Markt
Márkt, m. (n.), –(e)s; Märkte; Märktchen, lein; -:
1) die nach Zeit und Ort festgesetzte, frei auf einem öffentlichen Platz (s. 8) stattfindende Zusammenkunft von Leuten, die Waaren feil haben (meist in aufgeschlagnen Buden) und Kauflustigen und — die Zeit dieser Zusammenkunft, vgl. Messe (3), das sich, wie M. auf den Verkehr zwischen Krämern und kauflustigen Privatpersonen, so auf das Geschäft von Fabrikanten und Großhändlern mit Kleinhändlern (Detaillisten) und Krämern bezieht: Zu M. gehn, reisen, fahren; Etwas zu M. bringen (s. a); Den M. beziehen, bauen (s. d. 1), abbauen (s. d. 4), halten; Wir haben oder es ist morgen M.; Der M. ward eröffnet, eingeläutet, geschlossen, ist aus, war sehr besucht, gut, schlecht; Auf dem M. mit Waaren ausstehn; Etwas auf dem M. kaufen; Einem Etwas vom M. mitbringen; In der kleinen Stadt sind jährlich etwa so viel Märkte, wie in der großen wöchentlich; Als eben der Haupt-M. sich versammelte, den man wohl eine Messe (s. d.) nennen konnte. 19, 386; Die Drucker auf dem Leipziger M. [Messe]. 5, 528; Zwei Wege, dem Eigensinn und der Übertheurung der Handwerker zu wehren. Dieses war ein jährlicher freier M. und die Freimeisterei. Ph. 1, 35. —
a) stehnde Wendungen und Sprchw.: Wenn man den Narren zu M. schickt, freut sich der Krämer; Seine Haut (s. d. 1o) selbst zu M. tragen; Etwas zu M. bringen, übrtr. = vorbringen, z. B.: Ich konnte gar kein Wort zu M–e bringen. Mich soll wundern, was für Weisheit er zu M–e bringen wird etc. — 2) M. für die M.-Leute, die auf dem M. zusammenströmende Menge: Es schrie der ganze M.: Ihr thut dem Thiere Schaden. 273; Wenn er anders Lunge genug hat, den großen M. zu überschreien. Ph. 1, 189 etc. — 3) M., verallgemeinert: Handel, Geschäft: Böser M. 3, 195; Das Sprichwort, daß man müsse zu einem bösen M. ein gutes Gesicht [s. d.] machen. 3, 111; Einem den M. verderben, z.B. Mus. 3, 68 etc.; In dem verhaßten Licht eines Brokanteurs zu erscheinen, der die Werke großer Männer als eine feile Waare bietet und mit dem Verdienste Anderer M. hält [handelt, schachert]. Br. 2, 221; Gegen eine solche Waare keinen M. halten [nicht konkurrieren, bestehn] können. Ph. 1, 207; Damit sie gegen den Betrüger doch noch einigermaßen den M. halten können. 208; Die Welt ist weggegeben, | die Herbst die Jagd, der M. ist nicht mehr mein. 71b etc. — 4) ein Handelsplatz als Absatzort für Waaren, vgl.: Man hatte zu solchem Ende gewisse M.-Städte und in demselben gewisse Orte und Tage festgesetzt, außer welchen keine Handlung getrieben werden konnte. Die Hanse hatte für England in London, für Norwegen zu Bergen . . ihre Messe oder ihren M. Ph. 3, 167 etc.; Für diese Waaren ist Amerika der beste M., der Haupt-M.; Diese Länder bieten nur unbedeutenden M. [Absatz]. 123); Wo vier Welten ihre Schätze tauschen, | an der Themse, auf dem M. der Welt. 52a etc., übrtr.: Eure Hofstatt ist der Sitz der Minne, sagt man, und der M., | wo alles Schöne muß den Stapel halten etc. 467b. — 5) zuw. M. für die Waaren des M–s: Ja, warum nicht gar? Du wirst auch darnach zu M–e [1] fahren? Da müssen dir die Bauerweiber alle den M. ins Haus bringen. Kom. Op. 3, 218; Den ganzen M. kaufen (auskaufen) etc. — 6) M.; häufiger: Jahr-M. (s. d.) = M.-Geschenk, vgl.: Mitbring, Kram. — 7) M. = Marktflecken, s. Flecken I2, z. B.: 10, 38; 5, 17 u. o. in der Bibel, doch schon, in der Basler Bibel von 1523 M. als „ausländig“ erklärt durch: Fleck, Dorf. — 8) M. = Marktplatz in Städten und Flecken, vgl. Ring: Am M. wohnen; Die Kirche steht auf dem M.; Der grüne [s. d. 10] M., Gemüse-M. (s. Zsstzg.); Siehe da wimmeln die Märkte [s. 1], der Kran von fröhlichem Leben. 76a; Auf dem, auf offnem M. (s. 1), öffentlich, vor allen Leuten, so daß Alle es erfahren: Was man sich auf dem M–e hätte zuschreien dürfen. 4, 264; Dieses gehe nun an allen Brunnen (s. d. 4) und auf allen Märkten umher. 32, 247 etc. — 9) bildl. und übrtr. (s. 1; 3 und 4): Gerade jene Betriebsamkeit des literarischen M–es hat das Vortreffliche ertödtet, verkehrt und herabgewürdigt. 6, 442; Jetzt kommt plötzlich jedes Produkt an den großen M. der Welt, wird wie ein allgemeiner Besitz behandelt, besprochen, bemäkelt. Lit. 3, 497; Aller Aufmunterung beraubt, verschwindet die Kunst von dem lärmenden M. des Jahrhunderts. 1151b etc.
