kühn
II. Kǖhn, a., (-heit f.; –en):
muthvoll mehr als Gewöhnliches wagend, zuw. wie „keck“ (s. d. und die Bsp. dort, u. vgl. dumm-, toll-k.), „verwegen“ tadelnd von einem Unbedachten etc. z. B. 15, 14 etc., doch zumeist in gutem Sinn: Sprchw. Ein k–es Beginnen ist halbes Gewinnen. Rom. 155; Mit dem K–en ist das Glück. Rev. 2, 307 etc.; K. wie ein junger brüllender Löwe. 1. 3, 4; Wo vom k–sten Wager die Bahn | du nicht vorgegraben dir siehst. 1, 54; Der K–e sucht die Gefahr auf | und erfreut sich mit ihr. 5, 233; Ein k. gewandter Mann. 6, 24; Weiblich gestaltet, bin ich [die Hoffnung] männlich k. 10, 248; K. ist das Mühen, | herrlich der Lohn; 11, 39; 13, 331; Wohin sie ohne weibisch Kraft- ermatten | mit k–em Fuß beherzt zu gehen wagte. Son. 293; Bei dem k–en, man möchte sagen, frechen Übergange der französischen Armee. A. 2, 136; Menschen, die k. und trotzig genug auftraten, um nicht Supplikanten zu scheinen. 822b; Der Gedanke war k. und Viele waren, die ihn für abenteuerlich hielten. 866b; K–es Unterfangen, Unternehmen, Wagnis; Ein k–er Griff; K–e Behauptung, Wendung etc.; oft in den schönen Künsten: Ein k–er Ausdruck; Allzugesuchte Anwendung der k–sten Tropen. 6, 310; Ein k–er Pinsel; K–e Zeichnung; Ein k. gewölbter Bau etc. Ferner: K. [im Vertrauen] auf Etwas sein oder werden. 29, 24; 2. 11, 21; Greifet, kühn auf den Justinian | das klare Testament .. an. 1, 84; Indeß flog Jener auf, k. auf geprüfte Schwingen. F. 1, 225 etc. — Dazu: Kühnheit (s. Kühne), z. B.: Mit K–heit, ja Verwegenheit. 27, 25; Daß ein k. Unternommenes in der Ausführung gleichfalls K–heit erfordert, weil bei dem Ungemeinen durch gemeine Mittel nicht wohl auszülangen sein möchte. 138; Wobei er mit unglaublicher K–heit das ganz Absurde als ein ausgemachtes Wahre der Welt ins Angesicht behauptet. 39, 235; K–heit ist erhaben und groß, List ist klein. SchE. 9; Die K–heit dieses würdigen Officiers | ..erhielt, wo Nichts als K–heit retten konnte | bei einem furchtbarn Aufstand der Besatzung | dem Kaiser seine Hauptstadt. 234a; Jhr nennet edle K–heit unverschämte Frechheit. Sh. 6, 228; K–heit des Ausdrucks, des Urtheils, eines Gleichnisses, des Pinsels, der Zeichnung; Pindarische K–heiten etc.
Anm. Ahd. chuoni, mhd. küene, wohl eines Stamms mit können (s. d. und kennen), vgl.: Der allerkönest und best Salpeter [kräftig wirkend etc.]. 17; Ein Pfund desselben Salpeters hat mehr Kraft und Konheit, .. dann sunst 5 Pfund thun möchten. 14.
Zsstzg. z. B.: Ādler-: kühn wie ein Adler, s. löwen-k.: Der a–e Flug; A–er Stolz | der himmelstrebenden, ehrgeizigen Gedanken. Schlegel Rich. II 1, 3; Mit Adlerskühnheit diese Geier | anfallen. Sch. 451a etc. — Är- beit-: Der A–e. V. Th. 13, 69, Herakles, der kühn die zwölf Arbeiten vollbracht etc. —
Dúmm-: (veralt.) toll-k. (vgl. dummdreist): Ich bin auch so frevel thumkühne nicht. Luther 1, 115a; Daß Einer aus Thumkühnheit frevelich schreiet. 159b; Schwärmer sind vermessen und durch der Schwärmer Vermessenheit und D–heit. SW. 61, 16 etc.; Rollenhagen Fr. 226 etc. —
Frēī-: sich frei und kühn bewegend etc.: Diomed wird erkannt am F–en. G. 30, 415. —
Hélden-: heldenhaft kühn: Wer die steile Sternenbahn | h. dir ging voran. Sch. 11b; Mit H–heit. 542a; Tieck NKr. 3, 334 etc. —
Kāūf-: (Bergb.) Die Zeche macht k., lockt durch reichen Anbruch zu kühnem Kauf der Kuxe. Campe. —
Līēbes-: kühn durch Liebe, in der Liebe: Da er .. sie l. in seine Arme nahm. W. 20, 120. —
Lȫwen-: kühn wie ein Löwe: Der l–e Jüngling. Sch. 245a; Sei l. und stolz! Tieck Makb. 4, 1; L–heit| durchlodert meiner Röhren Mark. Kosegarten Rh. 1, 152. —
Pfēīl-: kühn als Schütze: Argos Volk, Pf–e! V. Jl. 14, 479. —
Schláchten-: kühn in der Schlacht: Den sch–en Polypöt. B. 169a. —
Schlāū-: Sch–e Blicke. Alexis Dor. 1, Kap. 1. —
Sónnen-: kühn zur Sonne strebend etc.: Ein Adler s. Arndt Gd. 190. —
Strēīt-: s. schlachten-k.: Die st–en Sachsen. Simrock Nib. 201. —
Thāten-: kühne Thaten wagend: Dessen Brust ein th–er Muth begeistert. WHumboldt 4, 287. —
Tóll-: kühn bis zur Raserei; mehr wagend, als ein Vernünftiger wagen kann, s. dumm-k. und tolldreist: Sir. 18, 8; Von der Wuth t–er Reiterei .. abzustehn. G. 13, 287; T–heit ist nicht Muth. Kotzebue NSch. 10, 47; T–heit, Raserei ist dieser Muth. Sch. 423a; 250a etc. —
Úber-: allzukühn: Dein ü–er Muth. G. 13, 254. —
Wúnder-: wunderbar kühn. Uhland 258. — u. ä. m.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.