Leiste
Lēīste, f.; –n; Leistchen, lein; –n-:
1) eine schmale, streifenartig sich längs Etwas hinziehende Einfassung u. etwas zu solcher Einfassung Dienendes, z. B.: Den Rahm eines Bildes, eines Fensters aus L–n zusammenfügen; Bei Flügelthüren hat die mit dem Schloß gw. eine übergreifende L.; Eine L. aufnageln, in eine Nuthe einschieben; L–n (od. Latten) der Rüsten auf dem Schiff etc.; Eine L–n umher [um den Tisch] und einen gülden Kranz um die L–n her. 2. 25, 25 etc.; Da steht der Schrank auf, die L–n sind weggebrochen. .. Die L–n wieder annageln. 10, 133 ff. etc. Wir erwähnen bes.:
a) Anat.: Am hintern Rande [der Ohrmuschel] sind 2 L–n, wovon die hintere u. längste überh. die Ohr-L. heißt, die davorliegende die Gegen-L. [s. Gegenkreis]. 4, 97. Ferner an Knochen eine linienförmige Erhöhung, z. B. Bogen–L., die gebogne auf der Fläche des Darmbeins etc. —
b) Bauk. etc.: ein verziertes Glied an Gesimsen: Ab-, anlaufende L., s. Ablauf 3; vgl. Zsstzg., auch Leisten m. —
c) Buchdr.: Linien u. überh. schmale Buchdruckerstöcke (s. d.) zur Einfassung etc., z.B.: Final- od. Schluß- L., am Ende eines Buchs od. Abschnitts etc. —
d) Weber.: L., Sahl-L., Sahlband (s. d.) Ecke (s. d. 2b), Anschrote etc.: Die hiesigen Tücher müssen ... weiße L–n haben. A. 1, 297 etc. Vralt. auch für Borte oder Saum an Kleidern überh., s. etc. — 2) (vgl.
1) ein langes schmales Holz an einem Leiterwagen, U. zwar:
a) L., Stemm-L., eine unten auf der Achse stehnde, oben durch einen Ring an den sich dagegen stemmenden und stützenden Leiterbaum gesteckte starke Stange (mundartl. Liest, Liese). —
b) Sperr-L., das Holz zw. den beiden Wagenleitern, wodurch sie aus einander gesperrt u. gehalten werden. — 3) nach = Münzmuschel, Cypraea moneta, vgl. die nach der Ahnlichk. mit einem Schuhleisten benannte Leistschnecke Crepitula. — 4) bei Menschen (u. Säugethieren) die Gegend des Bauchrings, die Biegung der Schenkel bis zur Schamgegend, „L–n-Gegend, Schambug, Dünnung, Weiche“, vgl. L–n-Bruch. — 5) Pferd.:
a) s. 4. —
b) L., L–n-Bein, Kniescheibe. dazu: L–n-Bruch, vrsch. 4. —
c) ,,der erhabene Theil des hintern Schenkels, der sich im Gehen dem Bauch nähert.“ —
d) s. Leist 2. — 6) eine leise od. allmählich ansteigende Anhöhe, Lehne (s. d. 6 u. Anm. u. Leite): Steigen eine Hügel-L. hinan. Bild 57; Hellgrüne Abhänge, Waldleisten. ER. 72 etc. Dazu L–n- Wein, der auf der L. bei Würzburg wächst (vgl. Harfen-, Steinwein u. Bocksbeutel), auch abgekürzt: Ich leerte eine Flasche L–n eigenes Wachsthum des Spitals. M. 2, 235. — 7) schwzr.: „Holzrutsche, gleichsam eine Leis, Geleise (Weg, Bahn), v. dem das Holz bergab gleitet.“ vgl. auch Gleit Anm.
Anm. Die den vorstehenden Bedd. zu Grunde liegenden versch. Stämme weiß ich nicht mit Sicherheit anzugeben. In der gewöhnlichsten Bed. 1. ahd. listâ, mhd. lîste (ob etwa nach bair.: die Leist = Gleis, s. d., zur Bez. zunächst des sich lang Hinziehenden?), woher roman. lista (s. 206), Streif, Papierstreif, Verzeichnis auf solchem Streif, in welcher Bed. es als „Liste“ wieder ins Deutsche zurückgekehrt ist, auch frz. lisière, Saum, s. Lisene.
Zsstzg. außer den oben angegebnen nam. zu [1], was unbez. bleibt, nach dem Stoff, nach dem Ggstd., woran sie sich findet etc., z. B. Bácken-: scherzh.: Aß . ., spannt die Backenleist, ließ zu Thal, schütt auf die Mühl. Fischart Garg. 163a, v. den die Backen begrenzenden u. einfassenden Kinnbacken. —
Bléch-: aus Blech. — Bōgen- [1a]. —
Brónce-: aus Bronce oder broncirtem Holz, s. Gold-L. 1. —
Eīnschiebe-: in eine Nuth eingeschoben, um das Werfen eines Bretts etc. zu verhindern, auch „Hirn-, Horn-L.“ (s. Hirn 2?). —
Fénster-: Leiste des Fensterrahms. G. 40, 98. — Fināl- [1c]. — Gêgen- [1a]. —
Góld-:
1) aus Gold od. vergoldet, s. Bronce-L. —
2) eine Art Laufkäfer, Carabus violaceus, nach dem schimmernden Rand dêr Flügel. — Hírn-: Einschiebe-L. — Hōhl- [1b]: Hohlkehle. — Hólz-:
1) aus Holz. —
2) [6] Wald-L. — Hórn-: Einschiebe-L. — Hügel- [6]. — Kêhl-: Hohl-L., nam. eine etwas längre, Kehlstoß. — Kránz- [1b]: ein wesentliches Glied des Kranzes (s. d. 2m), unter der Rinn-L. (s. d.), v. ihr durch einige kleinere Glieder getrennt, hauptsächl. dazu dienend, das Abtropfen des Wassers zu befördern und daher in der dorischen Ordnung am Kinn (der untern etwas ausgekehlten Fläche) mit einigen Zierrathen, den sog. Wassertropfen, versehen, s. 3 67 ff. — Metáll-: aus Metall, s. Blech-L. — Öhr- [1a]. — Quêr-: quer über Etwas befestigt. — Rāhm-: zu Rahmen v. Bildern etc. — Rínn(e)- [1b]: das oberste Glied des Gesimses als Rinne für das Wasser, s. Kranz-L. — Rúnd-: an der äußern Seite rund, gewölbt. — Sāhl- [1d]: Sahlband (s. d.). — Schlúß- [1c]. — Schránk-: an einem Schrank. — Spérr- [2b]. — Stémm- [2a]. — Thǖr: an .einer Thüre. — Wáld- [6]. — Wáppen-: Einfassung des Wappens. — Wásser-: „Riemen“, Querhölzer zur Verbindung der Pfähle in Wasserbau.
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