lagern
Uber-Lagern
Um-Lagern
Lāgern: 1) intr. (haben und ſein): im Lager lie-
gen; hingeſtreckt liegen; ruhen; raſten; auf dem Lager
liegen, z. B.: a) von Perſ., nam. von einem Heer,
einer Schar ꝛc.: Das Heer war dort gelagert, lag dort
(ſ. f und 3); Das Heer brach, nachdem es dort einige Zeit
gelagert [im Lager geraſtet] hatte, auf; Zu Jemandes
Füßen (Heine Rom. 121), auf dem Verdeck (Hettner gR. 2),
auf waſſerloſen Haiden (Pröhle J. 100), um ein Kohlenfeuer
(Temme Schw.M. 3, 158) l. ꝛc.; Vor Myriaden Volks iſt
mir nicht bange, | umher gelagert wider mich. Mendelsſohn
Pſ. 3, 7; [Der Soldat ſteht] gegenüber | dem Staat ge-
lagert, den er ſchützen ſoll. Sch. 356b; Schön iſt der Friede!
Ein lieblicher Knabe | liegt er gelagert am ruhigen Bach.
497a ꝛc. — b) von Thieren: [Der Eber] lagerte ſonſt in
dem Schilf. Jacobs Verm. 2, 57; Gemſen, welche Nachts
gw. feſt l. [ihr feſtes Lager haben]. Tſchudi Th. 564;
Erdgelagerte Säue. Immermann M. 1, 295 ꝛc. — c) (ſ. a)
mit ſachl. (perſonif.) Subj. = liegen, ruhen: Tiefe
Nacht, undurchdringliche Finſternis lagerte [lag ausgedehnt,
herrſchte] um ihn. Brachvogel FB. 3, 9; Welche tiefe Mit-
tagsſchwüle | lagert [ruht, liegt, brütet] überm Thal!
Geibel Jun. 266; Eine unheimliche Trübe lagerte über dem
Gemach. Lewald Ferd. 2, 28; Ein verklärtes Lächeln lagerte
auf ſeinem .. Antlitz. Prutz Muſ. 2, 344 ꝛc. Seltner:
Wolken, die bis auf die Dächer zu l. [gelagert herabzu-
hängen] ſchienen. Alexis H. 2, 3, 181 ꝛc., vgl. 2. — d)
kaufm.: Eine Waare lagert wo, liegt zum Verkauf dort
aufgeſpeichert ꝛc. — e) Landwirthſch.: Das Ge-
treide lagert, lagert ſich (2), geht zu Lager, wird lager,
die Halme legen ſich auf die Erde: Über das L. des Wei-
zens: Das Stroh biegt ſich knieförmig in der Mitte des Halms
um und das ganze Feld lagert ſich nach und nach, Halm um
Halm, Stengel um Stengel; zieht man eine l–de Weizenähre
an ſich ꝛc. Landwirthſch. Ztg. (55) 341. — f) Geolog.:
Das Vh. der einzelnen Gebirgsmaſſen zu einander nennt man
Lagerung . .. Berühren ſich zwei Gebirgslager in einer
horizontalen oder ſchwachgeneigten Ebene, ſo zeigt ſich immer
deutlich das eine auf das andere gelagert [ſ. a und 3] und
ein ſolches Verbindungsverhältnis bez. man mit dem Namen
der Auflagerung. . . . Maſſen, deren Schichten parallel
ſind und die alſo ein gleiches Streichen und Fallen haben,
zeigen gleichförmige Lagerung ꝛc. Oken 1, 568. — 2) refl.
= 1, aber auch: ſich zum L. (1) begeben, vgl.: Sich
wo und wohin l., z. B.: a) (ſ. 1a) Er hat niedergekniet
und ſich gelagert wie ein Löwe. 1. Moſ. 49, 9; Er wird ſich
l. zw. die Grenzen. 14; Sie lagerten ſich in Etham vorn
an der Wüſte. 2, 13, 20; 4, 1, 50; 2. Kön. 6, 8; Sie
lagerten ſich [lagen zu Felde] wider ſie. Richt. 6, 4; Hieß
das Volk ſich l. auf das Gras. Matth. 14, 19; Mark. 8, 6;
Brüder, lagert euch im Kreiſe! [rund umher]. Auswahl der
Lieder 212; Lagert ſich | längelang in ihren Schatten.
