erkundigte sich, wer noch m. [sonst oder außerdem noch] da sei etc. Vralt. ist die Stellung dieses m. zw. „ander“ und dem dazugehörigen Hw., z. B.: In andern m. meinen Händeln. 180; In der Vorrede .. und andern m. Schriften. 6, 7a; Und ander m. Fabel. 8, 19b; Kleider und andre m. Nothdurft. 1, 264 etc. —
e) Das unter d erwähnte m. mischt sich in der Bed. mit dem Hw.: die Märe (s. d., Anm.), in der Verbindung mit „was“ etc., z. B.: Willkommen, Franz! Was bringst du m.? [Neues]. 9, 40 etc.; Da ist schon nicht viel m. [los] mit der Tugend. 8, 56; Gesetzt, daß Doris auch es dem Damöt vertraut, | was ist es denn nun m.? [was schadet Das?]. Sie sagt es ja nicht laut. 1, 109; Denkw. 6, 528; Jt. 2, 101; Was denn nun m., wenn auch ein Bischof .. abgefallen ist? 11, 83; Sollte er auch schon dabei entdecken, daß meine Regeln mit meiner Ausübung nicht allezeit übereinstimmen, was ist es m.? 5, 357; Mus. 1, 241; 16, 326; Myth. 1, 104; Sh. 2, 87 etc., vgl.: Was ist denn weiter? etc., wo sein prägn. = los sein etc. — Andrerseits vermischt sich auch m. mit dem mhd. Ew. mare (ahd. mâri) = lieb, werth etc. (s. 2, 68 und das dort Angeführte) oder vielmehr statt dieses nur noch mundartl. Worts (als Positiv) findet sich die Schreibw. m. (vgl. nam. 2, 607), z. B.: 3, 494 Z. 23); Da es sich einmal so weit verzogen, so mag er ebenso mehr [gern, wohl, gut] warten, bis die Bäume grün sind. Zelt. 1, 219; 6, 103b; 226a; 245a; 246a etc.; Er wolle eben so mehr hören ein wacker freudig Pferd schreien. 1, 302. —
f) (s. d) in Bezug auf die Zeit: ebenso wie in der frühern = noch, ferner, wieder etc. Allgemeingültig in Verbind. mit nicht, kaum, selten und ähnl. Wörtern verneinenden Sinns: Nicht m. [wieder] thun ist die beste Buße; Das Alte ist nicht m., noch nicht das Neue. 5, 188; Trank nie einen Tropfen m.; Das kommt nicht; nie, kaum, selten etc. m. vor; Er ist nicht m. im Staatsdienst; Kann m. kein Strahl m. brennen? Ibr. Sult. 71; Nicht m. erkenntest du m. Il. 14, 59 etc.; Wir sehen uns heut und nie m. 108a (s. nimmer-m.); Dann fragt Niemand weiter mehr. [vgl.: Niemand m. (d) weiter] nach unsern Tugenden. 15, 88 etc.; Nie hat wohl .. ein reicher Gewerbsmann weniger denn nicht m. [ci–devant, frühern, gewesenen] Bauer gemacht. 4, 267 etc. Ungw. vorangestellt: Zum Fliehen ist m. keine Zeit. 3, 77. Auch hin und wider in Sätzen, wo die Verneinung in der ganzen Färbung liegt, z. B. st. des gew. „noch“: Sprecht m., ihr Heiden nun, daß etc. 2, 79, sagt es nach dem Geschehnen noch, iron. = ihr könnt es nun nicht m. behaupten; Sag m., du seist allein unglücklich .., ich bin’s auch. Siegw. 448; Siehst du? sag du m., ob Das kein Leben ist. 118a etc.; Der Teufel mische | sich m. in Lieb’ und Zauberei! 11, 48, ich werde mich nicht m. darein mischen, ferner: Wer weiß, ob sie gar m. in der Welt ist. 5, 106, sie ist wohl gar nicht m. in der Welt; Weil ich damals schon zweifelte, ob mich der Brief in München m. treffen würde. 