Faksimile 0040 | Seite 38
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Last
Láſt, f.; –en; -: das mit ſeinem Gewicht auf Et-
was Drückende und das Gewicht des ſoDrückenden:
1) das von lebenden Weſen (Menſchen oder Thieren)
körperlich zu Tragende, in Bezug auf ſeine größre oder
geringre Schwere welcher Begriff zuw. etwas zu-
rücktritt —, vgl. Bürde (1 und Anm.): Jemand oder
ein Laſtthier trägt eine L. oder L–en, eine große oder geringe,
ſchwere, drückende oder leichte L.; Die L. kaum ſchleppen kön-
nen; Mit der leichten L. hurtig davon rennen; Sich an einer
L. müde tragen; Unter der L. keuchen, erliegen, (zu Boden)
ſtürzen; Einem eine L. aufladen, aufbürden, auf die Schulter
legen; Einem die L. abnehmen ꝛc.; Ich bin allein genug, der
Göttin Bild | auf wohlgeübten Schultern wegzutragen. | Wie
ſehn’ ich mich nach der erwünſchten L.! G. 13, 64; Die
ſchöne L. aus deinen theuern Händen | empfang’ ich knieend
auf mein ſchwaches Haupt. 111 [den Dichterkranz] ꝛc.
a) ſelten von der Leibesbürde (ſ. Bürde 2): Noch iſt
meine Frau ihre L. nicht los [entbunden]. Merck’s Br. 1,
113 (Schloſer). 2) das mit ſeinem Gewicht auf einen
Ggſtd. Drückende, z. B.: a) (Mechan.) im Ggſtz.
der Kraft (ſ. d. 6) alles dadurch zu Bewegende, zu
Hebende, zu Haltende: Mittels des Hebels eine L. bewe-
gen ꝛc. b) nam. in Bezug auf die Fortbewegung,
das Fortſchaffen: Die L. auf einen Wagen, Schlitten,
Kahn, in ein Schiff laden; Mit großem Schaden .. der L.
[Ladung] und des Schiffs. Ap. 27, 10 ꝛc. c) (ſelten):
Sie blieben Alle verſtummend | ſitzen und wie von dem Don-
ner gerührt | hinſtarrende L–en. Kl. M. 4, 102, Körper
ohne Geiſt, todte Maſſen. d) das Gewicht, womit
Etwas auf einen Ggſtd. drückt, die Schwere: Steine
haben eine große L.; Die Säule iſt zu ſchwach für die L. des-
Gebäudes, das ſie tragen ſoll ꝛc. 3) als ein Maß
u. als ſolches gw. mit uv. Mz. zu 1 u. 2b, z. B.:
[Dort] | lag das Elfenbein, es bürdet Aſſad | eine L. ſich
auf, ſoviel die Schulter | tragen mochte. Platen 4, 319;
Eine L., ſoviel zwei Maulthiere tragen. 2. Kön. 5, 17;
Allerlei Güter . ., vierzig Kamele L. 8, 9 (ſ. Saum-L.);
Eine L. Silbers. 2. Chr. 17, 11. a) als ein nach Ort
und Zeit wechſelndes Maß für trockne und flüſſige
Dinge, z. B. für Wein, Bier, Kohlen, Torf (z. B.:
Die kleinen Torfkähne, die nur 4 Laſten führen. Niebuhr
Nachgel. 256) und nam. für Getreide (vgl. Sack-L.),
z. B. in Hamburg, Danzig ꝛc. = 90 Scheffel ꝛc.:
Wenn ich nur ein hundert L. losſchlage. Möſer Ph. 2, 54;
Hunderte von L–en. 45, und dann auch: ein Flächenmaß
artbaren Landes, ſoviel zur Ausſaat einer L. Getreide
gehört, z. B.: 12 bis 13 L. jährliche Ausſaat. Arndt E.
24; Daß der Umfang wohl 1000 L. Rocken Einfall hält.
Sturz 2, 403 ꝛc. b) L. (Schiff-L.) das Maß, nach
welchem die Schiffe ausgemeſſen werden, es beträgt an
den meiſten Ortern 4000 Pfund des Handelsgewichts.
Bobrik, vgl. Kommerz-L. c) mundartl. = Menge,
z. B.: Eine L. Geldes, Menſchen ꝛc. Adelung u. Schm.
4) übrtr. zu 1 und 2c: etwas zu Tragendes, nam.
etwas Drückendes, Beſchwerliches, in welchem Sinne
die meiſten unter 1 angegebnen Wendungen ebenfalls
gelten, ferner z. B.: Etwas oder Jemand iſt Einem eine.
