Faksimile 1068 | Seite 1060
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käiren
II. Kǟiren, tr. kor (kürte), köre (kürte); gekoren
(geküret): wählen (ſ. Kur, kuren 1 und kieſen), alter-
thüml. und in gehobner Rede: Mittel k., | die ohne Lärm
und Prunk ſtill zu dem Zwecke führen. Alxinger D. 208; Ihn
kor das Geſchick. Baggeſen 1, 5; 4, 94; 5, 35; Und kor aus
dem geraumen Lycien | der Tapferſten zwölf Mann. B. 171b;
Gaben, die wir uns koren. 213a; Koterieen mühen ſich ver-
gebens ihre gekürten Günſtlinge mit falſchem Purpur zu be-
kleiden. Chamiſſo 6, 285; Alles .. kürt ſich im Saale ſein
Plätzchen. G. 1, 158; 33, 291; Die Kurfürſten blicken
traurig herab | auf ihn, den gekürt wir haben. Hartmann
(Volksz. 7, 201); Wollt ihr einen Kaiſer k. Heine Verm.
1, 207; Beide koren mit ſcharfem Blick. Kl. Od. 2, 106;
191; [Ich] köre kein ander Land. 14; Kührte und wählte ſo
lang. Muſäus M. 1, 10; Forellen, | die vor allem Gewim-
mel der Waſſerwelt die Najaden | ſich zu Lieblingen koren.
Neubeck 63; Küre deinen Landshauptmann! Schwab 520;
Dem Alkinoos kor man zur Ehre ſie. V. Od. 7, 10; Herkules
kor die Pappel zur Freude ſich .. Phyllis erkor die Haſel.
Ländl. 2, 349; Ar. 3, 16; „Wir k. hier“. Was heißt
Das? „Wir erwählen | den Kaiſer und beſchränken kraft des
Kuramts | die Willkür Deſſen, den wir auserkoren“. Werner
Luth. 235.
Anm. S. kieſen, Anm. Die ſchwachen Formen ſind
hochd. ſelten, ſ. o. und er-k. Schm. 2, 325 und bei Schilter
171b „vogtländiſch“: Das iſt ausgekiert, was meisniſch
und ſonſt „auserkoren“, ſ. will-k. Bei Adelung und A.
kören, ſo nach Campe’s Anführung noch in der Stelle (ſ. o.)
G. 1, 158. Vgl. (veralt.): Das Wörtlin Verſuchung oder
Bekörung. Luther 1, 86a; Daß ſie mich nicht verführe
beköre. b ꝛc.; Einem willkören [willfahren]. Franck Laſt.
A. 2a ꝛc. S. Kürbaumen und Kurmede.
Zſſtzg. ſ. kieſen, wählen ꝛc., z. B.: Āūs-: Zur
Geſpielin kor das Herz ſie ſich aus. Kl. Od. 1, 232; M. 3,
125; Aus der großen gedrängten Verſammlung | koren ihn
Moſes ſich aus und Abraham ihm zu erſcheinen. 15, 1027;
16, 203; Wen dein lächelnder Blick auskor zum vertrauteren
Liebling. V. 3, 28; 79; Od. 2, 115; 24, 79; Bion 9,
5 ꝛc. Er-: häufig ſtatt des ſeltnern Grundw.:
Wirſt du Andres noch e. Chamiſſo 3, 293; Ihn erkür’ ich |
zu meines Herzens erſtem Helden. Herwegh 1, 107; Ob du
Diener dir erkürſt. 120; Die, die ſeinen Schutz e. Platen 6,
33; Wohl Dem, der es erküret. Rückert Mak. 1, 176; Nal
17; Für ſie den neuen Führer zu e. Streckfuß Rol. 14, 11 ꝛc.
Imperf.: Denkt Chriſti, der . . . | für euch, ihr Sünder,
Schmach und Tod erkor. Chamiſſo 4, 133; Erkor der Recke
ſich zum Bratſpieß einen Stamm. Rückert Roſt. 1b; Man er-
kor dem Atreiden des Chryſes roſige Tochter. V. Il. 1, 369
ꝛc. und im Konj.: Aus der Fürſten Mitte | erköre ſie ein
Mann. Arndt 66; Göckingk 1, 51; Rückert Nal 58 ꝛc.
Selten: Dort erkur er ſich zwölf der Schild. V. Od. 12,
144 ꝛc.; Partic.: Hat zum Glück der Götterſchaft | mich
hienieden ſchon erkoren. B. 269a; Aus ſelbſterkorner Haft
erlöſt. Chamiſſo 4, 183; 99; G. 13, 22; Dich .. | hab ich
nun erkoren mir zum Schützling. Platen 4, 214; Eben dieſer
Ort war jetzt zu dem ſchrecklichen Schauplatz ſeiner Erniedri-
gung erkoren. Sch. 714b; Stumpf 178a; Franciskus ward
[zum] Abt erkoren. 380b; Als Paris ſie zur Schönſten er-
koren [ſie durch ſeine Wahl dazu erhoben]. W. 15, 9;
11, 205 ꝛc. Seltner: Du haſt den Wein erkürt. Boden-
ſtedt 2, 212; Drum wird von ihm ein ſchwarzer Schmuck er-
kürt. Streckfuß Rol. 8, 85 ꝛc. Zſſtzg. des Partic.: Der
Gotterkorne [von Gott Erkorne] ꝛc. Doppelzſſtzg.:
Solche Bilder ſind dem Kind ſchon eingeboren, | ſie werden
ihm nicht erſt durch Bildung anerkoren. Rückert W. 4, 174
[auswählend angeeignet], ſelten; dagegen oft: Aus-e.,
zumal im ungetrennten Jmpf.: Ein Steingeſtell .., | das
ſich das Volk der Vögel auserkor | zur Ruhſtatt. Chamiſſo 4,
152; Der mich Armen zum Jünger | auserkor. Kl. M. 17,
688; Wer die Segnung goldenes Mittelſtandes | auserkor.
V. H. 1, 120; Den Urgande zum Befreier .. auserkor. W.
11, 215 ꝛc. und im Partic.: Er hat ihn auserkoren zum
heiligen Stand. Sir. 45, 4; 1. Sam. 20, 30; Auserkoren
unter viel Tauſend. Hohel. 5, 10; G. 34, 167; Kl. M. 16,
504 u. v.; ſelten: Zum Fürſten auserkürt. Streckfuß
Rol. 3, 38 ꝛc. Wíll-: von „Willkür“ und daher
(ſ. radebrechen ꝛc.) immer ſchwachformig: frei wählen
oder beſtimmen: Die wahre Freiheit leidet nicht ſich durch
Andere als ſeine eigne gewillkürte Mitgenoſſen in vorkommen-
den Fällen verurtheilen und taxieren zu laſſen. Möſer Osn. 1,
221; Der frei bewußte, frei w–de .. Sinn und Geiſt. Goltz
1, 258 ꝛc.