Faksimile 0146 | Seite 144
Faksimile 0146 | Seite 144
link
Link, a.:
1) eig.: von Menschen und Thieren, die Seite, wo das Herz liegt, im Ggstz. zu recht: Die l–e Seite, Hand (s. Linke); Der l–e Fuß, Arm; Das l–e Auge, Ohr etc.; Da nahm sie Joseph Beide, Ephraim in seine rechte Hand gegen Jsrael’s l–e Hand und Manasse in seine l–e Hand gegen Jsrael’s rechte Hand etc. 1. Mos. 48, 13; Laß deine l–e Hand nicht wissen, was die rechte thut. Matth. 6, 3 etc.; Wenn ein Rabbin sagt: die rechte Hand ist l., so ist sie l.; sagt er: die l–e Hand ist recht, so ist sie recht. Luther 8, 115b etc.
a) Die L–e = l–e Hand, z. B.: Seine L–e lieget unter meinem Haupt und seine Rechte herzet mich. Hohel. 2, 6; Zur L–en .., zur Rechten [Hand od. Seite]. 2. Kön. 11, 11; Wägt in der schreckenden Rechte [s. d.] dann den Mond und die Sonne, | in der L–en die Morgensterne. Kl. M. 2, 493 etc.
b) Sich eine Frau an die l–e Hand (s. d. 1b) z. B. Lohenstein Ros. 22 etc. und scherzh.: ans l–e Bein (Heine Reis. 1, 189) antrauen lassen etc., vgl. 5.
c) Mit dem l–en Fuß (s. d. 1k) zuerst aus dem Bett gestiegen sein. Benedix 5, 120 etc.
d) veralt.: An dem Arm zu l. Rollenhagen Fr. 580, gew.: Am l–en Arm, vgl.: zur L–en und l–s.
e) L. sein (z. B. Richter 3, 15; 21; 20, 16; Hippel Leb. 1, 92), die l–e Hand statt der rechten gebrauchen; Das, was von Andern gew. mit dieser geschieht, mit der l–en verrichten, vgl.: Man könnte Dies] mit dem Linksein vergleichen und zufällig bin ich auch links. G. 40, 54, und so oft: Eine Pers., die l. ist, heißt auch: L.-Hand, Pfot-, Tatz (m.) oder vermeintlich korrekter Pfote, Tatze (f.), s. Hand, Zsstzg. 2) (s. 1) was auf die l–e Seite gehört, z. B.: Der l–e Ärmel, Stiefel, Steigbügel etc. 3) nach der l–en Seite zu gelegen:
a) Hierbei kommt es natürlich auf den Standpunkt an, z. B.: Auf der l–en Seite der Straße, wenn man vom Thor hereinkommt, also auf der rechten, wenn man hinausgeht etc. Doch ist für einzelne Fälle der Standpunkt, wenn er nicht bes. angegeben ist, ein für allemal best.; z.B.:
b) bei Ggstdn., wo ein entschiednes Vorn ist, hat man sich so zu stellen oder zu denken, daß das Gesicht nach vorn gerichtet ist: Die l–e (rechte) Seite, der l–e Flügel eines Gebäudes; Der l–e (rechte) Sitz im Wagen etc.
c) in Bezug auf die Weltgegend gilt bibl., nach dem Hebr., die Bez. für Den, der das Gesicht nach Osten wendet: Samaria, die dir zur L–en [gen Norden] wohnet und Sodom, die zu deiner Rechten [gegen Süden] wohnet. Hes. 16, 46 etc.
d) in Bezug auf Flußufer gilt die Bez. für Den mit dem Gesicht nach der Mündung Zugewendeten oder stromab Fahrenden: Deutschland liegt auf der rechten, Frankreich auf der l–en Seite des Rheins: Bald nach der L–en hin, | wo Vogesus die müde Sonne kühlet, | bald nach der Rechten zu, wo junge Morgen glühen. Nicolai 1, 120; Wenn dich das schwanke Brett | hin- überträgt an jene l–e Seite, | wo deutsche Treu vergeht. Sch. 101a; Am l–en Ufer etc.
e) bei scenischen Bemerkungen in Bühnenstücken, bei Besprechung von Gemälden etc. gilt wenn nichts Besondres bemerkt ist nicht der Standpunkt des Schauenden, sondern des Geschaueten: Auf der l–en Seite der Bühne; Der rechte Sohn ist hin, der l–e wird derweile festgehalten [in der Gruppe des Laokoon]. Heinse A. 2, 65 etc.
