Faksimile 0022 | Seite 20
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Geländer
III. Ge~lä́nder, n., –s; uv.; –chen, lein; -:
Latten- oder Stangengerüst zum Einfriedigen, Anlehnen von Pers. oder rankenden Gewächsen etc., zum Stützen etc. (s. Lehne 4), nam.:
1) Bauk.: G., eine Art Verzäunung oder Einfassung hoher oder abgesonderter Plätze in den Gebäuden, damit man nicht über eine gewisse Stelle hin- austrete . . ., auch gewisse Plätze von andern daran stoßenden abzusondern . ., in Kirchen, die Chöre von dem Schiff abzusondern, vor Altären etc. .. Es giebt zweierlei Art G., nämlich Docken-G. [Stollen-G. Frisch] oder Balüstraden und Stab- oder Blumen- und Laub-G. [„Stangen- G.“ Frisch], die insgemein von Eisen gemacht werden. Diese werden hauptsächlich zu Treppen und vor die Balkone gebraucht. Die Docken-G. bestehen aus Docken [s. d. II. 1a] oder kleinen Säulchen mit unterzwischen gesetzten Postamenten, Alles auf einen durchgehenden Fuß oder Plinthe gesetzt und mit einem Gesims bedeckt etc. Sulzer 3, 341; An des G–s Stufen. B. 14a; Ein Absatz [der Treppe] und ein eisen G–lein. G. 9, 21 (s. Berlichingen 118: „Glenderlein“); Sich von dem obersten G. | herunterwerfen. Sch. 244a; Ein G., das zu beiden Seiten hinweg lief, schützte vor dem Musketenfeuer der feindlichen Schiffe. 868b etc. So: Alkoven-, Altar-, Balkon-, Brücken-, Chor-, Dach-, Fenster-, Kirchen-, Treppen-G. etc.; Bog sich über das Empor-G. [s. Empor II] hinab. Auerbach Leb. 1, 171; Den Pracht-G–n der Riesentreppe. Platen 2, 109; Zum Rand des Daches, das mit schönem | Stein-G. war umgeben. 4, 378 etc. G. dafür in mittelalterlicher Baukunst Glind. Brugger 2, 155.
a) Dazu: Ein geländerter [mit einem G. versehner] Steig. Sch. 75a, so auch: Ein-, umländern: mit Stangen oder einem Stangenzaun ein-, umfrieden. Schm.; bei Adelung ohne Uml.: Einen Wald landern, einlandern, mit einem Geländer oder Gehege versehn. 2) Gärtn.: Spalier (s. d.), Gewächse anzubinden (s. Gelände 2): Verwilderte Gesträuche an G. zu heften. Geßner 1, 59; 43; Hin- ausgehn ins grüne G. [Laube] vor der Hütte. 128; Von des Traubengestads trägen G–n. Salis 87 etc., so: Baum-, Garten-G.; Ging bald an Trauben-, bald an Orangen-G–n der Terrassen hin. G. 18, 290; Die Gänge meistens mit Reb-G. eingefasst. 20, 40; Grüne, du Laub’ | am Reben-G. mein Fenster herauf! 1, 67; Heinse Körte 1, 144; Stiling 4, 217 (Druckf. Neben-G.). 3) weidm. = Leiter (s. d. 2c), Geleiter.
Anm. Das Kollektiv zu dem mhd. mundartl. lander(e), Zaunstange, Latte (s. d.), Spalier, s. Frisch 1, 606c; Schm. 2, 478 und Stalder 2, 155. Nbnf. Glind, auch statt Gelände, Ufer, s. Olearius Reis. 44b.