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lieben
Līēben: 1) tr. Liebe (s. d. 1, z. B. auch 1c:
G. 3, 55 und Leibnitz) zu Etwas hegen, vgl.: lieb (s. d. 7) haben: Gott, die Menschen, seinen Nächsten, die Eltern, Kinder, Verwandten, ein Frauenzimmer l. etc.; Die Wahrheit, Tugend, das Recht, den Wein, das Leben, das Spiel, das Vergnügen, den Trunk, die Sünde, das Laster l. etc.; Du sollst l. Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe. Matth. 22, 37 etc.; Ihr hasset das Gute und liebet das Arge. Mich. 3, 2; Wer Zank liebet, der liebet Sünde. Spr. 17, 19; Wer nicht liebt Wein, Weib, Gesang, | Der bleibt ein Narr sein Leben lang; Die Frau Amtmannin | wird dich noch lieber [mehr] l. B. 39b (Göckingk); Daß er das Spiel bis zur Leidenschaft liebt. Forster Br. 1, 457; L. heißt sich sehr ergötzen an fremder Glückseligkeit. IP. Freih. 104 etc.
a) nam. oft von der Geschlechtsliebe, auch ohne Obj.: Er liebt; Ich habe gelebt und geliebet. Sch. 49a; Feurig, heftig, brennend, glühend, leidenschaftlich, unmäßig, sinnlich, unsinnlich, platonisch, rein, keusch, züchtig l.; dichterisch auch: Eine feurige Liebe l., und z. B.: Ein leiser Hauch .. | der Liebe, die ihr einst geliebt [gehegt]. Geibel (FHofmann Weihn. 6, 69); Jemand über Alles, über alle Maßen, wie das Leben, mehr als das eigene Leben, wie der Augen Licht. (W. 10, 96), sterblich (IP. 2, 177), bis zum Sterben l.; Unglücklich, un- erhört, unerwidert, ungeliebt l.; Glücklich, mit Erfolg l. etc.; Ich zweifle nicht, du kannst mehr, als nur liebkosen, du kannst auch l. W. 22, 127; Was du aus geziemender Urbanität l. nennst [st. dem Sinnentrieb, der Geilheit Folge leisten]. 24, 110 etc. Auch zuw. refl.: So l. wir mit frohem Schritte | uns Hand in Hand durchs Leben wett. H. 8, 386; Nur ein Weib kann sich zu Tode l. Kühne Char. 1, 136 etc. Ungew.: Eh er die Fern erreicht, wohin man liebt. G. 40, 338, wohin der l–de Sinn gerichtet steht; Er liebt ja, denk’ ich, her in diese Stille. 2, 8 etc.
b) das Subjekt zuweilen statt einer Person etwas mehr oder minder Personificiertes, z. B.: Die Rebe liebt die Ulme [schlingt sich gern darum]; Diese Pflanze liebt den Schatten, jene die Sonne, steht gern darin; Die Ränke l. das Dunkel, wie die Wahrheit das Licht etc., vgl.: In des Verliebten Auge liebet | Luft, Wasser, Baum und Kraut. W. 12, 230.
c) mit ethischem Dat.: Liebt sich nicht aber Leidenschaft und Parteigeist [s. b] jederzeit Behelf? G. 3, 278; Er liebt sich | ganz besonders Leute, die bringen. 5, 223; Ihr liebt euch die Speise. 263; Des Menschen Thätigkeit kann allzu leicht erschlaffen, | er liebt sich bald die unbedingte Ruh. 11, 17; Die Künstler l. sich die Erde, denn | sie l. sich das Sinnliche wie Kinder. Oehlenschläger Corr. 16; 97 etc.
