kuckuck
Kúckuck: 1) interj.: Ruf, die Stimme des Kuckucks
(ſ. 2) nachahmend, auch als ſächl. Hw.: Machten ihm
zu Ehren | das ſchöne Kukuk zehn mal nach. Gellert 1, 224;
Du prophet’ſcher Vogel du, | Blüthenſänger, o Coucou! ..
Ruf ihm zu: | dein Coucou, | immer mehr Coucou, Coucou.
G. 1, 90; Dann macht er Spuk | und ruft vom Baum Ku-
kukuk. V. 4, 47 ꝛc.; oft im Wortſpiel mit gucken (ſ. d.),
kucken, z. B.: Von fern her ſchickt der Kuckuck ſeinen Ruf.
Ja, guck, guck! Auerbach SchV. 3; Da ſchallt es,,kuck! kuck!“
mit einem Mal. | Wie ſie um ſich kucken ꝛc. FrHofmann
Weihn. 4, 110 ꝛc.; darnach auch ſonſt als Ruf, z. B.:
Laſſt ſie [die Wage] nicht, bis daß ich „kukuk!“ rufe, los.
Droyſen Ar. 3, 506; ferner (wortſpielend ſ. o.) in dem
unter ,,Bu“ (3)geſchilderten Spiel = Bu-guck-hie ꝛc.;
nam. oft aber als Hohnruf (vgl. 2), z. B. ſchon bei
den Alten: Dem oft der Wanderer ſchamvoll | weichend ge-
muſſt, wann laut er daher ihm tönete: Kukuk! V. H. 2, 79
(Sat. 1, 7, 31); Hohneckend ruft der Kukuk dann | von
jedem Baum dem Ehemann: Kuku. Sh. 2, 551 [ihn als
Hahnrei verſpottend] ꝛc.; ſo auch im Kegelſpiel der
Ruf des Kegeljungen, wenn gar kein Kegel geworfen
iſt (vgl. Geduld 1a; Sandhaſe) ꝛc. — 2) m., –s; –e,
–s; –chen, lein; –s - (⏑– V. Sh. 2, 550): a) ein nach
ſeiner Stimme (ſ. 1) benannter Zugvogel, Cuculus
canorus, der ſich im Frühling bei uns hören läſſt (da-
her auch Frühlings-, Maivogel, ſ. u.), merkwürdig da-
durch, daß er ſeine Eier andern Vögeln ins Neſt legt,
die ſie ausbrüten (ſ. Anm. 4; K–s-Ei, -Brut u. vgl.
Hahnrei), im Volksglauben als prophetiſcher Vogel
geltend (ſ. 1 und b), nam. als Fragenden die Zahl der
noch zu lebenden Jahre durch ſeinen Ruf verkündend;
anderſeits oft als Bild des Undanks (gegen die Pflege-
eltern), des nur ſich ſelbſt rühmenden Egoismus ꝛc.,
(vgl.: Schmähe dich | kein Hohn der danklos ſchwindelnden
Eiferſucht: | ein Frühlingsvogel, der die Amme | würgt und
den eigenen Namen ausruft. V. 3, 47; Bald ſeht ihr junge
Zucht dem edlen Vater gleich, | ſpielt nicht des Kutſcher’s
Tück’ ihm einen K–s-Streich. 4, 146, wenn ihn der Kut-
ſcher nicht zum Hahnrei macht; Der Vogel ſelbſt, der
uns die heiße Zeit | anmeldet, wird dir auch ein Hochzeitlied
verfaſſen. Gryphius 677 ꝛc.). — Der frühſchreieriſche Gucku.
