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lustern
I. Lǘstern, intr. (haben) etc.:
1) begierlich und leckernd (s. d.) lüsten (s. d., auch in Bezug auf die Fügung), vgl. lustern. Als persönl. Zeitw.: Jch lüstre; Sein Auge lüstert; Es lüstert ihm das Auge. Stolberg Sch. 1, 122.
a) mit abhäng. „nach“: Welche mich l–dnach Dessen Besitz machte. Baader 15, 271; Ihr Vorwitz lüstert nicht nach unerlaubten Gütern. Haller 30; Das Vieh .. hat sein ihm gewiesenes Futter und lüstert nicht nach anderem. Immermann M. 1, 365; Nach dem Vesperbrot l–d. Kosegarten Po. 2, 380; Nach Ambrosia lüstert und Nektar Jenes, dem andern | Rohern gelüstet allein nach der gröbern irdischen Speise. Dicht. 1, 106; Da lüstert und züngelt schon der Mund nach dem Braten. Tieck Nov. 5, 195; Die Begier .. frisst erst das Lamm und lüstert | dann noch nach dem Gedärm. Cymb. 1, 7; Indessen . . Vastola, die Alles gleich verliert, | sobald sie’s hat, nach neuen Wünschen lüstert. W. 12, 26 etc.
b) mit Infin. und „zu“: Schon lange lüstert uns der Gaum, | aus seinem Korb zu naschen. V. 3, 162; Der die Welt zu sehn gelüstert | und Schiffbruch litt. W. 20, 272; Die Leute, die du anzuklagen lüsterst. W. Att. 2, 1, 28 etc.
c) zuw. st. nach (s. a) mit Accus. (vgl. blicken 2 und 3b) nam. im Partic.: Mit seinen fremden für weltl–de Ohren lieblich klingenden Melodien. Gervinus Lit. 3, 43; Zerstörung l–d sprang der König auf. Kosegarten Rh. 3, 12. Ferner als unpers. Zeitw., gw. mit Accus. der Pers.:
d) mit „nach“: Weil mich nicht lüsterte nach euren Festen. Immermann Card. 75; Es lüstert mich nach Speis’ und Trank. Körner 110a; Streckfuß Rol. 10, 10; Den so nach Aalen lüstert. W. 34, 325.
e) mit Jnfin. und zu: Mich lüstert zu schauen. Kosegarten Po. 1, 168; Dicht. 1, 37; Ein Topf mit Mehlbrei . ., den beizukommen mich gewaltig lüsterte. V. Ar. 3, 346; Wenn mich es lüstert, den täppischen Thoren | mal wieder weidlich den Esel zu bohren. Werner Osts. 1, 39 etc.
f) zuw. mit pers. Dat.: An einem Sommertage .. lüsterte der Amme, .. der frischen Kühlung zu genießen. Musäus M. 2, 126.
g) im subst. Infin. = Gelüste etc.: Kränkliches L. V. H. 2, 216; Kommt sie ein L. an, | den schönen Schläfer gar zu küssen. W. 10, 17; Es ist ein L. nur [der Schwangern]. 20, 165, nach der ältern Lesart (s. 176: ein Gelust).
2) Schiff.: s. lauschen, Anm.
Zsstzg. z. B.: An-, tr.:
1) Jch lüstre Etwas an, sehe es mit lüsternem Auge an; Geh mir nun und lüstre Silber | und Marmorbilder an. W. HB. 1, 110, s. anlustern.
2) Etwas lüstert mich an, erregt mein Lüstern; Täuschungskost viel, die den Gaumen anlüsterte. V. Myth. 1, 251. Hervōr-: H–d, Hohn sitzt auf dieser Nase. Musäus Ph. 1, 122. Ver-: nam. im adjekt. Partic.: Verlüstert, sehr lüstern, vgl. vergeizt etc.