13, 243 etc.; Er sei zu arm, um so ’was m. übernehmen zu dürfen. helf U. 2, 339 etc., ferner: Nur m. = Nichts m., Nichts weiter als etc., nur noch: Nur Trümmer findet er m. Gd. 45; Daß nun nur m. 3 Mann statt früherer 5 zur Bedienung erfordert werden. 2, 806; 876; 1, 260; Da die .. Sonne auf dem Jupiter nur m. als eine sehr kleine Scheibe erscheint. 334 etc. Dagegen rein mund- artl. und vralt. in ganz bejahnden Sätzen st. wieder, s. 2, 609, und z. B.: Minerva nahm m. an sich die Form .. Mentoris. 7b; 38a etc., auch: Immer für und für m. (= immerfort). 8, 91a etc. —
g) M. adv. = m. als einmal; mehrere Mal (s. 4c), mehrmals, öfter, z. B.: So ist’s mir schon m. gegangen. 8, 168; 14, 148; 181; Die Wolken .. theilten sich in Schäfchen, die uns schon m. ein gutes Zeichen gewesen. 190; Was einst [einmal] geschehen sei, Das könne m. geschehn. 10, 67 etc. —
h) vralt. st. viel-m. (s. d. 2, am Schluß). —
i) als sächl. Hw., z. B.: Zwar finden sich differenzierende Nüancen an jedem Glied des Negers und Europäers, aber es ist eben nur ein M. oder Weniger nicht ein Entweder-Oder. gB. 1, 69; 37, XIV; Daß die Variationen sich ziemlich gleichförmig in dem M. oder Weniger bemerkbar machen. Kl. Schr. 1, 282; Nach den Maßregeln des M. oder Weniger. ph. R. 21; Das M. oder Minder der Naturkenntnis. Päd. 3, 1, 149 etc.; Was er m. weiß . . und wenn er über dieses M. [hinaus] noch m. wissen will. 11, 179; „Wenn er sie mit etwas m. als bloßer Neugierde betrachtete“. .. Dieses M. würde nicht sehr schmeichelhaft für sie sein. 21, 64 etc.; Ihr Freund zu bleiben. Da ihr mit dem M., was ich für sie zu thun fähig gewesen wäre [ihr Gatte zu werden] nicht gedient ist, so ist Dies das Wenigste, was ich für sie thun kann. 23, 262; Die Menschheit ist des Menschen Ziel; | der Hang zum M. [zum Übermenschlichen, Engel etc.] macht uns zu Thoren, | das Minder macht uns Thieren gleich. Ep. 1, 100 etc. Nam. oft auch in Bezug auf Abstimmung: diese selbst; das Einsammeln der Stimmen und die Stimmenmehrheit (Majorität): Bis er das M. in den [Wahl-]Zetteln herausgebracht. Leb. 2, 18; Bis sich endlich zuletzt für Dagobert das M. herausstellte. ebd.; 1, 333; Abgeordneter durch ein M. von 2 Stimmen. DW. 465; Es ist ein M. von 20 gegen 12. 531a; Es ging mit einem großen M. durch, daß etc. 13, 237; Das Urthel nur mit einem M. von 12 gegen 8 bekräftiget. 14, 24; Die Wahlmänner erkiesen durch ein sogen. heimliches M. die Anzahl von Volksrepräsentanten. 32, 240 etc.; wortspielend. Das Meer (welches zu deutsch Beides, die See und dann pluralitatem votorum, die mehrere Stimmen heißet) werf großen Unrath aus. 1, 143, vgl. 2, 77 etc., auch in Zsstzg.: Geschah die Abstimmung durch das Aufheben der Hände oder wie man in der Schweiz sagt, durch das Hand-M. („,Er ist durch das Hand-M. gewählt worden“). Alp. 1, 314; Bei Meinungsverschiedenheit entschied das Stimmen- M. gK. 42 etc. —