SClara EfA. 2, 703; Guckguck. Hagedorn 3, 148; Guckuck
L. 1, 139; Kuckuc. 3. Moſ. 11, 16; 5, 14, 15 ꝛc. —
Sprchw.: Den K. nicht mehr rufen oder ſchreien hören,
(Hebel 3, 121), das nächſte Frühjahr nicht erleben; Der
K. ruft ſeinen eigenen Namen, nam. von Einem, der an
Andern eigne Fehler tadelt ꝛc., oder ſeine eigne Schande
verkündet, vgl.: Dank hab du, lieber Kuckuk, daß du ſo
friſch deinen eignen Namen ausſchreieſt und rühmeſt, daß du
wolleſt der Widerchriſt ſein. Luther 6, 320b; Papiſten
ſchreien ſich ſelbſt aus wie der K. 1, 384b; 8, 25a; 5,
303b, vgl.: Der Guckguck muß ihm ſelbſt ſein Ohrgicht
(ſ. I. Gicht, Anm.) ausrufen. Tappius 199b; Du lohneſt
mir wie der K. der Gorſe [Ammer], 188b, wo aber, wohl
durch einen Druckf., ſteht, „wie dem K. die Gorſe“, vgl.:
Ihr thatet, da wir euch gepflegt, an uns | wie die unholde
Brut, des K–s Junges, | dem Sperling that. Schlegel Sh.
6, 155; Bringt euch zur Vergeltung des Gukuks Dank und
Lohn (ſ. f. und Henkers Dankꝛc.). Hebel 8, 112; Zuletzt
freſſen die jungen K. ihre Mutter, die Grasmücken. Luther SW.
60, 219 ꝛc.; So wie der K. nur im Juni, | gehört, — doch
nicht bemerkt. Schlegel Sh. 6, 111; Der K., der der Graſemück|
ſo gern ins Neſtchen heckt | und lacht darobmit arger Tück’ | und
manchen Ehmann neckt. 1, 223 ꝛc.; Kann der K. nicht mehr
ſchrein, | pfeift er’s ſeinen Jungen ein. Werner Oſtſ. 1, 33,
der Böſe ſetzt ſein Treiben durch ähnliche Nachkommen
fort ꝛc. — Slaw. als Vogel der Trauer, ſ. Talvi 1,
274 und vgl. f. — b) ein die Stimme des K–s nach-
ahmendes Spielzeug: Ganz natürlich wie ein Nürnberger
Kukukchen mit einem Blasbälgchen unter den Füßen. Börne 1,
131*
245; auch an (nam. ältern) Schlaguhren: Knüpfte die
Schnur des Schlaggewichts an den Nagel, | daß ihm den
Schlaf nicht ſtöre das klingende Glas und der Kukuk. V. 2,
149, ferner in Orgeln ꝛc. — c) Des K–s Küſter (ſ. f.),
Bez. des Wiede-Hopfs (ſ. d.), z. B.: Das weiß der K.
und ſein Küſter! . . Ich bin des K–s Küſter, | ich bin der
Vogel Wiedehopf, | mit buntem Zopf auf meinem Kopf ꝛc.
FrHofmann Weihn. 4, 110. — d) Bez. ähnl. Vögel,
z. B. [im Mund eines Bedienten]: Den fremden K. da
ins Haar ſtecken. Immermann M. 3, 290 = Paradiesvo-
gel ꝛc.; nam. aber in Zſſtzg.: Bart-K., Bucco; Hau-
ben-K., Coccyzus cristatus; Honig-K., Indicator;
Nacken-K., Leptosomus; Ringel-K., Picus auratus;
Schwalben-K., Monasa; Seiden-K., Trogon; Sporn-
K., Centropus; Stelzen-K., Coccyzus; Strauß-K.,
Cuculus glandarius; Trauer-K. bei Oken die Sipp-
ſchaft der Dickſchnäbler; Vieh-K., die Sippſchaft der
Schmalſchnäbler u. ä. m. — e) (nach a) als Bez.
einer Perſ. und zwar nam. oft = Hahnrei (vgl. Diez
118), z. B.: Es iſt kein Hornemann in dieſer ganzen Welt|
als, der ſein keuſches Weib für nebengängig hält. | . . Ein
ſolcher Narr iſt werth, daß er ein K. ſei. Rachel 2, 120;
Wem juckt es nicht ein bischen an der Stirne, | wenn er ſich
K. grüßen hört? (ſ. 1) Schlegel Sh. 1, 223 ꝛc.; ferner:
Bezeichnung eines Undankbaren: Kein undankbarer
Kukuck und Verächter des Evangelii (ſ. f). Mattheſius Lthr.