d) mit abhängigem Satz, z. B.: Besonders liebten sie [hatten sie’s gern], wenn ich in eigner Person sprach. G. 20, 56 etc., besonders mit Infin. und ,,zu“: [Diese Pflanzen] l. es, sich in den Schatten zu stellen etc. Burmeister gB. ..., sie stellen sich gern etc.; Um das Alles leichter zu üben, liebte sie, mit den Knaben die Kleider zu wechseln. G. 17, 376; Er liebte, seine Wirkungen .. auszudehnen. 22, 200; Man liebte, an den Ort wiederzukehren. 27, 488; Brucker’s Geschichte .. liebte ich . ., fleißig zu lesen. 40, 418; Er liebte, im Vollen zu leben. Gutzkow R. 4, 402; 5, 246; 6, 41; Was man seit Goethe eine Natur zu nennen liebt. Hartmann BB. 242; Es liebt Keiner, sich so den Pelz auswaschen zu lassen. Höfer V. 106; Umsonst zu sterben, lieb’ ich nicht, doch | lieb’ ich zu fallen . .. fürs Vaterland. Hölderlin (Wackernagel 2, 1266 Z. 32); Die Bauern l. es, die letzten Augenblicke einer Festesfreude besonders gierig auszukosten. Immermann M. 4, 31; Es liebt die Welt das Glänzende zu schwärzen. Sch. 84b; Falsche Hoffnungen .., | womit mein krankes Herz getäuscht zu werden liebt. W. 3, 11, sich gern täuschen lässt und so oft zur Umschreibung von „gern“, schon bei Opitz, s. Adelung, der diese Wendung als Gallicism. bez.
e) der subst. Infin.: Das L. [die Liebe] bringt groß Leid; Daß ein irdisch L. | mit wildem Gift den Busen ihr erfüllt. Beer Arr. 7; Der Magnete Hassen und L. (s. b). Sch. 17 76b etc., auch Zsstzg., z. B.: Das Künste-L. [Kunstliebe]. Merck’s Br. 2, 46; Das Jugend-, das Wechsel-L. etc.
f) das Partic. Präs.: Ich verbleibe dein dich l–der Vater, Freund, Sohn; Spröde sondert sich ab, was kaum noch l–d sich mischte. Sch. 75b etc., auch substant. (s. a): Ein Schauspiel für Götter, | zwei L–de zu sehen. G. 8, 87 etc., vgl. g: Geliebte Zsstzg. z. B.: All- l–der Vater des Menschengeschlechts; Ehr-l–de Achtung des Leumunds. V. Ov. 2, 17; Damit ich, für mein übriges Leben höchst Fried-L–der, doch auch einigen Erfolg des Streitens zu genießen habe. G. Br. 426b; Der geld-l–de Advokat; Wie oft hat ihr organischer Bau den Natur-L–den ergötzt. Mendelssohn Phil. 1, 15; Pracht-, prunk-l–d; Wer ist im nämlichen Moment zugleich | .. recht-l–d und parteilos? Sch. 565b; Der ruhm-l–de König; Er ist nicht boshaft, | selbst-l–d [egoistisch]. Oehlenschläger Corr. 147; Ihn un-l–d und unliebenswürdig finden. FSchlegel Luc. 180; Vaterlands-l. JvMüller 6, 397, patriotisch [man be- achte das Binde-s] Ein Viel-l–der brannt’ um den stets unfreundlichen Knaben. V. Th. 23, 1; Ein Hain von wasser- l–den Pappeln (s. b). Od. 17, 208 etc.
