Faksimile 0060 | Seite 58
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laut
I. Laūt, a. –est:
hörbar, vernehmlich, nam. (im Ggstz. zu „,leise“) stark schallend: Laut [Ggstz. still, im Herzen] beten, seufzen, weinen, lachen; L–e Gebete, Seufzer; Ein l–es (vernehmliches) Ja; L. sprechen, rufen, zanken; L. oder l.-auf (s. Auf 2c) schreien, jauchzen, jubeln, kreischen; Mit l–er Stimme; Ein l–es Geschrei, Getöse, Gezänk, Getümmel; L–er Jubel, Streit, Applaus, Beifall; L. erschallend. G. 10, 275; L. rief er ihm [dem Roß], sonst kam’s auf leisen Ruf herbei. Rückert Rost. 3a; Was man am Hofe leise flüstert, sich | im Lande l. erzählt. Sch. 338a; Keine l–e | noch stumme Klage [soll] in das Herz dir schneiden. 514a etc. Auch übertr.: Etwas schreit (s. d.) l. um Rache, um Abhilfe etc.; Durch redliche Antwort erfahret ihr oder durch l–es [vgl. beredtes] | Schweigen, was etc. Kl. Od. 2, 139, insofern das Schweigen deutlich und vernehmlich das Auszusprechende verkündet; Bei diesem l–en [stark ausgesprochnen, unverkennbaren] Berufe zum Genuß. Sch. 261b; Das war deutsch (s. d. 2) und l. [verständlich etc.]. Müllner 7, 107 etc.; Mag es Geräusch erregen, nicht der l–e, | nur der gerechte Tadel kann verletzen. Sch. 414b etc.; Man darf nicht l. [öffentlich] davon sprechen. So auch nam. in der Verbind. mit werden (u. machen) = öffentlich bekannt, kund (s. d., vgl. publik, ruchbar, kundbar), nach heutigem Gebrauch von Etwas, das heimlich bleiben sollte: Wie ist Das l. worden? 2. Mos. 2, 14; Er fürchtet, daß es laut bei Hofe werde. G. 8, 24; Jch mache l., was ihre List verhehlet. Sch. 30a etc., dagegen veralt.: Da nun das Gebot und Gesetz des Königs l. ward. Esth. 2, 8; Sie ließen es l. werden und ausrufen in allen ihren Städten. Neh. 8, 15. Dagegen: Etwas l. werden lassen, das eine Zeit lang Zurückgehaltne oder Verschwiegne äußern, z. B.: Seine Empfindungen, Wünsche, Hoffnungen etc. l. werden lassen, auch refl.: Was wir durch dich empfunden und geschaut, | macht sich in eitler Schilderung nicht l. Schwab 107, giebt sich darin nicht mit lauten, tönenden Worten kund, ferner weidm.: L. sein oder werden (auch: L. geben oder ausgeben, wo aber L. wohl als Obj. zu fassen ist, s. II 2), von Hunden = bellen, anschlagen; von den Treibern = schreien; von den Jägern = schreien oder ins Horn stoßen; Der Jäger ist l. von Horn und Hals, kann l. blasen und schrein; Es oder das Wetter ist l., bei Frost ohne Schnee und ruhiger Luft, wo das Geräusch des Wilds und der Jäger weit hörbar ist; Der Schnee ist l., knarrt, wenn man drauf tritt etc.
Anm. S. lauschen, Anm. und nam. Schm. 2, 515 ff., wo mundartl. Übertr. von dem Sinn des Gehörs auf die andern angegeben sind, vgl. Pracht und Brassen, Anm., vgl. mit dem dort angegebnen rothbrächt: Lautprächt [lautbar]. Stumpf 399b.
Zsstzg. z. B.: Bāūch-: Von einer b–en Kolik geplagt. Hippel 8, 12, die sich in Tönen des Bauchs hörbar macht.
Dónner-: laut wie der Donner. Kosegarten Po. 1, 247. Fǟhrte(n)-, Frēī-: weidm.: vor-l. (s. d.) vom Jäger, im Ansprechen der Fährte, und vom Hunde, der zu hitzig bellt.
Freude-: Er rief ihr .. | f. entgegen. Kl. M. 19, 908, laut und freudig, s. wonne-l.
