Faksimile 0028 | Seite 26
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Lanze Lanzener Lanzett Lanzette lanzig
Lánz~e, f.; –n; Länzchen, lein; –en-: 1) eine An-
griffswaffe, aus langem Stabe (Schaft) mit eherner od.
eiſerner Spitze beſtehend, im weitern Sinne nicht verſch.
von Speer, (Wurf-) Spieß ꝛc., z. B.: Hart quält ihn
der nachgeſchleppte | lange Speer ... Aus dem Schenkel
die eſchene L. zu ziehen. B. 229 v. 665 ff.; Dieſer Speer ..
Die L. . . Den Spieß. Platen 4, 378 ff.; Die ragende L. be-
ſchwert ihn | nachgeſchleift . . . Daß er dem Schenkel entzöge
den Wurfſpieß. V. Il. 5, 664 ff.; Meriones zielte. mit blin-
kender Lanz’ ihm entgegen . . . Meriones’ Speer .Den
Wurfſpieß. 13, 159 ff.; Raſch dann ſchwang und ent-
ſandt’ er die weithinſchattende L., | .. traf .. die Wange
des Helmes | und nicht hemmete ſolcher den Speer. Od.
24, 522 ff. Andrerſeits unterſch., z. B.: Beides Spieß
und L. Hiob 39, 23; Die [orientaliſche] L. lehnt ſich an
den [europäiſchen] Speer. Freiligrath SW. 1, 264; Stan-
gen-L. [der Reiter] .. ſo lang als der Hoplitenſpieß, aber
ſchwächer. Rüſtow gK. 137 ꝛc., nam. aber (ſ. Landsknecht)
im Mittelalter als die Waffe der Ritter für Turnier
und Schlacht: Dann eröffneten die Schranken ſich | .. L–n
krachten ſplitternd. G. 13, 126; So manchen Mann vom
Roß mit ſeiner L. ſtach er. Rückert Roſt. 94b; Keiner brach|
ſo zierlich eine L. W. 11, 63; Beide legten ihre L–n ein
[nachher „Speer“]. 113 ꝛc. So auch übertr.: Für
Einen oder Etwas eine L. einlegen, brechen, als ritterlicher
Kämpfer dafür auftreten ꝛc. Zſſtzg. z. B.: In dem
wilden Kriegestanze | brach die ſchönſte Helden-L., | Preu-
ßen, euer General. Schenkendorf; Kampf(es)-, Kriegs-,
Schlacht(en)-L.; Turnier-L. ꝛc.; Koſaken-, Rei-
ter-, Ritter-L. ꝛc.; Die Todes-L. [die todbringende].
Kl. Od. 2, 164; Sch. 115a ꝛc. 2) zuw. = Lanzen-
bewaffneter ꝛc.: Mit 8000 Schweizern, 500 burgundiſchen
L–n und den wenigen Deutſchen. ThKönig Lthr. 1, 171 ꝛc.
Im Mittelalter nam. auch bei den Reiterſcharen, ein
Ritter mit den zu ihm gehörenden und von ihm an-
geführten Knappen. 3) (ſ. 1) übertr. auf Ahnliches,
z. B. ugw.: Der Eſſe L–n [Bratſpieße]. Kl. Od. 2, 193,
nam. a) Spieß mit langem Stiel für die Reiter beim
Sauhetzen. b) Spieß zum Tödten des harpunierten
Wallfiſches ꝛc. c) verkl., ein zweiſchneidiges Werk-
zeug der Wundärzte zum Aderlaſſen, Jmpfen ꝛc.: Das
Länzchen, | welches die ſchwellende Ader erleichtert. Koſegarten
Rh. 3, 121, gw. Lanzette, ſeltner: Das Lanzett. Herrig 26,
343. d) (Waſſer-L., in den Waſſerkünſten, ein
hochſteigender dünner Strahl. 4) burſch. (ſ. 2):
die Waffe beim Trink-Turnier oder Gelage, d. h. der
Humpen, vgl.: Hier im trauten Kreis zu zechen | iſt die
ſchönſte Ritterfahrt, | iſt ein männlich L–n-Brechen. Vollmann
296 und dazu: Lanzen, intr. (haben): trinken, vgl.
bechern. ~ener, m., –s; uv.: ein Lanzenbewaff-
neter: Unſrer Lanzner Speer’. V. Sh. 3, 303, auch: Spieß
und Speer für Lanzer. Rückert Roſt. 15b ꝛc. ~ett, n.,
–(e)s; –e; ~étte, f.; –n; -ettchen; –n-: ſ. Lanze 3c.
~ig, a.: in Zſſtzg.: mit einer Lanze verſehn, z. B.:
Blauäugige, Golden-L–e. Droyſen A. 3, 256; Schlug die
Schaar fünftauſend-l. Arndt Gd. 383 ꝛc., vgl. auch
Lenz, Anm.
Anm. „Vom lat. lancea, nach Varro bei Gellius [15,
30] ein hiſpaniſches, nach Andern ein galliſches oder german.
Wort.“ Diez.