Gleim 3, 427; Myriaden lagerten ſich auf den verbrannten
Boden. Klinger F. 22; Rohe Horden l. ſich ... auf dem
verheerten Boden. Sch. 319a; Bereite mein Bett .., daß
ich mich ſelber | lagere (ſ. 3). V. Od. 23, 172 ꝛc. — b)
(ſ. 1b) Da ließ er die Kamele ſich l. außen vor der Stadt
bei einem Waſſerbrunnen. 1. Moſ. 24, 11; Käfer, die ſich
an die Zäune l. Nah. 3, 17; Die Tauben haben ſich gelägert
auf dem Dach. Opitz 1, 127 ꝛc. — c) (ſ. 1c) Der Zorn
meiner guten Sophie lagerte [legte] ſich wie ein Alp auf
meine Bruſt. Börne 2, 190; In grauem Duft und blauer
Ferne l. ſich [liegen] die Gebirge .. herum. Heinſe A. 2, 7;
Eine ſiniſtre Falte des Unmuth lagerte ſich auf der denkenden
Stirn. Immermann M. 1, 49; Die Schatten der Schwer-
muth lagerten ſich noch dunkler über ſeine Stirne. Lewald W.
3, 159; Welche Wolke lagert ſich auf deiner Stirn? Platen
3, 23; Die Sonne .. lagerte ſich .. hinter ſchwarze Wolken.
Pückler Verſt. 1, 116 ꝛc. — d) ſ. 1e. — e) (ſ. 1f) Ge-
wöhnlich lagert ſich der Gneiß unmittelbar auf Granit. Bur-
meiſter Gſch. 204, vgl.: Das Dicke lagert ſich als Bodenſatz
auf dem oder auf den Grund ꝛc. — 3) tr.: zu 1 und 2,
vgl. nam. 1a und f: gelagert ſein, z. B. a) Gott lagerte
[poſtierte ꝛc.] vor den Garten Eden den Cherubim. 1. Moſ.
3, 24; Wenn das Heer zu l. iſt. 4, 1, 51; [Krieg], der ..
die ganze Macht der Fürſten Griechenlands | um Troja’s
Mauern lagerte [ins Lager, ins Feld rief]. G. 13, 19 ꝛc.;
Polſter . ., | um ſich ſelber bequem und beſuchende Gäſte zu
l. V. Od. 3, 350 ꝛc., auch: Ich lagerte zur Ruhe meine
Glieder [mich]. Cham. 4, 35. — b) Ich will ſelbſt meine
Schafe weiden und ich will ſie l. Heſ. 34, 15; Gott iſt mein
Hirt .. ., er lagert mich auf grüne Weide. Mendelsſohn Pſ.
23, 3 ꝛc. — c) (ſ. 1d) In den Stapelplätzen müſſen die
Waaren gelagert werden. — d) (ſ. 1e) Der Platzregen hat
den Weizen gelagert ꝛc. — 4) Lagerung, das Lagern und
die Art und Weiſe desſelben, ſ. z. B. 1f; Die Lagerung
der Kaufmannsgüter (1d), des Weizens (1e) ꝛc. Jn Zſſtzg.
(ſ. d.), nam. zu 1f auch die gelagerte Maſſe.
Zſſtzg., vgl. die von betten, z. B.: Áb-: 1) tr.
und refl.: lagernd wo abſetzen: Der ſich a–de oder abge-
lagerte Bodenſatz; Der Gichtſtoff lagert ſich in den Gelenken
ab; [Das Meer] lagert hier das Treibholz ab. Volger EE.
