Faksimile 0104 | Seite 102
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Leim
Lēīm, m., –(s); –e; -:
1) eine zähe Masse, die in gallertartigem Zustand zum Binden, Haften, Kleben etc. angewandt wird:
a) eig. und in engrem Sinn: eine solche Masse, insofern sie aus gallerthaltigen (oder „,leimgebenden“) Theilen thierischer Körper, also nam. aus dem Zellgewebe, durch Kochen dargestellt wird: L. aus Leder-, Pergament-Abfällen, aus Schaffüßen, aus Knochen etc. sieden etc., s. leimen.
b) verallgemeinert, auch von ähnlichen klebrigen und zum Kleben dienenden Massen, z. B.: Von den verborgnen Stangen | reißt ein Vögelchen sich los, | lässt am L. die Federn hangen. Gotter 1, 133; Wenn ein Vogel zittert | und sich dem L. entschlägt. Scultetus etc., s. Vogel-L. und andre Zsstzg.
c) sprchw.: Etwas geht aus dem L. [vgl. Tischler-L.], aus den Fugen, entzwei, z. B.: Die alte Welt war offenbar aus dem L–e u. offenbar entzwei. Goltz 3, 11 etc. s. Schm. 2, 465, ferner bei Handwerkern: Ein Gesell geht aus dem L., läuft vom Meister fort und lässt diesen in Stich, wohl (vergl. b) wie der sich von der L.-Ruthe freimachende Vogel.
d) übertr.: Der Locken schönes Wallen | gehemmt von blut’gem L–e [dem Blut, wodurch sie zusammenkleben]. Sch. 31b; Wie die Furcht vor uns | ein L. wird ihrer Trennung und verknüpft | die kleinste Spaltung. Tieck Anton. 2, 1 etc.
2) Lehm (s. d. und Zsstzg.).
Anm. Ahd., mhd. lim, vgl. slihmo, Vogel-L. (Schm. 3, 448) s. Schleim. Grundbegriff wohl wie bei „Lehm“ (s. d.) die klebrige Masse.
Zsstzg. zu 1) z. B.: Būchbinder-: Pergament- L.
Fisch-:
1) Hausenblase (s. d. 2).
2) der klebrige Saft einer Pflanze, der Leimwippe (Penaea sarcocolla). Oken 3, 1512. Hándschuh-: aus Abfällen von Handschuhleder. Hārz- s. Papier-L.: Es sind 3 Gattungen von Leim für Maschinenpapier [statt des beim Büttenpapier gewöhnlichen thierischen Leims] gebräuchlich .., H., Wachs-L. und Seifen-L. Der H. entsteht durch Kochen von Kolophonium mit Ätzkali- oder Ätznatronlauge etc. Karmarsch 2, 808. Hólz-: zum Leimen von Holz, Tischler-L. Hōnig-: den Malern zum Verfertigen der Goldgründe dienend, aus Honig oder aus Gummi etc. Hórn-: aus Horn von Rindern etc. Jūden-: Asphalt (s. d. 1), „Judenpech“, nach seinem Vorkommen in Judäa (dem sog. todten Meere). Kǟse-: aus Käse und Kalk etc. Knóchen-: aus Knochen gesotten. Lêder-: aus Lederabfällen, s. Leimleder. Múnd-: ein schon durch bloßes Befeuchten mit der Zunge aufweichbarer Leim, gew. aus gutem Tischler-L. mit Zucker und einem wohlriechenden Ol dargestellt. Papīēr-: zum Leimen (s. d.) des Papiers, s. Harz-L. Pergamént-: aus Pergamentabfällen, fast farblos, zu feinen Buchbinderarbeiten. Sēīfen-: Papier-L. aus weißer Seife und Alaun, nam. für Druckpapier. Tíschler-: zu Tischlerarbeiten. Vōgel-: ein klebriges Weichharz zum Vogelfang (s. L.-Ruthe etc.), durch Kochen aus der grünen Rinde der Stechpalme oder (minder gut) aus jungen Mistelzweigen oder Beeren gewonnen und danach auch für die Mistel selbst. Karmarsch 3, 572; Döbel 2, 220 etc.; Jetzo laurte die Schling’ im Gesträuch und die Ruthe voll zähes | V–s. V. Georg 1, 139 und - Anm.; So zäh als ob sie aus lauter V. gemacht wäre. W. Luc. 1, 80. Übertr.: In dem Garne sind so zuckersüße Beeren | . .. gekirnter V., von den sich Seelen nähren. Lohenstein Ros. 101; An Allem blieb er kleben, | was je die Pracht mit ihrem V. | bestrich. Thümmel 7, 5 etc. Wáchs-: (s. Harz-L.) aus weißem Wachs und Lauge zum Leimen feiner, weißer Papiere etc.