g) das pass. Partic. als Ew.: Geliebter Freund, Bruder, Vater; Innig(st), herzlichst geliebte Schwester etc., seltner: Du mein herzlich Geliebtester. V. Th. 3, 3 etc.; Einem nicht geliebten, aber geehrten Mann meine Hand reichen. G. 15, 8; Er war allgemein geliebt gewesen. Stilling 1, 147 etc.; Von Allen geliebt etc. Auch wie „lieb“ etc. mit persönl. Dat.: Einen bekannten, den Göttern geliebten, uns schon werth gewordenen Mann. G. 20, 156; Sehr geliebt war ihm Jener. V. Il. 1, 381; 7, 280; 22, 41; Laīs vordem vielen der Männer geliebt. Wolf Anal. 2, 504 etc. Zsstzg. z. B.: Der all-, der vielgeliebte Fürst; Du gottgeliebtes Erdenkind. Agn. Franz (Hungari 2, 560); Welche Pein, | l–d ungeliebt zu sein!; Der Ungeliebte. W. 12, 230 etc. Nam. oft zu a substant.: Der, die Geliebte (oder Liebste), eine Pers., insofern sie zu einer andern in einem Liebes-Vh. steht: Ihr Geliebter entfernte sich, ein unbequemer Liebhaber drohte, zu kommen. G.16, 45; Kennt ihr keine zarte Pflicht, | so ändert immer die Geliebten, | doch sie verrathen müsst ihr nicht. 1, 170; Sie fürchtet des Bruders Faust nicht so sehr, | als den Haß des herzlich Geliebten. 171; Der Jüngling will .. | mit dem Teppich die Geliebte decken. 193; Und wenn ich mir zehn Geliebte halte. Prutz Mus. 1, 109; Der oder dem Geliebten untreu werden etc.; Eine Jugend geliebte, s. Jugendliebe etc. Veralt. (s. Eheliebste etc.): Auf seine und seiner Ehe geliebten Vermählung. Gryphius Fr. 601. Diese Bed. ist so vorherrschend, daß G. 15, 130, wo er von religiöser Liebe spricht, um Mißverständnisse zu beseitigen, die engl. Bez. wählt: Den Umgang mit den beloved ones [geliebten Personen]. Dazu: Ge- liebtheit: der Zustand des Geliebtseins etc.
h) dazu selten: Vor Allem lässt er wie die Augen .. der Gedanken, | gleichwie die Lieber [L–den] thun, von seinem Schöpfer wanken. Opitz 1, 15, vgl.: Und thun die Lieber Leid sich an, | noch nie hat Liebe leid gethan. Zelter 4, 116 mit d. Bem.: „Lieber“, ironisch nach Hasser konstruiert, will Niemand gelten lassen; auch: Von dem Menschen- lieber Lavater. Merck’s Br. 1, 322 etc., auch: Nicht so, wie soll ich gleich sagen? zur „Liebung“ [zum L.] eingericht. Goltz 2, 296. 2) (s. 1) refl. (veralt.) sich liebend, traulich anschmiegen etc., von Thieren, z. B.: Der Löw .. lecket die Fußstapfen Mentoris, als ob er ihm heuchlet oder sich liebet. Eppendorf 53; Das Thier hab sich um ihr her gewälzet, ohn Zweifel, daß es sich hat l. wollen. 54; Ihm liefen die Hund schnell entgegen, liebten und strichen sich an ihm ohne einiges Anbellen. Schaidenreißer 66b, s. ge-l. Dazu weidm.: tr. Den Leithund l. (Fleming J. Anh. 109a) oder ab-l. (Döbel 1, 99b), s. vHeppe bei Adelung U. liebeln 2. 3) intr. (haben): vralt.: Etwas liebt [ge- und heute gew.: beliebt] Einem, ist ihm lieb, recht, gefällt ihm, s. L. 5, 303 und 330: Was Einem liebt, Das leidt dem Andern. Sprchw. (Schottel 1141b); Mir liebt das Singen. Kretzschmer V. 1, 385; Wem das Geld liebet. Luther 5, 421a; Ein Ländlin, welches mir für alle Landen .. dermaßen liebet, daß etc. Schaidenreißer 35b; 60a; Mond soll es sein und Stern und was mir liebt. V. Sh. 3, 437; Du bist kein Gott, dem Böses liebt. Waldis Ps. 5, 1; Wackernagel 2, 37 Z. 11; 132 Z. 14; 167 Z. 10 etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) tr.: Einem Etwas a., es ihm durch Liebe, durch Liebkosungen abnehmen, abgewinnen: Einem Andern abgeliebet, | einem Andern abgediebet. Logau (L. 5, 144); Ihr das Geheimnis .. abzulisten oder abzulieben. Musäus M. 2, 122.