4) flektiertes m. oder häufiger mit nochmaliger Steigrung dieses Komparativs, flektiertes mehrer, zunächst als attribut. Kompar., zumeist ohne nachfolgendes „als“:
a) einen höhern Grad der Intensität bezeichnend (s. 1) = größer etc., nicht immer genau von b zu scheiden, z. B.: Hatte ein bewegter Zustand ihr mehreren Reiz gegeben. 18, 270; Er begegnete ihr bald mit mehrerer Achtung. 19, 297; Ursache der mehrern oder wenigern Dunkelheit. 38, 29; Eine etwas mehrere Dunkelheit bringt das Grüne hervor. 39, 142; Flöze, welche ganz horizontal liegen und nur gegen das Ende einen mehreren Fall bekommen. 40, 206; Dem Gegenstand nach und nach mehrere Aufmerksamkeit zu widmen. 311; Welche [Kunst] mehrern Ruhm leg’ unserm Künstler zu? Ros. 135a; Sollten mich mehrere [s. b] und bessere Kenntnisse und Einsichten, die ich . . zu erlangen .. Gelegenheit gehabt habe, nur kurzsichtiger und schlimmer gemacht haben? 10, 205; Zu mehrer Bewährung seines standfesten Gemüths. V; Eine mehrere Kenntnis von Dem, was man die feinere Gelehrheit heißt, zu erwerben, als etwa das Wenige sein mochte, was etc. 1, 5; Die Tänze, welche eines mehrern äußern Ausdrucks fähig sind. 1, 307 etc. In der Verbind. mit „minder“ etc. wird die Flerion gew. nur an das letzte Wort gehängt (vgl. In der klein- und großen Welt. 1, 28 etc.): Das m. oder mindere Eingreifen der Katastrophe. Gsch. 219; Die m. oder mindre Sorgfalt. 13, 201 etc. —
b) eine größere Menge. oder Zahl, die Mehrzahl bezeichnend, theilweis sich nahe mit a berührend, nam. wo ein Artikel davor steht oder doch der Bed. nach stehn könnte, — sonst gew. (s. 3) flerionsloses m. — z.B.: Bei den mehrern [gew.: der Mehrzahl] dieser herausgesprudelten Sachen. Lit. 5, 357; Daß sich die Prose viel mehrern (s. a) Schmuck des Wort- und Periodenbaues erlauben darf als die Poesie. 15, 3; Er hat gelebt, er ist gewesen, er ist zu den Mehrern abgegangen. 8, 250; Daß solche Zeichen das mehrer Theil schon geschehen sind. 5, 530a; Das Zutrauen der mehrern Eltern wuchs. 4, 245; Die Meinung .. gefiel dem mehrern Theil wohl. 69b; Bei Weitem die mehrern Fälle. 1114a; Durch die mehrer Stimm zum König erwählt. 134a etc.; Mehrentheils (s. d.), dem mehrern oder größern Theil nach etc. Selten wo kein Artikel stehn könnte, z. B. mit nachfolgendem oder zu ergänzendem „als“: Burscheid beschäftigt nach Verhältnis mehrere Tucharbeiter als die Stadt Aachen. Ans. 1, 287; Die Vorwelt labte sich bei zwei und mehren Flammen. Ros. 22; Die 60,000 Statuen in Rom (mehrere sind nicht da). Fat. 2, 18, was leicht gemißdeutet werden kann (s. c) und daher gew. m. sind nicht da etc., am häufigsten noch in einer Art Zeugma, wenn auf m. ein mit „und“ angeknüpfter flektierter Kompar. folgt, z. B.: Je mehrere und [je m. und je] vorzüglichere Menschen sich .. beschäftigen etc. 39, 89; Je mehrere und größere dgl. Ähnlichkeiten wir wahrnehmen. 