f) so auch bei einem Wappenschild, für das der Standpunkt des Ritters gilt, an dessen Arm man es sich zu denken: Das obre l–e Feld des Schilds etc.
g) bei Schraubenzügen etc. normiert die erste Windung vom Ausgangspunkt aus: Weil beide Schrauben übereinstimmend liegende (l–e) Gewinde haben. Karmarsch 1, 822 etc., vgl. (Bot.): Rechts [mit der Sonne, von Ost nach West], links [von West nach Ost] gewunden.
h) in Versammlungen etc. gilt der Standpunkt des Präsidenten: Auf der rechten, l–en Seite des Hauses sitzen, womit zugleich der politische Standpunkt bez. ist, indem (als Regel wenigstens) die Volks- und Fortschrittspartei auf der l–en Seite, die entgegengesetzte auf der rechten ihre Sitze einzunehmen pflegt, s. Berg 6: Er gehört der äußersten, entschiedensten, der gemäßigten L–en (oder Rechten), dem l–en (oder rechten) Centrum an; In seiner Philosophie der Geschichte steht er schroff gegen die l–e Seite des Zeitgeistes, gegen den Vertretungsstaat. Gervinus Lit. 5, 609 etc., s. links. 4) im Ggstz. der nach Außen zu kommen und gesehen zu werden bestimmten Seite (der „rechten“) die andre (vgl. 5): Das Tuch ist auf der l–en [oder unrechten] Seite viel rauher und unansehnlicher, als auf der rechten; Wir kehren .. den Strumpf auf die l–e Seite | und tragen ihn so. G. 3, 68. 5) nicht recht; nicht so oder doch nicht ganz so, wie es sein sollte:
a) Ein Kind | aus einer l–en Ehe .. Solche Kinder, Liebeskinder, wie man sie nennt, .. schöner als Kinder rechter Ehen. Tieck 2, 82 (vgl. 1a): Helena ist mein [der Venus] Schwesterchen (zwar von der l–en Seite) | ein Kind von Zeus, der ihrer Frau Mama | zu Lieb ein Schwanenfell sich borgte. W. 10, 47 etc., s. auch links 6.
b) (bibl.) Des Weisen Herz ist zu seiner Rechten, aber des Narren Herz ist zu seiner L–en. Pred. 10, 2 (auch bei Zunz), jenes wandelt die rechte, dies die verkehrte, falsche Bahn; L–e Werke. Olearius Baumg. 106b.
c) ungehörig im Urtheil, falsch: Daß man über sein Werk urtheilt schal oder gründlich, links oder rechts, gutartig oder hämisch. .. Auch das schalste, l–ste, hämischste Urtheil. L. 7, 331; Nicht wissen, woran sie recht sind und ziemlich l–e Urtheile fällen. Mendelssohn 5, 262 etc. Am gewöhnlichsten aber:
d) nicht geschickt und gewandt, unbeholfen (s. linkisch): Dieses Militär, welches sich l. genug bei seinen Waffenübungen benahm. Forster Ans. 1, 473; Alle Merkzeichen, wodurch man an den Tag legt, man gebe auf sich selbst Acht, geben unsern Handlungen ein l–es, steifes, gebrechliches, puckliches Ansehen. Hippel Leb. 1, 401; Die Regeln auf eine solche l–e und gezwungene Art beobachten. L. 7, 199; Die l–e Erziehung. 13, 615; Sein Vortrag war nicht l. Rückert Mak. 1, 16; Nahmen sich so ungeschickt und l. dabei. FSchlegel Flor. 274; Verstand, nicht l. zu bestellen, | was ihm Philippus gebot. V. H. 2, 245; Benahmen sich bei dem Betruge so l. Ländl. 1, 184; W. 10, 106 etc.
Anm. Ahd. lenka (die L–e), mhd. linc, lenk, s. Wackernagel Gl. 359. Von den früher üblichen Ausdr. s. lurken, Anm., noch im ältern Nhd.: Mit seiner rechten Hand . ., mit der tenken. Schaidenreißer 83a; Auf die tenke Hand des Wassers. 21b etc. Steigrung natürlich nur in übertr. Bed., s. z. B. 5c, doch vgl.: Er stehet wieder auf dem linkeren Fuß (Sprichw.). Schottel 1118a, (vgl. 1c?).