Faksimile 0016 | Seite 14
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lahm
Lāhm, a., –ſt: 1) in der Bewegung eines Glieds
oder Organs durch die Unthätigk. dahin gehender Ner-
ven geſtört, nam. in Bezug auf die Extremitäten und
ohne Zuſatz gw. auf die Füße, vgl. hinkend: L. an den
Füßen. 2. Sam. 4, 4; Die Blinden ſehen, die L–en gehen.
Matth. 11, 5; L. oder ein Krüppel. 18, 8; Ein L–er an
Füßen. Spr. 26, 6; Wenn ihr ein l–es oder krankes [Thier]
opfert. Mal. 1, 8 ꝛc.; Auf der Bettelfuhr ein l–er Menſch.
Hebel 3, 142; Sie krabbeln heulend, Der mit blut’gem Ohr |
und Der mit l–er Hand hervor. Nicolai 3, 30; Er malte ſich
die Finger l. Thümmel 8, 40; [Da] entfiel dem guten Kind
auf einmal alle Stärke, | ſie fühlte ſich in allen Nerven l.
W. 11, 206 ꝛc. 2) übertr. (ſ. 1): Ein Staat, der die
Krücke der Religion borgt, zeigt uns Nichts weiter, als daß
er l. [nicht gehörig im Gange, der Stütze bedürftig]
iſt. Fichte 6, 268; Daß es ihnen an Gelde mangelt, das
Bischen Luſt, was ſie noch haben mögen, auszulaſſen. Die
Großen ſind ökonomiſch und halten zurück, der Mittelmann
unvermögend, das Volk l. [nicht im Stande, ſich, wie es
wünſcht, zu bewegen]. G. 25, 215; Oſann iſt todt; Du
kannſt denken, wie l. uns dieſer Fall macht [wie er unſre
Thätigk. und Wirkſamk. hemmt ꝛc.]. Stein 3, 71; Er
merkte, ihnen ſei die Hand zum Böſen l. [ſie hätten keine
Macht zu ſchaden]. Rückert Roſt. 5a ꝛc. Ferner: Das L–e
in einer Schlußfolge. Bode Empf. 4, 16, das Hinkende,
Falſche ꝛc.; Meine Mitwerber, welche [in ihren Gedichten]
ſehr l–e Dinge vorbrachten. G. 20, 35, Dinge ohne Halt
und Kraft, die Nichts taugten; Eine faule, kalte und l–e
Entſchuldigung. Luther 8, 177b ꝛc. Nam. auch von Din-
gen, die zerbrochen ſchlottern, z. B.: Ein l–er Fächer.
König Kl. 1, 61; L–es Tiſchmeſſer. 279; L–es Scharnier ꝛc.
Anm. Ahd., mhd. lam, ſchwach, gliederſchwach ꝛc.,
vgl. lumm und lunen.
Zſſtzg. nach den verſch. Körpertheilen, z. B.:
Blátt-: durch Verrenkung des Schulterblatts lahm,
nam. weidm. von Hunden, ſ. bug-l. Brúſt-: von
Pferden = bug-l. Falke. Būg-: ſteif im Bug-
gelenk (ſ. blatt-, bruſt-l.), an den Vorderfüßen lahm,
wie kreuz-l. an den Hinterfüßen. Hüften-: durch
Verrenkung der Hüfte lahm, auch lenden-l. und
nam. bei Thieren kreuz-l. Krēūz-: ſ. bug- u.
hüften-l.: Die Wölfe gehen faſt ſo ſchlumpicht als wenn
ſie k. wären. Döbel 1, 34a. Lénden-: hüften-l.,
auch [2]: Elende, l–e, kraftloſe, gemalte Schatten. H. 9,
424; In einem ſehr pompöſen und dennoch ſehr l–en Stile.
L. 8, 48; Das l–ſte proſaiſchſte Gereimſel. Prutz DM. 1,
2, 788 ꝛc. u. ä. m.