Laut
II. Lāut, m., –(e)s; –e; (–chen); -:
1) etwas Hörbares, ins Gehör Fallendes, vgl. als besondre Arten von L–en z. B. Hall, Knall, Schall, Klang, Ton, Geräusch etc.: Helle, grelle, schrille, leise, matte, dumpfe L–e; Kein L. unterbrach die Stille; Die Laut’ ist ohne L., kein Reigen wird. geführt. 2, 60; Der thierische Mensch .. | hat kein Ohr zu vernehmen, was jeder L. in der Schöpfung .. verkündigt. 26, 13 etc. —
2) (s. 1) nam. ein durch die Stimme lebender Wesen hervorgebrachter L.: Die meisten Fische geben keinen L. von sich; Dies Thier lässt nur selten einen L. hören; Gaben im Hofe die Hunde L. (s. I), verstummten jedoch sogleich wieder. N. 623; Der Hund gab L., murrte. 1, 48 etc. So auch von Menschen, nam. von artikulierten Tönen, insofern sie eine Bedeutung haben, vgl. Wort etc.: Nur ein L–chen sage mir. 2, 21; Wie die ersten L–e er schon vernehmlich lallt, | Mama, Papa. 3, 59; Nickten | ohne L. ihm allzumal und schweigend | winkten Alle. 4, 286; Die Lüfte tragen | keinen L. der Klage mir zu. Vernahm den himmlischen L. des Gesanges. Od. 1, 329 etc. —
3) (s. 2) Gramm. etc.: die Elemente, in die die Wörter der Sprache — ohne Bezug auf die Bedeutung, nur insofern sie dem Ohr vernehmlich sind — zerlegt werden und deren sichtbare Zeichen die Buchstaben (oder „Lauter“) sind: Jenes [das Schriftzeichen für sich] besteht bei uns allerdings aus drei Lautern oder Buchstaben, aber der L., den sie bezeichnen, ist ein einfacher. (Jen. Liter. v. 1804) 1, 524; Kurzer, geschärfter, langer, gedehnter L. etc., s. Zsstzg., wobei wir uns auf die allgm. üblichen beschränken, und vgl. lautieren. — 4) (s. 2) von etwas Gesprochnem, Geschriebnem etc.: der Inhalt, „wie es lautet“, s. Ver-l., z. B.: Briefe eines oder desselben L–s etc., nam. aber: Nach L. [gemäß, zufolge etc.] heiliger Schrift. 3, 1, 903 Z. 17); B. 183a; Ein Glied der Christenheit nach L. und Anzeigung dieses Sakraments. 1, 181b; Nach L. der Visitation. 6, 352b etc. oder im Genit.: Haben wir ihn L–s unseres Geleits .. ziehen lassen. 1, 460b; L–s aller Flüche. 5. 29, 21; L–s des Evangelii. 16, 25; 2, 16 etc. und dafür nach heutigem Gebrauch ganz als Präp. laut, wie in den neuern Ausg. der Bibel, z.B. schon: L. des Evangelii. 6, 363b; SW. 56, 45; 113a etc., zumeist mit Genit.: Sie bekommen l. Ihres Passes einen Feldjäger mit. E. 127; L. sovieler Sagen. 1, 4; L. und in Kraft seines ersten Eides. 6, 201; 7, 25; 8, 266; G. 29; 130; L. seines Biographen. Ph. 1, 142; L. des geschloßnen Bundes. 304a etc. Daneben auch mit Dat., z. B.: L. seinem Tagebuche. 265; L. eines Originalbriefes . ., l. demselben Antrage. 4, 152; L. dem Vorbericht. 32, 35; L. dem untersiegelten Vertrag. Haml. 1, 1 etc. und so als Regel bei einem Hw. in Mz. ohne Artikel oder Ew. etc. (wo Genit. und Accus. formell nicht zu unterscheiden): L. früherer Briefe, — l. Briefen. Vgl. auch (veralt.): Als oblaut [wie es oben lautet oder angegeben ist]. 11; 18 etc.
Anm. S. lauschen, Anm.
