Faksimile 0099 | Seite 97
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Leiden
I. Lēīden (versch. von II durch die schwache oder regelmäßige Abwandlung):
1) intr. (haben): Einem l., ein Leid, ein Leides anthun; Mein Jupiter beschützt | mir jedes Haar, was kann mir Juno l.? Sch. 15b. 2) tr.: Einem Etwas l., gw. in Zsstzg. ver-l. und mehr mund- artl. ent-, er-l. (vgl. 3): Einem Etwas leid, zuwider machen, ihn mit Unlust, mit Uberdruß, mit dem Wunsch, daß es anders sein möchte, erfüllen (s. maßleidig etc.). 3) intr. (sein), entsprechend zu 2, ebenfalls zumeist in Zsstzg., Einem leid, zuwider sein oder werden: Was Einem liebet [gefällt], leidt dem Andern. (Sprchw.) Schottel 1141b, vgl. mhd.: Ez leidete Liudgaste, er daz maere bevant = Leid war es Lüdegasten, als er die Dinge so befand. Simrock N. 167. 4) tk.: (schwzr.) bei einer gesetzl. Behörde klagen, dazu: Ver-l., verklagen etc. Stalder. 5) intr. (haben): schwzr.: sein Leid oder seine Trauer kund geben. ebd. Zstzg. z. B.: Án-: (veralt.) [3] anwidern (?): Logau 1, 6, 30, versch. refl. s. II. Be-, tr.: [1] veralt.: Einen oder Etwas b., ihm ein Leid zufügen, verletzen, beschädigen, auch mit Leid erfüllen, betrüben etc., s. Stellen bei Grimm und z. B.: [Daß nie] deine klare Bach was Trübes thu b. Opitz 1, 282; Nit so sauer euch beleidet! [betrübt euch, grämt euch nicht so sehr]. Spee (Wackernagel 2, 298 Z. 15 und 19); Stets halt’ ich Fried’ und wann ich red, | thun sie mich mehr b. Waldis Ps. 120, 3 etc., vgl. beleidigen. Ent-: ver-l. (versch. II): 1) [2] Wenn er | die Grauen .. zu Popanzen | aufstellen wird, den Wunsch dir zu e. Sch. 15a; [Das] soll meinen Gläubigern das Fordern e. 146a; Dem .. Pedanten seinen bequemen Bau zu e. Tschudi Th. 416; Daß der Druck .. auch dem ruhig denkenden Geist und Bürger alle Beschränkungen der Preßfreiheit zu e. im Stande war. Schlesier (Gentz 1, 10) etc., auch: Die Liebenden entleideten alle sich nimmer [empfanden nie Uberdruß]; an deinen Quellen, Natur, erfrischten sie sich. Hölderlin H. 2, 71 etc. 2) [3] Das Eisenbahnwesen ist mir entleidet. Augsb. Zeit. (1844) 2083a; Das Greinen wird ihm schon e. Miller Siegw. 66; Bald wird seine Berufswissenschaft als ein Stückwerk ihn anekeln ... Dem Rechtsgelehrten entleidet seine Rechtswissenschaft, sobald etc. Sch. 1003a etc. Er- (versch. Zsstzg. von II): ent-, ver-l., nam. schwzr.:
1) tr.: Welches so abscheulich zu hören ist, daß es alle Alleluja . . Einem in der Kirch e. sollt. Fischart B. 45b; Das wird dem Menschen oft erleidet und verkümmert. Gotthelf U. 2, 107; Matthesius Pr. 187; Alles, was den Meister dem Junker e. kann. Pestalozzi 1, 127; Ein treffliches Mittel, ihm die Phöbis zu e. W. Luc. 3, 358; Wie er ihm selber könnte die Trunkenheit e. Zinkgräf 1, 303 etc. Daneben: Die vom Adel erleidigen den Fürsten das Studieren. Luther Tischr. 394b.
2) intr.: Daß das Weben mir grausam erleidet sei. Gotthelf 5, 88; Wenn ich Euch so erleidet bin. U. 1, 326; 130; 246; 300; 2, 51; So fruh trage Arbeiten Nichts ab, es erleide nur den Kindern. G. 18; Es erleide ihm, so dabei zu sein [zu leben]. 43; 60; 69; 85; 137; 240; 326; Sch. 104; 243; 249 etc.; Den die Alfanzereien von sich selber e. werden. Pestalozzi 4, 381 etc. Daneben: [Das] macht den Wein dem Menschen widerständig, also daß er ihm gar er- leidigt. Ryff Th. 60 etc. Be-mít-: s. Mitleid. Ver-: ent-, er-l.:
1) tr.: Wolltet ihr ihm Dies beneiden | oder etwa gar verl. G. 4, 2; Noch kein schöner Tag, den mir nicht Jemand verdorben oder verleidet hätte. 14, 79; Wenn man in Betrachtung Dessen, was Alles dazu gehört, um ein Stück Tuch zu fertigen, sich den eignen Rock selbst verleidet (2) fühlt. 22, 48; Der ihm das Haus verl. und feil machen wollte. Hebel 3, 344; Ein stiller Nachgrimm, der ihnen die katholischen Tendenzen verleidet. Heine Sal. 1, 68; Kein Regen | verleidet’ ihm den Gang. Uhland 424; [Das] hätt’ ihm schier das ganze Spiel verleidet. W. 11, 237 etc. In falscher Schreibw.: Daß man dem Volke die Bibel durch alle möglichen Sophistereien zu verleiten sucht, Hamann 7, 239.
2) intr.: Wie mir meine alten Thürme und Mauern nach und nach verleideten. G. 21, 29; Plötzlich verleidete es ihm wieder. Gotthelf G. 45; Unter solchen Mißgeschicken verleidete mir die einsame Beschäftigung. Keller gH. 1, 258 etc. und (zu 1 oder 2): Ein Weiser lässt ihm [sich] Gottes Wort nicht verl. Sir. 33, 12; Jetzt ist mir’s endlich verleidet [ich bin Dessen überdrüssig]. Echtermeyer 371 und adjekt.: Nun ist die Sache so verschroben und verleidet [leidig]. Forster Br. 2, 139; Deine ganz verleidete Sache. Möricke N. 61 etc.