XXXIX ꝛc.; ferner: Recht ſo, alter K.! [von Einem, der
einſam im Walde weilt]. Freytag DW. 136 ꝛc.; bei den
Slawen auch: „Ich armer K.!“ für „ich Beklagenswerthe“
iſt [ſerbiſch] ſprichwörtlich. Talvj 1, 275; Mein betrübtes
K–chen! Bodenſtedt 2, 357 (ruſſiſch) ꝛc. — f) K. als
verdeckte Bez. des Teufels (vgl. Geier 3): Still! in
Gukucks Namen! Benedir 2, 284; Eine Pein, um gleich des
K–s zu ſein. Brentano Fr. 1, 273; Unſres Lebens einz’-
gen Mai | zum K. hingedichtet. B. 39a; Es regt ſich hie |
. der K. und ſein Küſter [vgl. c], | ein Kobold, — heißt
Genie. 21a; Drum tanzen auch der K. und ſein Küſter
[die Teufelsſippſchaft, vgl. c] auf ihm [dem Blocksberg].
Claudius 3, 117; Die hole der K.! 25; Wenn ſie nur der
Guckuck nicht holt. Forſter Br. 1, 224; Das Goldlein fliegt
dem Kukuk zu. Hebel 2, 214; Des Gugucks werden. 3. 425;
„Dieſen . . Rechtshandel hab ich gut für Euch geführt.“
Den Gukuk hat er. 247; Was K. führt Dich hierher? Kapper
Chr. 1, 252; Mein Mann iſt ganz des K–s. König Kl. 3,
106; [Er] ſchicke mich je eher je lieber zum Guckguck. L. 11,
525; Beim K.! Immermann M. 1, 172; Sch. 327a; Potz
K.! iſt ſo ein hergebrachter Ausruf, wenn wir nicht grade flu-
chen wollen. Tieck NKr. 4, 180. (Gotthelf U. 2, 105;
Schlegel Sommern. 3, 1 ꝛc.); Potz Heide-K.! Das iſt eine
Lumpenwirthſchaft! Auerbach D. (1849) 1, 174; Das hei-
lige Reich iſt dennoch zum K. und zum Küſter gegangen.
Zſchokke N. 3, 212 u. o. — g) Meer-, See-K., Name
einiger Fiſche, Trigla cuculus und Ostracion quadri-
cornis. — h) Name einiger Pflanzen, z. B.: Blauer
K., Ajuga pyramidalis und reptans; Geſprenkelter K.,
Orchis maculata ꝛc. — i) K., das iſt ein ſehr fatales
Bier, welches in Wittenberg gebraut wird. Tieck NKr. 4,
381 ꝛc. — k) eine Blendlaterne auf Kriegsſchiffen,
deren man ſich bedient, um den Feind nicht merken zu
laſſen, wann und wohin gegangen wird, auch,,Schlunt“
(Schlunsje).
Anm. Als Tonw. vielen Sprachen gemeinſam, — mit
ſchwankender Schreibweiſe (ſ. o., u. vgl. Gauch 1; auch:
Guckuckgauch. Ryff Th. 114 ff.). Die von uns gewählte (ſchon
bei Luther, nur daß in der Bibel das Schluß-k fehlt; Eppen-
dorf 143 ꝛc.) iſt heute wohl die überwiegende. — Mz. zu-
meiſt: Die K–s. Claudius 5, 4; Gutzkow Zaubr. 1, 250;
Kohl A. 3, 243; Pz 3, 16 ꝛc. (ſ. † S.) neben: Die K–e.
Droyſen A. 3, 192. Tſchudi Th. 67; 77; 79; 124; 295;
W. 34, 298 ꝛc., auch: Da ſchreien K. und Staare. Tieck N.
3, 99; Luther SW. 60, 219 ꝛc.
Zſſtzg. ſ. [2d und g].
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