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leicht
Lēīcht, a., –est:
1) eig., von geringem Gewicht (vgl. Ggstz. schwer):
a) absolut: Dies Stück Blei ist l–er als jenes Holz; L. wie eine (Flaum-) Feder, wie ein Stäubchen, wie Spreu etc.
b) specifisch: Öl, Holz, Kork sind l–er als Wasser; L–e Körper schwimmen, schwere sinken; Eisen schwimmt auf Quecksilber, weil es l–er ist etc. Hieran schließt sich, vielfach in einander übergreifend, als besondre Anwendung und Übrtr. das Folgende:
2) von geringerer Schwere als etwas als Norm Dienendes:
a) L–es Gewicht, entweder: minder schwer als gesetzlich, oder als ein andres: L–es oder Krämer- Gewicht (s. d.); Das preußische Pfund ist um einige Procent l–er als das Hamburger etc., ebenso doppeldeutig: L–es Geld, entw.: das nicht das gesetzliche Gewicht (an edlem Metall, vgl. Schrot) hat: Der Dukaten ist um 3 zu l.; Man wägt nicht jede Münze, | man nimmt auch l–es Stück des Bildes wegen. Tieck Cymb. 5, 4 etc., und übrtr. auf Pers. (vgl. 3c) Dan. 5, 27 etc., oder: geringern Gehalts als andres (schweres) Geld (vgl. 3): In Hamburg sind 16 Mark l. Geld soviel wie 15 Mark schwer Geld oder Kourant etc.
b) Um Etwas l–er werden, sein, machen, als es früher gewesen; Er ist durch die Hungerkur (um) 12 Pfund l–er geworden; Die Kur hat ihn soviel l–er gemacht etc.; auch übrtr.: Ich bin nun um 10 Thaler l–er, habe sie weniger; Um einen Liebhaber bist du l–er. Sch. 207b; Mich um 400 Dukaten l–er zu machen [sie mir abzunehmen]. FLSchröder Beitr. 3, 1, 35 etc.
3) wenig Stoff, Masse, Gehalt etc. in sich habend, theils lobend in Bezug auf das Zierliche, Gefällige, Angenehme (s. 11), theils tadelnd in Bezug auf den Mangel an Gediegenheit, Derbheit, Stärke etc., z.B.:
a) L–e Gespinnste, Gewebe, Zeuge, Stoffe, Tuche, Flöre, Schleier, Sommerröcke, Kleider, Filze, Hüte; L. gekleidet; Ein Sommerfaden .. | ein l. und licht Gespinnst der Feen. Uhland 39 etc.; L–e Nippsachen; Diese Goldsachen sind l–e Arbeit, l. gearbeitet etc.
b) auch in Bezug auf Geistiges: Eine Blüette, l–e französische Arbeit; L–e Tanzmusik; Lieder sind es nur, Romanzen, | Alles nur von leichtem Schlag (s. d., zunächst von Münzen). Uhland VII etc.
c) auch von Pers.: von geringem sittlichem Gehalt, ohne Ernst und Tiefe etc. (vgl. l.-fertig, -sinnig u. 9): Kein Mann von altem Schrot und Korn (s. d. 10), | ein Stutzerchen von l–em Schlag; Die Mädchen sind doch gar zu l–e Waare; Sonst, da ich ohne Zweck und Plan l., ja leichtfertig lebte ..; jetzt da es Ernst wird. G. 17, 311; Ulyssen auch, sagt’ ich ihm nicht voraus | .. der Seinen l–en Sinn? [Leichtsinn, vrsch. 9]; Er ist aus keinem bessern Holz | geschnitzt als andre l–e [leichtfertige] Knaben. W. 11, 193 etc. Dazu auch: Wandelbar | sind alle Bande, die das l–e [unbeständige] Glück geflochten. Sch. 492b etc.
d) (s. c) Etwas l. oder (vgl. 7) auf die l–e Achsel (s. d. 2, z. B. G. 14, 83; Heinse A. 1, 115; L. 12, 448), auf die l–e Schulter (Hippel Leb. 1, 278 etc.) nehmen, es minder wichtig und ernst, als es zu nehmen ist, auffassen etc.; Die Sache ist ernhafter als du denkst, indessen bin ich es recht wohl zufrieden, daß du sie l. nimmst. G. 19, 167; 1, 288; 29, 268 etc.
e) Ein l–er Tischwein, von wenig Körper (s. d. 5) und wenig berauschender Wirkung (vgl. 7a); L–es Bier; L–e Getränke etc.
