lau
II. Lāū, a. –est:
1) thauwarm; von milder, gelinder Temperatur, so daß es thaut, nicht friert etc.: L–es Wetter; L–e Luft 3, 155; 1, 241; 10, 84); In dieser feucht-l–en Luft. Mar. 1, 106; L–er Wind. Garb. 120 etc., z. B.: West. 1, 96; Gd. 63 etc.; Süd. 1, 408 etc.; Fahrwindl–es Gesäusels. Od. 5, 268; Alle Lüfte säuseln l–er. 54; L–er Regen. 80; Wo sind | die Wintertage l–er. HBr. 1, 165, auch: Ein stilles Thal . ., | l. wie der Hain, wo etc. 12, 227. Ferner (s. 3): Was ist ein Vorsatz, was Beständigkeit, | was Männertreue, wenn in einer lauen | Minute eine 60jähr’ge Regel | wie eines Weibes Laune schmilzt? 307a. —
2) (s. 1) ein wenig warm, nicht heiß: Das Wasser, die Milch ist l., l.-warm; Sein Purpur färbet sich mit l–em Bürgerblut. 49; Ich soll zuerst ins Bad, ob’s l. ist oder heiß. 6, 180; Von blauen Äderchen im l–en Schnee [im weißen warmen Körper] durchirrt. 1, 240 etc. —
3) übertr., Ggstz. von heiß (s. d.) oder warm (vgl. kalt 2): nur wenig Feuer (s. d. 5f), Eifer, Theilnahme habend, matt, flau, unentschieden etc.: Offenb. 3, 16; L–er und gleichgültiger. Br. 1, 478; Unser Kurfürst wird l. gegen die gute Sache. 2, 140; L–e Unparteilichkeit. Verm. 1, 13; Mit immer l–er Liebe. Po. 2, 177; L, ist schlimmer noch als kalt. Nath. 5, 5; Da deine Liebe l. geworden. 2, 65; L–er kämpfen. 92; L–e und flaue Empfindungen. NKr. 2, 385; Die Gemsen ziehen matt die Beine nach sich, sie sind „l.“ Th. 366 und A. 1, 54 ff.; Träg und l. W. 10, 63; Daß der Wärmemesser | von seiner Liebe bis auf l. | zu fallen droht. 12, 38 etc. Auch: In Etwas l. (11, 246), zu l. Dian. 2, 6) sein, Einen l. machen 4, 82), = gleichgültig etc.
Anm. Ahd. lâo, mhd. lâ (Gen. lâwes), vgl. Lawine, Anm. — Dazu:
1) das Abstr. = das Lausein: Willig trug ich ihre Laun’ und Laue [ahd. lâwî]. Rh. 3, 352, öfter: Mit einer sträflichen Lauheit getrieben. Soll 1, 236; Lauheit, die man uns wollte angemerkt haben. 19, 140; Zu der Lauheit und der Flauheit | deiner Seele. Reis. 1, 64 etc. oder: Lauigkeit. Br. 2, 338; R. 7, 86; Kl. 3, 158; Die Lauigkeit gegen Dasselbe. 6, 448; 3, 130; 17, 33; 23, 58 etc. —
2) Lauen, intr. (haben): lau sein oder werden, z. B.: Das Wasser lauet noch ein wenig. So es anfacht „lawen“ [anfängt zu lauen], so feim die Unsauberkeit oben ab. Büchsenmeisterei 16 etc., auch = thauen, s. 2, 406 und veralt.: Fiel er ihm ins Angesicht ohn Laugen [Zögern]. G. 2, 85 etc., häufiger: Erlauen, intr. (sein): lau werden, z. B.: Nichts gewöhnlicher als das Erlauen und Erkalten in einem nur wenig vorgerückten Alter. Br. 1, 403; Rh. 3, 329; Als das junge Jahr erlaute. 380; 2, 36; Po. 1, 292; 294 etc.; [Da] war die Hitze schon erlau’t. Mak. 1, 160 etc. und tr.: Fern von der Sonn’ erlauendem Strahl. Rh. 3, 89 etc. —
3) Laulich, a. = lau: Ein laulicher Wind. 1, 275; Benetzt von dem laulichen Wogenschwall. 2, 211; Aus der Quelle geschöpft, ist der Trunk noch eins so erquickend als aus dem laulichen Weiher. Myth. 1, 23, vgl. Gd. 3, 56; Den wir sauber | wuschen in laulichem Wasser. Od. 24, 45 etc. und übertr.: Lieber eiskalt als laulich! R. 7, 223; Allenthalben eine Mattigkeit, ein lauliches Wesen. sohn 4, 2, 167; Daß das Wohlwollen um so schwächer und laulicher werde. 764b; Der die Partei des Hofes nur laulich nahm. 846b; So laulich, so zerstreut. 11, 166 etc.; Laulich t. Pr. 105 etc. — Dazu: Laulichkeit. Sch. 113; (58) 2, 147; F. 6; M. 10, 292. —
4) Lauling, m., –(e)s; –e: ein lauer Mensch, Indifferentist.
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