Faksimile 0084 | Seite 82
Faksimile 0084 | Seite 82
Faksimile 0084 | Seite 82
Faksimile 0084 | Seite 82
Faksimile 0084 | Seite 82
legen Legenheit
II. Lêgen, a. (~heit, f.; –en):
nur mit Vors., als Partic. von liegen (s. d.) und Zsstzg., so: Be-: ge-l., (dem Ort nach) liegend: Alle auf dem Lande .. b–e Krüge. Erbvergl. 232; In verschiedener Breite b–e Länder. Kant 9, 127 etc. Seltner: Die Varietät ist in dem ursprünglichen Stamme b. gewesen. 10, 76, hat darin gelegen, ihren Grund gehabt; Einen außer und über die Natur b–en Grund. 7, 295 etc. Der B–heit [Lage] seiner Stiftslande eingedenk. Dahlmann Dän. Gsch. 1, 444. Ent-: entfernt ge-l., vgl. abgelegen (ge-l. 6): E–e Örter, Plätze; Im e–sten Winkel; Das Haus ist vom Geschäftslokal zu weit e. etc., seltner mit best. Maßangabe: Der Ort ist von hier 10 Meilen e. Adelung. Dazu: In so weiter E–heit. Forster R. 1, 55; Die ganze Erde auch in ihren wildesten E–heiten sollte bewohnt werden. H. Ph. 3, 207; So ist eine E–heit von zehn bis zwanzig Meilen noch nicht sehr weit von einander. L. 3, 105; Trotz seiner E–heit vom Weltschauplatze. Mügge Bild. 278 etc. Ge-: s. liegen, insofern das Partic. als solches, nicht adjektivisch steht, ferner:
1) (örtlich) liegend, bel., s. liegen 1g: Das am Markt g–e Haus; Unter 53 Grad nördlicher Breite g.; Nah, fern, vom Wege ab g.; Einem ausgebreiteten wohl g–en Vaterlande. G. 22, 33; In dem wohl-g–sten Hause. 26, 275, vgl.: In der best-g–en Gegend etc.; Die Ihnen .. so wohl g–e Eyder. Hagedorn 1, XVIII. 2) (s. 1) G. statt wohl-g., bequem, passend, den Wünschen und Absichten gemäß, zunächst örtl., dann auch zeitlich etc. (s. g–tlich 2): Es kommt darauf an, daß Alles am g–en Ort und zur g–en Zeit geschehe; G–e Örter wählen. 5. Mos. 19, 3; Wenn ich g–e Zeit habe, will ich dich her lassen rufen. Ap. 24, 25; Mark. 6, 21; Dan. 11, 29; Höhlen fand man sehr g. und bearbeitete sie zu Grüften. G. Zelt. 1, 328; Sind wir g.? [ist unser Kommen euch passend?] . . Ich fürchte, daß wir eure Ruhe stören. Schlegel Sh. 2, 42; Du hättest zu keiner g–eren Stunde kommen können etc. und mit beigefügtem (persönl.) Dat.: Jst es dem Könige g.? Esth. 8, 5; 1. Kor. 16, 12; Ihr kommt mir sehr g. | her zum Handel. Cham. 3, 194; Diese Bekanntschaft kommt mir sehr zu g–er Zeit. G. 15, 91; Liverpool bietet sich diesem Lande zur Einfuhr nach England so g. dar, daß etc. Kohl Engl. 1, 136; Diese Nachricht kam mir nun g. und un-g. Heinse A. 1, 220; Daß Ihr Mehr .. wüßtet, | als mir g. ist. W. 12, 191 etc. 3) (mundartl.) Ein g–erer [näherer] Weg etc.; G. [nahzum Ziel] schießen etc. Schm. 4) Es ist mir daran g. = es liegt mir daran, s. (7) an-g. und liegen 2a und Anm.; Es ist ihr Mehr daran g., daß sie Etwas thue, als daß Etwas gethan werde. G. 15, 27; Es ist mir auch gar Nichts daran g.; ich wollte, sie wären je eher, je lieber fort. 16, 300; Gesindel, an dem nicht Viel g. L. 8, 48 etc. 5) Dazu: G–heit, das G.- Sein und: etwas G–es, nam.:
a) (s. 1) örtlich, die Lage. In diesem allgem. Sinn hochd. veralt., z. B.: Alles Helvetier genennt . ., um der Eidgenossenschaft willen, die doch sonst in der G. weit unterschieden sind. Stumpf 618a; Von der G–heit des Bodensees gegen Germanier Seiten. 313b etc. So auch = Gegend (nach der Lage): Sein [des Dorfs] G–heit ist nicht so fruchtbar. Stumpf 391b; An [in] einer gar fruchtbaren G–heit. 395b; Haben .. in die bessere G–heit gehauset. 643a; Schaidenreißer 56a etc.
