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Man
III. Mán: unbest., allgemeines persönl. Fw. der dritten Pers., das nur in der Ez. und als Subj. vorkommt, in den übrigen Kasus durch „Einer“ (s. II. Ein 2d) ersetzt wird:
1) zur Bez. einer unbest. Menge von Pers., vgl.: die Menschen, die Leute, das Publikum, die Welt etc., u. die entsprechende passive Wendungohne eine dem frühern Subj. entsprechende Angabe mit,,von“: „Ist Das wahr?“ Viele behaupten es, Andre bestreiten es, passiv: Es wird von Vielen behauptet, von Andern bestritten, dagegen: M. sagt’s wenigstens (allgemein, in der ganzen Stadt etc.) oder: Die Leute sagen es, pass.: Es (s. d. 7) wird allgemein so gesagt, erzählt; M. zieht gern das Erhabne in den Staub, vgl.: Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen | und das Erhabne in den Staub zu ziehn. Sch. 84b etc.; Das landläufige „m.“, von dem Niemand weiß, wer und woher es ist. Auerbach Gv. 295; Bei uns spricht m. auch von Gespenstern und dergl. Aber in der Regel haben nur „die Leute“ und das selber beinahe unsichtbare und spukhafte „m.“ sie gesehen. „M.“ will einen Geist gesehen haben. Kohl I. 1, 124; Daß hier noch . . das Gerücht, das „m. sagt“ (dicitur) ein vorherrschendes Element der Mittheilung bildet. Stahr It. 2, 375 etc.
2) (s. 1) zur unbest. und allgem. Bez. einer oder mehrerer Pers., die das vom Zeitw. Ausgesagte thun: M. [der Reisende] reist von Berlin nach Köln mit der Eisenbahn in einem Tag; Man [der Tanzende] tanzt [vgl.: Es tanzt sich] bequem in dem Saal; Um einen Winkel zu halbiren, mache m. [Derjenige, der ihn halbiren will] die Schenkel einander gleich etc., häufig in Lehrbüchern, wo die z. B. bei ehr. Wolff gw. Anrede mit „ihr“ vralt. ist; Wenn man Reisen gemacht hat, so kann man [Jeder, der Reisen gemacht hat, kann] Etwas erzählen, dagegen: Wenn Einer [oder Jemand] eine Reise thut, | so kann er [dieser best. Eine oder Jemand] ’was erzählen. Claudius; minder korrekt: Niemand freute sich groß, wenn m. [er] von ihm . .. eingeladen wurde. Hebel 3, 176 etc. s. h, vgl.: Wenn Jemand eine Reise gemacht, kann es ihm an Stoff zum Erzählen nicht fehlen; Wenn Einer etc.,kannesihm(oder Einem) etc.; Wenn man etc., kann es Einem etc., weil „m.“ nur Subj. ist, vgl. auch: Schläft’s irgend | vielleicht in meinem Vorsaal auch? Sch. 271a, schlafen die Leute etc. Dies m. ersetzt so auch die aus Gründen vermiednen— best. persönl. Fw.:
a) der ersten Pers., zumal wo man Vortheilhaftes von sich selbst aussagt und die darin liegende Selbstgefälligkeit dadurch in milderes Licht setzen will, daß st. „ich“ das allgemeinere „m.“ als Subj. erscheint, oder um anzudeuten, daß das Gesagte nicht bloß von dem Ich gilt, sondern auch Andre mit umfasst, vgl. ,,wir“ in Recensionen, Kritiken etc.: Ich habe diese Regel .. in der Praxis zu befolgen Gelegenheit genug gehabt. M. war Major, m. war Oberst und Regimentschef, m. hat Pulver gerochen, ich meine echtes und gerechtes Schlachtenpulver. . . M. hat Erfahrung und hoffentlich auch sein gesundes Urtheil etc. Augsb. Zeit. (1844) 2075b (FList); Das ist also der Dank für die Mühe, die m. [sich] genommen hat. .. Und man soll den Narren im Spiele abgeben? Gut, Herr Trotzkopf, fliehen Sie immer vor mir! etc. Cham. 4, 297; 298; Meine Schwestern .. erregten in mir den Gedanken, meine Helden auch .. bewegliche Kleider zu verschaffen. Man [ich mit Genossen] trennte ihnen die Läppchen vom Leibe etc. G. 16, 20; Die den Reisenden zugemessene Zeit war zu kurz, als daß m. [wir] von allen Bedeutendem hatte völlige Kenntnis nehmen können; jedoch versäumte m. nicht etc. 26, 257; Ich versetzte. .. So ließen sie die Sache für diesmal gut sein; m. [wir] spielte zusammen weiter fort etc. 20, 80; Man ist immer nur Einer und sie sind Viele. Immermann M. 4, 50; Spindler Stadt 1, 9 etc.