11, 94. Ferner als sächl. Hw.: Ihre Abweichungen lassen sich nur durch Grade des Mehrern oder Mindern ausdrücken. It. 2, 175; Die Schwäche des .. Geistlichen hatte ihn gehindert, die Taufhandlung mit Mehrerem als der gewöhnlichen Liturgie zu begleiten. 15, 227; Soll ich ein Mehres noch bald oder spät erlangen. 1, 39; Des Mehreren [ausführlich] bemerkt. Ehe 131; Morgen ein M–es. (s. c); Sich eines Mehrern rühmen. 2, 31; Hat man den Bürgern wohl ein Mehres ab-, gepresst | als was die Billigkeit zur Nothdurft reichen lässt? 1, 37; Wird Jhnen des Mehrern sagen, wie etc. 1, 243 etc. —
c) An b schließt sich das unbest. Zahlw.: mehrere = einige, eig.: m. als eins (doch nicht viele), z. B.: „Gönne mir noch einige Tage.“ Wie die Sache steht, werden wir uns auch nach mehreren Tagen immer übereilen. 15, 11; Mehrere Personen, Freunde, Bücher, Dutzend, Monat, Mal etc.; Mehrere gute Freunde; Mit Hülfe mehrerer guten Freunde etc., zuw. mit Artik.: Wie sollte man die mehrern Wagen fortbringen? 25, 96 etc.; auch als sächl. Hw.: Ich habe dir Mehreres [Einiges, Manches] mitzutheilen; Er hat mir Mehreres aus dem Buch vorgelesen etc. Minder gew., doch nicht grade selten ohne Doppelsteigrung, vergl.: Bei den opitzischen Dichtern indeß herrscht der „mehre“, welches in der Gel. Rep. und in der Emilia S. 271: „Morgen ein Mehres“ mit Recht wieder erneueten (s. b). Jen. Lit. (1804) 1, 190 etc.; Ein mehre Ellen langes rothes Tuch. H. 2, 3, 175; Du fängst mit Einem heimlich an, | bald kommen ihrer Mehre [b] dran | und, wenn dich erst ein Dutzend hat etc. 11, 164; Im Stall hatten sie mehre Pferde bemerkt. R. 1, 146; Er setzt sich an den Tisch, weil mehre der Eingänge für ihn bestimmt sind. Lenz 59; Während mehren Jahren. Lut. 2, 155; Mehre Landsleute. 164; Selbst wenn ihrer Mehre beisammen sind, tritt nur Einer hervor etc. A. 3, 204; Meiner .. Freunde waren mehre. Engl. 3, 168; Mehre lange Reihen. 2, 22; Das macht, wie ich an Mehrem fühle, | Das macht: ich werde alt. 1, ...; Du bist ’ne Wittwe und hast m–e Kinder. Sh. 8, 271; Mehren ihrer Freunde machte man’s bekannt. Gudr. 244, im Urtert nach Ausg.: mêren [bei Andern mêre] sîner friunde etc. —
5) dazu der Superl.: Mehr(e)st (s. meist), z. B.: Ihr mehrstes Vermögen. 4, 323; Die mehresten Nennwörter. R. 1, 195; 106; Die mehrsten Leute. 8, 6; Der Bauer lag ihm am mehrsten am Herzen. 10, 170; Die Mehrsten. A. 1, 146; 251; Daß er am mehrsten Mensch und .. am mehrsten Dichter gewesen. 2, 44; Boccacio hat am mehrsten Natur und war am mehrsten unter seinen Menschen und hat deßwegen auch am mehrsten gewirkt. 2, 46; 1, 304; Den Mehrsten der Nation. 5, 661; Auswählend im Wenigsten das Mehrste. Mak. 1, 96; Der Graf von Luxemburg | ist von den mehrsten Stimmen schon bezeichnet. 549b; 970b; Am mehrsten geduldet. 687a; Die mehresten Geschäfte. 1, 7; Ihm folgte das mehreste Volk und das beste. Il. 2, 817, auch: Zumehrst. 99 etc.
