Last
Láſt, f.; –en; -: das mit ſeinem Gewicht auf Et-
was Drückende und — das Gewicht des ſoDrückenden:
1) das von lebenden Weſen (Menſchen oder Thieren)
körperlich zu Tragende, in Bezug auf ſeine größre oder
geringre Schwere — welcher Begriff zuw. etwas zu-
rücktritt —, vgl. Bürde (1 und Anm.): Jemand oder
ein Laſtthier trägt eine L. oder L–en, eine große oder geringe,
ſchwere, drückende oder leichte L.; Die L. kaum ſchleppen kön-
nen; Mit der leichten L. hurtig davon rennen; Sich an einer
L. müde tragen; Unter der L. keuchen, erliegen, (zu Boden)
ſtürzen; Einem eine L. aufladen, aufbürden, auf die Schulter
legen; Einem die L. abnehmen ꝛc.; Ich bin allein genug, der
Göttin Bild | auf wohlgeübten Schultern wegzutragen. | Wie
ſehn’ ich mich nach der erwünſchten L.! G. 13, 64; Die
ſchöne L. aus deinen theuern Händen | empfang’ ich knieend
auf mein ſchwaches Haupt. 111 [den Dichterkranz] ꝛc. —
a) ſelten von der Leibesbürde (ſ. Bürde 2): Noch iſt
meine Frau ihre L. nicht los [entbunden]. Merck’s Br. 1,
113 (Schloſer). — 2) das mit ſeinem Gewicht auf einen
Ggſtd. Drückende, z. B.: a) (Mechan.) im Ggſtz.
der Kraft (ſ. d. 6) alles dadurch zu Bewegende, zu
Hebende, zu Haltende: Mittels des Hebels eine L. bewe-
gen ꝛc. — b) nam. in Bezug auf die Fortbewegung,
das Fortſchaffen: Die L. auf einen Wagen, Schlitten,
Kahn, in ein Schiff laden; Mit großem Schaden .. der L.
[Ladung] und des Schiffs. Ap. 27, 10 ꝛc. — c) (ſelten):
Sie blieben Alle verſtummend | ſitzen und wie von dem Don-
ner gerührt | hinſtarrende L–en. Kl. M. 4, 102, Körper
ohne Geiſt, todte Maſſen. — d) das Gewicht, womit
Etwas auf einen Ggſtd. drückt, die Schwere: Steine
haben eine große L.; Die Säule iſt zu ſchwach für die L. des-
Gebäudes, das ſie tragen ſoll ꝛc. — 3) als ein Maß —
u. als ſolches gw. mit uv. Mz. — zu 1 u. 2b, z. B.:
[Dort] | lag das Elfenbein, es bürdet Aſſad | eine L. ſich
auf, ſoviel die Schulter | tragen mochte. Platen 4, 319;
Eine L., ſoviel zwei Maulthiere tragen. 2. Kön. 5, 17;
Allerlei Güter . ., vierzig Kamele L. 8, 9 (ſ. Saum-L.);
Eine L. Silbers. 2. Chr. 17, 11. — a) als ein nach Ort
und Zeit wechſelndes Maß für trockne und flüſſige
Dinge, z. B. für Wein, Bier, Kohlen, Torf (z. B.:
Die kleinen Torfkähne, die nur 4 Laſten führen. Niebuhr
Nachgel. 256) und nam. für Getreide (vgl. Sack-L.),
z. B. in Hamburg, Danzig ꝛc. = 90 Scheffel ꝛc.:
Wenn ich nur ein hundert L. losſchlage. Möſer Ph. 2, 54;
Hunderte von L–en. 45, und dann auch: ein Flächenmaß
artbaren Landes, ſoviel zur Ausſaat einer L. Getreide
gehört, z. B.: 12 bis 13 L. jährliche Ausſaat. Arndt E.
24; Daß der Umfang wohl 1000 L. Rocken Einfall hält.
Sturz 2, 403 ꝛc. — b) L. (Schiff-L.) das Maß, nach
welchem die Schiffe ausgemeſſen werden, es beträgt an
den meiſten Ortern 4000 Pfund des Handelsgewichts.
Bobrik, vgl. Kommerz-L. — c) mundartl. = Menge,
z. B.: Eine L. Geldes, Menſchen ꝛc. Adelung u. Schm. —
4) übrtr. zu 1 und 2c: etwas zu Tragendes, nam.
etwas Drückendes, Beſchwerliches, in welchem Sinne
die meiſten unter 1 angegebnen Wendungen ebenfalls
gelten, ferner z. B.: Etwas oder Jemand iſt Einem eine.
