Maus
Māūs, f.; Mäuse; Mäuschen, lein; –e-, Mäuse-, (-):
1) eine vielumfassende Gattung kleiner, in Löchern lebender Nagethiere, Mus (s. Zsstzg.): Alle Arten von Mäusen, als Hausmäuse, Feldmäuse, Waldmäuse, Haselmäuse, Spitzmäuse, Wassermäuse und Fleder- mäuse, auch Ratten, Maulwürfe und Murmelthiere. 7, 6 etc., ohne nähere Best. gw. die Haus-M., M. musculus: Die Mäuse nagen, knabbern, knuppern, knispern etc.; quieken, piepen, piepsen etc.; nagen Brot, Korn etc. an, fressen das Getreide auf, thun viel Schaden etc.; Die fliegende M. Schl. 159, s. Fleder-M. —
a) Oft bildlich, z.B.: Die Mäuse [die furchtsamen Juden] sind herausgelaufen aus ihren Löchern und sind kühn worden, daß sie uns nun angreifen „thüren“ [wagen]. 14, 11; 143 ff.; Armselige Mäuse, die gleich verzweifeln, wenn der Hausherr eine neue Katze anschafft etc. 9, 199; Daß Verschwendung aus | der weisen Milde sonst nie leeren Scheuren | so lange borgt und borgt und borgt, bis auch | die armen eingebornen Mäuschen drin | verhungern. Nath. 2, 9; Wie die Mäuse pipen und schreien! [die in der Scheune verbrennenden Armen]. SW. 60, 371 etc., so z. B. auch: Werden sie bedroht, so tragen sie [die Eichhörnchen] die zierlichen Mäuschen [ihre Jungen] im Maule in ein ferneres Nest. Th. 198, und oft für Kinder, wie auch als kosende Bez. für Mädchen, Liebchen etc. (s. 3), z. B.: Er nannte die Gräfin einmal über das andre mein Mäuschen. 4, 129; Die Mäuslein [Kinder], sie lächeln, im Stillen ergetzt, | sie stammeln und stottern und schwatzen zuletzt. 1, 181 (vgl. 180: Nur schweiget und horchet wie Mäuslein, s. c); Die jüngste Princeß .. ist ein hübsches Mäuschen. 23, 98; Abends war ein kleiner Ball. .. Die italiänischen Mäuschen haben ihre Eigenthümlichkeiten etc. 24, 68; Wie, Mäuschen, wenn ich dich heute noch zur Edelfrau machte? F. 106; Unser Jüngstes, die liebe kleine M. Mus. 1, 61; Das Kind selbst ebenfalls todt, das gute Mäuschen. 3, 134 etc., s. Kammer-, Tisch-M. Die hier hervorstehende Bed. des Kleinen (vgl.: Ich habe die Menschen gesehen, ihre Bienensorgen und ihre Riesenprojekte, ihre Götterplane und ihre Mäusegeschäfte. 125a) macht sich auch geltend in der häufigen Verbind.: Mann und M. (selten umgekehrt) = Klein und Groß, ohne Ausnahme (vgl. engl. A man or mouse = Alles oder Nichts etc.), nam. von Schiffen: Mit Mann und M. zu Grunde gehn, in Grund (ver)sinken etc., z. B. 545b; 11, 268; Dennoch war Mann und M. untergegangen. Kön. 1, 76; Dessen Schiff der . . Ocean mit Mann und M. verschlungen. M. 2, 79 etc., auch: Mit Mann und M. sind sie zerstoben. 410; Es ging nicht mit noch Mann noch M. Arm. 239; M. und Mann sind interessiert. 6, 7; Sterben muß uns Mann und M. VI etc. Auch: Gingen mindestens 200 Schiffer, mit Mann und All, verloren. 13, 539). S. das Folgende. —
b) Blinde (s. d. 1c) oder Blind-, Blinzel-M., Bez. eines Spiels nam. in Süddeutschl., das in Norddeutschl. gw. Blinde Kuh (s. auch Katz 2d) heißt: Blinde Mäuslein fangen oder Mäuslein bergen. vergl. als Fortbild.: Da Samson blindenmäusig die Säulen umriß. Garg. 236a = blind, wie: Blindmäusig = blinzelnd. 1, 73. — Ferner in vielen stehnden Verbind. und sprchw., zum Theil andern Stämmen angehörig (s. Anm.), z. B.:
c) in Vergleichen mit „,wie“: Still wie eine M., wie Mäuschen. 1, 44; 11, 253; 1, 266, vgl.: Schweiget und horchet wie Mäuslein! 180 und mause-, mäuschenstill, ähnlich: mausetodt [ganz ohne Regung] und: Ist der alte König todt? „Wie M. im Loch.“ Sh. 6, 366 etc. Ferner: Auch war der Letzte, wie eine M., | fort. 2, 220, schnell und unbemerkt etc.; Weiß alle Gänge und Schliche im Gebirg, daß er so wenig zu fangen ist, wie eine M. auf dem Kornboden. 9, 79 etc.; Wir leben wie die Mäuse in der Speckseite. Lammf. 1, 77, in Hüll’ und Fülle, in Lust etc.; Zogen sie wie nasse Mäuse aus dem Wasser. 263 3, 40 etc. Ferner niederd.: Er sieht aus wie ein Topf voll Mäuse 3, 207), gedankenvoll sinnend, vgl. frz.: Eveillé comme une potée de souris, von einem lebhaften, muntern, beweglichen Kinde, nur daß im Deutschen das Durcheinanderwimmeln der Thierchen auf die den Kopf durchschwirrenden Gedanken oder Grillen (s. d. 2) übertr. ist, s. g: Mäuse haben, machen und: Grillen-, Mücken-, Rattenfänger. —
