Faksimile 0107 | Seite 105
Faksimile 0107 | Seite 105
Geleit
II. Ge~lēīt, n., –(e)s; –e; –s-:
das Geleiten; die geleitenden Pers., nam. zum Schutz auf dem Wege, u. bes. früher das Recht, gegen eine best. Abgabe (Geleitszoll) die Reisenden auf den unsichern Straßen in einem gewissen Bezirk schirmend zu geleiten; dieser Bezirk; der Zoll für das Geleit u. das Zollamt dafür (s. Haltaus 626; Schm. 2, 514 etc. U. vgl. Geleit, Begleit, wofür vralt. auch Beleit u. Gefolge, s. nam. Leichen- G., ferner Konvoi): Sicheres, freies G. begehren, Einem bewilligen; Lebendiges, persönliches (od. Leib-) G., aus Pers. bestehend, Ggstz.: Todtes G., G–s-Brief; Das G. brechen, den Schutz des G–s verletzen; Das G. (od. G–sgeld) bezahlen, verfahren; Die Kameraden geben dem abziehenden Burschen das G., begleiten ihn eine Strecke auf den Weg; Nehmen Sie das G. mit! Höflichkeitswendung, wenn man einem weggehnden Gast das G. nicht geben kann od. will. Vom Könige G. u. Reuter zu fordern, uns wider die Feinde zu helfen, auf dem Weg. Esr. 8, 22; 1. Macc. 6, 49; 12, 4; Gieb auf den Weg zur Stadt mir dein G. Cham. 4, 53; 6, 236; Die Gemahlin, ihm verbunden .. | längst als treulichstes G. [Begleiterin, Gefährtin]. G. 6, 37; Wünschen dir ..| v. allen Heil’gen das G. 45; Dies Buch .. | ist es dir nicht G. genug? 11, 20; Das gräßliche | G. der Rachegeister v. der Seite | mir abzunehmen. 13, 25; Sonst hält man dich .. unterwegs als Juden an u. fordert Zoll u. G. v. dir 17, 271; Jetzo sind wir hier | mit Feinds G., daß etc. Sch. 453b; Daß sein sichres G–e Sie den Windhunden vorbei in die Stube führe. Thümmel 7, 167; Zur Heimath kehre .. Odysseus | ohne der Götter G. u. ohne der sterblichen Menschen. V. Od. 5, 32 etc. Zuw. auch (s. Gefolge) v. Sachen, z. B.: Der den Glauben an Gott u. die Treue gegen die Menschen immer zu seinem köstlichen G. hatte. G. 22, 222; So gab dem Wein ein Schmätzchen das G–e. Hagedorn 3, 149; Ein Haus, worin sie im G. [unter dem Schutz u. der Führung] der Gestirne auf Flüsse, und Oceanen sicher dahinglitten. Sch. 691b etc.
Anm. Über das vralt. G(e)leit = Weg, z. B.: Das G. was scharf, stickel, ohne alle Hab [Anhalt]. Theuerdank Kap. 40; 20 etc., s. Gleit, Anm.
Zsstzg. (insofern sie sich auf die Geleitsgerechtigk. beziehn, vralt.) z. B.: Āūs-: noch zuw. die Begleitung des weggehenden Gastes aus dem Hause: Einem das A. geben, auch iron. wie „,ausleuchten“ (s. d.) u. s. auch: das Ausgeleucht.
Bēī-: s. Haupt-G.
Ehren-: ehrendes Geleit.
Frāūen-: das Geleit od. die Begleitung einer Frau. G. 12, 201.
Gesámmt-: Geleitsrecht, das Mehrere gemeinschaftlich haben, Sammt-Koppel-G. u. Vor-G., wenn Einer dar- unter den Vorzug hat, sonst Gleich-G.
Hāūpt-: Geleitsrecht eines Obern in Bezug auf die darunter 14 stehnden Bei- od. Neben-G–e.
Kóppel-: s. Gesammt-L. Krīēgs- Geleit im Kriege.
Lēīb-: lebendiges, persönliches Geleit.
Lēīchen-: Geleit einer nach einem andern Ort (zumal durch fremdes Gebiet) geführten Leiche, vrsch.: Leichengefolge, v. Leidtragenden u. Solchen, die dem Verstorbnen die letzte Ehre erweisen. Márkt-, Méß-: Geleit, Markt- u. Meßreisender.
Nêben-: s. Haupt-G.
Sámmt-: Gesammt-G.
Tōdten-: Leichen- G.
Trāū(e)r-: Geleit eines Trauerzugs: Vier Heere sind bestellt zu Karol’s T. [die ihn zum Schafott geleiten sollen]. Gryphius 348.
Vōr-: s. Gesammt-G.