2) tr. und refl.: durch Liebe entkräften, abmatten etc.: Hatte Tithon sich in den Armen der Göttin so abgeliebt. 3, 84 etc., auch im Partic.: Eine nicht mehr ganz junge, schon etwas abgeliebte Dame. Heine Reis. 3, 54.
3) [2]. Án-, tr.: Einen a., an ihn gleichsam als leidendes Obj. seine Liebe richten: Goethe erscheint nicht als Liebender, sondern als ein Angeliebter, der sich diese Anliebe [Bettinens] mit guter Art gefallen lässt. Riemer G. 1, 32. Āūs-:
1) intr.: zu Ende lieben: Er hat erst ausgeliebt, | wenn sein Ende selbst des Lebens Ende giebt. Logau (L. 5, 189).
2) ref.: sich im Lieben erschöpfen: Welches engherzige Wesen, das sich im unglücklichen Einmal für immer ausgeliebt hat! Jahn V. 421. Be-:
1) tr.: Ich beliebe Etwas, und intr. (haben): Mir beliebt Etwas, es gefällt (s. d. 2) mir, ich finde Gefallen daran:
a) vralt., wo es sich um etwas Vorhandnes oder vorhanden Gedachtes handelt, das meiner Neigung entspricht, meinen Wünschen zusagt, zumal als tr., vgl. lieben und c, d, e und 3: Seht die beliebte [„geliebte“ WhMüller Bibl. 6, 157] Phyllis an. Abschatz; [Dann hätte Mars die Venus] dürfen mehr berauben als b. Logau (L. 5, 120 und dazu 308); Ich bitt’, es zu b. [geneigt aufzunehmen]. Neumark Lustw. 166; Der Weisen Sprüche . . Einer beliebet sie, der Ander verwirft sie. Olearius Baumg. 84b; Daß die Kamele die Musik . . sehr b. Ros. 37b; Ein fröhliches Gewissen, | das Billigkeit beliebt. Rachel 5, 138; War ein überaus guter Herr und herzlich von seinen Unterthanen beliebt. Weidner 38 etc., vgl. engl. beloved. Ferner, wenn nicht ganz veraltet, doch mindestens veraltend intr.: Wem Redlichkeit beliebt. Fleming 57; Was uns an ihr beliebet, | liegt vor uns kalt und todt. 308; Dem Lob so sehr beliebt. Logau 1, 8; Herr, dein Befehl beliebt mir für und für. Opitz Ps. 119, 8 etc.
b) gw. von Etwas, das erst geschehn soll: es gefällt mir, ich bin dazu geneigt, finde es für gut, es geschieht so mit meinem Willen, ich gebe meine Zustimmung, beschließe es (vgl. lat. placet), z. B. tr.: Der Modus, wornach diese Steuer aufzubringen, wird . auf Landtägen beliebet und verglichen. Erbvergl. 117; Die freiwilligen Anlagen werden .. von Ritter- und Landschaft mit einander bewilliget und beliebet. 207 etc.; Es wurde als neuer Artikel in den Statuten der Zusatz beliebt. IFalk G. 181; 180; Mit Zuziehung der Ständ’ Etwas b. Göckingk 3, 225; Die Neigung des werthen Mannes überall Inschriften zu b. G. 18, 77; Es ward .. eine Rückkehr ins Weite beliebt. 258; Man sollte .. eine Ausstellung b. 306; Nach der Grammatik, wie sie einmal beliebt und verfasst worden. 20, 151; [Weßhalb er] auf einen Spaziergang antrug, welcher denn auch sogleich beliebt wurde. 21, 272; Die Damen haben in der letzten Zeit eine ganz sonderbare Gewohnheit beliebt, daß nämlich alle Fackeln ausgelöscht werden. 30, 107; Zion hat der Ew’ge sich erkoren, | beliebt zu seiner Residenz. Mendelssohn Ps. 132, 13; Doch konnten die Kurien ganz und gar Nichts b. ohne vorhergegangnen Senatsbeschluß. Niebuhr Röm. 1, 574 etc. (s. f), ferner intr.: Wenn’s Gott, dem Himmel etc. beliebt, so Gott will; Alles Reden ist umsonst, er thut doch, was ihm (zu thun) beliebt; „Warum thust du Das?“ Weil mir’s beliebt; Immer betteln, wo mir b. darf! FMüller 3, 253 etc., auch: Die Mächtigsten ließen sich diesen Vorschlag b. [gefallen, waren damit zufrieden]. W. 7, 24 etc., vgl. c, aber eben weil zur Höflichkeitsphrase geworden veraltet in der ersten Person: Hab ich mir b. lassen, solchen Theil zuvor fleißig zu übersehen. Weidner 7 etc.