L. (2. Sam. 15, 33) oder zur L.; Sich ſelbſt eine (Hiob 7,
20) oder zur L. ſein; Einem zur L. fallen (ſ. d. 1d); So
fiel ich Allen und mir ſelbſt zur L. Cham. 6, 286; Die ganze
L. von Etwas (auf dem Hals) haben, tragen, auf ſich neh-
men; Die L. von ſich, von ſeinen Schultern, — auf Jemand,
auf deſſen Schultern, Hals wälzen; Einem die L. abnehmen
und ſie ſich aufladen, aufbürden; Einem viel L. machen; Seine
liebe (ſ. d.) L. und Noth mit (od. von) Etwas haben; Moſe
ging aus zu ſeinen Brüdern und ſah ihre L. 2. Moſ. 2, 11;
Ich will euch ausführen von euren L–en in Ägypten. 6, 6;
Ihr beladet die Menſchen mit unerträglichen Bürden und
L–en. Luk. 11, 46; Du haſt das Joch (ſ. d. 2) ihrer L.
zerbrochen. Jeſ. 9, 5; Mein Joch iſt ſanft und meine L. [die
ich auflege] iſt leicht. Matth. 11, 30; Haben des Tages L.
und Hitze getragen. 20, 12 ꝛc.; Du weißt nicht, welche L.|
du, Guter, an 40 Kamelen dir aufgebürdet haſt. Cham. 3,
315; Drückt ihn annoch des Lebens L.? 287; Sein Kreuz
(ſ. d.) tragen .. | Doch ſind der Menſchen L. und Leid ver-
ſchieden. 4, 32; Ihr Brief hat mir eine große L. vom Herzen
gewälzt. G. 26, 9; Träume, die der Welt | unüberwindlich
große L. | auf eine Menſchenbruſt zerknirſchend wälzen. 13,
251; Die L. [der Schulden] von einer Achſel (ſ. d. 2)
auf die andre legen. Gotthelf U. 2, 318; Sein Gemüth ar-
beitete unter der L. ſchwerer Erinnerungen. Immermann M.
3, 156; Sich unter der L. der Drangſale muthig aufrichten.
L. 13, 46; Du ſollt’ſt die Jugend mir erneun und häufſt|
mir nur der Jahre L. Tieck Cymb. 1, 2 ꝛc. — Dazu:
a) Einem Etwas zur L. legen, ihn tadeln wegen einer
Schuld, die er trägt: Auch die Freiheiten, die ſich Beranger
manchmal mit der Sprache erlaubt, rechnet er ihm zum Vor-
wurf an, nicht ahnend, daß man ihm grade das Gegentheil
zur L. legen könnte. Hartmann BB. 76; L. 12, 6; Er ent-
ſchuldigt, was ihm ſonſt noch zur L. gelegt werden möchte.
JvMüller 10, 80 ꝛc. — b) (bibl.) Dies iſt die L. über
Babel ꝛc., das Schwere, was ſie treffen ſoll oder wird.
Jeſ. 13, 1 u. o. — c) Rechtsſpr.: (nam. in Mz.)
Abgaben und ähnliche Verbindlichkeiten ꝛc.: Alle dem
Gute anhangenden L–en . ., es mögen Steuern oder Frohn-
leiſtungen oder Zehenden oder andere auf dem Gute haftende
Abgaben ſein. Glück Pand. 8, 409, ſ. Ob-L. und Real-,
Reihe-L.: Bürgerliche L–en; Man forderte Erleichterung
von den vorigen L–en, wo man ſich neuen unterziehen ſollte.
Sch. 970b ꝛc.
Anm. S. laden, Anm. Vralt. masc., z. B. Eppendorf
66; 149; Mattheſius Pr. 104 (neben fem. 132); Ryff Th.
9; HSachs G. 2, 196; Schaidenreißer 37a: Weidner 54;
56; Zinkgräf 1, 41; Zwingli 3, 3 ꝛc., vgl. Ballaſt.
Zſſtzg. vielfach, — vgl. nam. für die leicht zu meh-
renden Hw. als Bſtw. die von Bürde 1, — z. B.:
Ámts-. — Arbeits-: Erholung für die Mühe und
A. der andern geſchäftigen Wochentage. Stahr Weim. 265 ꝛc.
— Bál-: ſ. unter „B“. — Bāūer- [4c]: B–en,
bäuerliche Abgaben. Möſer Ph. 3, 268; 323 ꝛc., ähn-
lich: Bürger-L–en ꝛc. — Bēī-: (Schiff.) Waaren, die
auf Kauffahrteiſchiffen der Kapitän und die Schiffs-
mannſchaft für ihre Rechnung mitnehmen dürfen. —
Bérges-: eine Laſt von dem Gewicht eines Bergs,
z. B.: Wie B–en fällt’s von meinem Herzen. Sch. 429a,
ähnlich: Blei-, Centner-, Felſen-L. ꝛc. — Beſchwê-
rungs-: womit Etwas beſchwert wird, nam. etwas
ſonſt zu Leichtes. Auerbach D. 163. — Blēī-: ſ. Ber-
ges-L. — Bürger-: ſ. Bauer-L. — Céntner-:
ſchwere Laſt: Daß die C. der Noth in die hundert Pfunde
mannigfaltiger Nöthen zerſchlagen worden iſt. Börne 3, 356;
Haller 8; Worin ich dem ganzen Lumpengeſindel die C. mei-
ner Überlegenheit fühlen laſſe. Platen 7, 146 ꝛc., ſ. Ber-
ges-L. — Dēīch- [4c]: die Koſten, Beiträge zur Er-
haltung des Deichs. — Eīs-: Jedes Jahrhundert ver-
gräbt ſie tiefer in Schnee und E–en [laſtende Eismaſſen].