b) die Lage eines Orts etc., doch gewöhnlich nicht (s. a), wie er gegen andre, sondern vielmehr wie er in sich g. ist, d. h. wie seine Theile in einander greifend sich zu einander und zu Jemandes Absichten schicken, und: ein ,g–er“ (s. 2) Ort, vergl. Räumlichkeit, Lokalität, z. B.: Alle G–heit eines Hauses, Gartens, Waldes etc., in einem Hause wissen. Adelung; Sich nach der G–heit [im Haus] umsehen. G. 6, 324; Sie wissen die G–heit hier zu Land besser als ich. Hebel 3, 134: Hier | vollend’ ich’s, die G–heit ist günstig, | dort der Hollunderstrauch verbirgt mich etc. Sch. 544a; Der Kerl will betteln und Haus-G–heit [zum Stehlen] kennen lernen. Klencke Gsp. 2, 29 etc. Ferner: Was ihre G–heit und ihre arme Behausung zu bieten vermöge. Fallmerayer Or. 1, 164; Daß jener Bauernstube niedrige G–heit | das alte Schauspielhaus bedeutet. G. 6, 343; An dem Seehandel Theil zu nehmen und .. sich an der Küste G–heiten zu verschaffen. 29, 163; 23, 28 als verhüllender Ausdruck für das heimliche Gemach (s. Kommodität 2); ferner im scherzh. Ton: Zog mit dem Fuße einen Stuhl unter seine Sitz- G–heit. Hackländer Tag 1, 194, wie „Sitzer“ (s. Arsch, Anm.) Umschreibung des Körpertheils, auf dem man sitzt. Seltner (nach Adelung): Sich eine G–heit auf dem Lande [ein Landgut] kaufen; Eine G–heit [Stelle, Kondition] suchen etc.
c) (s. b) ein zufällig eintretender Umstand od. eine zufällig eintretende Verknüpfung von Umständen, die als g., günstig und passend für etwas zu Thundes erscheinen, der g–e oder g. erscheinende Augenblick, Moment, vgl.: Wenn wir im Deutschen G–heits-Gedicht sagen, so pflegen sich die Franzosen mit poésies de circonstance auszudrücken . . Das erste wäre, wenn der Dichter eine vorübergehende G–heit ergreift und sie glücklich behandelt, das zweite, wenn er einen Umstand glücklich zu benutzen weiß. G. 33, 126; Bei G–heits- und solchen Zustands-Gedichten; das erste fasst einen vor- übergehenden Zeitmoment glücklich auf, das andre etc. 341, vgl. Anlaß 6. Oft personif. (s. Hederich Myth. 1757; Ramler Myth. 464): Suche nicht die G–heit auf: Sie lässt sich nicht suchen; | aber findest du sie, wirf dich ihr kühn an die Brust. Bouterweck Vesta 2, 271; Diese Göttin, sie heißet G–heit. .. | Sie erscheinet euch oft, immer in andrer Gestalt etc. G. 1, 226; Sollte die bequeme Göttin G–heit das Bäumchen schütteln, so würde die Frucht sogleich herabfallen. 16, 296; Die G–heit ist eine gleichgültige Göttin, sie begünstigt das Gute, wie das Böse. 19, 296; Die G–heit ist eine gefährliche Versucherin. W. 16, 50; Die G–heit hat nur an der Stirne Haar, hinten ist sie kahl. Klinger F. 106; Rückert W. 6, 80 etc., und danach sprchw.: Die G–heit beim Schopf nehmen, z. B. Danzel 80; Rüstow gK. 169 etc., vgl.: Die G–heit ergreifen, und mehr sachl.: wahrnehmen, die sich darbietende benutzen, sich einer G–heit bedienen, die G–heit auskaufen (s. d. 1); Eine G–heit suchen, vom Zaun (s. d.) brechen (s. d. 4a), auch: Etwas, als eine G–heit vom Zaun, ergreifen. IP. Fat. 1, 49 etc.; Sich die G–heit entschlüpfen, entwischen, entfahren, entgehn, sie aus den Händen lassen etc.; G–heit zu Etwas haben, bekommen; Auf eine G–heit zu Etwas lauern, warten, harren, passen; In dieser Hoffnung laurt sie auf G–heit | mit ihm allein zu sein. W. 11, 127; Etwas giebt G–heit zu Streit, zu Zank, seine Meinung zu äußern; Sara stirbt und Dies giebt G–heit, daß Abraham von dem Lande Kanaan vorbildlich Besitz nimmt. G. 20, 163; Wie es etwa die G–heit geben mochte. 