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läutern
Lǟūtern: 1) tr.:
lauter machen und refl.: es werden; Etwas oder sich von dem Unlautern, dem Unreinen, Trüben, z.B. von Hefe, Schmutz, Schlacken etc. reinigen, z. B. durch Schmelzen, Kochen, Waschen, Abschäumen, Abseihen, Filtrieren, Destillieren etc., in vielen Gewerben, wie auch übrtr. aufs Geistige etc.: Du hast uns versucht und geläutert, wie das Silber geläutert wird. Ps. 66, 10; Jes. 48, 10 ff.; Mal. 3, 3; Läutre meine Nieren und mein Herz. Ps. 26, 2; Reines (echtes) geläutertes Gold. Cham. 5, 251; G. 31, 93; Zelt. 2, 43 etc.; Der Most, der gärend sich vom Schaum geläutert. G. 6, 370; So l. Schicksale währschafte Seelen, während sie schwache zermalmen. Gotthelf Sch. 397; Die reine, geläuterte Vortrefflichkeit. Gutzkow R. 6, 212; Eine Gärung entsteht, aus der sich etwas Neues, Besseres läutert. Hebel 7, 230; Als läuterten sich und schmelzten die Dinge der Erde, wie Gold in meinem Feuer zusammen und ein Göttliches würde aus ihnen und mir. Hölderlin H. 1, 114; Daß ihr die Augen läutert [klar, hellsehnd macht] und recht aufthut. Luther 8, 258b; Es sei aber Koketterie, oder geläuterte Eitelkeit. Möser Ph. 2, 39; Des Ahnenstolzes faulen Dunst | hat edle Menschlichkeit geläutert. Pfeffel Pr. 3, 155; Den Honig von Wachs l. Rückert Mak. 1, 6; Ein reiner Feuer hat mein Wesen | geläutert. Sch. 308b; [Der Wein] hellt den Geist und läutert | des Wortes Ernst und Scherz. V. 3, 129; Gottes Liebe | läutert auch durch Todesnacht. 4, 62; In der allmählich entsündigten und geläuterten Welt. Ländl. 1, 180; Will er etwan eure Liebe dadurch, wie Gold durch Feuer, l.? W. 21, 205 etc., und nam. oft mit „zu“ zur Angabe des geläuterten Erzeugnisses, z. B.: In den Glashütten die schmelzende Glasmasse zu Metall (s. d.) l.; Der dich einschmelzt und läutert und umbildet zu einem bessern Sein. Heine Reis. 1, 117; Zu echter Tugend reinem Diamant | das Sterbliche zu l. Sch. 514b; Jene ehemaligen Träume .. haben sich zu klaren Begriffen geläutert. 763a; Reichhaltiges Erz zu hellem Golde geläutert. V. 3, 60; Vom ersten Glase [des Nektars] ward mein Blut zu Geist geläutert. W. 12, 263; Daß unsre Freundin sich .. zu dieser ruhigen Selbstgenügsamkeit und Festigkeit des Gemüths l. werde. 23, 67 etc.
a) dazu: Der echte Läuterer [Gott] wird sein Edles und Gutes nicht der Vernichtung hingegeben haben. HVoß JP. 92 etc. Ferner: Läuterung der Honigwaben. Fischart B. I; des Grubenkleins in Gerinnen. Karmarsch 2, 641; Wo diese Läuterung [der Seele] durch wehmüthige Wonne geschieht. Tieck 16, 205 etc. Auch: Als der Geschmack noch ungeläutert war. Schütze HambTh. 3. 2) tr.: Forstw.: Einen Wald l., aus-l., lichten, Bäume heraushauen, vgl. auf-l. Danach übrtr. (in Mecklenb.): Einen im Spiel (aus-)l., ihm das Seinige abgewinnen. 3) tr. u. intr. (haben): Rechtsspr.: Eine Partei läutert oder läuteriert [ein Urtheil], die durch ein Urtheil beschwerte unterwirft ihren Rechtsstreit einer nochmaligen Prüfung und Entscheidung durch den bisherigen Richter (gw. durch Aktenversendung an ein anderes Spruchkollegium). Dazu: Läuterant, die l–de Partei, wie: Läuterat, die andre, und Läuterung, das Rechtsmittel des L–s, z. B.: Legte er nicht bloß seine Läuterungen desfalls bei dem Publiko ein, sondern errichtete selbst ein Tribunal. L. 8, 209 etc.; Oberläuterung. IP. Fat. 2, 239, nochmalige. 4) Schiff.: Die Segel l., killen (s. d.).