c) oft in Höflichkeitswendungen (vgl. gefällig 2 und, wie Dies, zuw. iron.), z. B.: B. Sie mich anzuhören!; Beliebts Ihnen jetzt vielleicht, mich anzuhören?; Hören Sie mich jetzt, wenn’s (Jhnen) beliebt!; Was beliebt? [was wünschen Sie?], vgl. Quodlibet; Wie beliebt?, ich bitte mir zu sagen, was Sie wünschen, z. B. wenn man Jemand nicht recht verstanden etc.; Ganz wie Sie b. [wie Sie wünschen, wie’s Jhnen recht ist]; Sie b. zu scherzen [= Sie scherzen] etc.; B. Sie hereinzutreten und sich selbst zu überzeugen. G. 6, 326; Wenn Sie zu speisen b., so sind Sie wohl so gütig zu warten. 9, 310; Hierher, Mamsell! Und Sie b. hierher [sich zu setzen]. 320; Belieb’ es Euch, mich anzuschauen | und seht und mildert meine Noth. 11, 37; Die Jrrgänge, in welche Newton seine Nachfolger zu verwirren beliebt hat. 39, 453 = verwirrt hat, doch mit dem iron. Nebenbegriff, daß er die Verwirrung gewollt etc.; Das ist ein Kammerdiener, den Herr Champagner beliebt hat, ihm an die Seite zu geben. Sch. 660b; „Was beliebt?“ Ich komme ja gar nicht, um Etwas zu bitten etc. 630a; Zur Sache, wenn’s beliebt. 342a; Beliebt’s Eu’r Edlen, klopft nur .., | so giebt er selbst Euch Antwort. Schlegel Sh. 6, 190 etc. So auch: Sich Etwas b. lassen, z. B.: Lassen Sie sich’s brav b. [schmecken; greifen Sie zu!]. Miller Siegw. 63; Er lässt sich Eins b. [trinkt ein Glas] und geht dann. Pestalozzi 1, 75; Sch. 154a; Daß eine Akademie . sich b. lassen möchte, einen Preis .. auf die Untersuchung zu setzen. W. 2, 4; Während er sich das nämliche Wasser wohl b. ließ. 16, 12; HB. 1, 143 etc.
d) der subst. Infin. (vgl. Belieb): Etwas steht in Jemandes B. [freiem Willen, s. Sch. 200a], wird in sein B. gestellt, hängt von seinem B. ab; Das ist so unser B. (vgl. frz. Car tel est notre plaisir); Ganz nach B., ad libitum, wie es Einem beliebt, genehm ist, wie er will; Selbstthätigkeiten, die sich ihre Verhältnisse nach B. hervorbringen. G. 39, 89 etc., vralt.: Ihn dadurch seines B. zu bezwingen. Zinkgräf 1, 297. Ferner: B. [Neigung, Wohlgefallen] zu oder an, in Etwas haben, tragen, finden etc., zuw. auch mit sachl. Subj.: Daß die Kette | .. zum Brechen kein B. hätte. Ramler F. 1, 21; Daß der Zufall aber | mit dir und mir sich gleichen Spaß zu machen | B. trug. W. 11, 283; Weil die Fürstin viel B. | an Kleliens Gesang und Röschens Cither fand. 285; 9, 97; Daß die Vorsehung ein B. darin findet, .. Personen auf Throne zu setzen. 103; Er findet an diesen Reisen so viel B. 24, 19; 18, 3 etc. (s. f).
