lullen
Lúllen, intr. (haben) und tr.:
1) an der Dutte (s. d.), am Ludel saugen oder suckeln (s. Lull II1): Wir alten Menschen saugen noch Düttleen und liegen daran, zu l.; Der lullt an der Flaschen, Der lullt an Unkeuschheit etc. 23* Brösl. 33b. —
2) (s. LullI) in Schlaf singen oder (allgem.) bringen etc.: Da werden alle die abgeschmackten Märchen vorgesungen, mit welchen man die Völker, als sie noch Kinder waren, in den Schlaf gelullt. 2, 132; 263; 76b; Die Quelle, die mit l–dem Ton | oft dich gesungen in Träume. SW. 4, 84: Ich brauche Wiegengesang und den habe ich .. gefunden in meinem Homer. Wie oft lull’ ich mein empörtes Blut zur Ruh! 14, 9; Gd. 39; Der l–den Amme. 11, 149; Es hat der goldne Tajo | ihm sein Wiegenlied gelullet. Rom. 214; Dein Wiegen und dein L. Rh. 1, 149; 3, 16; Po. 1, 31 etc.; Sav. 67; Den Romantiker, der in melodischen Traum | sein Dasein lullt. 4, 100; Die l–de Wiege. 2, 142 etc., s. Zsstzg. —
3) Schiff.: Der Wind lullt oder lunt (s. d.), lüvt, wird durch einen Regenschauer oder eine Flage schwächer [etwa: schlummert ein?, s. 2 und lauschen, Anm. 4].
Anm. Zunächst wohl Tonw. der Kinderspr., s. 55a und das dort Angeführte, woraus wir Folgendes ausheben: „L., den Harn lassen; sich ein-l.; Lullu [vgl. Pipi] machen, in der Kinderspr.; das Lullu, membrum genitale . .. Lüllen, lillen: den Speichel fließen lassen, geifern; sich belillen: mit Speichel oder Getränk benetzen. — Lülle, f.: Speichel, auch die in den Tabackpfeifen gesammelte Flüssigkeit: Schmirgel-, Taback-Lülle [s. Lull II]. — Lülleputte, f.: altes Weib, das „lüllt“. .. Zu dem Spottnamen Lulleputte stellen sich das schwzr. Löllerzapfi und die Bauernamen der Fastnachtspiele: Lullezapf, Lullaff, Lüllars, Lüllhart [s. Lollhart], Lullholz, Lullapp [vgl. Luder, Anm.]. — Oberlausitz. mit Wechsel von „l“ und „n“: Nille, Geifer, nillen, geifern, — wie auch mundartl. Nille, f.: membrum genitale, ferner zu 1: lullen, nullen, pullen, zulken, zulpen, lutschen, nutschen, zutschen, s. auch: Luzeln: saugen, schlürfen, trinken; Die Luzel: Weibspers., die gern trinkt. 2, 532; ferner Ludel, ludeln, dudeln etc., Dutte, Zitze etc.
Zsstzg. s. Anm., ferner zu [1] die von saugen etc., ferner zu [2] z. B.: Eīn-: in Schlaf lullen: Alexis H. 1, 1, VII; 2, 3, 213; Lullst der Eumeniden Schlangen | um meine Brust in Schlummer ein. Arndt 87; Böttger Byr. 8, 187; Man lullt so wenig ein die Glock’ auf ihrem Thurm, | als auf der See die Fluth, als in der Luft den Sturm. Freiligrath SW. 5, 313; Hypothesen sind Wiegenlieder, womit der Lehrer seine Schüler einlullt. G. 3, 306; 22, 360; Das dämmernde, träumerische Gefühl der Wehmuth, das uns einlullt zum süßen Nichtsthun. Gutzkow R. 2, 106; 5, 87; Alles einschläfern und e. in die alten erbärmlichen Manieren und Formen. Häußer Gsch. 4, 450, Eingelullt von dem Geplätscher der oratorischen Antithesen. Heine Lut. 2, 202; Reis. 2, 7; Troll 1; Immermann M.,3, 362; Kosegarten Rh. 2, 41; Platen 2, 72; 3, 34; Meine Sinne . . eingelullt. Sch. 17a; Streckfuß Rol. 6, 46; Tieck 11, 35; Kaum aber glaubt man, sich aufs Neue e. [einschlafen] zu können. Vogt Oc. 2, 134; Ihre Mystik lullt alle Klarheit ein. Waldau N. 1, 70; Werner Osts. 1, 29; W. 10, 289; Zelter 3, 327 etc. S. auch [Anm.]. —
Hinǖber-: einlullend, in Träume senkend hinüberführen: Die häuslichen Beziehungen, welche die Deutschen über ihre lange Nichtigkeit hinüberlullten. Immermann M. 2, 22. —
Vōr-: lullend vorsingen etc.: Zauberflöten .., | die dir vorl. ihren Rettungsplan. Baggesen 5, 245. —
Zū-: lullend zusingen: Dem Körnchen, das einst mit Taubenmund meine Amme .. mir zugelullt. FrMüller F. 7. —
Zurück-: lullend zurückbringen: Wo ist der Reigen, der im Gekreische der Welt uns zurücklullt in frohe selige Tage? Börne 2, 489; Ich habe mich selbst verloren ... Meine Laute! ich muß mich z. in meine Kraft. Sch. 134a etc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.