d) im Nomin.: Arme M., die nur ein Loch hat, man muß sich auf mehr als eine Weise zu helfen wissen; Wenn die M. satt ist, schmeckt das Mehl bitter, vgl.: Hunger ist der beste Koch; Wenn die Katze nicht zu Hause ist, tanzen die Mäuse auf Tischen und Bänken, vgl.: Wenn die Herrschaft nicht zu Hause ist, halten Hunde und Katzen Hof; Die M. läuft nach der Falle, weil Speck drin ist. 7, 95, die Gelegenheit verlockt etc. (vgl. g am Schluß); Es rührt sich keine M. [ist mäuschenstill]; Und rühret sich nur eine M., | so etc. 4, 133; Dieses verwunschene Schloß, wo sich wahrhaftig keine M. satt essen kann. M. 1, 249, Bez. der größten Armlichkeit, vgl.: Die Mäuse verhungern dort im Eßschrank, — in der Speisekammer etc.; Da beißt keine M. einen Faden (s. d. 4a) davon oder ab, herunter etc.; Daß dich das Mäuschen beiße (z. B. Kl. 1, 309 u. o.) oder erbeiße! Jak. 25), eine milde Fluch- oder Betheurungsformel (s. 3); Pfaffe oder böser Geist | ist M. wie Mutter, wie man’s heißt. 1, 21 = es ist Dasselbe, es ist kein Unterschied. — wo aber wohl eig. „M.“ und „Mutter“ eben nur gleichbed. Ausdrücke für den Federwechsel der Vögel etc. sind, s. Mause (Mauße), mausern, mutern, Mutterkrebs etc., doch vergl. 3 und (berlinisch): ’S ist Muß wie Mine. (1854) 144b und holst. den hochd. und plattd. Ausdr. als gleichbed. bezeichnend: Dat is Mus as Maus, de Katt fritt (die Katze frisst) se beide. Holst. 3, 126. —
e) im Genit.: Der Katzen Scherz ist der Mäuse Tod, mit Tyrannen ist nicht gut scherzen etc. —
f) Der hat Euch Alle am Narrenseil, denn Das ist Einer, der weiß, wie man den Mäusen pfeift! N. 514, mit Anspielung auf die Sage vom Rattenfänger (s. d. 1) von Hameln; Das ist Alles den Mäusen gepfiffen. Gr. 1, 187 = ist umsonst, nützt Nichts. —
g) im Accus.: Der (kreißende, s. d. 2) Berg hat eine M. geboren, von winzigem Ergebnis kolossaler Anstrengungen oder Gebarungen, s. auch Mausgeburt etc.; Mäuse riechen 6, 359b; 8, 17b), merken 21, 69), vgl.: den Braten riechen, Unrath merken etc.; Mäuse (oder Mäusenester, = Grillen) — im Kopf haben (s. c: Aussehn wie ein Topf voll Mäuse), z. B.: Hat er wieder die alten Mäuse im Kopf? Hausbl. (1857) 1, 81; Ihr habt ja auch Mäus’ [Einwendungen] dagegen gehabt. Sonn. 232; Er berührte ungefähr einen Französischen vom Adel mit dem Ellenbogen. Der Franzos fragt ihn, ob er Mäus hätte [nicht recht bei Sinnen wäre etc.]. gräf 1, 143 etc.; Die Festung macht Mäuse [Umstände, Weitläuftigkeiten etc.] und will sich nicht ergeben. 10, 136, s. niederd.: Er soll mir keine Mäuse machen. Holst. 3, 126, Händel; mich nicht betrügen, vgl.: sich mausig machen und 2, 628 etc.; Mit Speck fängt man Mäuse M. 4, 284; 118b etc.), wer nur die rechten Mittel wählt, kommt mit dem Gewünschten zu Stande etc.; Mäuschen fangen (am Rhein): an fremden Klingeln ziehn und fortlaufen. E. 151; 173, wo eben das Klingeln die Falle ist, um die Hausbewohner zum Offnen zu verlocken etc. —
h) mit Präpos.: Wie die Katze (s. d. 2a) mit der M. spielen etc. R. 8, 400; 11, 16 etc.; Etwas hinter die Bank nach den Mäusen [in den Winkel oder weg] werfen. B. VIII etc. —
2) Muskel (s. d. undZsstzg. und mausig 2c), z. B.: Durch der Mäuslein Hülf, die man sonst Muskeln pflegt zu nennen. 9, 215; In euren lappigen Mäuslein keine Schnellkraft. Fr. Werth. 10 etc.; Die Natur bepolsterte die Hand von innen in jedem sammetnen Mäuschen etc. 11, 315 etc. und so nam. Arm- und Fußmuskel, ferner der die vier Daumenmuskeln umfassende Ballen, z. B.: Er schießt den Ladstock einem Mädchen zur M. herein an der rechten Hand und zerschlägt ihr den Daumen. 14, 53 etc., ferner bei Pferden nam.: der Aufhebemuskel der Oberlippe. — 3) in einigen Gegenden: die weibl. Scham (s. Meese): Dietrich von
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