Anm. Aus lat. mercatus (vgl. it. mercatante, s. Marketender), ahd. marchat, mhd. market. Niederd. als neutr.: Aufs M. führen. Georg 23; In Holstein heißt nicht jedes M. „Karkmeß“ [Kirmes], sondern nur das Johannes-M. etc. Holst. 2, 226; 2, 452, s. Jahr-M. 3. Nbnf.: Es [dies Leben] ist gleich einem Mark: du wirst davon Nichts tragen, | kommst du mit leerer Hand. Ros. XIII; G. 1, 160 u. o., s. vgl.: Märkt. 392a; Fischm ärkt 391a; Milchmerk. 300a etc., ferner nam. schwzr.: Marcht, Märig, Märt. Märit. Sch. 101; G. 37; 57; 73; Kühmärit. 195 etc., mit den entsprechenden Ableit. s. das Folg.
Zsstzg. vielfach, z. B. zu [1 und 8] nach der feilgehaltnen Waare, z. B.: Brot-, Eier-, Fisch-, Flachs-, Gänse-, Gemüse-, Getreide-, Heu-, Holz-, Horn-, Raps-, Pferde-, Roß-, Vieh-, Topf-, Wein-, Woll-M. etc., vgl. die vielfachen Namen der versch. M.-Plätze [8] in großen Städten, wie: Alt-, Neu-, Gensdarmen-, Spittel-M. etc., wie auch (vgl. Hausen III) scherzh. volksthüml. Wendungen: An dem Schwatzemark stehn. HSachs G. 2, 125, ebenso: am Plauder-, am Wasch-M. = schwatzen; Wenn ein paar faule Klatschen sich an eine Wiege setzen u. einen Wasch-M. aufschlagen. Rockenphil 3, 202; Auf den Löffel- M. gehn, löffeln, karessieren; Auf dem Sau-M. zu Hause, Freund v. Zoten etc.; Milch-M., als Bez. der weibl. Brust, s. Zarncke Br. 4 v. 118; 300b; 475a u. ä. m. Ferner zu [1] nach der Zeit, z. B.: Frühlings-, Herbst-, Sommer-M. etc. oder nach bestimmten Kalendertagen: Ägidi-, Jakobi-, Johannis-, Michaelis-, Weihnachts- oder Christ-, Oster-, Pfingst-M. etc., s. u.: Jahr- u. Wochen-M. Danach genügen wenige Bsp.: Asch-: s.Nasch-M. — Bánn- [7]: Marktflecken mit eigner magistratischer Jurisdiktion. Schm. — Fést- [1]: ein festlicher Markt, vgl. Marktfest. G. 18, 300. — Gāūkel- [3]: Gaukelwerk, Gaukelei: Ein Meisterhämmerleins-Spiel oder andere G. zu sehen. Fischart B. 165a. —
Grémpel-: Trödel-M. Garzoni 5b; Luther SW. 26, 19 etc. —
Jāhr-:
1) [1] ein oder einige Mal im Jahre statthabend, im Ggstz. zum Wochen-M.: Morgen auf dem J. 3, 181; ’s war doch sonst wie J. hier, | jetzt ist der ganze Anger wie verödet. 534b; Bis der J. wieder ausgeläutet ist. NKr. 2, 12 etc.; Das sollte er wie einen Puppen-J. da vorbeipassieren lassen? R. 7, 90, wo Puppen die Marktgäste darstellen. —
2) [3 und 5] Wo der Papst solche Freiheit hätte gewusst und darnach unter seinem J. [feilgehaltnen Kram] aufgeschlagen und feilgehabt. 6, 108b; Weil alle ihre Ding stehet auf dem J. [Verkauf] und Mißbrauch des hochwürdigen Sakraments. 117a; 118b; Daß die Papisten einen J. daraus gemacht [Handel damit getrieben]. 119a; 5, 196a; 8, 211b; SW. 46, 9 etc. —
3) [6] Wenn ich sie dort anträfe müsse ich ihr einen J. kaufen. 23, 9; So will ich dir ein schön J. mitbringen. 5, 268a. 1, 315 etc. —
4) [9] Sie halten das menschliche Leben für einen Scherz und menschlichen Wandel für einen J. 15, 12; Mit der Welt im Widerspruch stehen, die auf dem großen J. des Tages Zeit und Kräfte verzettelt. Br. 321a; Auf dem J. des Lebens etc. — Kíndleins-: Christ- oder Weihnachts-M. Fat. 2, 18 etc. — Krām(er)- [1]: Jahr-M. für Krämer, im Ggstz. zum Pferde- oder Vieh-M. — Mésse(n)-: Handel, der mit der heil. Messe getrieben wird. 6, 114b; 118a, s. Trödel-M. — Nāch-: der Tag nach dem eig. Markt, insofern er noch ebenfalls zum Marktverkauf frei ist, ähnl.: Vor-M. — Násch- [1; 8]: wo Leckereien feilgehalten werden, „in Leipzig Asch-M.“ — Púppen-: z. B. übrtr.: Ein andrer P., die Redoute, erwartet mich morgen. Pr. 8, 1. — Tä́ndel- G. 1, 131), Trȫdel-: Grempel-M., wo Trödler ihre Waare feilhaben, auch übrtr., vgl.: Einen Treudel-M. und Hantierung aus der Messen machen. 5, 295b; SW. 231; 60, 237, vgl.: Das schändliche Treudelwerk. ebd., u. s. Jahr-M. 2 und Messe-M. — Vōr-: s. Nach-M. — Wóchen-: s. Jahr-M.
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