Faksimile 0057 | Seite 55
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Laüge
II. Lāüge, f.; –n; –n-:
1) bei Einigen = Alkali (s. d.): Die wahren Alkalien oder L–n. Oken 1, 117; 2, 107.
2) (s. 1) gw. eine Lösung von Alkalien im Wasser, z. B.: Kali-, Natron-L. etc. (s. 3).
3) (s. 2) L., Aschen-L., die mit Kali imprägnierte Flüssigkeit, die man durch Aufguß von Wasser auf Asche erhält und die namentl. zum Waschen und Bäuchen (s. d.) dient, z. B.: Eine L. ansetzen, anstellen; Die Kupferstecher kochen die Kupferplatte, um sie von der Schwärze zu reinigen, in einer mit Schmelzglas zubereiteten L.; Das Wasser werde so lange durch die Asche geseihet und durchgegossen, bis gar L–n daraus werde. Zinkgräf 1, 159 etc., s. 9.
4) ein mit einem Salz imprägniertes Wasser, z. B.: Alaun-, Kalk-, Salpeter-, Vitriol-L. etc., so nam. auch (Salzw.): L., Salz-L. = Soole. Dichterisch: Den glatt gespült der Brandung L. [s. 8]. Freiligrath SW. 5, 196.
5) (s. 4) die Brühe oder Lake (s. d.) beim Pökelfleisch etc.
6) Färb.: die Brühe der Blauküpe.
7) Gärb.: eine Brühe zum Beizen der zu färbenden Saffiane. 8) überh. eine scharfe ätzende Flüssigkeit, so z. B. scherzh. = Harn, s. Kammer-L.; ferner: Bez. einer unreinen, schlechten, trüb aussehenden Flüssigkeit, z. B. verächtl. vom Kaffe: Die Mode, eine schwarze L. zu trinken. Möser Ph. 1, 118 etc.; Eine feine braune L. aus den Morastpflanzentheilen. Kohl Irl. 1, 28 etc. und übertr.: Das hilft dir aus der L. [Patsche]. Möricke Moz. 58 etc., s. Mistlake. 9) (s. nam. 3) sprchw. als Bild ätzenden Spottes und Hohns oder scharfer Behandlung etc.: Auf einen grindigen (s. d. und Grind) Kopf gehört scharfe L. Schottel 1142b; Einen den Kopf (s. d. 2d) mit scharfer L. waschen. Gotthelf U. 2, 177; So sollt Ew. kardin. Heiligkeit Bad und L. kriegen. Luther 6, 361a; Die L. der Verhöhnung, die der Meister über mich herabgeußt. Heine Verm. 1, 118; Daß ... meine antiquarischen Briefe keine bloße L. für Klotzen werden. L. (an Kästner 7. Jan. 1769); Ich bereite ihm aber eine andere und schärfere L. zu, die desto besser wirken wird, weil sie ihm ganz unversehens über den Kopf kommen soll. W. 14, 56; Die bis auf die Knochen brennende L., womit er die wahnsinnigen Dichter übergießt. HBr. 2, 185 etc.
Anm. Ahd. louga, mhd. louge in Bed. 3 (und 9), vergl. altnord. laug, das Bad, lauga, baden, waschen und auslaugen.
Zsstzg. s. 2 und 4, ferner z.B.: Ätz-: nam. wäßrige Lösung von Atzkali oder Kalihydrat.
Blūt-: die Lauge, die beim Glühen stickstoffhaltiger organischer Stoffe z. B. des Bluts, mit Kali und Eisen entsteht und woraus man durch Eindampfen das nam. zur Darstellung von Berlinerblau dienende B–n-Salz erhält, s. Karmarsch 1, 178—189; Um aus der B. das wenige Berlinerblau zu gewinnen. Musäus Ph. 4, 289. Grínd-, Hāār-: Kopf-L., s. [9], zum Waschen des DD grindigen Kopfs.
Héck-: Mutter-L. Kámmer- [8]: Harn, vergl. Kammertopf. Schlegel Sh. 6, 41.
Kópf-: s. Grind-L.
Mēīster-: Seifensieder-L.
Mútter-: die über den niedergeschlagnen Krystallen (gleichsam als den Kindern der Lauge) zurückbleibende Flüssigkeit, z.B. in Salz- (Karmarsch 2, 467), Alaun- (1, 23), Salpetersiedereien (3, 68) etc., auch ,,Heck-L.“
Rōh-: die rohe, noch nicht geläuterte oder weiter verarbeitete Lauge. ebd.
Schlámm-: Vitriol-L.
Sēīfensieder-: Lauge [2; 3], wie sie zum Seifekochen dient.
Sétz-: nam. die zu der aus der Salpetererde ausgelaugten Flüssigkeit hinzugesetzte Aschen-L., mittels deren die Salpetersäure an den Kali gebunden wird.
Unter-: in der Seife enthaltene überschüssige Lauge. Karmarsch 3, 258; 2, 480 etc.
Wásch-:
1) Lauge [3] zum Waschen.
2) [2] durch Waschen des Alaunmehls erhaltene Alaun-L.