19, 64 etc.; Die G–heit „Habe ich nicht gemacht“ Aber ich benutze sie. 10, 162; Einige Tage darauf machte Aspasia G–heit [veranstaltete sie], daß es schien, als etc. W. 6, 219; Er machte Andern G., sich zu zeigen. 19; Er machte so viel G–heiten, meine erregte Neugierde zu entflammen. 5, 13 etc., welche Verbind. doch im Allgm. vermieden wird, weil sie im Besondern von Kupplern s. d. od. G–s- Machern, -Macherinnen gilt, z. B. G. 11, 146; Das G–heits-Machen bei höhern Personen. König Kl. 2, 273; Doch pflegt man G–heit zu machen, wenn man nicht mehr buhlen will. Hamann (Mendelssohn 5, 433), vgl.: Er gab sich ebensoviel Mühe, diesen G–heiten auszuweichen, als man sich geben konnte sie ihm zu machen [sich ihm zum Liebesgenuß anzubieten]. W. 4, 57 etc. G–heit macht Diebe (s. d. 1), Sprchw., z. B. G. 4, 76; W. 11, 212; 12, 16; Zinkgräf 1, 328 etc.; Laß mich der G–heit, dem Glück| auch ihren Theil an deiner Bildung geben. G. 13, 97; Englands Verlegenheiten sind Irlands gute G–heiten. Kohl Jrl. 2, 126; Einzeln nur, zerstreuet finden sich | des Glückes Fäden, die G–heiten, | die, nur in einem Lebenspunkt zusammen | gedrängt, den schweren Früchteknoten bilden. Sch. 341a; Daß .. | die Rede nicht kann sein von Pflicht und Recht, | nur von der Macht und der G–heit. | Der Augenblick ist da etc. 366 etc.
d) (s. c) adverbielle Verbindungen: Bei einer, bei dieser, bei der ersten besten G–heit; Bei verschiednen G–heiten; Ich will bei G–heit mit ihm darüber sprechen, wenn sich die G–heit bietet, gelegen(hei)tlich = s. d. —; Bei G–heit [aus Anlaß, s. d. 6] dieses Ereignisses, seltner: Bei G–heit einer Person, z. B.: Wir können über einen Menschen lachen, bei G–heit seiner [so daß er den Anlaß dazu giebt] lachen, ohne ihn im geringsten zu verlachen. L. 7, 128 etc.; Auf einem Spaziergange, bei G–heit, daß eine Mauer errichtet wurde, erfuhr ich etc. G. 26, 244; 39, 85; 282 u. v. Seltner in einer Nüance, mehr die Ursache als einen bloßen Anlaß hervorhebend: Aus G–heit derselben ein strenges Urtheil über die Weisheit seiner Landsleute zu fällen. W. 22, 20; War es aus G–heit der Verlobung . ., daß Aristänet euch das Gastmahl gab? Luc. 1, 326. Nach G–heit der Sachen ..die Gebote ändern. Stücke Esth. 5, 7, nach der Beschaffenheit, wie die Sachen liegen und wie sie eine Andrung veranlassen; Euch nach G–heiten, | durch Anfall, Kauf und Tausch, auch weiter zu verbreiten. G. 12, 263; Phädra ward beklitscht, beklatscht, vorn und hinten, nach G–heit [wie es die G–heit gab]. Zelter 3, 342 etc.
e) (s. c) G–heit oft: eine sich zufällig darbietende zur Befördrung von Sachen und Personen: Wenn ich bis Mittag keine G–heit finde, muß ich den Brief mit der Post oder durch einen eignen Boten schicken; Ich wollte hingehn, aber ich traf unterwegs eine gute G–heit; Postgeld möchte ich nicht daran wenden, schick mir’s mit G–heit; Ihre Mutter hat mir sie geschickt, da sich so ein G–heitchen gefunden. Weiße Kom. Op. 3, 348; Fracht-, Fuhr-, Retour-, Schiffs-G–heit etc. Mit seiner eignen G–heit [mit eignem Fuhrwerk] kommen. Adelung, ungw. oder vielmehr nur scherzhaft, wie man die Wendung auch gebraucht für „zu Fuß kommen“ (eben weil man keine G–heit hat).