L. (2. Sam. 15, 33) oder zur L.; Sich ſelbſt eine (Hiob 7,
20) oder zur L. ſein; Einem zur L. fallen (ſ. d. 1d); So
fiel ich Allen und mir ſelbſt zur L. Cham. 6, 286; Die ganze
L. von Etwas (auf dem Hals) haben, tragen, auf ſich neh-
men; Die L. von ſich, von ſeinen Schultern, auf Jemand,
auf deſſen Schultern, Hals wälzen; Einem die L. abnehmen
und ſie ſich aufladen, aufbürden; Einem viel L. machen; Seine
liebe (ſ. d.) L. und Noth mit (od. von) Etwas haben; Moſe
ging aus zu ſeinen Brüdern und ſah ihre L. 2. Moſ. 2, 11;
Ich will euch ausführen von euren L–en in Ägypten. 6, 6;
Ihr beladet die Menſchen mit unerträglichen Bürden und
L–en. Luk. 11, 46; Du haſt das Joch (ſ. d. 2) ihrer L.
zerbrochen. Jeſ. 9, 5; Mein Joch iſt ſanft und meine L. [die
ich auflege] iſt leicht. Matth. 11, 30; Haben des Tages L.
und Hitze getragen. 20, 12 ꝛc.; Du weißt nicht, welche L.|
du, Guter, an 40 Kamelen dir aufgebürdet haſt. Cham. 3,
315; Drückt ihn annoch des Lebens L.? 287; Sein Kreuz
(ſ. d.) tragen .. | Doch ſind der Menſchen L. und Leid ver-
ſchieden. 4, 32; Ihr Brief hat mir eine große L. vom Herzen
gewälzt. G. 26, 9; Träume, die der Welt | unüberwindlich
große L. | auf eine Menſchenbruſt zerknirſchend wälzen. 13,
251; Die L. [der Schulden] von einer Achſel (ſ. d. 2)
auf die andre legen. Gotthelf U. 2, 318; Sein Gemüth ar-
beitete unter der L. ſchwerer Erinnerungen. Immermann M.
3, 156; Sich unter der L. der Drangſale muthig aufrichten.
L. 13, 46; Du ſollt’ſt die Jugend mir erneun und häufſt|
mir nur der Jahre L. Tieck Cymb. 1, 2 ꝛc. Dazu:
a) Einem Etwas zur L. legen, ihn tadeln wegen einer
Schuld, die er trägt: Auch die Freiheiten, die ſich Beranger
manchmal mit der Sprache erlaubt, rechnet er ihm zum Vor-
wurf an, nicht ahnend, daß man ihm grade das Gegentheil
zur L. legen könnte. Hartmann BB. 76; L. 12, 6; Er ent-
ſchuldigt, was ihm ſonſt noch zur L. gelegt werden möchte.
JvMüller 10, 80 ꝛc. b) (bibl.) Dies iſt die L. über
Babel ꝛc., das Schwere, was ſie treffen ſoll oder wird.
Jeſ. 13, 1 u. o. c) Rechtsſpr.: (nam. in Mz.)
Abgaben und ähnliche Verbindlichkeiten ꝛc.: Alle dem
Gute anhangenden L–en . ., es mögen Steuern oder Frohn-
leiſtungen oder Zehenden oder andere auf dem Gute haftende
Abgaben ſein. Glück Pand. 8, 409, ſ. Ob-L. und Real-,
Reihe-L.: Bürgerliche L–en; Man forderte Erleichterung
von den vorigen L–en, wo man ſich neuen unterziehen ſollte.
Sch. 970b ꝛc.
Anm. S. laden, Anm. Vralt. masc., z. B. Eppendorf
66; 149; Mattheſius Pr. 104 (neben fem. 132); Ryff Th.
9; HSachs G. 2, 196; Schaidenreißer 37a: Weidner 54;
56; Zinkgräf 1, 41; Zwingli 3, 3 ꝛc., vgl. Ballaſt.
Zſſtzg. vielfach, vgl. nam. für die leicht zu meh-
renden Hw. als Bſtw. die von Bürde 1, z. B.:
Ámts-. Arbeits-: Erholung für die Mühe und
A. der andern geſchäftigen Wochentage. Stahr Weim. 265 ꝛc.
Bál-: ſ. unter „B“. Bāūer- [4c]: B–en,
bäuerliche Abgaben. Möſer Ph. 3, 268; 323 ꝛc., ähn-
lich: Bürger-L–en ꝛc. Bēī-: (Schiff.) Waaren, die
auf Kauffahrteiſchiffen der Kapitän und die Schiffs-
mannſchaft für ihre Rechnung mitnehmen dürfen.
Bérges-: eine Laſt von dem Gewicht eines Bergs,
z. B.: Wie B–en fällt’s von meinem Herzen. Sch. 429a,
ähnlich: Blei-, Centner-, Felſen-L. ꝛc. Beſchwê-
rungs-: womit Etwas beſchwert wird, nam. etwas
ſonſt zu Leichtes. Auerbach D. 163. Blēī-: ſ. Ber-
ges-L. Bürger-: ſ. Bauer-L. Céntner-:
ſchwere Laſt: Daß die C. der Noth in die hundert Pfunde
mannigfaltiger Nöthen zerſchlagen worden iſt. Börne 3, 356;
Haller 8; Worin ich dem ganzen Lumpengeſindel die C. mei-
ner Überlegenheit fühlen laſſe. Platen 7, 146 ꝛc., ſ. Ber-
ges-L. Dēīch- [4c]: die Koſten, Beiträge zur Er-
haltung des Deichs. Eīs-: Jedes Jahrhundert ver-
gräbt ſie tiefer in Schnee und E–en [laſtende Eismaſſen].
