Faksimile 1047 | Seite 1039
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krumm
Krúmm, a.:
krümmst (–st): Ggstz. von grade (s. d. und vergl. biegen 7), eig.: K–e Linien, Flächen, Wege (s. u.), Finger, Nasen, Säbel, Sicheln etc.; K–es Stroh, s. Krummstroh; K. gebogen, gewachsen; Zu weite Pantoffeln k. treten. G. 17, 25; Ist deine Decke kurz, so zwing dich k. zu liegen. Lichtwer 211 etc.; Über Etwas den Mund, die Nase k. ziehn, krümmen (s. d.), rümpfen; Schief und k., Jenes im Ggstz. des Grade- Stehns (des Senkrechten) fehlerhaft geneigt, Dies des Grade- Seins = fehlerhaft gebogen. So oft = kontrakt etc.: Ein k–es Rückgrat, Rücken, Buckel (s. u.); Sie war k. und konnte nicht wohl aufstehen. Luk. 13, 11; Von dem k–en Weiblein im Evangelio. Luther SW. 60, 31; Im Rücken k. G. 12, 33; Der von Person so k. war wie ein großes S. 29, 59; K. und lahm sein, geschlagen werden; Wegen seiner k–en lahmen Füß. Zinkgräf1, 271 etc.; K. und gebückt gehn, vor Alterschwäche, vor Kummer (Ps. 38, 7) etc.; ferner: Einen k–en Rücken, Buckel machen, sich tief demüthig beugen; Wer der Krümmste mir kniet, ich belohn’ ihn. Kl. Od. 2, 144 etc.; Einen Verbrecher k. (zusammen) schließen lassen, so daß er sich nicht grade richten kann u. ä. m. Übertr.: K. im Ggstz. des Rechten, Biedern, zur Bez. des Bösen oder doch Ränkevollen, nicht grade und ehrlich auf das Ziel los Gehenden: K–e [schlechte] Wege (s. o.). Ps. 125, 5; Gradsinn und k–e Wege [Falschheit] ziehen neben einander her. Börne 1, 377; Das rechte Glück muß man immer erschleichen | und zum Gipfel führt nur ein k–er Pfad [List]. Körner 249b; Doch mit den Sachsen wirst du ehrlicher | verfahren, sie verlieren die Geduld, | weil du so k–e Wege machst. Sch. 340a etc.; Mit Etwas k. herum kommen, Umschweife machen; K–e Sprünge machen, z. B. eigentl. von den Zickzacksprüngen des Hasen, dann auch von einem listig Ränkevollen, der Einen irr führen, ihm entgehn will etc. Das K–e grade machen (biegen etc.) eig. und übertr.: Wäre die Sache | noch so k., ich mache sie grad mit guter Bezahlung. G. 5, 230 [vgl. das Recht biegen etc.]; Grad zu machen suchen, was Andre k. gemacht [Andrer Fehler und Vergehn wieder gut machen]. Gott- helf U. 2, 51; Zumal sie den Stein auf einmal heben wollen und alles K–e schlecht [s. d. = schlicht] zu machen gemeint. Leibnitz (Wackernagel 3, 1, 1000 Z. 36), vgl. Pred. 1, 15; Luk. 3, 5 etc. Sprchw.: K–e Finger [s. d. 1f] machen, stehlen, gleichsam Haken, Etwas an sich zu reißen, s. krümmen (1). W. 11, 179. Ich thue Reineken selbst nichts Grades noch K–es. G. 5, 195, durchaus Nichts [zu Leide]; Ich geb dir von meinem Gut Alles, das k. ist und recht ist [ohne Ausnahme]. Murner Ul. 132, K–es und Dummes anstellen. Pestalozzi 4, 75, etwas Verkehrtes, was nicht recht ist (s. o.); Sich k. und dumm an Etwas arbeiten etc. Zelter 2, 15, sich eig. körperlich und geistig krank und stumpf an Etwas arbeiten etc. Sich den letzten Backzahn über Etwas k. lachen (veralt.). Günther 165; Sich schief und k. [vgl.: sich krank] lachen etc. Etwas k. [schief, übel] nehmen. Holtei Mensch 2, 71; Lewald Roth. 38; Prutz Woch. 56; Spindler Stadt 1, 49; Werner Luth. 182 etc., vgl.: Es ist kein Hirtenbub so gering, der von einem fremden Herrn ein k. Wort [etwas Unrechtes, womit ihm zu nah geschieht] litte. Luther 8, 108a; Es geht Einem k. [schief, übel etc.]. Rückert Mak. 2, 229.
Anm. Ahd. chrump, mhd. krump etc., s. Krampf, Anm., krimpen etc., auch schrumpfen; Daß die Glieder gelenkig bleiben und nicht krümpficht werden. Hohberg 3, 244a. Gw. Steigrung mit Uml. z. B. krümmer. G. 4, 44; Der krümmste Weg. Hebel 3, 293 etc., vgl. dumm. Über „der k–e Mittwoch“, s. Grün 10.
Zsstzg. z. B.: Die Rach’, obwohl sie geht auf krüppelk–en Füßen, | kommt endlich doch herbei. Rachel 7, 506; Ein säbel-k–es Bein. Blumauer 1, 67; Sprenkel-k. gebückt. Langbein 2, 188 etc.