323 ꝛc. Dazu: Triebſand-Ablagerungen [abgelagerte
Schichten oder Maſſen] in den Flußbetten. 340; Die Kalk-
maſſen ſind nur vorläufige Ablagerungen, gleichſam Aufſpeiche-
rungen der im Übermaß angeſammelten Stoffe. 457; Kohl
A. 3, 290 ꝛc. — 2) intr. (ſein): von Waaren, nam.
Taback, Bier und Wein: durch längres Lagern an
Güte zunehmen: Alte (ſ. d. III) abgelagerte Cigarre,
vgl.: Ausgelagertes Bier. Grimm. — 3) tr., refl.: ent-
fernt lagern, fort-, weg-l. — An-, tr., refl. u. intr.:
lagernd anhäufen, anſetzen: Zuw. lagern ſich auch auf
breiten .. Kuppen oder an nicht ſehr ſchroffen Wänden große
Eismaſſen an. Kohl A. 3, 82; Die Abſonderungen der juraſ-
ſiſchen Geſteine, welche faſt durchgehends den Boden bilden
und an den Hügeln der Bretagne a. Vogt Oc. 1, 28; Die
Wülſte, welche zu Seiten des Magens angelagert ſind. 255;
Die Übergänge, Anlagerungen und was ſonſt [in den Ge-
birgen] vorkommen mag. G. 40, 302. — Āūf-, tr.,
refl., nam. [1e]: auf Etwas lagern: Als die neue
Schichtenmaſſe .. ſich aufzulagern begann. Burmeiſter Gſch.
174; Zur Zeit ihrer Auflagerung. 6; Jene ſpätern nicht
Verſteinerungen enthaltenden Auflagerungen. ebd.; Der dem
Glimmerſchiefer aufgelagerte Kalkſtein. Humboldt K. 1, 275;
Die Auflagerung der Flözformationen. KlSchr. 1, 130; Die
a–de Schneemaſſe. Körner Sch. 3, 308; Volger EE. 126 ꝛc.
— Āūs-: 1) tr., refl.: lagernd ausdehnen ꝛc.: Die
Stadt lagert ſich an einer weiten Ebene aus. Zſchokke 8, 254.
— 2) ſ. ab-l. 2. — Be-, tr.: 1) eig.: eine Feſtung
ꝛc. mit einem Heerlager umgeben, um ſie in ſeine Ge-
walt zu bekommen (vergl. veralt. behörlagern. Schottel
623b): Die belagerte Stadt entſetzen; Ein Ausfall der Be-
lagerten; Dies Doppelheer will ſich nun uns vereinen, | ſo
daß wir, ganz umlagert, | zugleich hier ſind Belagrer und
belagert. Shlegel Span. 2, 50; Bei den Belagerungen
ꝛc. Bei Alteren mit „ä“ oder ,,e“ ſtatt ,,a“. — 2)
übertr. (ſ. 1 und um-l.): Von Schmeichlern, von Bett-
lern belagert werden; Die Stadt iſt innerhalb der Mauern
von Kirchen ꝛc. belaſtet, ja erdrückt, außerhalb von Abteien ꝛc.
blockiert, ja belagert. G. 25, 133; Von allen Seiten ſeh ich
mich von Papieren belagert. Stein 3, 76; Nord- und Oſt-
und Wirbelwind | b. den allmächtigen Trident. Sch. 17b; Daß
ihr mir nicht vorjammert, von hier und dort mich b–d. V.
Il. 9, 312 ꝛc. — Eīn-: 1) tr.: in einen Raum lagern,
nam. [1f]: Flöze, die beſonders in muldenförmige Vertie-
fungen zw. parallelen Bergzügen .. eingelagert ſind. Bur-
meiſter Gſch. 231; Die dem Kalkſtein mannigfaltig einge-
lagerten Agglomerate. Humboldt K. 1, 267; Die in den
Kreidefelſen [Mz.] oft in großer Menge eingelagert ſind.
Karmarſch 1, 774; 2, 862; Zwiſchen deſſen feinſte Lamellen
Quarz eingelagert iſt. Mitſcherlich 2, 2, 251 ꝛc.; Einlage-
rungen [eingelagerte Maſſen]. G. 40, 239; 300 ꝛc. —
2) (veralt.) Einen e., einleiſten, verſtricken (ſ. Einlager
1). Berlichingen 86; 105; auch refl.: ſich im Einlager
einſtellen. 168. — 3) tr.: einquartieren. Jahn M. 209;
Einlagerer, ein im Quartier Liegender, ein Ein-
quartierter. 182; Einlagerung. Alexis H. 1, 1, 335 ꝛc. —
Fórt-: ab-l. 3. — Hêr-, Hín- ꝛc.: Alles, was in
meinem Kreiſe webt, | hab’ ich um ihre Kindheit hergelagert.
G. 13, 233 ꝛc.; Reihe merkwürdig hingelagerter, bald reihen-
weis überſehbarer, bald ſich verſchiebender Anſichten. 18, 282;
Unten hat ſich der Hund hingelagert. 30, 473; Aufs ..
