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Lêêr, a.:
Ggstz. von voll, Nichts oder doch nur Wenig enthaltend, s. ledig 2c und die Bsp. dort:
1) mit ausgedrücktem Komplement, vgl. arm 2:
a) mit „an“: Diese Tage waren voller rauschender Lust, aber l. an wahren Freuden fürs Herz; Gedichte voll hochtrabender Phrasen, aber l. an tiefem Gedanken; Das Herz war ruhig wie die Wiesenquelle, | an Wünschen l., doch nicht an Freuden arm. Sch.; So l. sein Kopf an allen nützlichen Kenntnissen ist, so reich ist er an Kniffen. 627b; Der Erdkreis wäre bald an Narr’n und Helden l. W. 12, 332 etc.
b) mit „von“: Ein von Schnee l–er [freier] Fleck; [Turbane], die . ., von ihren blut’gen Köpfen l., | mit Haufen schwimmen hin und her. Brockes (Weichmann 1, 25); Man bringt den Tisch, der wird nicht l. | von Thee, von Koffe, von Orsade etc. Ramler 3, 105; Dies Wirthshaus ist nie l. von Gästen etc.
c) in gehobner Rede mit Genit.: Mein Trauter war .. aller Falschheit l. [ohne Falschheit]. B. 47a; Alles Adels l. SBrant Narrensch. 76, 61; Da Erd’ und Luft fast aller Töne l. Brockes 1, 21; L. der letzten Erbarmung. Kl. M. 6, 308; L. des Geschosses. V. Georg. 4, 344 etc.
d) oft in Zsstzg., vgl. die von arm, frei, los etc., z. B. (alphab.): Jst diese Brust, die vor ein Köcher sein Freuden, | sein irdisch Himmel war, geist-, trieb- und anmuth-l.? Lohenstein IbrS. 72; Baum-l–e Grasflur. Humboldt Ans. 1, 259; 20; Bedeutungs-l. gewordene Ceremonien. Forster Ans. 1, 323; Spott, der blut-l–e Höflinge erröthen macht. Börne 3, 260; Fisch-l–e Teiche; [Des Himmels] reines Blau .. stirbt in freude-l–em Grau. W. 3, 175; Daher muß ihm sein Leben .. so gehalt-l. vorkommen. Sch. G. 2, 101; Gras-l–e Wüste; Die zwar prächtig aufgeputzten, aber herren-l–en Büffette und Tische [woran keine Herren saßen]. G. 20, 248; Inhalt-l–e Worte; Der ist herz- l. oder ihm fehlt es an Verstande. Hölderlin H. 2, 23; Da ich den kraft- und wahrheits-l–en Gegenstand mit liebevoller Ahnung übertünchte. G. 31, 22; Ihre leben-l–e Brust. Grillparzer Sappho 19; Wie lebens-l. und kalt. Cham. 4, 20; Versteckt den scheuen licht-l–en Blick. Engel7, 326; In ein morastiges licht-l–es Loch gesperrt. W. 12, 269; Im freudlos öden, liebe-l–en Leben. Sch. 515a; Kein freuden- ärmeres Dasein, kein liebe-l–eres Verhältnis. Lewald W. 3, 31 etc.; Der Raum über der Quecksilbersäule [des Barometers] muß vollkommen luft-l. sein. Pouillet 1, 111; Die menschen-l–en Gassen. Platen 1, 74; Der Nächte Dunkel | ist nicht gänzlich schimmer-l. Kosegarten Po. 1, 209; Mitsegen-l–en Händen. Sch. 33b; Sinn-l–e Namen [Worte]! Cham. 4, 166; Frei und sorgen-l. CRudolphi NGd. 152; Der Himmel sternen-l. Heine Reis. 1, 9; Der trauben-l–e Korb. Arnim XVIII; Trost-l–en Blick. Platen 2, 203; Wasser-l–e Steppen; In der wogen- l–en Höhle [des abgeleiteten Flusses]. Platen 1, 202; Ihre Stirne wolken-l. Kosegarten Po. 1, 361; In wonne- l–e Mauern | verschlossen. JG Jacobi 1, 46; Ihr ist der Frühling wonne-l. Sch. 27a; W. 10, 157, und zahlreiche ähnliche. Seltner Zsstzg., in denen das Bstw. das „Wo M bez., z. B.: Dein Volk [o Mars] .. ist bauch- und seckel-l. Opitz 2, 262 = hungrig und geldbedürftig etc.
