luften
Lǘften, tr. (und refl.):
Etwas so machen, daß die Luft dazu freien Zugang hat, es durchdringt (1); Luft [s. d. 1b] machen (2); in die Luft (s. d. 1c) d. h. in die Höhe heben (3), — welche 3 Bedd. sich nam. oft durch Metonymie ganz nahe berühren:
1) eig.: dem Zugang und dem Durchstreichen der frischen Luft eröffnen, um das Verdumpfen etc. zu verhindern: Betten l. und sonnen; Kleider, Pelze l., an die Luft hängen; Stuben, Zimmer l., z. B.: Jener Dunst, der sich aus den schlecht gelüfteten Zimmern der Armen an ihre Kleider heftet. W. 1, 230; R. 4, 11 etc., und meton.: Dann lüftete [öffnete] sie das Fenster, um den Eßgeruch zu vertreiben. 5, 385, vgl. (3): Die Offnung eines nur etwas gelüfteten [in die Höhe geschobnen] Aufschiebfensters. 5, 86 etc.; ferner: Korn, Getreide l., umstechen umschaufeln, z. B.: Auch von der christlichen Spreu soll kein Hülschen verloren gehen! Lieber wollen sie die Körner selbst nicht l. und umwerfen lassen. 10, 181 etc. Färber.: Die Küpe l., von der erwärmten und gärenden von Zeit zu Zeit den Deckel heben und sie umrühren. Gärtn. etc.: Die Wurzel des Baums oder den Baum l., die Erde auflockern, damit Luft an die Wurzel dringen, ferner überh. (s. 2): Den Baum etc. l., ihm Luft machen, z. B.: Zur Beförderung der Reife der Weinstock von dem verdumpfenden Laube gelüftet [befreit]. Ländl. 2, 373, vgl.: Hat nun Helios vor Allen | l–d, feuchtend, wärmend, gluthend [mit Luft, Feuchte, Wärme, Gluth durchdringend] Beeren-Füllhorn aufgehäuft. 12, 225 etc. —
2) (vgl.
1) Luft (s. d. 1b) machen, sowohl das Beengende, Einpressende, Drückende, Verhüllende etc. wegnehmen, — als auch: durch das Wegnehmen den Ggstd. frei machen, z. B.: Ach, lüftet mir die Schnüre, | daß mein beklemmtes Herz Raum hat zu schlagen. Rich. 3, 4, 1 etc. und: Sich l., körperlich, wie geistig: Die Hoffnung .. lüftet die bangende Brust. A. 8, 106; Bei seinem Weben lüftet | sich das beklommne Herz. 8a; Wie sehr auch das Herz sich zu l. [durch Mittheilung des Geheimnisses zu erleichtern] begehrte. Ov. 2, 210; Ein ziemlich weites Feld, | nach Nothdurft sich zu rühren und zu l. [sich auszudehnen, sich freizu regen]. 11, 233; „Sie gähnen“ .. Der Arme schwört . ., es sei | bloß seine Art, .. vor lauter Vergnügen den Magen so zu l. 15, 27; Ich gähne, lüfte mich. 34, 256 etc. Ferner (s. 3): Etwas Verdeckendes l. [ein wenig aufheben, wegziehen], und meton.: Das Verdeckte l., z. B.: Laß als deiner Tochter | Ehgemahl mich ihren Schleier l. 4, 243; Den Schleier von einem Geheimnis, das Geheimnis l.; Daß Sie ein Inkognito, das Sie zu bezwecken scheinen, l. müssen. R. 1, 229; Ich erfuhr, daß ein wunderliches Jnkognito ihn umspann, lüftete das mysteriöse Dunkel. 4, 29; Über Das, was er .. vorhatte, die Maske zu l. 6, 71; Wie eine sündliche Thorheit . . den Vorhang lüftet von einem unliebsamen Dunkel. gH. 4, 19 etc. — 3) ein wenig in die Höhe heben, lüpfen (s. d.), s. Bsp. 1 und 2, ferner: Den Hut l., z. B.: Behält den Hut auf dem Kopfe, den er höchstens nur, um Jemand zu grüßen, lüftet. 10, 32; Er lüftet fromm den Hut. G. 27; R. 116 etc.; Da zeigte sich Alles so schön gepackt und geordnet, daß sie es nicht auseinanderzunehmen, kaum zu l. wagte. 15, 124; Alle Zeigefinger und Spitznasen nach mir hin gelüftet zu sehen. 23, 228; Ein Faß, einen Stein l., s. Luftbaum. Seltner: hoch, ganz in die Höhe heben, z. B.: Hat, was bisher einzeln oder paarweis an der Erde in der Mittelhöhe erschien, nun zur Dreiheit erhoben und in die höchste Atmosphäre gelüftet. 31, 171. — 4) Lüfter (s. d.) und Lüftung, das L. und Luftbaum (s. d. 1).
