Faksimile 1048 | Seite 1040
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Krüppel Krüppelei Krüppeler krüppelhaft krüppelicht krüppeln
Krüppel, ~ēī, f.; –en: 1) der Zuſtand einesKrüppels,
krankhafte Gebrechlichkeit: Sie unterwerfend aller Tyran-
nei | qualvollen Elends, ſchnöder K. Freiligrath Ven. 48.
2) dasKrüppeln, das langſame aus-der-Stelle-kommen:
Wenn man unterwegs mit ſeinem Fuhrwerk in K–en geräth.
Engel 12, 120. ~er, m., –s; uv.: Einer der krüp-
pelt; auch Bez. einer Gattung Faulthiere, Cholopus.
~haft, a.: in der Weiſe eines Krüppels; verſtümmelt;
verkümmert, verzwergt, nicht zur vollen normalen Ent-
wicklung gekommen: Wenn das Parlament ein Stück k–er
mechaniſcher Geſetzgebung zur Welt gebracht hat. Bucher Nat.-Z.
8, 305; Ward alles Laubholz k–er. Forſter A. 3, 160; Einen
regelmäßigen oder k–en Auszug. H. Ph. 13, 19; K–e Fichte.
Steffens Malk. 2, 380; Stühle | in etwas k–em Stand.
W. 11, 210. ~icht, a.: krüppelhaft: Ein krüpplichter
Körper. Gellert 3, 153; Forſter R. 1, 203; Pfeffel Po. 3,
55 ꝛc.; Den krüppeli chen Körper. Thümmel 7, 145; Die
Seele eines ſo krüppligen Körpers [des deutſchen Reichs]
zu ſein. G. 9, 92; Daß die menſchlichen Wiſſenſchaften ſo
krüpplig und leblos ſind. Claudius 4, 54; Krüppelige Ei-
chen. Kohl Südr. 2, 9; Alp. 1, 182; Schacht B. 302 ꝛc.;
Die Hälfte einer krieplichten Achte. L. 7, 19. Krüp~
peln: 1) intr. (haben) und refl.: krüppelhaft fortkom-
men oder ſich ſo fortbewegen, kriechen, auch (ſ. flat-
tern, Anm.) m. „ſein“: Es krüppelte am Boden das un-
fruchtbarſte Buſchwerk. Heine Verm. 1, 257; Auch krüppelt
ſich der Lorber nur mühſam fort auf deutſchem Boden. Troll
VIII; Krüppelten ſich nun in ihrem Ehſtand ſo hin. Tieck
N. Kr. 4, 255 ꝛc., vgl. kümmern 1b. 2) tr.: a) zum
Krüppel machen: Kalt Hüftweh du, | krüppl’ unſre Raths-
herrn, daß ihr Leichnam hinke. V. Sh. 3, 547 (ſelten).
b) Etwas k–d (1a) zu Wege bringen: Kein Menſch ..
kann’s [das Vaterunſer] ſo nachbeten, wie Der [Chriſtus] ’s
gemeint hat; wir k. es nur von fern. Claudius 3, 105; Daß
die Kötter .. dreimal mehr Plaggen zuſammen-k. [k–d
zuſammenſchleppen] werden, als die vollwahrigen Erbleute.
Möſer Ph. 3, 215 ꝛc.
Zſſtzg. ſ. 1 und 2b und vgl. die von hinken, krie-
chen; ferner nam.: Ver-: 1) intr. (ſein): krüpplicht
werden: Daß Armuth eine rauhe Witterung iſt, worin ſolche
zarte junge Pflänzchen leicht erſterben oder ver-k. Engel 12,
209; Ver-k. und erlahmen. Rückert Weish. 3, 20; In dem
Boden von Jena oder Weimar aufgewachſen, hätte dieſer-
ſelbe Baum ver-k. müſſen. Stahr Weim. 323 ꝛc. Nam. oft
im Partic. = krüpplicht: Sparta .. hat ſchon Die ge-
tödtet, die mit verkrüppelten Körpern geboren wurden, und
ich, der leibliche Vater meines Sohnes ſollte ſeine verkrüp-
pelte Seele aufkommen laſſen? Börne 4, 141; 126; Wo der
Weg ſchmal und verkrüppelt geworden. G. 15, 28; Einen
knorrig verkrüppelten Baum. Kurz Sein 439 und o.; Ver-
krüppelung. Prutz DM. 1, 2, 514 ꝛc. ꝛc. 2) tr.:
krüpplicht machen: Fluch den Formen, deren Herrſchaft
uns verkrüppelt und verbildet. Freiligrath SW. 4, 188; Wie
ſie im Wachsthum gehemmt, wie ſie verkrüppelt, wie ſie ver-
kümmert werden. Gervinus Lit. 5, 185; Unſere Reichseiche
in einen einzigen Weihnachtsbaum zu ver-k. Jahn M. 49;
Mancher Vierbein [wurde] zum hinkenden Dreifuß verkrüp-
pelt. Kohl Südr. 2, 196; Wenn die Kälte die Bäume ver-
krüppelte. Stefens Malk. 2, 393 ꝛc.