Anm. Goth. máiza (adj.), máis (adv.), ahd. mêro, mêr, ahd. mêre, mêr, mê, als Kompar. mit dem entspr. Superl. goth. méists, ahd., mhd. meist, „wohl urspr. zum Stamme mag (wie lat. magnus, magis, gr. μéγας [und skr. mahat, groß]) gehörend, zu dem auch der Posit. mikil[s, goth.; ahd. michil, mhd. michel, vgl. gr. die Formen von μεγαος] sich stellt, nur daß dies Wort der Lautverschiebung unterworfen ward und ein ableitendes il in sich aufgenommen hat; der Diphthong [ái] tritt durch und nach Ausfall des g ein.“ 2, 112 ff., s. auch: Meh und vgl. nam. die mundartl. Bedd. von ,mmehrer“. 2, 609.
Zsstzg. als adv.: Immer-: 1) [2c] J. oder immer (s. d. 2) m., in immer höhrem Grade. — 2) (veraltend) a) in verwunderten Fragen = immer 2d: Was hat euch i. das arme Kind gethan? Canitz (Ramler F. 1, 190); Wie geht es doch i. [in aller Welt] zu, daß etc.? Gottsched neuer Büchersaal. 6, 288; Was ist es i., daß so dich schrecken kann? Hagedorn 2, 236 etc. — b) bei ,,als“ im Vergleich, nam. nach einem Kompar. = je 3: Mehr, als man i. glauben sollte. Rabner, s. nimmer-m. 2. —
Nímmer-:
1) verstärktes „nimmer“ (s. d. 1 und 2), zu keiner Zeit, nam. in Bezug auf die Zukunft, s. [3 f], dann auch verallgemeinert, als nachdrückliche Verneinung: unter keiner Bedingung, schlechterdings oder durchaus nicht, bei ,,nimmer mehr“, z. B.: 10, 6; 31, 2; 49, 20; 112, 6; 119, 8; Traue deinem Feind nimmer mehr. 12, 9; Wenn se auch Alle sich an dir ärgerten, so will ich doch mich nimmer mehr ärgern. 26, 23; Den wird nimmer mehr [,,nimmermee“. 3, 11] dürsten. 6, 35; Ich will ihrer Sünde nimer mehr [,,nicht ferner“ gedenken. 31, 34; Sie darf nicht leben! N. 415; Das kann ich n. zugeben etc. Verstärkt: Daß er n. nicht [s. d.] kein Weib hat kriegen sollen. SW. 56, 104; Ich finde sie [die Ruhe] nimmer | und n. 11, 148; Zu ihr mich bringen? Nimmer, n.! 506a; Uns nimmer n. | zu trennen. 20, 135 etc.; ferner: Nie und n. 953b etc., häufiger elliptisch: Nun [s. d. †] und n., jetzt und in aller Zukunft nicht, vgl. auch: Ich muß die Welt anschauen, | ich sehe sie heut [zum letzten Mal] und n. V. 301; Wir sehn uns heut und nie mehr. 108a etc. —
2) nach „als“ mit pleonast. Verneinung (s. 20, 75) st. immer-m. (s. d. 2b): Ich werde mit ebenso großen Vergnügen nach Göttingen reisen als ich n. [je] nach Berlin gereiset bin. 12, 11; Solche feine Schattierungen .. sind ihr so unerreichbar, als n. dem Pinsel jenes ätherische Farbenspiel sein kann. 5, 61 etc. — Nun- (– –):
1) nun (s. d., oder jetzt) als Beginn eines Zeitabschnitts, nun und fortan, serner etc.: Da nu viel Zeit vergangen war und „nu mehr“ fährlich war zu schiffen. 27, 9; Wie nun eben diese Wissenschaften durch andere bedeutende Menschen n. eine entgegengesetzte Richtung nehmen. 39, 130; Wenn nur eine Figur gut zusammengezeichnet ist, so erinnert der Vf. n. an die Ausführung etc. 29, 411; N. soll unsere Absicht darauf gerichtet sein. SW. 1, 197; N. (⏑ –) drasch Töffel auch mit in der Scheune Korn. 86 (s. u.); Das Westerhemde war ein Zeichen, | daß du numehr (⏑ –) von Sünden rein. Leich. 