Faksimile 1049 | Seite 1041
Krystall
Kryſtáll, (gr.) m., (n.). –(e)s; –e, (–en); Kry-
ſtällchen; -: 1) Eis: O Bahn des K–s! Kl. Od. 1, 263;
Haller 41 ꝛc. 2) K., Berg-K., eine Varietät des
Quarzes von ausgezeichneter Klarheit, gew. in regel-
mäßigen Sechsſeiten vorkommend (ſ. 4 und Strahler).
Stumpf 606b ꝛc. Jsländiſcher K., Doppelſpath. Auch eine
Sorte kryſtallklaren Glaſes, K.-Glas (ſ. d. und 3) und
etwas aus K. Gefertigtes, z. B. ein Becher: Geuß den
K. mir | voll des blinkenden goldenen Weines. Kl. Od. 2,
126 ꝛc.; ferner: ein Zauberglas: Mir zeigte ſie ihn [den
künftigen Liebſten im K. G. 11, 38; In der K. [ſ. Anm.].
HSachs G. 2, 44; In dem Zauber-K. die Zukunft und
Wahrheit ſchauen. IP. 36, XXVIII. 3) (ſ. 2) über-
haupt etwas K.-Klares, namentl. ſolche Flüſſigkeit,
vergl.: Die Berg-K–en gleichen Bäche. Brockes 1, 28;
Einem friſchen Quell | . ., rein wie Luft und wie K–en hell.
W. 20, 214 ꝛc., ſo: Wie ein Bach .. ſein K. [neutr.] auf
lauter Kieſeln rollet. L. 1, 90; Strahlte der K. der Wogen|
die .. Geſtalt zurück. Sch. 23b; Die fließenden K–en | der
Quellen rieſeln wieder rein. W. 20, 229; Die klatſchenden
K–en. 12, 285; Des Schlafs am rieſenden K. 36; Verge-
bens ſchmolz ihr Aug’ in tröpfelnde K–n. 268 ꝛc. 4) ein
unorganiſcher Körper in beſtimmter regelmäßiger Ge-
ſtalt aus gleichartigen, gleichartig zuſammengeſetzten
Theilen beſtehend (ſ. kryſtalliſieren ꝛc.): Die oktaedri-
ſchen K–e. Mitſcherlich 2, 1, 60 u. v.: Daß ſich K–en eines
Mittelſalzes anſetzten. Forſter R. 1, 25 ꝛc.; Die Kryſtällchen.
G. 40, 177; Der Schnee iſt nur ein Haufwerk von kleinen
Eis-K–en. Humboldt KSchr. 1, 363; Eiskryſtällchen. Pouillet
2, 559 und in zahlreichen Zſſtzg. nam. nach den kry-
ſtalliſierten Körpern (Mineralen): Alaun-, Salz-,
Schwefel-K–e ꝛc.; Bleiglanz-K–e. Mitſcherlich 2, 2, 250
ꝛc.; Schörl-K–en. G. Merck 1, 269 ꝛc.; ferner: After-
K–e, von regelmäßiger Geſtalt, aber ohne gleichmäßige
innre Struktur; Zwillings-K–e, die zu 2 und 2,
Drillings-K–e, die zu 3 und 3 zuſammengewachſen
ſind u. ſ. w., z. B.: Die Zwillings-K–e des Feldſpaths.
G. 27, 222 ꝛc. Volger gebraucht für K. den Aus-
druck ,,Quarz“ (ſ. d.), für Berg-K. (2),,Strahler“,
ſ. Volger BdE. 106, vergl.: Der Endigung auf –„er“
bediene ich mich, um von dem bloßen Stoffe den aus dieſem
erwachſenen Eigenkörper zu unterſcheiden: Alaun iſt alſo bei
mir der Stoff des bekannten ſchwefelſauren Doppelſalzes, ein
„Alauner“ dagegen der aus dieſem gewachſene Quarz („K.“).
EE. VII ꝛc.
Anm. Aus gr. πρóoτaλoς (ſ. Oken 1, 33), ahd.
christalla, mhd. kristalle fem., ſ. 2 und ſo noch bei Adelung
in Bed. 4: Die Kryſtalle, jetzt unüblich, obgleich die Mz. K–en
noch hin und wieder vorkommt (ſ. o., und z. B. Knebel 3,
132; Rückert 1, 183; Zſchokke 1, 7 ꝛc.). Das neutr. z.B.
Durchleuchtetes K. Auerbach Leb. 1, 206; L. (ſ. 3).