Faksimile 0110 | Seite 108
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Lektion Lektor Lektüre
* Lekt~iōn (lat.), f.; –en; –s-: die Lehrſtunde;
das in derſelben oder für dieſelbe zu lernen Aufgegebne,
die Aufgabe eig. und übrtr.; die Vorleſung ꝛc.: Seine
L. auf-, herſagen; Ganz vortrefflich ſpielt das gute Kind uns
ihre L. vor. G. 10, 67; Hier hatte ich nun wieder eine neue
L. aufzuſagen [Etwas im Leben zu lernen]. 17, 129;
Daß Jeder vor ſeiner Thüre kehre, ſeines Amtes warte, auch
ſeine L. lerne, damit es wohl im Hauſe ſtehe. 22, 107
[ſprchw. nach Luther: So wird es wohl im Hauſe ſtohn];
Was er in ſeinen Morgen-L–en gepredigt. W. Luc. 1,
100; Es iſt die ebräiſche L. durch Aurogalli Tod ledig ge-
worden. Luther SW. 56, 69, die Stelle des an der Hoch-
ſchule Vorleſungen über das Hebräiſche Haltenden;
Einem die L. leſen (ſ. d. 2e), ihn derb zurechtweiſen,
z. B. Gutzkow Börne 139. Nbnf. oberd.: Letz(g)e (ſ.
ahd. lecz(i)a, mhd. lecze, letze, auch für Audito-
rium) und niederd.: Lex (z. B.: Wie ſix vom Blatt es
lernt | die ſchwerſte Lex. V. Sh. 1, 370; Vor Kundigeren
ſein Lex aufſagen. Ant. 1, 21 ꝛc.; Seinen Lex bekommen.
JGMüller Lind. 1, 17, ſein Theil, ſeine Zurechtwei-
ſung ꝛc.) bei Schulkindern ſowohl das zu Lernende,
als auch: ein bunter Papierſtreif, der als Zeichen ins
Buch gelegt wird (Leſezeichen) und dann verallgemei-
nert überh. bunte Papierſtreifen. Schm. 2, 529; Schütze
3, 29 ꝛc. ~or, m., –s; -ōren: Einer, der ohne zu
den eig. Lehrern der Hochſchule (als Profeſſor oder
Docent) zu gehören, an derſelben Vorleſungen nam.
über neuere Sprachen hält. ~üre (frz.), f.; –n:
das „Leſen mit Genuß“ und der Stoff für ſolches
Leſen (vgl. die nicht glückl. Verdeutſchung Leſerei, der
trotz der Analogie von „Schriftſtellerei“ ein
verächtl. Nebenſinn anhaftet), und zuw.: Beleſenheit:
Man lehrt kleinen Kindern das Leſen und das Schreiben
[freilich frz. la lecture et l’écriture], aber erwachsne
Schüler leitet man zur L. an; Die Leſung [ſ. d.] eines Hei-
rathskontrakts [frz. la lecture d’un contrat de mariage]
iſt keine L.; Ein Belvedere, das ich zum Leſen beſtimme, d. h.
zum Leſen mit Genuß (warum haben die Deutſchen kein edle-
res Wort für L. ?). Reinhard G. 234; Zu einer zweiten be-
dächtlichen L. mit der Feder in der Hand. L. 11, 515; Solche
Bücher ſind keine L. für junge Mädchen; Das Publikum be-
gnügt ſich an der Scheidemünze der Mode-L. Muſäus Ph.
1, 152; Ihnen Ihre Sommer-L–n vorſchlagen. W. 35,
20; Leichte Unterhaltungs-L. ꝛc. Dazu ſcherzh.:
Sie ſchrieben und lektürten ſehr. Claudius 6, 57.