195; Beide legt’ er n. (⏑ –) die Zappelnden nieder. Il. 3, 293; Doch nicht konnt’ er n. (⏑ –) wo zurückfliehn. 7, 217; Th. 24, 30 etc. Daneben (vgl. Dero, Ihro, dahero etc.): Nunmehro (⏑ – ⏑), z. B. 1, 109; Unser Held beschloß n–o die Sache in das Weitere zu treiben. 8, 14; 189; N–o fing die Sonne an die Ebne zu beleuchten. R. 1, 192; N–o drosch er auch mit in der Scheune Korn (s. o.). Lichtw. 78 etc.; Ungw.: Müssen büßend wir nunmehre | irregehn. Rom. 61 [Reim: Miserere]. — Dazu als Fortbild.: Nunmehrig: a.: jetig: Zu ihrem n–igen definitiven Endergebnis gelangt. Gsch. 122 etc. —
2) selten wie „nun“ (s. d.) = nun da etc., als Bindew.: Allein n. ich festen Fuß habe, will ich mich emporarbeiten. R. 1, 190 etc. — Über-: mehr als mehr: Mehr, ü. als je lieb’ ich ein Weib. Sh. 2, 390. — Viel-:
1) in viel höherm Grade, wo es füglich wie „weit mehr“ etc. getrennt geschrieben wird, z. B.: Er hat viel mehr Takt, Manier, ist viel mehr gesittet oder viel gesitteter, [s. 2g]; Er ist (um) so viel mehr zu achten, als etc.; Wenn er Das kann, (um) wie viel mehr du? etc.; 7, 11; Unter seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel und die Himmel sind nicht rein vor ihm, wie viel mehr ein Mensch? 15, 16, wo es mit Rücksicht auf die verneinte Fassung des Vorhergehnden füglich: „wie viel weniger“ hieße; Die That war schändlich | und übel ziemend dem Gemeinsten selbst, | viel mehr denn einem Ritter. Sh. 7, 292. etc. —
2) eine Berichtigung von Etwas begleitend, z. B. wo für den nicht ganz genauen Ausdruck ein eigentlicherer und passenderer — oder wo für die Verneinung, durch die nur das Nicht-Statthaben von Etwas angegeben wird, etwas Positives, das wirklich Statthabende, gesetzt wird = im Gegentheil etc., z. B.: Es ist nicht sowohl Betrug als vielm. Einfalt; Es ist vielm. Einfalt als Betrug; Er schien vielm. mich vermeiden als aufsuchen zu wollen. A. 2, 243; Ich habe Nichts dabei versäumt, ich habe vielm. oder vielm. habe ich alles Mögliche gethan; Jch fürchte ihn nicht, vielm. verachte ich ihn; Fürchtet euch nicht vor Denen, die den Leib tödten . ., fürchtet euch aber „viel mehr“ (s. 1) vor Dem, der Leib und Seele verderben mag. 10, 28; Das dienet nicht Gnade zu erwerben, sondern „viel mehr“ Zorn und Ungnade. 8, 10; Er dachte, er überlegte oder vielm., er dachte, er überlegte nicht, er wünschte, er wollte nur. 15, 289; Unterirdische oder vielm. untermeerische Ströme. Rh. 2, 158; Jst es lehrreich oder enthält es nicht vielm. abscheuliche Grundsätze? 4, 255; Es fehlt soviel, daß Atreus .. sollte gerührt werden, daß er ihn vielm. auf die spöttischste Art unterbricht. 280; Die Saracenen heißen’s .. ein heilsam Gesetz Gottes. Ja [d. i. spottend, im Gegensinn] viel mehr gesagt, ein mördisch und wüthig Gesetz [ist es]. 8, 25b etc. Mit ungw. Betonung: Ich werde . . | dir nahe stehn, kein müß’ger Zeuge deines Todes, | dein Helfer vielm. (– ⏑) und dein Schutz. 232a etc. und vralt. bloßes „mehr“, z. B.: Die Hölle lobet dich nicht, ja mehr schmäht und lästert deine Gerechtigkeit. 1, 20b, eig.: ja, was mehr sagen will etc.
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