e) das adjekt. Partic. beliebt in doppelter Bed.: der Absicht, dem gefaßten Beschlusse gemäß, wozu man sich entschlossen etc. (s. b): Als uns vom Altare | nach dem beliebten Ja | .. der Pfarrer eilen sah. G. 1, 92; Wovon wir, beliebter Kürze halber, nur ein paar Beispiele anführen wollen. W. 11, 198 etc., auch: Einst erbat vom Haupt der Götter | ein Bauer für sein Feld ein selbst- beliebtes Wetter [nach eignem B.]. Lichtwer 235; Giebt das bestochne Herz dem ersten besten Schein | von einem Grund die selbstbeliebte Währung. W. 11, 191. Häufiger (s. a) von etwas Vorhandnem, das, so wie es ist, man gern hat, gern sieht: Die nicht geachtet, nicht geliebt sind, doch beliebt. Rückert W. 3, 237; Jemand ist beim - oder im Volk sehr beliebt, seltner: Ein dem Volk beliebter Mann. JvMüller 24, 294 etc.; Sich bei Jemand beliebt machen; Etwas weniger, Freund, Liebschaften! So wärst du beliebt zwar | weniger, weil ja so sehr Thekla gefallen und Max. Platen 2, 277; Der beliebteste Schauspieler; Eine bei diesem Schriftsteller sehr beliebte [häufig und gern gebrauchte] Wendung; Ein viel-beliebter Kunstgriff etc. Dazu: Das Beliebtsein und die Beliebtheit, z. B.: Bei Stücken, welche damals die höchste Beliebtheit genossen. Devrient 2, 290; 269; Seine [des Schauspielers] Beliebtheit. 218; Die .. Tragödie .. theilt den Ruhm und die Beliebtheit des „Tamerlan“. Gervinus Sh. 1, 119; Ihre Beliebtheit bei gewissen Volksklassen. Kohl Engl. 3, 86; Das wird die Beliebtheit der neuen kostspieligen Freiheit sehr verstärken [iron.]. Stahr Rep. 3, 24 etc.
f) Die Beliebung, vralt. st. B. (s. d), z. B. Garzoni 95b; Ich habe gestellet | Alles in deine Beliebung und Hand. PGerhard (Wackernagel 2, 484); Hat Beliebung an eines Mannes Tochter. Olearius Reis. 317b; Schottel (Herrig 15, 54) etc., noch üblich in Norddeutschl. (s. b) im Sinne eines von einer Gesammtheit gefaßten Beschlusses und danach getroffner Einrichtung, z. B.: Es gelang ihm die Beliebung durchzusetzen, daß etc. Dahlmann Dän. 2, 146; Nach gemeinsamer Beliebung pro rata verwendet. Erbvgl. 114; Daß einzelne Orte daran durch Beliebungen Nichts ändern konnten. Niebuhr Röm. 2, 37; Diese Gesetze nannte man [auf Silt] Beliebungen, weil sie in freier Versammlung durch Volksbeschluß beliebt wurden. Willkomm Wald 146 etc.; Volksbeliebung. Dahlmann Dän. 1, 194; Todtenbelie- bung, Sterbekasse.
2) tr. od. faktitiv (schwzr.): Seine Oper Trarare sollte den Parisern von 1790 konstitutionelle Monarchie b. [bei ihnen beliebt machen, ihnen Liebe dazu einflößen]. HBreitinger (Herrig 26, 348).