Tſchudi Th. 219, ſ. Flocken-L. Erden-: irdiſche.
Sch. 73a. Erweīſungs-: die Laſt, Beſchwerlich-
keit, Etwas zu erweiſen. W. 10, 31. Félſen-:
ſ. Berges-L.: Wenn Unerträgliches, mit F. | herbei ſich
wälzend, ihn bedrohend ſchlich..G. 13, 297. Flócken-:
ſ. Eis-L.: Wie kaum noch unter der F. | der Wald ſich
aufringt. V. H. 1, 32. Gewíſſens-: etwas das
Gewiſſen ſehr Beſchwerendes ꝛc.: Von einer großen G.
befreit. G. Br. 441a. Gǖter-: Seine Gläubiger los-
zuwerden, die G. abzuſchütteln. G. 18, 236, ſ. [4c].
Háft-: bei Campe = Servitut. Hínter- [2b]:
die auf den hintern Theil eines Wagens, Schiffs ꝛc.
geladne Laſt, Ggſtz. Vorder-L. Kommérz-: im
Ggſtz. der gw. Schiffs-L. 6000 Pfund. Jám-
mer-: In ihren tauſend Plagen | und großen J. PGerhard
(Wackernagel 2, 469). Krīēgs-: durch den Krieg
veranlaßte Laſt, Beſchwerde ꝛc., nam. [49]. G. 26,
289 ꝛc. Kúmmer-: ſ. Jammer-L. Ob- [4c]:
auf Etwas haftende Laſten: Hofdienſte und O–en, die auf
den Bauerhöfen ruhten. Auerbach Gv. 543. Hber-
[2b]: Laſt des obern Raums, bei Flößen, Schiffen ꝛc.
Ggſtz.: Unter-L. Reāl- [4c]: Laſten, die an einer
Sache haften, im Ggſtz. der perſönl. Laſten. Re-
gīērungs-: Laſt, welche das Regieren Einem macht:
Der beſchwerlichen R. müde. W. 14, 81. Rēīhe-
[4c]: R–en, die Jeder nach ſeiner Ordnung [der Reihe
nach] mit übernehmen muß. Möſer Ph. 1, 78; 2, 61.
Sáck- [3a]: Getreidemaß, größer als die gw. Laſt.
Sāūm- [3]: ein Maß als die gw. Ladung eines
Saumthiers, auch „Saum“ (ſ. d.): Eine S. rothen
Weines. Talvj 2, 173. Schíff(s)-[3b]: vgl. Schiff-
pfund und Kommerz-L. Schnēē-: große, auf dem
Boden ꝛc. laſtende Maſſe Schnee ꝛc., z. B. G. Br.
453b. Schúlden- [4]: drückende Schulden: Seine
Niederlande läſſt er unter ihrer Sch. erliegen. Sch. 820b;
Plackſchulden . . machen unvermerkt große Sch. Zinkgräf 2,
35. Über-: 1) was über die beſt. oder gehörige
Laſt iſt, vgl. Über-Fracht, -Gewicht. 2) eine über-
große allzuſchwere Laſt, z. B.: Im Fall entfuhr dem Greife
des Kindleins Ü. Simrock G. 72 ꝛc., nam. [4]: etwas
allzu oder ſehr Beſchwerliches, zur Laſt Fallendes, das
man los werden möchte, z. B. ſprchw.: Zwei Tag ein
Gaſt, den dritten ein U. Kurz Sonn. 165; Ein dreitägig
Gaſt iſt ein Ü. Weidner 181 ꝛc.; Sich ſelbſt zur Ü. Haler
84; Kinder machen Ü., aber auch manche Freude. Muſäus M.
2, 71; Biſt mir ein ſchwerer Ü. HSachs G. 1, 96; Sag
mir, du ſchwerer U.! ꝛc. 2, 51 ꝛc., ebenſo: Ich mache ſchon
Un-L. Gutzkow Ottfr. 23. Unter-: ſ. Ober-L. und
Ballaſt. Vōr-: ſ. Hinter-L. Wáffen-:
z. B. [4]: Von der W. ermüdet. Gleim 4, 29. Zū-:
(am Rhein) = Stückfaß: Ein Fäßchen von der Sorte,
die man am Rhein eine Z. nennt. König Jer. 1, 192; Benzel
giebt in ſeinen Gedichten denſelben Geiſt, nur in geſchliffenen
Flaſchen, den er in ſeinen Romanen ohmweiſe oder als ſoge-
nannte Z. ausführt. Monatbl. 1, 541a ꝛc., auch „Zulaß“.