Sommerbett . . kampflüſtern hingelagert. Heinſe A. 2, 215;
Die von abſpiegelnden Fenſterſcheiben über die Laden hinaus-
gelagerte Stube. IP. 3, 126; Hinein-, hinunter-, hinüber-
gelagerte Schichten, Maſſen ꝛc. — Hínter-: nach hinten
hin lagern, Ggſtz. vor-l. — Nêben-. — Nīēder-:
zu Boden lagern ꝛc.: Der niedergelagerte Weizen. —
I. Über-: ein Lager bildend überdecken, nam. [1f]:
Verlieren die ü–den Schichten ihre Stütze. Burmeiſter Gſch.
29; Stets wird der ältere Trachyt von dem jüngern Dolerit
durchbrochen und überlagert. 197; Thon, den der .. Stein-
mergel mit zahlreichen organiſchen Reſten überlagert. 244;
An den ü–den und unterteufenden Schichten. Volger EE. 440;
108; 216; 251; 157; Höhe der Überlagerung [der ü–den
oder übergelagerten Schicht]. ebd.; Die fortſchreitende
Überlagerung der Bodenſätze. 499 ꝛc. Auch z. B.: Sahen
wir den Fichtelberg . . von einer ſchweren Maſſe feſtliegender
Wolkenballen überlagert. G. 40, 323. — II. Úber-:
hinüber-l.: Die übergelagerte Schicht, im Ggſtz. der über-
lagerten oder untergelagerten. — I. Um-: lagernd
umgeben und umringen, vgl. be-l. 1 und 2: Der Kai-
ſer .. umlagert’ es [das Städtlein] mit Roß und Mann. B.
25b; Der Neid umlagert die Pfade der Gunſt. Cham. 3,
235; Als die hohe Kraft von Jlios | umlagert ſtand. G. 12,
173; Vergebens ſuchte ich, mich Ihnen zu nähern . . ., Ihr
grauſamer Schwager hatte Sie ſo umlagert. 17, 253; Ge-
ſchäftsmännern, welche, von Hof zu Hofe geſandt, Fürſten
und Miniſter um-l. 19, 99; Frankreich ſei an allen ſeinen
Grenzen mit ſolchen Unglücklichen umlagert. 25, 10; 253;
Jſt ſie nicht von Begierden umlagert? 29, 250; Dein Herz
umlagre ich mit Donnerſchall. Hartmann Pet. 50; Das den
Pol u–de Eis. Humboldt KlSchr. 1, 283; Wetterwolken
umlagerten den Vollmond. Matthiſſon 106; Umſtellt, um-
lagert und umdroht. Rückert 1, 68; Das Volk, das den Pa-
laſt umlagert. Sch. 436b; 48b; Umlagre Gram dein Bett!
Schlegel Rich. III. 4, 1; Nebel uml. die Stirn. V. Ov. 1,
23; Doch ſind Das die Menſchen, von denen ſich ein König
dermaßen umlagert ſieht. W. 32, 271; 27, 304 ꝛc. —
II. Um-: anders lagern: Die Waare muß umgelagert
werden; Die Urſache liegt in einer Umlagerung der klein-
ſten Theile, welche ſich bei der gw. Temperatur in eine ſolche
wechſelſeitige Lage begeben, wie ſie der andern Kryſtallform
entſpricht. Karmarſch 3, 202; Deſſen Elemente ſich in einem
Umlagerungsproceſſe befinden. 2, 6 ꝛc. — Unter-: hin-
unter-l., ſ. über-l. II. — Ver-: (veralt.) z. B.: Die
Wege verl., lagernd verſperren. Berlichingen 136. —
Vōr-: nach vorn lagern; lagernd vorſchieben: Nach
Deutſchland hinein vorgelagerte [Berg-]Ketten. Daniel Geogr.
307. — Wéchſel-: abwechſelnd lagern, nam. [1f]:
Übergangskalkſtein, mit Grauwacke w–d. Burmeiſter Gſch. 165;
224ꝛc. — Wég-: fort-l. — Wêge-: auf den Wegen,
Landſtraßen lagern, um Reiſende zu überfallen und zu
berauben, ſ. legen 18; W–de Schnapphähne; Die alten
Ritter haben gewegelagert ꝛc.; Wegelagerung, ſ. Wege-
lagerei ꝛc. — Zuſámmen-. — Zwíſchen-: z. B.
[1f]: Solche zwiſchengelagerte Lavenergüſſe. Volger EE. 89.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.