Zsstzg. leicht zu verstehn und zu mehren nach Analogie der folgenden, vgl. die von Klang etc.: Ab- [3]: gesetzmäßiger Übergang des Wurzelvokals in einen andern, wie z. B. der Ubergang des „i“ (im Infin.) in ,a“ und „u“ (im Jmpf. und Partic.) bei singen, sang, gesungen und der Vokal, der aus dem Wurzelvokal hervorgegangen, vgl. Um-L. —
Ammen-: Ein holder A. V. 4, 39, s. Wiegen-L. etc. — An- [3]: der Laut, womit eine Silbe, ein Wort anhebt, nam. der dem In-L. (s. d.) vorangehende Laut, seltner: Auf-L. (Immermann 1, 147). — Aūs- [3]: der Laut, worauf eine Silbe etc. ausgeht, namentl. der dem Jn-L. (s. d.) folgende Laut. —
Blāse-: Hauch-L. —
Dónner-: donnernder, donnerähnlicher Laut: Sollten einige Kanonenschläge losgebrannt werden und einige Raketen steigen .. Kein Feuerzeichen, kein D. G. 15, 277 (vgl. 267); Erruft’s mit D. Uhland 421etc. — Dóppel- [3]: Diphthong, ein Laut, worin zwei Vokale so verschmelzen, daß sie mit einer Offnung des Mundes ausgesprochen werden, vergl. Doppellauter (s. d.), das Zeichen für den D., ugw.: Freund und Doppellauter [andres Ich]. Zelter 4, 291 etc. —
Eīn-: eintöniger Laut, Monotonie: Das Mühlrad pfeift im öden Thal, dein kaltes Ohr beleidigt der ewige E. LPHahn Hohen. 13. — Gǟhn- [3]: Hiatus. Campe. — Gāūmen- [3]: Man unterscheidet die Konsonanten nach den bei ihrer Hervorbringung besonders thätigen Organen und spricht so z. B. von Gaumen-, Gurgel-, von Kehl-, Lippen-, Nasen-, Zahn-, Zungen-L–en etc. und -Lautern (den Zeichen dafür), vergl. Schließ-L. 1. —
Gêgen-: ein entgegenschallender, z. B. = Widerhall; ferner = Antwort: Mit fürchterlicher Stimme | gebeut er: öffne mir! Kein G. erschallt. Cham. —
Gēīß-: das Meckern oder ein ähnlicher Laut, z. B. bei Jckelsamer das „e“. —
Gēīster-: der von Geistern ertönt etc.: Sie horchen dem verhallenden G., der aus der Zerstörung herauftönt. V. —
Glēīch-: die Übereinstim- uung des Lauts, auch übertr., vgl. Einklang, Konsonanz: Ich hörte in alle Dem den G. des Tons, meiner Art zu lieben. JGJacobi Ir. 3, 101 etc. —
Glócken-: Ton der geläuteten Glocke etc. Ramler F. 3, 128; W. 11, 226. —
Grúnd-: nam. [3] ein Laut, insofern er einer Sprache, einer Silbe, andern Lauten zu Grunde liegt, z. B.: Das Schwerfällige, Rauhe und Ungestüme, das gleichsam die G–e der Sprache unsrer alten Vorfahren ausmacht. W. 33, 307, ferner s. Jn-, Selbst-, Um-L. —
Gúrgel-: s. Gaumen-L.: Sause-, Zisch-, Preß-, Nasen- und G–e. Immermann M. 1, 148 etc. — Hálb- [3]: Semivokal, Bez. der „flüssigen Mit-L–e“ (l, m, n, r), wozu auch die Zisch-L–e etc. gezogen werden können (s, sch etc.), insofern sie auch einigermaßen ohne Vokale tönen, vgl. Schließ-L. 1. —
Hárfen-: Kerner 240. — Hāūch- [3]: der durch Hauchen erzeugt wird, Aspirata, insonderheit das „h“. — Hāūpt- [3]: s. Grund-L. — Hérzens- [2]: aus dem Herzen kommender Laut: Von allen H–en ruft dich keiner mehr zurück. Hölderlin H. 2, 78. — Hílfs- [3]: s. Mit-L. —
Húnds-: vgl. Geiß-L. und marren, der Laut „r“: Die deutsche Sprache . . in ihren so häufigen Hunds- und Zisch-L–en (r, s, sch). W. 33, 307. — In- [3]: der Grund- oder Selbstlaut einer Silbe in Bezug auf den An-L. (die vorangehnden) und den Aus-L. (die folgenden Mit- L–e): In ,,Trift“ ist ,i“ der I., „tr“ der An-L., „ft“ der Aus-l.; in „Auge“ sind beide Silben ohne konsonantischen Aus-l., die erste auch ohne An-l., wonach, streng genommen, auch „au“ und „e“ wohl als Grund-L–e, aber nicht als J–e zu bezeichnen sind. —
Jūbel-: jubelnder Laut. B. 3b, s. Klage-, Wonne-L. etc. —
Kêhl-: s. Gaumen-L. G. 20, 151. —
Kêhr-: Refrain. V. Sh. 2, 624. —
Klāge-: vgl. Jubel-, Wonne-L.: Bevor mein letzter K. verklungen. Cham. 4, 162. —
Líppen-: s. Gaumen- L. —