4) (s. 3a) in Bezug auf etwas an einander zu Befestigendes, nur lose und oberflächlich verbunden etc.: Ein Buch l. heften, broschieren, kartonnieren (Ggstz.: gehörig einbinden); Etwas l. anleimen, ankleben, in ein- ander fügen, zusammenschlagen; Eine l. zusammengeschlagne Bretterbude; Etwas l., mit l–en Stichen befestigen, aufheften, annähen; L–e Naht, aus Vorstichen etc.
5) wenig ins Gewicht fallend oder von geringem Belang, unbedeutend, geringfügig, z. B.: L–e Nüancen, Unterschiede, Fehler, Irrthümer, Vergehungen; Wird ein so l. Vergehn | so hart bestraft? G. 13, 310; Er hat sich nur l. vergangen etc.; Ein l–er [kleiner] Dienst, s. 11, vrsch. 7 etc.; Mit l–er Kopfbewegung, mit l–em Nicken, mit l–er Verbeugung grüßen etc., ferner (s. 7) gering und wenig beschwerlich: L–e Strafe; L–er Tadel, Verweis; L–e Rüge; Nur l. strafen, tadeln etc.; Eine l–e Krankheit; Ein l–es Fieber etc.; L. erkrankt; Die Kinder liegen an den Masern, aber nur l., danieder; L. verwundet, verletzt (vrsch. 12a); L–e Verwundung etc.
6) oberflächlich, nur flüchtig berührend, nicht tief eingehend etc.: Über wichtige Punkte l., mit l–er Wendung hingehn, hinhuschen, weghüpfen; sie nur l. berühren; Das erwähnte ich l. hin gegen meinen Nachbar. Heine Reis. 1, 197 etc.
7) nicht (oder nur wenig) lastend, drückend, eig. und übrtr.: Mit l–er Ladung fahren; L–e Last, Bürde; L–er Dienst (vrsch. 5), l–es Amt, l–e Pflicht etc.; Mein Joch ist sanft und meine Last ist l. Matth. 11, 30; Unsere Trübsal ist l. 2. Kor. 4, 17; Der Verlust ist l. zu tragen, l. zu verschmerzen; L–er träget, was er trägt, | wer Geduld zur Bürde legt; Einem die Last l. machen; Da sing’ ich mir die Arbeit l. Hölty 26, mache durch Singen, daß ich ihren Druck nicht spüre etc. Dazu:
a) L–e Speisen, die den Magen nicht beschweren.
b) L–er Schlaf, Schlummer, leiser, der nicht schwer auf Einem liegt, aus dem man l. erwacht.
8) (s. 7) wenig Mühe und Anstrengung verursachend: L–e Aufgaben, Exercitien, Geschäfte; Ist die Arbeit l. genug für Kinder?; Bei unserm System ist alles Dieses kindisch [gw.: kinder-] l. Lichtenberg 4, 422; Eine l–e Kunst; Deß Dumm- ehrlichkeit | mir l–es Spiel [s. d.] giebt. V. Sh. 3, 168; Wie war es möglich, daß er die Leichtigkeit [s. 11] des theokritischen Verstanzes durch l–ere Arbeit [vgl. 3a] zu erreichen hoffte. Georg. XX; Sich Etwas l. machen, in oberflächlicher Behandlung es sich wenig Anstrengung kosten lassen; Dies von ihm zu erlangen, war keine l–e Arbeit, nichts L–es, hielt (war) nicht l.; Etwas ist, wird, fällt Einem l., kommt Einem l. an, ist Einem etwas L–es; Ich fühlte hiezu .. größern Trieb als zu Demjenigen, was mir von Natur l. und bequem war. G. 39, 440 etc.; Mit l–er [geringer 5] Mühe; L–en Kaufs, l., ohne großen Aufwand von Mühe, Anstrengung etc., nicht immer aufs Subj. bezüglich, vgl.: So l–en Kaufs (so l.) sollte er nicht loskommen; So l–en Kaufs wollte Diese ihn nicht entlassen. Prutz Mus. 2, 284 etc.; Dies ist l. [es kostet wenig Mühe, Dies] zu begreifen, einzusehn, zu ändern, zu erfahren; Das kann ich l. [ohne Mühe] erfahren, nachschlagen, thun, Ihnen mittheilen; Ich konnte l. [es war mir nicht schwer zu] propheceien, welche etc. Heine Verm. H 59 etc.; Wir haben gut (s. d. 10) und l. vernünftig sein. Tieck GsN. 1, 36; Für die viele Liebe hatte er l. danken. Gutzkow R. 9, 499; Von Diesem hatte sie l. sich zu absolvieren. Sch. 1078a etc.
