Faksimile 0105 | Seite 103
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Leinen
II. Lēīnen, n., –s; uv.; -:
leinenes Gewebe und daraus Gefertigtes, auch „Linnen“ = Leinwand (s. I.), nur daß L., Linnen gw. nur den Stoff bez., insofern er zur Kleidung, Wäsche, Haus- und Wirthschaftsgebrauch etc. dient, Leinwand dagegen auch in andern Fällen gebraucht wird, z. B.: Auf Leinwand [gw. nicht: auf L.] malen; Auch die abstraktesten Begriffe können auf der Leinewand dargestellt werden. Mendelssohn etc., dagegen: Grobes, feines, derbes, festes, eigengemachtes, ungebleichtes oder rohes, gebleichtes, graues, weißes, glattes, damasciertes, buntgedrucktes, reines, mit Baumwolle vermischtes L., Linnen oder grobe etc. Leinwand; Aus L., Linnen, Leinwand Charpie zupfen etc.; Siehet die L. geleget und das Schweißtuch . . nicht bei die L. geleget. Joh. 20, 6 ff.; Bepackt mit feinen weichen Linnen . . Die L. kamen zu spät. Alexis H. 1, 1, 319; Bräutliches L. | lege dir an. Cham. 4, 205; Der Sturm zerreißt des* Segels L. Freiligrath SW. 5, 9; Mit altem Linnen .. Die abgetragene Leinwand. G. 5, 3 ff.
Anm. S. I. Die nach Adelung und Campe fehlende Mz. schon bei Luther (s. o.) etc. für: Dinge aus L. („leinene Binden“ Eß); Alexis etc.; ferner = leinene Zeuge; Leinwand- arten. In Mecklenburg hört man auch: Die L. (als Ez.). Bsp. für „Linnen“ s. o. und z. B.: Geschäftig bei dem Linnen [Wäsche]. Cham. 3, 62; Mein Hemdlein und das Linnen [Bett-Tuch]. 155; Freiligrath Ven. 40; Heine Rom. 59; Von Notredame hing Nebel wie ein Linnen | zum Bahrtuch für die großen Todten all. Meißner Gd. 123; Klares oder dichtes Linnen. Möser Ph. 1, 44; Prutz Woch. 137; Talvj 2, 174; Tieck Cymb. 2, 2 u. o. S. auch Lein 3 und: Dieses Linnen oder Lawend . . von Flachs oder von Hanf. Möser Osn. 1, 104; Ein Stück Lowend aus gutem Flachse zu machen. Ph. 4, 47; Ein Stück Löwend. 303; Ein Stück Löwend Linnen. 318, vgl. Lewend Brem. Wörterb. 3, 60 etc.; als Nbnf. zu Leinwand, vgl. für die erste Hälfte Lei-Laken.
Zsstzg. zur Bez. verschiedner Sorten oder nach Dem, wozu es hauptsächlich benutzt wird etc., z. B.: Bétt-: zu Bettwäsche, s. Leintuch und Leilaken.
Brāūt-: die Ausstattung einer Braut an Leinenzeug: Wenn eine Jungfer einer Braut hilft am Brautlinnen. Immermann M. 1, 269, s. Lein 3.
Dóppel-: mit doppelt starker Kette gewoben und auf beiden Seiten verschiedenfarbig.
Fláchs-: im Ggstz. zum Hanf-, Hede- oder Werg- L., gw. bloß „Leinen“.
Hálb-: Gewebe, das nur zum Theil aus leinenem Garn besteht, sonst z. B. aus Wolle (s. Woll-Laken, Beiderwand) oder aus Baumwolle.
Hánf-: s. Flachs-L.
Hāūs-: von eignem gesponnenem Garn, Ggstz. Kauf-L.
Hēde-: s. Flachs-L.
Kāūf-: s. Haus-L.
Páck-: grobes Leinen zum Einpacken, zur Emballage.
Sáck-: zu Säcken: Grob wie S.
Stángen-: gemodelt, mit übergeschlagenen Fäden, minder dicht als Zwilch.
Stēīf-: mit Gummi etc. gesteift. Überzüge von St., um unsere gewohnte äußere Tracht zu verlarven. Schlegel Sh. 6, 22.
Wáchs-: Leinwand, die auf einem Grund von Kleister mit einem Olfirnis überzogen ist.
Wérg-: s. Flachs-L. u. ä. m.