f) (veraltend): Seiner G–heit pflegen, warten, bis die g–e Zeit kommt; Etwas mit seiner guten G–heit [ohne Un-g–heit, wie es Einem bequem ist] thun. Ferner Doppelzsstzg., z. B.: 6) Ab-g.: entfernt gelegen (s. 1 und ent-l., auch abliegen 1); Ab-g–e Orter etc. Dazu: Wegen Abg–heit des Orts. Zinkgräf 1, 231 etc.; auch: Erstreckten sich bis in die weiteste Ab-g–heit. Gutzkow Goeth. 135, bis in den ab-g–sten Ort etc. 7) An-g., anliegend (s. d. 1 und 3), nam.: am Herzen liegend, das Jnteresse in Anspruch nehmend, wichtig: Jemand (G. 18, 43), Etwas (Spr. 14, 21 etc.), die Sache (G. Br. 266b; 366a) ist Einem (sehr) an-g.; Es ist uns bloß an-g. [kommt uns bloß dar- auf an], das Wort „Stil“ in den höchsten Ehren zu halten. G. 31, 36; Es war mir unendlich an-g–er, zu wissen, wer etc. W. 5, 34; Mir war nichts an-g–er, als mich .. zu überzeugen. G. 27, ..; Uns bleibt Nichts an-g–er, als uns seine Gunst zu erhalten. 9, 203; Nichts An-g–eres haben, als etc. 33; 15, 154; W. 6, 165; 17, 64 etc.; Die Kriegszucht war ihm weniger an-g. JvMüller 1. 339; Sich Jemand (G. 6, 43) oder Etwas (39, 335) an-g., sich Nichts a–er (W. 1, 189) sein lassen etc.; Einer meiner an-g–sten Wünsche. G. 24, 201; W. 24, 8; Viel an-g–ere Dinge. 15, 40; Hatten .. | viel Angelegnes stets einander zuzuflüstern. 11, 178; Große, dem ganzen Menschengeschlecht an-g–e Wahrheiten. 7, XV; In den meisten und an-g–sten Fällen. 9, 63; Weil ich immer etwas An-g–eres zu thun hatte. 34, 239; So machte er sich ein sehr an-g–es Geschäft daraus, der Sprachmeister seines Papagaien zu werden. 21, 248; Sie aber wollen über das An-g–e dieser Sachen gerade spotten. L. 12, 491 etc., s. An-g–tlich.
a) dazu: Angelegenheit, zunächst eine an-g–e Sache: Den kleinen Raub .., den | er sichs zu solcher An-g–heit | gemacht, den Christen abzujagen. L. 2, 333; Alle, welchen die Religion eine An-g–heit ist. 10, 1; Es ist ihr eine große An-g–heit. Sch. G. 2, 142 etc. Dann in abgeschliffnerem Sinn: eine Sache, insofern sie Einen angeht, berührt, seine Thätigkeit in Anspruch nimmt: Eine wichtige, unwichtige An-g–heit; Die An-g–heit ist noch nicht geordnet; Ich komme in An-g–heiten meines Bruders; Häusliche, öffentliche An-g–heiten; Minister der auswärtigen An-g–heiten etc. So auch in unerschöpfl. Zsstzg. vgl. die von Sache, z. B.: Schnell wurden alle Erbschaftsan- gelegenheiten beendigt. Spindler Stadt 1, 147; Seine Haupt- angelegenheit schien zu sein, die vornehmsten Plätze .. in seine Gewalt zu bekommen. Sch. 843a; Uns wechselseitig die kleinen Herzens angelegenheiten, Liebes- und andre Händel mitzutheilen. G. 22, 127; Die Einmischung einer fremden Macht in die Reichs angelegenheiten. Sch. 961b; Kirchen-, Schul-, Staats-, Verfassungs-Angelegen- heiten etc. 8) Un-g., selten als Ggstz. zu 4: Auch am Widerspruch oder Nichtwiderspruch ist mirs un-g. [nicht g., liegt mir Nichts]. H. (Wackernagel 3, 2, 464 Z.
2) als Ggstz. zu 2, unbequem etc., z. B.: Die Anfuhrt war zu wintern un-g. Apostelg. 27, 12; Als . .. ein neuer Besuch eintraf, Charlotten willkommen . ., Eduarden un-g. . ., Ottilien gleichfalls unerwünscht. G. 15, 102; Zur äußerst ungelegnen Stunde kommt sie mir. Prutz Woch. 133; Dann ward’s ihm un-g. Rückert Rost. 28a etc.
a) dazu: Un-g–heit, das Un-g.-Sein und etwas Dasselbe Verursachende, Mühe, Beschwerde etc.; Ung–heit von Etwas haben; Durch Etwas in Un-g–heit kommen; Sie wissen besser als wir ihre Un-g–heiten zu verbergen; aber wer in das Innere schaut, siehet ihr Elend. Leibnitz Erm. 3; Luther SW. 56, 14; Die Sache hat mir viel Mühe und Un-g–heit gegeben. Schweinichen 3, 71; Die möglichste Freiheit mit der wenigsten Un-g–heit erzielt. W. 29, 198; Seine Verwandten verursachen ihm neue Un-g–heiten und Kränkungen. 17, VIII; Indem sie .. die Un-g–heit bedauerte, die man sich ihrentwegen mache. W. 1, 68 etc. Kommunikations-Ungelegenheit [schlechte, die Kommunikation hindernde Wege etc.]. G. Zelt. 4, 342.