Anm. Dazu mundartl. ohne Uml. als intr.: Es hatte überall gelautert [es war durch das Aufräumen Ordnung etc. hineingekommen]. Ehe aber noch Licht war im Öden und Leeren. Gotthelf Sch. 199.
Zsstzg. nam. zu 1, vgl. die von klären etc., z. B.: Ab-: flüssige oder flüssig gemachte Körper vollständig lauter machen: Metalle, gepochte Erze, Zucker, Wein a.; Franzwein, der mit Arsenik abgeläutert war. Sturz 1, 192 etc.
Āūf-: (mundartl.) Die Luft a. [heiter, hell machen]. Garzoni 141b, wie bei Opitz: Dir läutert sich die Luft, u.: Da der Himmel sich ausläuterte. Lohenstein Arm. 1, 390; Ausgeläuterte Gesichter. 368, s. er-l. (1). Ungw.: Eine Art Aufläuterung oder Niederschlag. Wurm 1, VI.
Āūs-: s. [2] und auf-l. I. Durch-: durch und durch, vollständig läutern: Die Rede des Herrn ist lauter wie durchläutert Silber. Ps. 12, 7; 18, 31; Gold, das mit Feuer durchläutert ist. Off. 3, 18; Matthesius Lthr. 201b; O reines Licht, durchläutre | mich ganz mit deiner Heitre. V. 4, 37; Die Nüchternheit, die Stille, | die reine freie Luft durchläuterten sein Blut. W. 20, 219 etc. II. Dúrch-: hindurch-l., z. B. läuternd durchseihen, rr 7 durchfiltrieren.
Er-:
1) Etwas lichtdurchdrungen machen, z. B.: Als wenn vom Himmel herab goldene Strahlen in mein Herz hineinschienen und alle meine Lebensgeister erläuterten und erfrischten. Tieck 16, 286; Die dunkle Wahrheit, Freund, die dein beredter Mund mich ahnen ließ, seh ich nun ganz erläutert. Thümmel 1, 3 etc., s. 2 und auf-l.
2) (s. 1) etwas zu Begreifendes anschaulich machen durch Etwas, was Licht darauf fallen lässt: Er erklärte (s. d. 2) das Phänomen durch eine sinnreiche Hypothese, die er durch einige Experimente erläuterte; Mehr um die darin vorkommenden Stellen zu e. als zu erklären, mehr bei dieser Gelegenheit Etwas zu sagen, als durch seine Auslegung die Zuhörer dem Geist des Dichters näher zu bringen. G. 33, 18; Ein Beispiel wird das Gesagte e.; Etwas an oder mit einem Beispiel e. etc. Vralt.: Sich e. mit Genit., sich darüber erklären. Zwingli 2, 203 etc.; Doppelzsstzg.: Daß Herr Klotz uns mit seiner gelehrten Erläuterung aus dem Tone, der im Ganzen der Ode herrscht, weg erläutert. H. 11, 107; 123, uns durch seine Erläuterungen herausbringt; Unerläutert, Erläuterungen. Hêr-, Hín-: In Egmont arbeite sich das Jdeal der Freiheit in dem Helden so wenig aus den tragischen Konflikten, in welchen er dazu herangeläutert werden müßte, innerlich heraus. Schwegler Jahrb. (47) 176; Den liederlichen Realismus unserer guten Gesellschaften sublimieren und zur Religion der Liebe hinauf-l. König Jer. 1, 226; Ich bin genöthigt, diesen einen Gedanken vor Ihren Augen erst allmählich aus allen Theilen aufzubauen und aus allen seinen bedingenden Ingredienzen heraus-zu-l. Fichte 7, 4; Bis die Verbrechen meiner Zeitlichkeit | hinweggeläutert sind. Schlegel Haml. 1, 5 u. ä. m.