Anm. In Bed. 3 auch mhd. s. 1, 1051a, vgl. engl. lift (haben), aloft (in die Luft, Höhe, s. Alaaf), s. auch lichten 4 etc. Danach dürfte in „Luft“ viell. Grundbegriff sein: das Leichte, Emporschwebende. S. auch luften und lüpfen.
Zsstzg. z. B.: Āūf-
1) [3]: auflüpfen, empor-l.: Der Wagen wurde endlich aufgelüftet. Das Joch .. ein wenig aufzulüften. Ep. 1, 239. —
2) [2] lüftend öffnen, frei machen: Sich von dem Zwange a. 10, 208. —
3) [1] lüftend auffrischen: Das Bett a. gw. aus-l. — Aūs- [1; 2]: von der frischen Luft durchdringen lassen; von dem Dumpfen, Verdumpfenden frei machen: Stuben, Betten, Kleider a.; Ein Zimmer a., bairisch: auslüftern. Tr. 67; Leute, die sonst im stillen Gewerbe lebten, hatten diesen Tag zum A. [zur Ausfahrt] sich erwählt; da traten so viele verlegene Kleider ans Licht. 75; Müd’ und ausgelüftet von der Eisfahrt. Lav. 15; Das würdigste Amt eines Seelsorgers ist Kampf gegen Vorurtheile; die Menschheit soll ausgelüftet werden. Bl. 1, 479; Ich habe hier keinen alter ego [kein andres Ich], mit dem ich recht a. [mich aussprechen, expektorieren] kann. 4, 3, 309; Stank .. nach Schwefel, als würde die ganze Garderobe des Molochs .. ausgelüftet. 120b; Der verdumpften Schulen Auslüftung und Erheiterung. Ant. 2, 129; Eines Morgens früh, als Danischmend ausging, seine Träumereien auszulüften. 8, 13 etc. Nbnf.: Sich auslüf- deutsches Wörterb. II. tigen. 3, 244a. — Durch- [1]: von frischer Luft durchdringen lassen. s. aus-l.; vralt. Nbnf.: durchluftigen. Feldb. 386. — Ent- [2]: (vralt.) Sein Herz e., erleichtern. s. er-l. — Er- [1; 2]: Sein armes Herz zu e. Mosch. 4, 51; Dann sollte das Herz mir | wohl sich e. [s. erlaben] des Wehs. Od. 9, 460, s. ent-l.; vralt. auch: Solches Gemach .. zu erluftigen. Sp. 116b. — Ver-: aus-l. s. verluften: Sich v., in die frische Luft gehn; Die starken, feuervollen Hüften | lässt es [das Thier, d. i. im Räthsel: das Schiff] im Ocean verl. Theatr. Werk. 1, 253 etc.; Bis zu dem Augenblick meiner Verlüftung, wie es dein Unbekannter zu benennen beliebt hat. 16, 86; 17, 135, von der Selbstverbrennung des Peregrin.
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