3) Doppelzsstzg.: Miss-b., vgl. mißbehagen, mißfallen; Das mißbeliebt mir, nam. im subst. Infin.: Verwunderung, die mit etwas Miß-B. vermischt zu sein schien. W. 18, 98; Dieselbe Miene, die weder merkliches Wohlgefallen noch Miß-B. andeutete. 22, 18 etc., s. miß(be)liebig etc. Dúrch-, tr.: liebend durchmachen, voll- enden: Daß sich dein Herz der langen Reihe | durchgeliebter Tage freue. Gotter 1, 84; Hat man die Liebe durchgeliebt, | fängt man die Freundschaft an. Heine Sal. 1, 177. Eīn- [2], refl.: Sich bei Jemand e., einschmeicheln, insinuieren, z. B. Lohenstein (Wackernagel 3, 1, 867 Z. 23). Er-, refl.: (vralt.) sich an Etwas erfreun. Fronsperg 2, 102a. Ge-:
1) alterthümlich st. be-l. (s. d.), z. B.:
a) intr. [3]: Ps. 141, 4; 2. Petr. 2, 15; Wann es Zeus geliebt und den andern ewigen Göttern. B. 2. 299a; Gryphius Fr. 368 v. 531; Was mag g. dir an der Unstätigkeit? H. 16, 184; Was du willst, Das geliebet auch mir. Kosegarten Rh. 3, 358; Luther 8, 21a; Opitz 1, 89; Ich ließ es mir g., | meinen Wagen selbst zu schieben. Rückert 2, 32; Arbeit . . hat mir nie geliebt, allein .. Waffen haben mir Lust geben. Schaidenreißer 60a; So dir baß geliebt, auf dem Lande zu reisen. 12a; Wenn es ihm geliebt hierher zu kommen. Schlegel Sh. 2, 76; So wird mir’s also g. V. Il. 1, 564; 7, 406; Weidner 18 etc.
b) tr. (ungw.): Du wähltest, du geliebtest mich, | in ihm nur dich zu nennen. H. 16, 193.
2) [2] So er sich g. und schmeicheln will, bewegt er den Schwanz. Ryff Th. 59; 71 etc. Míss-: (selten) Unglück in der Liebe haben: Der M–de. V. Theokr. 23. Mít-: mit Andern lieben: Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da. Herrig 27, 28; Wie man ein Mädchen mitliebt, dem alle Welt den Hof macht. Keller gH. 1, 54. Über-: (selten) übermäßig, über Verdienst lieben: Auch überschätzen sollst du Nichts, noch ü. Rückert W. 4, 50. Um-, tr.: liebend oder mit Liebe umgeben, s. umliebeln: Die vielumworbne, vielumliebte Helena. Ver-:
1) refl.: in plötzlich entstehender leidenschaftlicher Liebe sich an etwas Erblicktes verlieren, außer sich gerathend sich ihm ganz hingeben, vgl. vergaffen, so auch im Partic. (s. b):
a) Sich v.; Verliebt sein; In (vralt.: an Hammer RH. 395) ein Mädchen etc. bis zum Sterben, sterblich (G. 16, 262; Grimm M. 301; Schlegel Somm. 3, 2 etc.), unsterblich (FLSchröder Beitr. 3, 2, 98), bis über die Ohren (Gutzkow R. 3, 214) etc. sich v. oder verliebt [vgl. vergafft, vernarrt, verplempert, verschossen] sein; Verliebt bin ich nicht, aber ich liebe, ernst und aufrichtig. Benedir 1, 167; Wo die Verliebten girrten. Blaumauer 2, 131; Ein verliebter Thor. G. 11, 122; Mich zu v. .. In wen oder mit wem? Gutzkow R. 3, 354; Er war sogleich Stern und Blitz verliebt in das Nieschen. Kinkel E. 205; Du kannst lieben, | doch verliebe dich nur nicht. L. 1, 78; Etwas weniger, Freund, Liebschaften! .. Eins .. find’ ich zu stark, daß selbst die begeisterte Jungfrau [von Orleans] | noch sich verliebt, furchtbar schnell in den brittischen