2) sehr häufig ohne ausgedrücktes Komplement, wo denn der Sinn nach dem dabei Gedachten sich versch. modificiert, z. B.: Kleinere Kupfer sind dergleichen Beschädigungen weniger ausgesetzt, doch geht es .. auch nicht l. [ohne Beschädigungen] ab. G. Br. 359b, im Allgm. aber: ohne Das, was als Jnhalt für das Genannte gw. ist oder darin erwartet wird, z. B. zunächst in Bezug auf hohle Räume:
a) eig.: L–e Gefäße, Fässer, Kannen, Töpfe, Flaschen, Gläser etc. (z. B. ohne Wein, obgleich nicht luft-l.); L–e Kisten, Kasten, Koffer, Säcke, Geldsäcke, Seckel, Beutel, Börsen etc.; Daß ihre Hörsäle, ich will nicht sagen l., doch minder voll würden. L. 11, 128 etc.; Ein l–es Nest (s. d.), aus dem die Vögel schon ausgeflogen; L–es Stroh dreschen (s. d. 1), worin keine Körner sind, auch übrtr.: Ein l–er Kopf, ohne Hirn, Geist; Der fruchtbarste Kopf schreibt sich l. [an Stoff zum Schreiben]. L. 7, 393; Mit l–em Magen, mit hungrigem, worin keine Speisen sind, vgl.: Jes. 29, 8; Mehrere Tage hindurch in der l–en Verfassung [nüchtern] zu bleiben. Immermann M. 2, 275; Wenn ich dich entführte und hier Vettern und Basen das l–e, nüchterne Nachsehn ließ. Tieck A. 2, 59; Mit l–en Händen (s. d. 6k), ohne Etwas nam. Geld darin zu haben, so auch: L. ausgehn (s. d. 1b), ohne Etwas zu erhalten. G. 16, 238 etc.; L. ausziehn. 2. Mos. 3, 21; L. zu Einem kommen. Ruth 3, 17; L. vor Einem erscheinen. 2. Mos. 23, 15 etc.; Einen l. gehen, ziehen, von sich lassen. 5, 15, 3; Hiob 22, 9; Sir. 29, 12 etc.
b) ohne wesentlichen bedeutungsvollen Inhalt und daher auch von Etwas, dem in der Wirklichkeit nichts Wesentliches entspricht, nichtig, s. hohl2: L–e [nichtssagende] Worte, Phrasen, Klänge etc.; L–e Versprechungen, Hoffnungen, Träume etc., die sich nicht verwirklichen; Ein l–es Gerede, ein ungegründetes; Ein l–es Schreckgespenst, das man nicht zu fürchten braucht etc.; Es soll mein echtes Ich sich offenbaren, | zu Nichts verfließen dessen l–er Schein. Cham. 4, 22; Ein l–er Widerschein des eignen Ichs. 187; Eine Zeit, in welcher ich | das l–e Nichts, den Tod, erlebte. Daumer 1, 59; Bloßer müßiger Zierat, l–er musikalischer Überfluß. Engel 8, 351; Deiner Phrasen l–es Was. G. 4, 14; Mit l–en Versprechungen hingehalten. 10, 85; Mit meinen Armen, die den l–en Winden | nur ausgebreitet waren, dich zu fassen. 13, 49; Faß | uns kräftig an, wir sind nicht l–e Schatten. 55; L–e Tändeleien. 251; Das ist wieder ein Wort! ein l–er Schall! ohne Gefühl für mein Herz! 14, 144; L–e Galanterie. 16, 225; Eine l–e, hohle Natur wird sich wenigstens einen äußern Schein zu geben wissen. 18, 212; L–e Worte, ohne die Anschauung der Bilder selbst. 26, 336; Nirgends l–ere Stutzer und frivolere Weltdamen. Hartmann (Demokr. Stud. 276); Selbst der l–sten Hieroglyphe bedeutenden Inhalt zu geben. WHumboldt 3, 177; Den Frommen ein l–es, den Ruchlosen ein verderbliches Schrecken. L. 8, 251; Daß Gleichgültigkeit ein l–es Wort, ein bloßer Schall ist, dem Nichts, gar Nichts entspricht. Gal. 4, 3; Ein süßes Wort, allein | vielleicht ein leerer Ton. Nicolai 1, 74; L–e Täuschung. Platen 4, 279; Wie Träume l. und hohl. 6, 18; Eine l–e Förmlichkeit. Sch. 412a; Das sind nur l–e Schrecken, Zeus, mir bangt| vor deinem Drohen nicht. 18b; Unser Ohr mit l–em Schall betäuben. Schlegel Joh. 2, 1; Ein l–es, hohles Gespenst, dem kein Geist inwohnt. Tieck N. 6, 209; Wie schal, wie l. und todt ist neben | so einem Traum mein vorigs ganzes Leben! W. 20, 85; L–e Schulerklärungen. 29, 131; Einem l–en Bild, das weder Druck noch Kuß | zurückgiebt. 11, 231 etc. Auch als Prädik.: Die Sache [der Magnetismus] ist weder ganz l., noch ganz Betrug. G. 24, 81; Der Einfall . . ist nicht l. [vgl.: nicht ohne]. W. 12, 15 etc., s. hohl 2.
