Leim
Lēīm, m., –(s); –e; -:
1) eine zähe Masse, die in gallertartigem Zustand zum Binden, Haften, Kleben etc. angewandt wird:
a) eig. und in engrem Sinn: eine solche Masse, insofern sie aus gallerthaltigen (oder „,leimgebenden“) Theilen thierischer Körper, also nam. aus dem Zellgewebe, durch Kochen dargestellt wird: L. aus Leder-, Pergament-Abfällen, aus Schaffüßen, aus Knochen etc. sieden etc., s. leimen. —
b) verallgemeinert, auch von ähnlichen klebrigen und zum Kleben dienenden Massen, z. B.: Von den verborgnen Stangen | reißt ein Vögelchen sich los, | lässt am L. die Federn hangen. 1, 133; Wenn ein Vogel zittert | und sich dem L. entschlägt. etc., s. Vogel-L. und andre Zsstzg. —
c) sprchw.: Etwas geht aus dem L. [vgl. Tischler-L.], aus den Fugen, entzwei, z. B.: Die alte Welt war offenbar aus dem L–e u. offenbar entzwei. 3, 11 etc. s. 2, 465, ferner bei Handwerkern: Ein Gesell geht aus dem L., läuft vom Meister fort und lässt diesen in Stich, wohl (vergl. b) wie der sich von der L.-Ruthe freimachende Vogel. —
d) übertr.: Der Locken schönes Wallen | gehemmt von blut’gem L–e [dem Blut, wodurch sie zusammenkleben]. 31b; Wie die Furcht vor uns | ein L. wird ihrer Trennung und verknüpft | die kleinste Spaltung. Anton. 2, 1 etc. —
2) Lehm (s. d. und Zsstzg.).
Anm. Ahd., mhd. lim, vgl. slihmo, Vogel-L. 3, 448) s. Schleim. Grundbegriff wohl wie bei „Lehm“ (s. d.) die klebrige Masse.
Zsstzg. zu 1) z. B.: Būchbinder-: Pergament- L. —
Fisch-:
1) Hausenblase (s. d. 2). —
2) der klebrige Saft einer Pflanze, der Leimwippe (Penaea sarcocolla). 3, 1512. — Hándschuh-: aus Abfällen von Handschuhleder. — Hārz- s. Papier-L.: Es sind 3 Gattungen von Leim für Maschinenpapier [statt des beim Büttenpapier gewöhnlichen thierischen Leims] gebräuchlich .., H., Wachs-L. und Seifen-L. Der H. entsteht durch Kochen von Kolophonium mit Ätzkali- oder Ätznatronlauge etc. 2, 808. — Hólz-: zum Leimen von Holz, Tischler-L. — Hōnig-: den Malern zum Verfertigen der Goldgründe dienend, aus Honig oder aus Gummi etc. — Hórn-: aus Horn von Rindern etc. — Jūden-: Asphalt (s. d. 1), „Judenpech“, nach seinem Vorkommen in Judäa (dem sog. todten Meere). — Kǟse-: aus Käse und Kalk etc. — Knóchen-: aus Knochen gesotten. — Lêder-: aus Lederabfällen, s. Leimleder. — Múnd-: ein schon durch bloßes Befeuchten mit der Zunge aufweichbarer Leim, gew. aus gutem Tischler-L. mit Zucker und einem wohlriechenden Ol dargestellt. — Papīēr-: zum Leimen (s. d.) des Papiers, s. Harz-L. — Pergamént-: aus Pergamentabfällen, fast farblos, zu feinen Buchbinderarbeiten. — Sēīfen-: Papier-L. aus weißer Seife und Alaun, nam. für Druckpapier. — Tíschler-: zu Tischlerarbeiten. — Vōgel-: ein klebriges Weichharz zum Vogelfang (s. L.-Ruthe etc.), durch Kochen aus der grünen Rinde der Stechpalme oder (minder gut) aus jungen Mistelzweigen oder Beeren gewonnen und danach auch für die Mistel selbst. 3, 572; 2, 220 etc.; Jetzo laurte die Schling’ im Gesträuch und die Ruthe voll zähes | V–s. Georg 1, 139 und - Anm.; So zäh als ob sie aus lauter V. gemacht wäre. Luc. 1, 80. Übertr.: In dem Garne sind so zuckersüße Beeren | . .. gekirnter V., von den sich Seelen nähren. Ros. 101; An Allem blieb er kleben, | was je die Pracht mit ihrem V. | bestrich. 7, 5 etc. — Wáchs-: (s. Harz-L.) aus weißem Wachs und Lauge zum Leimen feiner, weißer Papiere etc.
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