9) von Druck und Last nicht beschwert, sich nicht beschwert fühlend, so nam.: sorglos, unbekümmert, froh: L. und froh athmen; Mir fiel ein Stein von der Brust, es ward mir wieder l. ums Herz; Das Herz ward mir l.; Ihr reines, schönes, sonst so l–es und l. [8] sich helfendes Gemüth empfand den Druck einer Schwermuth. G. 14, 132; Ein l–er Sinn [vrsch. Leichtsinn, s. d. und 3c, vgl. Schöngeist] trägt Alles. .. O ein bischen l–eres Blut würde mich zum Glücklichsten unter der Sonne machen. 72, vgl.: Lehre mir den l–en Sinn, | über Klippen wegzuhüpfen. WhMüller 1, 250; Leichtsinn bleibe dir fern, doch l–en und fröhlichen Sinn stets | wahre dir, bis dich der Tod führt in den Hades hinab; Ging der Schneider, sonst so frohen l–en Muthes, still und nachdenklich herum. Hebel 3, 402; L–er schlägt das Herz. Platen 4, 297; Ha, wie mir so wohl ist! wie ich auf ein Mal so l. und gehoben mich fühle! Sch. 205a; Fühlte sich l. und wohl bei der allgemeinen Heiterkeit. FSchlegel Flor. 1, 20; Kehrt .. getrost und l–er zurück. W. 15, 117 etc. Dazu:
a) Sich l. machen, sich, den Bauch entleeren, nam. weidm. von Hunden.
10) frei von plumper Schwere und Schwerfälligkeit als Hindernis freier, gewandter und rascher Bewegung: L. auf den oder von Füßen; War von l–en Füßen, wie ein Reh. 2. Sam. 2, 18; L–er denn die Adler. 1, 23; L–ere Füße [zur Flucht] sich wünschen. V. Od. 1, 165; L. wie ein Vogel, wie eine Elfe dahin schweben, fliegen; L. tanzen; L–e Tänzer etc.; L–e oder l. bewaffnete Truppen etc.; Sich l. bewegen etc.
11) (s. 10) gewandt, ungezwungen und natürlich, so daß jeder Gedanke an Mühe und Anstrengung fern bleibt: Der Barbier, Schütze, Maler, Schreiber hat eine l–e Hand (s. d. 1g); L–e, gefällige Handschrift, Schriftzüge; In l–er Manier, mit l–em Pinsel gezeichnet; Mit l–er Stimme gesungen; L–e, fließende Verse; Er dankte mir mit l–em Anstand für den l–en [unbedeutenden, s. 5] Dienst. Cham. 4, 301; Das L–e hebt er l. und mit Grazie, aber auch das Schwerste schleppt er wenigstens in die Höhe. G. 6, 336; Haltet die Rede l. von der Zunge weg. Schlegel Haml. 3, 2 etc.
12) adv.:
a) zur Bez. der Geneigtheit und Anlage zu Etwas, so daß zu Dessen Eintritt es nur geringen Anlasses bedarf, er eher zu erwarten als nicht zu erwarten ist und nicht überraschen kann (s. 8): L., Ggstz.: nicht l. (oder schwer) in Zorn, Aufregung, Unruhe, Leidenschaft etc., außer sich gerathen; L. zürnen und l. versöhnt werden; L. lernen und l. vergessen; Körper, die l. elektrisch werden, die sich l. entzünden; L. entzündliche Körper (s. Lich); L–er entzündlich; Eine l. entzündlichere Kohle. Mitscherlich 2, 1, 35; Von Stund zu Stunden | schwankt das l.-unruhige Gefühl. G. 1, 62; Er ist oder wird l. verletzt [ist sehr empfindlich, vrsch. 5 etc.].
b) (s. a) zur Vez. einer wahrscheinlichen Möglichkeit vgl.: viel-l., zur Bez. der bloßen Möglichkeit als Ggstz.: nicht l. (oder schwerlich, kaum, selten); im Komparativ: l–er, u. oft: es ist l–er [wahrscheinlicher, eher möglich], daß etc.; Es ist l. [möglicher-, ja wahrscheinlicherweise], viel-l. [möglicherweise] das letzte Exemplar; „Das kann viel-l. so kommen.“ Es kann aber auch l. (eben so l., noch l–er) anders kommen; So ’was kommt nicht l. wieder vor; Das hab’ ich nicht l. wieder gesehn; Ach Gott, wie doch mein Erster war, | find’ ich nicht l. auf dieser Welt den Andern. G. 11, 129; Es ist l., daß der Schatten zehn Stufen niederwärts gehe. 2. Kön. 20, 10; Es ist l–er, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe (Matth. 19, 24), daß Himmel und Erde vergehen (Luk. 16, 17), als daß etc.
c) im gemeinen Leben wird l. oft versetzt: Man mag mir l. ein gutes Wort geben, so verrathe ich Alles [wenn man mir ein gutes Wort giebt, so verrathe ich l. Alles]. Adelung etc., vgl. auch: Thäler und Berge sind lieblicher an einander gereiht, als l. in einem andern Lande. W Humboldt 3, 229, nicht l. sind sie in einem andern Lande lieblicher gereiht etc.