Gréll-: grell tönend. Gutzkow R. 9, 455. Hálb- (⏑ –, s. halb, Anmerk. 3): in den Bart gebrummt etc.: Er greinte und sagte h. für sich etc. Immermann M. 3, 421 etc., vergl. klein-l.
Héll-: hell und laut: Sang h. Arnim 387; Wenn die Tugend in den Nöthen | h. rufet mit Drommeten. Ders.; Unter h–em Geschrei. Schütze HambTh. 61.
Hōch-: sehr laut: Er spricht immer h. W. Att. Mus. 2, 2, 31; 40.
Kárg-: wortkarg: Sei doch nicht so k.; sage mir, wie geht’s ihnen? B. 309a; Der k–e Dichter. V. Ländl. 2, 417; H. 2, 144; Sh. 3, 376 etc. Dazu: Seine Karglautheit über den Inhalt. Myth. 1, 8 und: Karglautigkeit.
Klēīn-: schwach lautend: K. tönte die Stimme | her aus der Fluth und so nah er dabei war, schien er entfernet. V. Th. 13, 59, gw. übertr.: ohne Muth zur entschiednen auf volles Selbstvertrauen sich stützenden Außerung, kleinmüthig: Da aber die Jugend vor-l., das Alter aber k. ewig sein wird etc. G. 3, 246, nam. von Einem, der den lauten Ton übermüthiger Prahlerei gedemüthigt und niedergeschlagen herabstimmt: K. werden; In die Erde hätt’ er mögen kriechen | . . K. tritt er zu den Spießgesellen. Reithard 39 etc. Dazu: K–heit; K–igkeit.
Schéllen-: Kein sch–er Thor. G. 11, 26, mit lauten Worten wie „eine klingende Schelle“ (1. Kor. 13, 1), mit Anspielung auf die Schellen der Narrenkappe.
Stánd-: weidm.: Der Saufinder ist st. oder giebt St., wenn er die Sau verbellt und nicht fortlässt. Laube Br. 289.
Stúrm-: laut wie Sturm: St–er Freiheitsschwung. V.
Über-: übermäßig laut, sehr laut: Ü. lachen. Sir. 21, 20; W. 1, 31; 3, 40; 10, 44; rufen (15, 254), sprechen (189); So ü., daß man sein eigen Wort nicht hören konnte. Forster R. 1, 233; Ü. versetzte der Dachs: Herr König etc. G. 5, 153; 22, 35; Wie ü–e Hühner gluchzen. Musäus Ph. 1, 151 etc.
Vōr-: voreilig laut werdend, z.B. (weidm.): V., zu früh laut bei den Hunden, auch weid-l. genannt. Laube Brev. 298; Daß er [der Weidmann] nicht so gleich frei hinaus oder, wie man es zu nennen pflegt, vorl. anspreche, wenn er nur eine Fährte sieht, sondern er muß mehrere Fährten hinter einander besehen. Döbel 1, 8 etc., ferner z. B.: Jch habe sie bei den Kapucinern untergebracht, wo auch kein v–er Sonnenstrahl sie ausspionieren soll. Sch. 163b, vorwitzig sich eindrängend etc. und nam. von Pers.: naseweis und vorwitzig mit ihren Außerungen sich vordrängend: Sein Sie nicht böse, gnädiger Herr, daß wir so vorl. sind. G. 10, 113; In guter Gesellschaft ist es billig, daß Niemand vorl. werde. 32, 103; „Jungfer V.!“ Ich will Ihnen was vorlauten, daß Ihnen die Ohren gellen sollen. Gutzkow Otfr. 71; Sie waren sonst so vorl. und sind jetzt so nachstill. Heine Reis. 4, 319; V–es Wesen etc.; Die V–heit; Verwies dem muthwilligen Knaben seine V–igkeit. Auerbach Dicht. 1, 38, vgl. unter den Zsstzg. von II. Vorlaut 2.
Wáffen-: von Waffen ertönend, schallend: Die w–e Burg. FSchlegel Al. 65.
Wēīd-: s. vor-l.
Wónne-: Der w–en | Wachtel Schlag. Kosegarten Po. 1, 206, die in Wonne laut wird, s. freude-l.