c) ferner in Bezug auf Flächen, worauf Nichts steht: Ein l–er Platz, Raum; Einen Platz l. und ledig (s. d. 2c) zu wissen. G. 18, 280; Durch die Wälder ruf ich, durch die Wogen, | ach sie widerhallen l. [weil dort keine Götter mehr wohnen]. Sch. 22a; Ein Stuhl ist l., unbesetzt: Die Stelle des Bibliothekars, welche gar nicht l. [vakant] war. L. 12, 252 etc.; Ein l–es [unbeschriebnes] Blatt; Eine Zeile l. lassen; Ein Glückstopf, welcher meist besteht in l–en Zetteln [Nieten]. Canitz 272; Würden unsre Seelen in Absicht der Götter und ihres Dienstes von Kindheit an l–e Tafeln gelassen. W. 5, 5, unbeschrieben, uns keine Gedanken darüber eingeprägt etc.; Die Erde war wüst und l. 1. Mos. 1, 2; [Die Burg] ist nun verfallen, die Stätte wüst und l. Cham. 3, 302; Durch ein Gebirge wüst und l. Uhland 379 u. v.
d) übrtr. (s. a und c) auch von Etwas, das in Einem das Gefühl der Unbefriedigung, daß Einem Etwas fehlt, erweckt, vgl.: Wie öde, hohl und l. | liegt Alles vor mir da und ausgebrannt, | ein großer Schutt die Stätte meines Glücks. G. 13, 284; Er füllte noch das Haus, er belebte noch die Spaziergänge und er sollte fort, Das Alles sollte l. werden. 15, 99; Die Welt ist so l., wenn man nur Berge, Flüsse und Städte darin denkt; aber hie und da Jemand zu wissen, der mit uns über- einstimmt . ., Das macht uns dieses Erdenrund erst zu einem bewohnten Garten. 17, 200; Der l–en Stunden wurden immer mehrere. W. 16, 155 etc.
e) substant.: In diesen glänzenden Prachtsälen, in denen ich nur ein unendliches L–es (d) empfinde. G. 6, 342; 18, 242; Zum mystischen Kopfhänger und Schwindler ins Wüste und L–e [b, in ein Gebiet, dem die Wirklichkeit nicht entspricht]. H. R. 7, 107; Ich fing an, ein L–es (d) in mir zu fühlen, welches sich durch keine Jdeen ausfüllen lassen wollte. W. 5, 21; Das Bedürfnis, das L–e, das meine letzte Entzaubrung in meiner Seele zurückgelassen hatte, wicder auszufüllen. 16, 183; 172; Erblickest du in deinem Herzen dies traurige L–e. 26, 23 etc., s. f und die Leere. Schwzr.: Zu L–em, ohne daß man Etwas gegessen (Gotthelf Sch. 67; 295) oder erfahren (G. 167) etc.
f) (s. 1) Weites L., nirgends ein Gras. H. 8, 426; Du siehst ein weites L. und weißt es nicht zu füllen. Rückert W. 3, 223; Sie flattert durch das L. | der weiten Luft. W. 20, 232 etc.
Anm. Ahd. lâri, mhd. lere, „wo schon gelesen ist“ (?) Wackernagel; dazu leeren, ahd. (ir)lâran, mhd. leren. Zstg. s. 1d.