b) als eine Nüance des Anrede-Fw., vgl. Du 1u. Er6, eig. u. zunächst, um Duzen od. Siezen vermeiden, ferner, um Dem, was man gegen Jemand äußert, Etwas von der Härte durch das allgemeinere „m.“ st. des best. „Du“ etc. zu benehmen etc.: Heißt Das nicht wie ein altes Weib sich aufführen? M. raffe sich auf und vollziehe rasch, was m. beschlossen, oder hat man sich anders besonnen? Cham. 4, 297; M. wird mir keine Flausen machen, sondern frisch | sich gegenstemmen und rudern. Droysen A. 3, 429; Nun Das geht so übel nicht! m. brauchte nur zu wollen, aber m. will nicht, man verdirbt lieber seine Zeit mit Schwätzen. .. Ihr wendet kaum den Rücken, so ist auch schon das Buch zu etc. G. 29, 239, wo das „Jhr“ die Anrede an den Klavierlehrer ist, m. die Tochter bez., von der und zugleich zu der die Mutter in nicht ganz direkter Weise spricht (s. c); M. kann sich sogleich fortscheren, denn bei ihm kommt m. an den unrechten Mann. IP. 3, 51; Jch frage . ., warum m. so spät kommt und erwarte, daß m. mir Antwort giebt. Prutz E. 1, 66; „Vergönnen Sie, mein Herr“ Muß ich auch hier belästigt werden? Was will m. von mir? Sch. 630a etc., vgl. W. (Schlegel Mus. 3, 441) über „diesen unsrer Sprache ungewöhnlichen Gallicismus.“
c) von der dritten Pers., s. b und. z. B.: Das also war’s, warum m. [die Treulose] sich so beharrlich der Flucht widersetzte! . . . Darum gab m. seinen Anspruch auf meine Liebe mit soviel Heldenmuth auf! Sch. 201a; Sie hatte alle meine Bewegungen gesehen. Dies bestürzte mich, ich schlug die Augen zu Boden und m. rauschte an mir vorüber. 742b; Weil nunmehr die Freier gestraft der edle Odysseus, | schwöre m. heiligen Bund, ... m. liebe sich unter einander, | so wie zuvor. V. Od. 24, 483, allgem. Bez. der für und gegen Betheiligten etc.
d) zuw. zur Angabe von einzelnen nicht näher zu bezeichnenden Pers. = Jemand oder dessen Mz.: Welche, z. B. oft in Schauspielen: M. pocht! Sieh, wer es ist! Sch. 360b; L. 1, 573; M. klingelt drin! M. kommt. Müller 5, 151; „M. kommt.“ Er ist es selbst. Sch. 635b; 258a; Gutzkow Lenz 175; L. Gal. 5, 4 etc.; vrsch. (von einer Volksmenge): M. naht. M. kommt. Bewaffnet Volk erfüllt | den ganzen Garten. Sch. 430b etc. Nach dem Vorstehnden erklärt sich leicht der nicht seltne Wechsel von m. und gleichbed. Fw. z. B.:
e) zuw. mit „ich“: Es ist immer eine Resolution als wie wenn man [ich] ins kalte Wasser soll, ehe ich etc. G. 14, 194 etc.
f) häufiger mit „wir“: Weß Geld uns klinget, Deß Lied m. singet. Alexis H. 2, 2, 187; So umarmet man die von uns stets gescholtne Welt von Neuem. Brockes 9, 577; 578; Wie Das mit Erfindungen ist, m. findet sie nicht, sondern sie finden uns. Claudius 4, 63; M. kann dennoch fortfahren .., lediglich um das in uns ausgebrochene göttliche Leben aufrecht zu erhalten. Fichte 7, 378; 8, 378; Wenn m. sich erinnern will, was uns begegnet ist, so kommt m. oft in den Fall, Dasjenige, was wir von Andern gehört, mit Dem zu verwechseln, was wir etc. G. 20, 6; 14; 15, 221; 99, 385; Hackländer SoldKr. 112; Hettner grR. 196; Kant SchE. 72; Mendelssohn 4, 1, 387; M. schafft so gern sich Sorg’ und Müh’ | .. und lässt das Veilchen unbemerkt, | das uns am Wege blüht. Nägeli etc.
g) mit ,,du“ (s. d. 6) und der Mz. „ihr“: M. hält sie dieser Entschließung nicht fähig, weil ihr sie habt zaudern sehen. G. 9, 179; Ferner sieht m. . . . Wo ihr euch an den Mauern andrängt. 19, 388; M. hielte sie, so obenhin besehn, | für minder schön; allein beim zweiten Blicke | ist euer Herz schon weg. W. 10, 38 etc.
h) ferner zuw. mit Jemand, Niemand (s. o. Hebel 3, 176) u. z. B. auch: Wahrscheinlich bürdet man selbst der Königin diesmal zu Viel auf, wenn Manche glauben etc. Sch. 1078a st.: Manche bürden ihr zu Viel auf, wenn sie glauben.
i) zuw. stehen mehrere „m.“ nahe bei einander, die versch. Pers. bez., z. B.: Im Staat soll man [sollen wir] auch erscheinen, damit man nicht gleich die Zuchthausschlüssel bei Unsereinem rasseln hört. Gutzkow R. 4, 138. k) zuw. bezieht sich auf „,m.“ ein Plural, z. B.: M. hatte sich in seiner Art und Weise immer als Dieselbigen gefunden. G. 27, 251.
Anm. Ahd. mhd. man, s. Mann. Mundartl.: Giebt me nit Geld, wird me verbrüllet. Gotthelf Sch. 274.