Míß-: mißtönender Laut, im Ggstz. der Harmonie etc.: O scharfer M. dies Wort hier und jetzt. Cham. 4, 181; Was dir heute M. dünkt, ist morgen Harmonie. H. 13, 99; Jeden Wohlklang, jeden M. in der Tiefe meines Wesens. Hölderlin H. 1, 109; IP. 2, 140; Meint ihr, die Harmonie der Welt werde durch diesen gottlosen M. gewinnen? Sch. 143b; Alles, was .. mit der gesunden Vernunft . .. einen M. macht, d. i. Alles, was ungereimt ist. W. 7, 181 etc. —
Mít-: Konsonant, im Ggstz. zum Selbst- L. oder Vokal und dazu: Mit- und Selbstlauter (z. B. Forster R. 1, 195; G. 2, 199 etc.) für die Zeichen. Andre g* Verdeutschungen für Vokal Grund-, Stimm- und Ur-L., für Konsonant bei Campe Bestimmungs-L. u. ä. m., die wenig Aufnahme gefunden. —
Míttel-: der zwischen andern in der Mitte steht, s. Halb-, Um- und Zwischen- L. —
Nāch-: nachtönender Laut: Wenn Ihre Vorrede vorlaut ist, so ist meine Rede wohl N. IP. Freih. 17. —
Nāsen-: s. Gaumen-L. —
Nêben-: im Ggstz. zum Grund- oder Haupt-L. — Préß- [3]: s. Gurgel-L., durch Pressen oder Stemmen eines Theils der Sprachwerkzeuge an einen andern hervorgebracht, „Stemm- L.“ —
Sāūse-: sausender Laut, nam. [3], s. Gaumen-L. — Schlīēß- [3]:
1) Laute, zu deren Hervorbringung der Mund z. B. durch die Lippen oder die Zähne oder die an den Gaumen gelegte Zunge geschlossen und dann plötzlich durchbrochen wird, die sog. stummen Konsonanten, im Ggstz. zu den Halb-L–en. —
2) Schluß-L., eine Silbe etc. schließend, vgl. Aus-L. — Sélbst-: s. Mit-L.: Wir haben hochdeutsch fünf reine S–e, a, e, i, o, u, vgl. Doppel- und Um-L. — Stánd-: s. Zsstzg. von I. — Stémm-: Preß-L. — Stímm-: s. Mit-L. M. 1, 147, auch „Stimmer“. 2, 5 etc. — Ǖbel-: übeltönender Laut, vergl. Miß-L.: Nicht alle Härte übrigens ist U., sowie nicht immer das Weiche Wohl-L. ist. 13, 331; M. 3, 43. — Um-: ein getrübter Selbst-L., der zur Bez. grammat. Vhe aus einem Grund-L. hervorgegangen, versch. vom Ab-L., der ein reiner Selbst-L. (s. d.) ist: Á, ö, ü, äu sind die U–e von a, o, u, au, bei auch „Mittel-L.“ — ūr-: s. Mit-L. — Ver- [4]: gewöhnl. nur in der Wendung: Dem V. nach, wie verlautet. — Vōr-:
1) ein Laut, insofern er etwas Nachfolgendes ankündet, vergl. Vorzeichen etc.: Hörte man Wimmern in der Luft ..., V–e blutiger Begebenheiten. 295b; 296b; Das ist nur so ’n kleiner V. [vergl. Vorschmack] des Lohns. 3, 75 etc. —
2) (s. unter den Zsstzg. von I. vorlaut) das Lautwerden vor Andern: Die Gäste im Besitz des V–s. 58) 2, 147 = die tonangebenden im Theater. — Wāhn- [2]: Äußerung, die auf einem Wahn beruht: Diesen süßen W. 15, 31. — Wáld-: z. B. bei Singvögeln der Laut, den sie von Natur im Freien, im Walde hören lassen, z. B. vom Dompfaff. 2, 435 etc. — Wēh-: s. Jubel-L.: Mischend ein in seine Klage | ihren Kummer, ihren W. SW. 2, 253; 4, 144 etc. — Wīēgen-: vergl. Wiegenlied. B. 186. — Wínd- [1]: Der seufzende W. durch die Ritzen des Thurms. 135a etc. — Wōhl- (vgl. Wohlklang und als Ggstz. Übel-L.): das Wohllauten (o. Mz.) und etwas Wohllautendes: Dem Meister alles W–s. SW. 2, 252; Ich vertraue, daß dein Äußres nicht, | nicht deiner Worte W. lügen kann. 13, 354; O daß .. | kein Laut den W. [das Lied der Nachtigall] unterbrechen möchte! F. 3, 8; Die harten Übelklänge unserer nordischen Muttersprache verschmelzen auf ihrer Zunge in den weichen und süßen W. der italiänischen etc. Luc. 33; W–e wie liebender Nachtigallen | tönten. 3, 14. Auch (s. Euphemismus): Der Kriegsgebrauch . ., den man des W–s wegen Recht nennt. Mös. 22. — Wónne-: s. Jubel-L.: Klag- und W. 1, 193. — Wórt- [4]: der wortgetreue Inhalt: Der W. der Depesche etc. — Zāhn-: s. Gaumen-L. — Zísch-: zischender Laut, s. Gaumen-, Hunds-L. — Zítter-: zitternder Laut, nam. [3] das „r“. — Zórn-: Laut, den der Zorn erregt. Od. 1, 276; In abgebrochnen Zornes-L–en widerbelferte sie ihm. 6, 163 etc. — Zúngen-: s. Gaumen-L. — Zusámmen-: das Zusammenlauten, der Zusammenklang. — Zwíschen-: s. Mittel-L., z. B. bei das ,,j“ als zwischen Selbst- und Mit-L–en stehend — u. ä. m.
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