Faksimile 0023 | Seite 21
Faksimile 0023 | Seite 21
Landschaft Landschafter Landschafterei landschaftisch landschaftlich
Lándſchaft, f.; –en; –s-, (-): 1) Provinz, Be-
zirk, Gau eines Staats: Das Land in Gauen eingetheilt
oder in L–en. Hebel 3, 419; Die Niederlande beſtanden nun-
mehr aus 17 L–en. Sch. 787b ꝛc. So nam. noch in
Schleswig, Ditmarſchen ꝛc. 2) (ſ. 1 und Land 5f)
in manchen Staaten: die Landſtände einer Provinz
oder eines Lands und deren Ausſchuß; Die L. zuſammen-
berufen; Mit Dero L–en wegen Abſtattung Ihro Fürſtl. Gn.
Tochter zu reden. Schweinichen 2, 205 ꝛc. Auf dem Meck-
lenburger Landtag noch: L., der die Städte vertretende
Landſtand, im Ggſtz. der Ritterſchaft (ſ. d.). 3)
(veralt.) allgm., vgl. 1 und ſ. 5: Gegend, Region,
Land, z. B.: Ein Thier in der Gegend und L. gegen der
Sonnen Aufgang. Ryff Th. 51 ꝛc. 4) (ſ. 1 und 3) der
zu einer Stadt gehörige, umliegende ländliche Bezirk
und deren Bewohner: Die Stadt hat eine ſehr reiche L.;
Die L. holt Sonntags ihren Bedarf aus der Stadt ꝛc.; Baſel-
L. und dazu: Die Baſellandſchäftler oder die Landſchäft-
ler, wie ſie auch kurzweg in der Schweiz genannt wurden.
Kohl A. 2, 455 ꝛc., aber auch L. für die Geſammtheit
der Bewohner: Daß Städte und L–en einander in weißen
Kleidern beſuchten. Jv Müller 6, 387. 5) eine Gegend
nach dem Eindruck, den die (lebloſe) Natur dort auf
den Beſchauer macht: Eine öde, düſtre, reizende, fruchtbare,
maleriſche L.; Der Weg an ſich war . . ſchlecht . ., doch
zeigte uns jeder Schritt eine L., die eines Gemäldes werth
geweſen wäre. G. 14, 207; Durch Thür und Fenſter die ver-
ſchiedenen Bilder, welche die L. gleichſam im Rahmen zeigten,
auf einen Blick überſehen. 15, 4; In der ſtillen Größe und
Hoheit, die der Naturcharakter der tropiſchen L. iſt. Humboldt
KlSchr. 1, 157; Unter ihnen lag die weite L., | ſegensreich
und unabſehlich lieblich. Platen 4, 282; In des Waldes Ge-
heimnis entflieht mir auf einmal die Landſchaft. Sch. 75a ꝛc.
(ſ. Meerſchaft). So auch: die künſtleriſche Darſtellung
(Zeichnung ꝛc.) einer L.: L–en von Pouſſin, Cl. Laurain;
Staffage der L. ꝛc., auch verkl., zumeiſt mit Uml.: Ein
Landſchäftchen. G. Stein 1, 305; Merck 1, 231; Heinſe
A. 2, 202; Kerner Bild. 293; Rahel 1, 406 ꝛc. Auch
übertr. auf die dichteriſche Darſtellung von L–en, z. B.:
In die Muſik ſeiner Sprache einen tiefen Sinn einzukleiden,
zu ſeinen L–en nun auch Figuren zu erfinden ꝛc. Sch. 1245b.
Dazu Zſſtzg. ſowohl für die Gegend ſelbſt, als für die
Nachbildung, z. B. nach der Zeit: Abend-, Mittags-,
Morgen-L.; Frühlings-, Herbſt-, Sommer-, Winter-L. ꝛc.,
nach dem Terrain ꝛc., z. B.: Berg-, Gebirgs-, Heide-,
Moor-, Palmen-, Steppen-, Sumpf-, Wald-, Wieſen-,
Wüſten-L. ꝛc., wozu wir noch einige Belege fügen: Der
Zauber der Abend-L. Zſchokke 1, 18; Matthiſſon 114; Auf
Genthod’s Höh’ | muß deine [des Rheins] Pracht der Alpen-
L. weichen. 83; Der Frühlings-L. zitternd Bildnis ſchwebt |
hell in des Strgmes Blau. 29; Grün 51; Frühlingsland-
ſchäftchen. Keller gH. 3, 233; Die Garten-L. (den eigentlichen
engliſchen Park). Sch. 1236a; Das Schloß .. lag . . in
hügelreicher Küſten-L. Platen 4, 300; Am Fuße dieſes Kreide-
gebirgs liegt der .. Quell . ., der ..rauſchend dieſe Mar-
mor-L. überſtrömt. Thümmel 2, 183; Indeß wir ſo die Wald-
L. durchgliſchten. Kohl Südr. 2, 25; Ihr ewig-friſches Grün
erheitert die öde Winter-L. G. 32, 109 ꝛc.; ferner: Wir
müſſen uns die L. oder vielmehr Un-L. gefallen laſſen. Die
Figur iſt auf großer Höhe gedacht, die hinterſten Berge gehen
nur ein Weniges über den Ferſen hin und der Vordergrund
iſt kümmerlich an Erdboden und Pflanzengewächs. 31, 217
ꝛc. ~er, m., –s; uv.: Landſchaftsmaler. Auerbach
Dicht. 1, 155; Eichendorf Lärm 19; G. 30, 255; 266;
Gutzkow R. 2, 19; Keller gH. 3, 18; Stahr Jt. 2, 460;
Jahr. 1, 100 ꝛc., ſeltner: Landſchaftler. Kohl A. 3,
221, vgl. Landſchaft 4. ~erēī, f.; 0: Landſchafts-
malerei. ~iſch, a.: provinciell (ſ. Landſchaft 1):
Die Beimiſchung des L–en, z. B. beiläufig ſtatt ungefähr. V.
(Jen. Liter. 1804) 1, 191. ~lich, a.: 1) (ſ. Land-
ſchaft 1) auf eine Provinz, Gau bezüglich, dort üblich;
Das l–e Recht; L–e Darlehnskaſſen ꝛc., vgl. mit tadeln-
dem Nebenfinn; Landſchaftiſche (oder l–e) Ausdrücke ꝛc.
2) (ſ. Landſchaft 2) landſtändiſch ꝛc.; Der l–e Aus-
ſchuß; L–e Berathungen, Beſchlüſſe ꝛc. 3) (ſ. Land-
ſchaft 5); auf den äſthetiſchen Eindruck der (lebloſen)
Natur in einer Gegend bezüglich; Umgeben von Proſpek-
ten der merkwürdigſten Städte, oben und unten eingefaſſt von
l–er Nachbildung der Gegenden, worin ſie gelegen ſind. G.
18, 54; Das L–e, die Gegend, iſt ſchön gedacht. 31, 194;
Die l–e Armuth des ganzen ſüdlichen Himmels. Humboldt K.
1, 89; 10; L–e Darſtellungen. Sch. 1242a; Die l–e Natur
iſt ein auf einmal gegebenes Ganzes von Erſcheinungen.
1243b u. v.