Anm. Goth. leihts, ahd. līhti, mhd. līhte, das außer l. aber auch glatt bez. und dazu (vgl. slëht = schlicht, kastriert) lîhten, glätten, kastrieren, s. leichten 2.
Zsstzg. z. B.: Elfen- [1 u. 10]: leicht wie eine Elfe: Eine große, e–e, palmenschlanke Gestalt. Höfer Leb. 263.
Erden-: leicht in Bezug auf die Schwerkraft der Erde: Jene sich freiwillig entkörpernden Gestalten werden so e., daß sie nicht an der Erde haften können; die Erdenluft ist nicht mehr ihre Atmosphäre. Stahr Jt. 2, 197.
Fêder-: leicht wie eine Feder, sehr leicht: Ist f. der Sarkophag geworden. G. 8, 326; F. | muß der Wandrer sein. Grün Gd.; Sprang mit einem f–en Hupfe. Kinkel E. 404; Wenn Hafis seinen trunkenen Jubel .. f–en Sinnes ausjauchzt. Schwegler Jahrb. 2, 538; Man fühlt sich f. W. 3, 274 etc.
Flāūm-: feder-l.: Der f. über den Wasserspiegel hinwippende Nachen. Scherr Pilg. 2, 68 etc. Kínder- [8]: so leicht, daß es ein Kind kann, kindisch leicht: Die Lektionen, die Andern zu schwer werden, sind ihm k. Danzel 26 etc.
Spótt-: so kinder-l., daß es fast ein Spott ist, vgl. spottbillig etc.: Sp–e Arbeit. V. Ar. 1, 107; Forster Ans. 2, 7 etc. Viel- [12b]: 1) adv.: möglicherweise; es ist möglich, daß etc., wozu die Möglichkeit nicht selten noch pleonastisch, nam. durch ein Hilfszeitw. bez. wird: „Das ist v. so.“ V. ist’s auch anders; Das kann, mag, dürfte v. so sein; Ob ich sie etwa durch deine Abschilderung v. erkennen werde. W. Luc. 3, 281 etc. a) vralt. trochäisch (–⏑) z. B.: V. wird des Himmels Gunst | mir das Glück noch künftig gönnen. Hofmannswaldau; Gotter 2, 126; Doch endlich kömmt und v. kommt es bälder etc. Haller 6 [neuere Lesart: und kömmt v. (⏑–) geschwinde]; Den v. edlen Stamm. 84; 87; 159 (jamb.: 89; 213) etc. b) mit abhäng. „daß“: V., schlägt er die Welt in Trümmer | daß unsern Winkel er vergisst. Freiligrath 1, 300; V., daß eine Thräne dann| von seinem Auge fällt. Matthisson A. 7, 26; W. 20, 208 u.v., dagegen ungw.: V. [wer weiß], welchen Eindruck es auf sie machte etc. König Jer. 3, 21 etc. 2) zum sächl. Hw. erhoben (vgl. Ach etc.), in Gen. und Mz. uv. oder mit „s“: Da es in dieser Materie der Zweifel und Dunkelheiten, der V. und „Vermuthlich“ soviel giebt. Engel 1, 127; Doch auch Dies ist nur ein V. Forster Br. 2, 8; Die vielen V. und „Mag“ und „Dürfte“. Gervinus Lit. 5, 622; Das sind zwei V., womit sich Etwas anfangen lässt. L. 1, 442; Die V. [Vermuthungen] werden nicht gespart. 7, 296; Dem V. mancher Philosophen gleich, welches durch ein einziges „V. auch nicht“ über den Haufen geworfen wird. Lichtenberg 4, 367; „V. entkam er doch.“ Ja, Fräulein, und Euch mit V. zu trösten. Schlegel Sh. 2. 160; Um eines V–s willen. W. 18, 252; Sich mit einem ungläubigen V. in die sokratische Unwissenheit zurückzuziehen. 16, 80; 10, 113; 31, 464; Weil doch diese hoffnungsvollen V–s sehr ungewiß sind. 33, 286 etc.
Vōgel-: vgl. elfen-l.: Das v–e Bewegen. Höfer (Hausbl. 56) 1, 93.
Wínd-: leicht wie der Wind (sich bewegend): Lieb’ ist wind- und federleicht. SDach, auch: Er mit seinen W. [leichtsinnigen Burschen]. Klinger LeidW. 14.