Über-:
1) einen Andern übertreffend und besiegend, hergenommen vom Ringkampf, wo der Schwächre unten liegt (unterliegt), der Stärkre oben liegt (obliegt, s. d. 1 dem Andern ü. ist): Einem ü. sein. 1. Mos. 25, 23; 2. Sam. 10, 11; Er ist an Körper schwächer, aber an Geist ihm weit ü.; Mit einem ü–en Gegner anbinden; Auch den ü–sten Feind zu ermüden. Sch. 973b; Dem Feind an Tapferkeit, Macht, Stärke, Anzahl ü.; Einem in einer Kunst, im Reiten, Singen ü. sein; Berlin ist ihr keineswegs ü. [übertrifft die Stadt nicht]. JvMüler 14, 326 etc.
a) dazu: Die Ü–heit von Gentz über den jüngern Freund. Ense Humb. 360; Seine Geistes-Ü–heit. 287; Wenn er scherzte, zeigte er nur die Ü–heit seines Verstandes. G. 17, 367; Die tief gesunkene Macht Österreichs arbeitete sich .. aufs Neue zu einer drohenden Ü–heit empor. Sch. 1000a; Der Ü–heit des Feindes weichen. 973a etc.
2) (vralt.): Einem überm Hals liegend, zur Last: Daneben arbeiteten sie und waren Niemand(s) ü. Stumpf 349b etc. Ver-:
1) Partic. von verliegen (s. d.).
2) (s. ebd.) befangen und verwirrt, so daß man sich nicht recht zu verhalten oder zu benehmen weiß (vgl. bestürzt, betroffen, betreten, verblüfft, verdutzt etc.): V. sein, werden; Jemand v. machen; Über Etwas [gw. Accus., doch auch zuw. Dat., s. über] v., z. B.: Er wurde über (oder durch) dies Lob so v., daß er kaum antworten konnte; Daß wir über dem Lobe v. sind. Sch. 754b; Das Werkzeug ihrer über [oder um] Mittel nie v–en Herrschsucht. 1078a; Um etwas einem Fehlendes v. sein, nicht wissen, wie man es sich verschaffen soll, es nicht finden können; Um Geld, Hilfe, Rath v. sein; Er ist nie um eine Antwort v. etc.; Jch war sehr v., was ich zu thun, wie ich mich zu verhalten hätte etc. Auch: dem Zustand eines V–en gemäß: V–e Antworten, Blicke, Mienen etc., und faktitiv: Froh, den lustigen Freund von einem so v–en [v. machenden] Geheimnis abgebracht zu haben. König Kl.. 2, 27 etc. Dazu:
a) V–heit, der Zustand eines V–en und: Das, was ihn bewirkt: In V–heit sein, sich befinden, stecken, kommen, gerathen, bringen, setzen; Einen nicht in V–heit lassen; ihn aus der V–heit reißen; ihm aus der V–heit, aus V–heiten helfen; Er gerieth über dies Lob in V–heit; Er ist nicht leicht um eine Antwort in V–heit; Gewöhnliche Menschen, durch gemeine V–heiten des Tags zu einem leidenschaftlich ängstlichen Betragen aufgeregt. G. 15, 165; Die V–heiten. 283; Ich leugne nicht, daß diese Gabe mich in dem Augenblicke, in dem sie mich in V–heit setzt, aus einer V–heit reißt, in der ich mich bisher gegen die Meinigen befand. 16, 244; Man sah dem guten Mädchen die V–heit an. 21, 219; Gerieth selbst in so harmlose Mit-V–heit. Keller gH. 4, 183; Englands V–heiten. Kohl Irl. 2, 126; Der V–heit des schwedischen Kanzlers die Erfüllung seiner eigenen Wünsche abzuängstigen. Sch. 972b; 973b etc.
b) Sieh, wie kann sie [die Forelle] hüpfen | und so un-v. schlüpfen | durch den höchsten Klippensteg, | grad’ als wäre das ihr Weg. WhMüller 1, 249, ohne Stocken, ohne in Verlegenheit zu gerathen.