Faksimile 1073 | Seite 1065
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Kutte
Kútte, f.; –n; –n-: 1) ein langes und weites den
Körper einhüllendes Gewand, z. B. ſchwzr. = Kittel
(Stalder), Rock: Trotz ſeiner guttuchenen K. Gotthelf G. 111;
Jch habe keine K. für die Kirche. U. 2, 78; Seine Sonntags-
K. 1, 304 ꝛc., vgl.: Im höhern Erzgebirge .. herrſcht die
ſog. Lein-K., d. h. ein langer Kittel aus grober Leinwand
nach deutſchem Schnitt. Monatbl. 1, 434b ꝛc., auch:
(Gnome): In brauner Kapp’ und K. tret’ ich an. G. 6, 23;
Sich als alte Frau zu verkleiden, um deſto friſcher ihr junges
Geſicht aus der K. hervorzuzeigen. 15, 175; K–n für Zau-
berer, Juden und Pfaffen. 16, 125; Hätte man alle Men-
ſchen mit K–n zugedeckt [die ihre Geſtalt unkennbar ver-
hüllen], mein Geiſt hätte nicht .. geruht, bis ich mir eine
menſchliche Geſtalt ſelbſt erfunden hätte. 30, 374; Schellen-
kappen, Narren-K–n. 9, 176; Den Rock des gemeinen
Soldaten für die Straf-K. halten, in die ſie ihre mißrathe-
nen Kinder ſtecken. Lewald Ferd. 2, 182 ꝛc. 2) daher
nam. das grobe weite Mönchsgewand mit der Kappe:
Die K. annehmen [Mönch werden], ablegen [aus dem
Mönchsſtande treten]; Ihre K–n und Kappen. Fiſchart B.
IVa; Die Schulter, die der K. nun ſich bückt. Platen 1, 202;
Der Becher und die K. | wollen nicht zuſammentaugen. 2,
348; Weil er weder der Dummheit in K–n, noch der Un-
wiſſenheit unter Doktorhüten ſchonte. W. 35, 173; Da ich
die Weisheit ſogar in einer Kapuciner-K. fand. 47; Was
bleibt .. als dir eine Karmeliter-K. und ihr der Schleier?
[Beiden das Kloſter]. 19, 270; Mönchs-K. ꝛc. Danach
auch = Mönch, Mönchsſtand: Meiſt hatt’ er’s mit den
Pfaffen. | Wie war die K. ſchwach! Freiligrath 2, 110; Hafis
auch und Ulrich Hutten mußten ganz beſtimmt ſich rüſten |
gegen braun’ und blaue K–n [beſtimmte Orden]. G. 4, 54;
Sanders, deutſches Wörterb. I.
Ließ er ſich von den K–n meucheln. Herwegh 1, 109; Die
Feſſel .. von ſchnöden K–n | und fremden Mantelträgern
uns geſchmiedet. Werner Lthr. 7; Da der Teufel in Mönchs-
K–n auf der Erde herumſpukt. Klinger F. 253 ꝛc. 3)
(ſ. 1) der rauchfangende Mantel überm Herd. 4)
die weibl. Scham. Daher auch als Pöbelſchimpfwort
für Frauenzimmer in Zſſtzg. wie: Kahl-K. ꝛc.
Anm. S. Kotze, Anm. und Kittel (bei Einigen Küttel).
Für Bedeut. 4 vgl. goth. qithus, Bauch, Mutterleib, ahd.
quiti, Bärmutter, dazu vielleicht auch das plattd. Küt,
Eingeweide (vgl. Batzen I 1c und das zu Koth, Anm. a er-
wähnte unterköthig), küten, ausweiden, ſchlachten (vgl. jedoch
auch kutten 2 und Anm.); Küter, Haus- (im Ggſtz. zum
Bank-) Schlachter ꝛc.; ferner Kuttel (ſ. d.), mhd. kutel(e),
und dazu plattd.: Kuddel-muddel, = pêle-mêle.