Tſchudi Th. 219, ſ. Flocken-L. — Erden-: irdiſche.
Sch. 73a. — Erweīſungs-: die Laſt, Beſchwerlich-
keit, Etwas zu erweiſen. W. 10, 31. — Félſen-:
ſ. Berges-L.: Wenn Unerträgliches, mit F. | herbei ſich
wälzend, ihn bedrohend ſchlich..G. 13, 297. — Flócken-:
ſ. Eis-L.: Wie kaum noch unter der F. | der Wald ſich
aufringt. V. H. 1, 32. — Gewíſſens-: etwas das
Gewiſſen ſehr Beſchwerendes ꝛc.: Von einer großen G.
befreit. G. Br. 441a. — Gǖter-: Seine Gläubiger los-
zuwerden, die G. abzuſchütteln. G. 18, 236, ſ. [4c]. —
Háft-: bei Campe = Servitut. — Hínter- [2b]:
die auf den hintern Theil eines Wagens, Schiffs ꝛc.
geladne Laſt, Ggſtz. Vorder-L. — Kommérz-: im
Ggſtz. der gw. Schiffs-L. 6000 Pfund. — Jám-
mer-: In ihren tauſend Plagen | und großen J. PGerhard
(Wackernagel 2, 469). — Krīēgs-: durch den Krieg
veranlaßte Laſt, Beſchwerde ꝛc., nam. [49]. G. 26,
289 ꝛc. — Kúmmer-: ſ. Jammer-L. — Ob- [4c]:
auf Etwas haftende Laſten: Hofdienſte und O–en, die auf
den Bauerhöfen ruhten. Auerbach Gv. 543. — Hber-
[2b]: Laſt des obern Raums, bei Flößen, Schiffen ꝛc.
Ggſtz.: Unter-L. — Reāl- [4c]: Laſten, die an einer
Sache haften, im Ggſtz. der perſönl. Laſten. — Re-
gīērungs-: Laſt, welche das Regieren Einem macht:
Der beſchwerlichen R. müde. W. 14, 81. — Rēīhe-
[4c]: R–en, die Jeder nach ſeiner Ordnung [der Reihe
nach] mit übernehmen muß. Möſer Ph. 1, 78; 2, 61. —
Sáck- [3a]: Getreidemaß, größer als die gw. Laſt.
— Sāūm- [3]: ein Maß als die gw. Ladung eines
Saumthiers, auch „Saum“ (ſ. d.): Eine S. rothen
Weines. Talvj 2, 173. — Schíff(s)-[3b]: vgl. Schiff-
pfund und Kommerz-L. — Schnēē-: große, auf dem
Boden ꝛc. laſtende Maſſe Schnee ꝛc., z. B. G. Br.
453b. — Schúlden- [4]: drückende Schulden: Seine
Niederlande läſſt er unter ihrer Sch. erliegen. Sch. 820b;
Plackſchulden . . machen unvermerkt große Sch. Zinkgräf 2,
35. — Über-: 1) was über die beſt. oder gehörige
Laſt iſt, vgl. Über-Fracht, -Gewicht. — 2) eine über-
große allzuſchwere Laſt, z. B.: Im Fall entfuhr dem Greife
des Kindleins Ü. Simrock G. 72 ꝛc., nam. [4]: etwas
allzu oder ſehr Beſchwerliches, zur Laſt Fallendes, das
man los werden möchte, z. B. ſprchw.: Zwei Tag ein
Gaſt, den dritten ein U. Kurz Sonn. 165; Ein dreitägig
Gaſt iſt ein Ü. Weidner 181 ꝛc.; Sich ſelbſt zur Ü. Haler
84; Kinder machen Ü., aber auch manche Freude. Muſäus M.
2, 71; Biſt mir ein ſchwerer Ü. HSachs G. 1, 96; Sag
mir, du ſchwerer U.! ꝛc. 2, 51 ꝛc., ebenſo: Ich mache ſchon
Un-L. Gutzkow Ottfr. 23. — Unter-: ſ. Ober-L. und
Ballaſt. — Vōr-: ſ. Hinter-L. — Wáffen-:
z. B. [4]: Von der W. ermüdet. Gleim 4, 29. — Zū-:
(am Rhein) = Stückfaß: Ein Fäßchen von der Sorte,
die man am Rhein eine Z. nennt. König Jer. 1, 192; Benzel
giebt in ſeinen Gedichten denſelben Geiſt, nur in geſchliffenen
Flaſchen, den er in ſeinen Romanen ohmweiſe oder als ſoge-
nannte Z. ausführt. Monatbl. 1, 541a ꝛc., auch „Zulaß“.
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