Faksimile 0210 | Seite 208
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Mähre
Mǟhre, f.; –n; –n-:
1) Pferd:
a) Märe, für Pferd, bes. Stute hat in der Landsprache noch allgem. die alte Bed., wie in Marstall, Marschall und wird nur durch den Zusammenhang verächtlich. V. 2, 187, so z. B. = Stute: Wie der Schälhengst schreiet gegen alle „Meren“. Sir. 33, 6; Da sahn wir .. | eine Stute. . . Liebe Frau M., sagt’ ich zu ihr. G. 5, 219; Sein Hengsipferd mit der „Mehren“. Hammer RH. 391 etc., ferner = Pferd: Jetzt wendet sich die M. jach. Reithard 315; Damit ließ er dem raschen Pferd die Zügel | und stieß, vorlehnend, die bewehrten Fersen | in seiner armen Mähr’ erhitzte Weichen. Schlegel Sh. 6, 192; Sie reitet und ihr dient ein Wolf als M. Streckfuß Rol. 7, 3; Der Held .. wirft .. | Den, der ihr Führer schien, so kräftig von der M. W. 20, 35 etc., sprchw.: Wenn du der M. nicht zum Aug siehst [dich in Acht nimmst etc.]. Gotthelf Sch. 190.
b) gw. in verächtl. oder tadelndem Sinn: ein schlechtes Pferd etc.: Her- unter, Junker Grobian, | herunter von der M.! B. 54a; Wie stand dein Zelter m–n-gleich und trübe! etc. Freiligrath Ven. 29; Daß er eine M. für ein gut Roß bezahlet. Garzoni 540a; Grimm M. 218; Als er statt seiner zwei glatten und wohlgenährten Rappen ein paar dürre abgehärmte M–n erblickte. HKleist 1, 12; „Man soll ihm die M. hingeben, meint der Reitknecht, ehe ein zweites Unheil geschehe.“ Soll das edle Thier darum vor dem Pfluge altern, weil etc. Sch. 312b; Es ist in der That ein Pferd und alle andern M–n kann man Vieh nennen. Schlegel Sh. 7, 95; So nahmen sie dem Bischof sein schönes Pferd, | er ist nur einer „Märe“ .. werth. Schwab 487; Den Pferden war’s so schwach im Magen, | fast mußte der Reiter die M. tragen. Uhland 379; Uns ereilt der Wagen, | der mit knöchrichten M–n karrt. V. 4, 53 etc. und übertr.: Und auf Mehr raffiniert dein Fingerhut voll Gehirn nicht? und damit trabt deine M. zum Stalle? Sch. 109a etc.; Acker-M.; Schind-M. Gutzkow R. 1, 19; Hackländer SoldKr. 15; JGMüller Lind. 106 etc., die nur noch für den Schinder taugt.
2) liederliches Weibsstück, Hure: Du Hürlin, du Sack, du M.! Luther SW. 46, 142; „Der Präsident soll die Hure des Sohns respektieren!“ Wer das Kind eine M. schilt etc. Sch. 193b; Schlegel Sh. 7, 98 etc.
3) s. Mahr.
4) s. Märe.
Anm. Ahd. marah, marh, mhd. march, marc, n. = Pferd, so z. B. noch: Ein tragends Merch oder Pferdsmutter. Ryff Th. 50, vgl. altcelt. (schon bei Pausanias 10, 19, 4) marka. Für das Streitros, z. B. nach dem Mhd.; Auch gab er ihnen Rosse, Zelter und Mark. Simrock Gudr. 65, vgl.: Benecke 2, 63. Als fem. (Stute), ahd. mer(i)hâ, merichâ, mhd. märch etc., s. marachen; 2 übrtr. von 1. s. Schm. 2, 618, vgl. Nickel 3 und 4 etc.