Lord. Platen 2, 277; Du hast eine Eroberung gemacht, Schwester. Der Lormeuil ist Knall und Fall sterblich in dich verliebt worden. Sch. 656b; Euch toll verliebt zu machen. West Dian. 2, 1; Sieht mit unverwandtem, | verliebtem Auge auf das Engelsbild | der reinen Tugend und bestrebt sich emsig, | dem Unerreichbar’n stets mehr zu nähern. W. 26, 287, gw. „liebendem“, weil „verliebt“ den Gedanken an Sinnlichkeit erregt. Auch übrtr.: In Etwas sich v. oder verliebt sein; Verliebt in allzusüßen Tand. Cronegk 2, 264; Ich fing die Bibel von Anfang an .. und ich war so verliebt darein. G. 28, 270; So voll und verliebt darein und fertig war der Meister. Heinse A. 2, 13; In dieser [Druckf. des Origin. st.: diese] Invention verliebt ich mich dergestalt. Weise (Wackernagel 3, 1, 855 Z. 13), vgl.: Von einem Studenten, so sich in ein schönes Kind verliebet. .Hatte sich in einer gewissen Person verliebet. Olearius Ros. 66b; Welch Geschöpf .., worin [st. des korrektern worein] sie sterblich sich v. muß. Schlegel Somm. 3, 2 etc. So auch: In sich selbst verliebt oder: Sie ist zu selbst- verliebt. V. Sh. 1, 410 etc., ferner als Ggstz.: Unverliebt in seine Frucht [sein Werk], | war er sich selbst der allerkältste Richter. Ramler F. 2, 539; Der Unverliebte. W. 20, 86 etc.
b) das Partic. auch: dem Wesen eines Verliebten (s. a) gemäß, darauf bezüglich etc.: Verliebte Seufzer, Gedichte, Reden, Blicke etc.; Schwachheit, verliebte Schwachheit! L. 2, 138 etc.; ferner: sich leicht v–d: Sehr verliebter Natur, sehr verliebt sein, und so (zu a und b): Verliebt wie ein Auerhahn (Winckell 1, 344), Spatz (Scherr Gr. 1, 178), Maikätzchen (Nem. 2, 39), Maikäfer, Kibitz, Stint etc., vgl. verbuhlt etc.
c) dazu: Die Verliebung der Johanna. Auerbach Leb. 2, 337; W. Merck 1, 342, und häufiger: Die Verliebtheit, sowohl das Verliebtsein, als auch (mit Mz.) die Außerungen desselben: Er belächelt meine Gedichte, . . meine Verliebtheiten. Brentano Fr. 1, 56; PHeyse Nov. 162; Vielleicht ist auch ihre jetzige Schwermuth nur eine versteckte Verliebtheit in Sie. EFAHoffmann Ausgw. 7, 337; Daß ich .. lichterloh brenne vor Verliebtheit. Keller gH. 2, 248; 3, 291; Die Verliebtheit in dies Thal. Kohl Irl. 2, 58; So eine bürgerliche Verliebtheit in einen Prinzen. Lewald Ferd. 1, 95; Von Jupiters Verliebtheiten und Jmmoralitäten der Götter. JvMüller 1, 97; Musäus Ph. 4, 175; Prutz Mus. 1, 179; 3, 90; Tieck NKr. 4, 181; V. Sh. 1, 397 etc.; Nach Art des Narcissus in eitler Selbst verliebtheit. Raumer Päd. 3, 1, 261.
2) tr.: mit Lieben hin- oder verbringen: Vergängelte ein paar Stunden, verliebte ein paar. G. Stolb. 94.
3) s. Lab, Anm. Vōr-, tr.: vor Andern lieben (ungw.): Weil der Vater diese Art von Strafen vorliebte. KSchmidt. Zū-: (vralt.)
1) refl. [2]: ein-l.: Fleiß dich nicht mit Lügen bei mir zuzulieben. Schaidenreißer 61a.
2) intr. [3]: Was .. zu Paris die edle Schneiderzunft | hat .. aufgebracht, . . Das liebt den Deutschen zu [sagt zu, gefällt ihnen]. Rachel 6, 189 etc.